Erſcheint Montags auen.
nommen täglich. InHe inen. F D
berg vicrteljährig 45. tr. - :
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
Die dreispalt. Petitzeile 2kr.
î HBeftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bej
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
H, o
1849.
Die Mission des öſterreichisſchen Erzherzogs
Stephan nach London.
Es war am Sonntag, den 24. September 1848 als die-
ſer Erzherzog dje ungarische Armee heimlich verließ, Das heißt
durchbrannte. A j ;
Was Wunder, daß der öſterreichiſche Reichstag zu Wien
nun sich nicht getraute, die von den Ungarn angebotene Hülfe
anzunehmen und zögerte, und zögerte, bis die zu Hulfe heran-
gerückten Ungarn das Mißgeschick traf.
Dieser Erzherzog Stephan wurde nach England abge-
ordnet, reiste über Frankfurt a. M., wo er ſich nur einen Tag
bei Erzherzog Johann dem Reichsverweser aufhielt und dann
nach England eilte. ;
Wenn das lesende Publikum dergleichen Prinzen-Sendun-
gen seit Metternichs Stiftung der sogenannten heiligen Allianz
mit einiger Aufmerksamkeit beobachtet hat, ſo wird es gefun-
den haben, taß jcdesmal, wenn die Fürſtenmitglieder jenes
heilig genannten Bundes geheime Gegenſtcnde von einiger Be-
immer durch besondere Miſſionen der vertrauteſten ihrer Prin-
zen besorgen ließen, ſo daß von dem zu Berhandelnden selbit
die Minſter, ja selbſt der Kabineteminiſter nichts erfuhr.
haben die Beſtätigung tieſer Angabe aus dem Munde eines
verstorbenen Cabinetsminiſters in einem konstitutionelen Staat.
Seit jener Stephan von Frankfurt nach England abgereiſt
iſt, hat man in keinem öffentlichen Blatte mehr von deſsſen
Misſſion etwas geleſen, und selbſt das offizielle Organ der
deutschen konftituirenden Volksversammlung in Frankfurt, die
ODberpoſtamts-Zeitung, hat hierüber nie wieder ein Wort ent-
halten. ; z -
Für aufmerkſame Beobachter ein trifftiger Grund mehr,
den Mittheilungen über den Zweck jener Miſſion nach Frank-
furt und England Glauben beizumeſsſen, daß derselbe die Be-
ſtimmung gehabt habe, besondere geheime Aufträge an Metter-
nich zu überbrigen, und von dies.m Gutachten und Rathſchläge
zur Unterdrückung des mächtig erwachten öſterreichiſchen Volks-
geiſtes und Boikswillens einzuholen und dieselben in -aller
Stille auf irzend vorgeſchriebenem Wege nach dem Continent
zu. befördern, damit es kein Aufsehen machen möge. Haupt-
ſächlih in Osterreich se:bſt, und man dadurch forthin mit dem
alten Bundes - und Regierungs - Lenker Metternich in Verbin-
dung bleiben, seine Anſichten uud Rathſchläge in allen Vorkom-
menheiten vernehmen könne, um ſich, wie's bis zu Metternichs
eiligſter Flucht von Wien geschehen, nach dessen absolutem
Syſtem in Unterdrückung des Volksgeiſtes zu Herſtellung der
Ruhe und Ordnung leiten zu lassen, damit, wenn der günſtige
Zeitpunkt eintrete, Metternich wieder auf ſeinen Poſten zurück-
kehren, und selbſt wie vordem Oesterreich regieren und forann
einer Rache an den Gegnern freien Lauf laſsen könne, da be-
kanntlich Metternichs Maxime es war und iſt, sobald wieder
Ruhe dazu seie, Alles wieder auſ's Alte ſchlau zurückzuführen,
enſtag, 27. Februar.
Wir
wie er seiner Zeit auch dem badischen, damals noch lebenden
Cabinetsminiſter Berſtett in einem geheimen aber öffentlich ge-
wordenen Berichte zu thun gerathen hat.
Nach dieſes Metternichs Rathschlägen wird indeß gehan-
delt in Oeſterreichhs Provinzen mit Pulver und Blei, mit
Feuer und Schwert. Die Metternich'ſche Ruhe und Ordrung
wieder herzuſtellen geſucht, und nach Außen vor der Hand in
Allem temporiſirt. :
So iſt dieser Metternich noch immer auf seine Weise der
Inbegriff des vormärzlichen absoluten Syſtems der Regierun-
gen und ſeiner deprimirenden Maxime, der jetzt ſichtbare
Hemmſchuh auch für die Gestaltung der Zukunft Deutſchlands
zu Berlin und Frankfurt.
