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Die Republik — 1849

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No. 78 - No. 101 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0377

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Erſcheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koten.
die dreiſspalt. Petitzeile 2kre.





Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.‘"

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u:.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.



ES



R~ g.

Deutschland.

* Heidelberg,. 19. April. Nach Beschluß des Hof-
gerichts zu Freiburz werden die Angeklagten Adalbert v.
Born ſtedt aus Stendal, Joſeph Fickler aus Konſtanz,
Daniel Krebs aus Mannheim und Karl Steinmet, aus
Durlach am 2. Mai, Vormittags 9 Uhr vor die Geſchwore-
nen in Freiburg gestellt werten. Nachtem die letzten Ge-
ſchworenen die April- und März-Revolution des vor. Jahres
als eine nicht ſtrafbare Handlung erklärt haben, müſsen
dieſe vier Angeklagten unzweifelhaft freigeſprochen werden. ~
Das Volk verlangt, daß seine Geschworenen, die in ſeinem
Namen zur urtheilen berufen ſind, des Volkes Stimme und
nicht die Diener der Volksverräther ſeien.

* Karlsruhe, 18. April. Für das Soldatenhalten
ſind in unserem kleinen Lande an Meyraufwand von Dezemb.
1844 bis Ende 1847 verausgabt worden 1,152,937 fl., von
1. Mai bis 31. März 1849 aber allein 1,110,227 fl. Wie
viele Menſchen hätte man wohl mit tieſer Summe aus Elend
und Sorge zu Verdienſt und Glück bringen können # Das
werden wir einmal gewissen Herren auszurechnen geben, wenn
ſie sich da befinden werten, wo jetztt die Volksfreunde, zu
Bruchſal, ſitzen.

§ Tauberbiſchofst;eim, 16. April. Auf dem hier
abgehaltenen Kreiscongreß der Volksvereine waren 25 Vereine

mit 1967 Mitgliedern vertreten – ein Beweis , wie. Lehr die.

Grundsätze ver Bolksherrſchaft in unserem ſrüher so unfrucht-
baren Boden Wurzel geschlagen haben. Die wesentlichsten Be-
schlüſse, die, gefaßt wurden, ſind folgende : ;

: 1) Tauberbiſchofsheim iſt definitiv der Sitz des Kreis-
Ausschuſſes; 2) dieſer Ausſchuß befteht aus einem engeren
(kleineren) und einem größeren (erweiterten). Der engere
Auesſchuß beſteht aus dem jeweiligen Ausschuß des Ortsvereins
Tauberbisſchofsheim's, muß aber in dieſer Eigenschaft, jedoch
unbeschadet der Organisſatiqn des Ortsvereines, aus 5 ſtimm-
berechtigten Mitgliedern beſtehen. 4) Der größere Ausſchuß
beſteht aus dem engeren, und je einem Vertreter der ſieben
Bezirks Vereine, Tauberbiſchofsheim dabei nicht mitgerechnet ;
5) der engere Ausſchuß hat jeweils über die Competenzfrage
zu entſcheiden; 6) bei Stimmengleichheit im größeren Ausſchuß
gilt der Antrag als verworfen; ſämmtliche bisher proviſoriſchen
Bezirksorte, mit Ausnahme von Walldüren, an deſſen Stelle
Hardheim tritt, ſind definitiv als solche ernannt worden; 7)
die Wahl des Vertreters zum Landescongresse iſt Sache der
Bezirsvereine; 8) den Zweigvereinen bleibt es überlaſsen je
nach ihrer Lage ſich dieſem oder jenem Bezirks-Verein anzu-
schließen.

«° Frankfurt, 17. April. Die Nationalverſammlung
hat heute das wiederholte Verlangen des Hexrn Bekk , den
Abg. Peter verhaften zu d ür fen, zum zweiten Mal
ab gew ies e n. Der Ausschuß, dem die Sache überwiesen
war, harte beantragt, die Verhaſtung zuzulassen. Dagegen
ſprachen Chr iſt und Bren tano mit vieler Beredsamkeit.
Als erſterer sagte : „Bedenken Sie, welche Wirkung die Ver-
hängung der Verhaftung auf einen Mann ausüben mußte,
der kaum einer lebensgefährlichen Krankheit entginge ~ da
ſchlugen Baſſermann und Konſorten ein lautes Hohngelächter
an, das ſie wiederholten, als Br ent an o ausrief: „Was .iſt

Samſtag, 21. April.

| der eigentliche Grund der Verhaftung ? Den Verhaftsbefehl







1 8/49).

