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Die Republik — 1849

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No. 78 - No. 101 (1. April - 29. April)
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von Gott und durch seine Gnade ausgetheilt, wie kann ſich

Erſcheint Montags augen.
nommen täglich. InHeinen. Ä
berg vierteliährig 45 ll. ©

Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl..
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



„[Für das Volk und gegen seine Bedränger.“"

Republik.

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renn er n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftänitern. Briefe
werden frankirt erbeten.







"= 101. Ö Sonuntag,

+ Die kalſerlichen'Kurfürſten zu Frankfurt
und was sie dem Volke zumuthen.

Heidelverg , 27. April. Daran, daß der König von
Preußen mit der ſchwarzgelben Kamarilla in Olmüt wegen
des Kaiserwerdens wirklich und ernſtlich in Streit gerathen
ſei, haben wir nie und nimmer geglaubt. Die Kaisergeschichte
war ihm von Anfang an sehr unbequem. Mußte er doch als
Kaiſcr, er mochte es anfangen, wie er wollte, alle die revo-
lutionären Staaten in Süd- und Mitteldeutſchland mit in den
Kauf nehmen. Und wenn auch er nicht eingeschen hätte, wie
gefährlich dieser Kauf für seine Herrſchaft werden würde, so
hat gewiß sein Freund und Schwager in Petereburg ihn freund-
nachbarlich darauf aufmerkſam gemacht. Der Schwager war
alſo auch dagegen, und mit dem will er es am allerwenigſten
verderben. Zu allem dem war und .iſt ihm die Frankfurter
Nationalverſammlung doch immer noch , trotz aller gezeigter
Ergebung und gehorsamſter Dienſtbefliſſenheit , so ein Stück
Revolution, eine, wenn auch aus der Art geschlagene und
zum Beſsern gelenkte ,„Märzerrungenſchaft.«v Kronen werden

alſo dieſe Frankfurter Unterthangeſellſchaft erfrechen, Mir, Fr.

Wilhelm von Gottes Gnaden, Köuig von Preußen und
Schwager des Czaren aller Neußen eine Krone anzutragen ?

Packt Euch, Ihr lumpiges Deputirtengeſindel , Ich will Euch

Raiſon lehren !

ſr§ terte es Friedrich Wilhelm wohl erwogen, als die

berüchtigten Frankfurter Kurfürſten nach Berlin kamen und ſo
hat er sie abfahren laſſen. Daß er 1hnen in ſeinem Schloß |
zu eſſen und zu trinken gegeben hat, war ritterliche Gaſtfreund-
schaft und ein mildthätiger Zug ſeines chriſtlich - yermaniſchen

Gemüths. Auch hat er sich den 30 Frantjurter Kurfürſten

zum Ueberfluß von wegen der Kaijerkrone entſchuldigt, er

nehme sie ſchon gern, aber ſeine Vettern, die andern Fürhten,

die müßten's doch auch zufrieden sein uud nichts dagegen ha-

ben, er wolle einmal bei denen erſt anfragen. Das war alſo

eine Ausrede, die er gar nicht nöthig gehabt hätte zu machen,

aber er iſt ein artiger Herr und drum wollt: er den Frank-

furtern, die so weit hergekommen waren, ihr unterthäniges

Petitum nichi so rund weg und grob abſchiagen. Daß die

. Vornehmsten seiner Herrn Bettern in Deutſchla.d, namentlich |
die Herrn Könige von Sachſen, Baierland, Hannover . und
Würtemberg dann ſagen würden, lieber Herr Vetter, wir
denken wir laſſen's wie's war und wobei wir uns ja alle
wohlbefunden haben; wir laſſen’s beim alten deutſchen Bundes-

herum, daß die lieben Unterthanen auch meinen, ſie hätten et-
was mitzureden ~ daß die Herrn Vetier ſo ſagen würden ,
daß wußte Friedrich Wilhelm sehr gut, denn sie yatten’s ihm
ſchon gesagt und war alles ſchon hübſch fix und fertig abge-
kzritt slr die vermeintlichen 30 Kurfürſten aus Frankfurt nach
erlin abzogen. j

Was für lange Nasen aber dieſe Reichskurfürſten gemacht
haben, als ſie wieder heimzogen und wie wir Demokraten und
Republikaner darüber ein furchtbares Gelächter angeſchlagen
haben, das wissen die Leser der Republik »sehr gut, denn ſie
haben alle mitgelacht. . ts