Man kann aber auch hierbei in Wahrheit sagen :
D en Böſen haben wir vertrieben,
Die Büſen ſind geblieben.
t ſ einiger Br! . Vereinigte Staaten von Denutſchland.
deutung deſſelben unter einander zu veryandeln hatten, ſie dieſe - f
V Heidelberg, 24. Februar. Veranlaßt durch ein
Schreiben des Finanz - Miniſters Hofmann an einen hiesigen
Bierbrauermeiſter verſammelte dieſer die Innungsgenoſſen, um
denſelben bieſes Schreibin zur Kenntnißnahme zu bringen.
Das Schreiben enthält eine Einlqdung des Finanzministers
an dieſen Bierbrauermeiſter, um deſſen Gutachten über ein
neues Bierſteuergeſes , das nächſter Tage den Kammern zur
Berathung vorgelegt werden soll, zu hören. Die versammelte
Innung hat aber einſtimmig den Beschluß gefaßt, daß diefer
Mit-Meiſter dem Miniſter erklären sol:
1) Da die jetzige erſte und zweite Kammer das Vertrauen
des badischen Volkes durchaus verloren hat, also auch
das der hieſigen Bierbrauer, so werden diese auch kein
Gesetz von denselben ( den Kammern ) annehmen, und
ſie verwahren sich hiermit auf das Entſchiedenſte gegen
ein solches Gesey. ;
2) Das jetzige provisoriſche Bierſteuergeses soll bis zur
Way!l einer neuen, volksthümlichen Kammer beibehalten
werden. ;
Sämmilliche Volksblätter des badiſchen Landes werden
erſucht, Obiges in ihre Spalten aufzunehmen, sowie alle Mit-
meiſter, dieſen Beschluß zu dem Jhrigen zu machen.
* Heidelberg, 23. Febr. Mit jedem Tag, nit jedem
Schritt gibt sich die Wahrheit zu erkennen, daß seit dem 24.
Februar 1848, ein Jahr ~ 365 Tage > verfloſſen und mit
der Zunahme der Tage auch die Frechheit der Gewalt zuge-
nommen hat.
“ Wer erinnert sich nicht, wie höflich uud zurückhaltend in
ten Märztagen die Schandarmen, Polizeikommisſäre und Po-
lizeidiener, Zollgardiſten und dergleichen Leute ſich gegen die
Bürger benagmen? Wer erinnert sich aber auch nicht, daß
nommen täglich. InHe inen. F D
berg vicrteljährig 45. tr. - :
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
Die dreispalt. Petitzeile 2kr.
î HBeftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bej
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
H, o
1849.
Die Mission des öſterreichisſchen Erzherzogs
Stephan nach London.
Es war am Sonntag, den 24. September 1848 als die-
ſer Erzherzog dje ungarische Armee heimlich verließ, Das heißt
durchbrannte. A j ;
Was Wunder, daß der öſterreichiſche Reichstag zu Wien
nun sich nicht getraute, die von den Ungarn angebotene Hülfe
anzunehmen und zögerte, und zögerte, bis die zu Hulfe heran-
gerückten Ungarn das Mißgeschick traf.
Dieser Erzherzog Stephan wurde nach England abge-
ordnet, reiste über Frankfurt a. M., wo er ſich nur einen Tag
bei Erzherzog Johann dem Reichsverweser aufhielt und dann
nach England eilte. ;
Wenn das lesende Publikum dergleichen Prinzen-Sendun-
gen seit Metternichs Stiftung der sogenannten heiligen Allianz
mit einiger Aufmerksamkeit beobachtet hat, ſo wird es gefun-
den haben, taß jcdesmal, wenn die Fürſtenmitglieder jenes
heilig genannten Bundes geheime Gegenſtcnde von einiger Be-
immer durch besondere Miſſionen der vertrauteſten ihrer Prin-
zen besorgen ließen, ſo daß von dem zu Berhandelnden selbit
die Minſter, ja selbſt der Kabineteminiſter nichts erfuhr.
haben die Beſtätigung tieſer Angabe aus dem Munde eines
verstorbenen Cabinetsminiſters in einem konstitutionelen Staat.