Danmit es aber die Frankfurter Kurfürsten schriftlich hät-

wir meinen, das Volk in dieſem







29. April. 1849.



ten, wie's Fritz gemeint habe, hat er einen offenen Brief an
ſeine Collegen, die deutschen Fürſten geſchrieben, worin er un-
gefähr daſſelbe ſagt, wie oben. Es iſt aber darin noch aus-

drücklich bemerkt, die Frankfurter Kurfürſten hätten auch eine

Verfaſſung fabrizirt, die hätte einige ſehr dumme Säge, die
jedenfalls vor allen Dingen weggeſtrichen werden müßten.
Dann iſt, wie's ausgemacht war, hinzugeseußt, wenn die deut-
ſchen Fürſten es alle zufrieden wären, ſo wollt er auch Kaiſer
werden und den Frankfurter Kaiſernarren den Gefallen thun
D woran er natürlich gar nicht denkt. Hätten nun auf dieſen
Brief hin gleich alle Fürſten aus einem Halse geſschrieen:
Nein! wir wollen dich nicht als Kaiser haben, -- so hätte auch
der dummſte deutſche Michel am Ende doch gemerkt, daß das
abgerartet war. Die Sache wurde daher anders gemacht. 28
von den kleinen Fürſten und Raubrittern mußten rja-. sagen.
Dann ſchrieb der Ofterreicher einen ſaugroben Brief an den
Preußen, wie er ihm vorkomme „ er verbitte ſich die Kaiſer-
macherei und wenn die Frankfurter Kurfürſten nicht bald mach-
ten, daß ſie heim kämen, ſo ließ er ſie holen und die aus ſei-
nem Lande und von seinen Unterthanen dabei ſeien, in's Loch
ſchmeißen. Der Hannoveraner ließ nach Berlin ſagen, er
thäte, was Kamerad Fritz thue. Der Baier war auch gr ob
und meinte, er könne ja auch Kaiser werden. Der Schwab,
der auch inſtruirt war „.nein-- zu sagen, iſt aus der Roll He-
fallen, weil die dummen Schwaben ihn ſo lange drangſalirt

haben, bis. er nicht anders konnte, als „ja.: sagen, was aber

nichts ſchadet, denn geſcheyen thut's doch nicht und für den
Spektakel, den die Schwaben gemacht haben, werden ſie ſchon
ihr Fett kriegen. Zum Nleberfluß hat Fritz noch einmal nach
Frankfurt sagen laſſen, 's wär' nichts mit den Kaiserpoſſen
der Profeſſoren und wenn ſie nicht aus ihrer Verfaſſung alle
Unanständigkeiten (d. h. das allgemeine Wahlrecht u. s. w.)
wegſtrichen, so werde aus der ganzen Geschichte nichts und ſie
könnten machen , daß ſie nach Haus kämen. Sie hätten ihm
ohnedies schon dummes Zeug genug gemacht. f

Die Franfsurter Kurfürſten haben ſich, als das Alles ge-
ſchah, erſt geſtelt, als wären ſie wirklich erbost über den
ſchnöden Undank. Sie haben anfangs gewaltig rumort, haben
geschrieen: | das Vaterland iſt in Gefahr !- „„das Volk muß
eine Revolution machen!. y. dgl. , und haben dann zuletzt

einen Ausſchuß gewählt, der die Sache genauer überlegen

sollte. Der Ausſchuß hat ſich die Sache 14 Tage lang über-
legt und juſt beſchloſſen, es müßte beim Alten bleiben, der
Kaiser mußte eben Kaiser werden. Darüber berathen
ießt die Profeſſoren in der Paulskirche, und man kann es

d ieut ſchon für gewiß sagen, tie Frankfurter Kurfürſten wer-
tag und machen dann ſo etwas von deutscher Verfaſſung drum |

den der Mehrzahl nach für das sein, für was der Ausſchuuß
iſt, nämlich für den Kaiser , der jetzt einmal gemacht wäre

. und also bleiben müßte.

Die 14 Tage, während welcher der Ausschuß aber be-
rathen hat, haben die andern Frankfurter Kurfürſten nicht
unbenutzt gelaſſen Sie haben nämlich überall herum geschrie-
ben und in Volksverſammlungen darauf beharrt, wenn die
Jürſten die Kaiſerverfaſſung nicht annehmen wollten und Fritz
nicht Kaiser werden wollte, ſo müßte das Volk aufstehen und
dafür eiue Revolution machen. Urd leider ~ wir müſſen es
mit Scham geſtehen + haben ſich viele sonſt guten Demokra-
ten und Republikaner von dieſcn Frankfurter Professoren, die
Jahr genug geſchunden ha-
 
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