Seit jener Stephan von Frankfurt nach England abgereiſt
iſt, hat man in keinem öffentlichen Blatte mehr von deſsſen
Misſſion etwas geleſen, und selbſt das offizielle Organ der
deutschen konftituirenden Volksversammlung in Frankfurt, die
ODberpoſtamts-Zeitung, hat hierüber nie wieder ein Wort ent-
halten. ; z -
Für aufmerkſame Beobachter ein trifftiger Grund mehr,
den Mittheilungen über den Zweck jener Miſſion nach Frank-
furt und England Glauben beizumeſsſen, daß derselbe die Be-
ſtimmung gehabt habe, besondere geheime Aufträge an Metter-
nich zu überbrigen, und von dies.m Gutachten und Rathſchläge
zur Unterdrückung des mächtig erwachten öſterreichiſchen Volks-
geiſtes und Boikswillens einzuholen und dieselben in -aller
Stille auf irzend vorgeſchriebenem Wege nach dem Continent
zu. befördern, damit es kein Aufsehen machen möge. Haupt-
ſächlih in Osterreich se:bſt, und man dadurch forthin mit dem
alten Bundes - und Regierungs - Lenker Metternich in Verbin-
dung bleiben, seine Anſichten uud Rathſchläge in allen Vorkom-
menheiten vernehmen könne, um ſich, wie's bis zu Metternichs
eiligſter Flucht von Wien geschehen, nach dessen absolutem
Syſtem in Unterdrückung des Volksgeiſtes zu Herſtellung der
Ruhe und Ordnung leiten zu lassen, damit, wenn der günſtige
Zeitpunkt eintrete, Metternich wieder auf ſeinen Poſten zurück-
kehren, und selbſt wie vordem Oesterreich regieren und forann
einer Rache an den Gegnern freien Lauf laſsen könne, da be-
kanntlich Metternichs Maxime es war und iſt, sobald wieder
Ruhe dazu seie, Alles wieder auſ's Alte ſchlau zurückzuführen,
enſtag, 27. Februar.
Wir
wie er seiner Zeit auch dem badischen, damals noch lebenden
Cabinetsminiſter Berſtett in einem geheimen aber öffentlich ge-
wordenen Berichte zu thun gerathen hat.
Nach dieſes Metternichs Rathschlägen wird indeß gehan-
delt in Oeſterreichhs Provinzen mit Pulver und Blei, mit
Feuer und Schwert. Die Metternich'ſche Ruhe und Ordrung
wieder herzuſtellen geſucht, und nach Außen vor der Hand in
Allem temporiſirt. :
So iſt dieser Metternich noch immer auf seine Weise der
Inbegriff des vormärzlichen absoluten Syſtems der Regierun-
gen und ſeiner deprimirenden Maxime, der jetzt ſichtbare
Hemmſchuh auch für die Gestaltung der Zukunft Deutſchlands
zu Berlin und Frankfurt.
Man kann aber auch hierbei in Wahrheit sagen :
D en Böſen haben wir vertrieben,
Die Büſen ſind geblieben.
t ſ einiger Br! . Vereinigte Staaten von Denutſchland.
deutung deſſelben unter einander zu veryandeln hatten, ſie dieſe - f
V Heidelberg, 24. Februar. Veranlaßt durch ein
Schreiben des Finanz - Miniſters Hofmann an einen hiesigen
Bierbrauermeiſter verſammelte dieſer die Innungsgenoſſen, um
denſelben bieſes Schreibin zur Kenntnißnahme zu bringen.
Das Schreiben enthält eine Einlqdung des Finanzministers
an dieſen Bierbrauermeiſter, um deſſen Gutachten über ein
neues Bierſteuergeſes , das nächſter Tage den Kammern zur
Berathung vorgelegt werden soll, zu hören. Die versammelte
Innung hat aber einſtimmig den Beschluß gefaßt, daß diefer
Mit-Meiſter dem Miniſter erklären sol:
1) Da die jetzige erſte und zweite Kammer das Vertrauen
des badischen Volkes durchaus verloren hat, also auch
das der hieſigen Bierbrauer, so werden diese auch kein
Gesetz von denselben ( den Kammern ) annehmen, und
ſie verwahren sich hiermit auf das Entſchiedenſte gegen
ein solches Gesey. ;
2) Das jetzige provisoriſche Bierſteuergeses soll bis zur
Way!l einer neuen, volksthümlichen Kammer beibehalten
werden. ;
Sämmilliche Volksblätter des badiſchen Landes werden
erſucht, Obiges in ihre Spalten aufzunehmen, sowie alle Mit-
meiſter, dieſen Beschluß zu dem Jhrigen zu machen.
* Heidelberg, 23. Febr. Mit jedem Tag, nit jedem
Schritt gibt sich die Wahrheit zu erkennen, daß seit dem 24.
Februar 1848, ein Jahr ~ 365 Tage > verfloſſen und mit
der Zunahme der Tage auch die Frechheit der Gewalt zuge-
nommen hat.
“ Wer erinnert sich nicht, wie höflich uud zurückhaltend in
ten Märztagen die Schandarmen, Polizeikommisſäre und Po-
lizeidiener, Zollgardiſten und dergleichen Leute ſich gegen die
Bürger benagmen? Wer erinnert sich aber auch nicht, daß