»ſanktioniren heißt Peter in die Arme des Totes werfen, dem
er kaum durch ärztliche Hülfe entgangen iſt!! Die Sache der
Gerechtigkeit und Menſchlichkeit hat gesiegt : die Versammlung
hat den Antrag ihres Ausschuſſes verworfen. Das badiſche
Volk aber wird ſich tas Hohngelächter des Herrn Baſſermann
und Mathy zu notiren haben.

* Frankfurt, 17. April. Da haben wir's schon !
Herr K amphauſen, der Bevollmächtigte des Königs von

Preußen, für den tas deutſche Volk ~ die Profeſſoren an

ter Spitze — auf die Barrikaden steigen soll, hat von seinem
Herrn den Auftrag erhalten, die Abänderung des g. 1. der
Reichsverfaſſung , des Suspenſivveto's (aufſchiebendem Ein-
ſpruchsrecht des Kaisers gegen tie Beschlüſſe der Kammer)
und des demokratiſchen Wahlgesetzes von der Nationalverſamm-
lung zu verlangen, wenn er die Kaiserkrone und das Reichs-
ſchwert ergreifen ſoll. Haben wir's nicht vorausgesagt ? Kai-
ſer will er ſchon werden, aber aus ter demokratischen Verfas-
ung wird Nichts. Die „Unterthanen-- müſſen Ordre pari-
ren und Gegen Demokraten helfen nur Soldaten..

Freiburg, 16. .Apri. Durch Verfügung des groß-
herzogl. Staatsminiſteriums vom 13. d. M. iſt das weitere
gerichtliche Verfahren gegen die wegen Hochverraths in An-
klageſtand versetzten Amalie v. Struve und deren Bruder
Peter Duſar unter der Voraussegung künftigen rgeſeulichen

Betragens-- niederg eſchlag en, und ſind in Folge deſſen

Beide der Haft entlaſſen worden. –

z Stuttgart, 15. April. Die Frage, ob man die
deut) che Reicheverfaſſung mit ſammt ihrem preußiſchen Erb-
kaiſer durchſegen oder ihrem Schickſale überlaſſen müſſe, hat
auch hier die Demokraten augenblicklich in zwei Lager geſchie :
den. Die einen meinen, man müſse die Nationalverſammlung
und ihre monarchiſche Verfaſſung unterſtützen, um nur Einiges
zu retten, die andern wollen für diese Versammlung und ihr
monarchiſches Geschöpf nichts thun und hoffen auf eine neue
Revolution, welche dem Volke Gelegenheit geben werde, sein
Leben für etwas Beſſeres als einen Erbkaiser einzuſetzen. Zu
der legtercn Ansicht bekennen sich namentlich die entſchlossenſien
Republikaner. Vorgeſtern kam die Sache in unsrer Kammer
zu Sprache. Seeger hatte den Antrag geſtellt, die Kammer
ſolle an der Reichsverfaſſung feſthalten. Es entspann ſich da-
rüber eine längere Debatte, während welcher unſer Abg. Pfäff-
lin (von der äußerſten Linken) das Wort nahm und den
Herrn Abgeoroneten, die für die Frankfurter Verfassung spra-
chen folgende Geschichte erzählte: „In. einer Reichsstadt wollte
der wohlweiſe Rath ein Gemälde, die Flucht nach Aegypten
darſtellend, haben, marktete aber mit dem Maler um den Preis;
der Maler habe bald geſehen, daß mit den wohlweisen Räthen
nichts zu machen gewesen, habe den Preis endlich angenom-
men, aber tie Figuren nur mit Waſſerfarben, und nur den
Esel allein mit Oelfarben gemahlt; als nun ein großer Re-
genguß gekommen, sey Alles verschwunden, der Efel allein He-
blieben; ſo werde es, fürchte er, mit der deutſchen Reichsver-
faſſung gehen ; dieſe werde verſchwinden und nur der Erbfai-
ser zurückbleiben.. Der Abg. Pf äſflin hat dem Nagel auf
den Kopf getroffen, die Kammer aber hat daneben geſchlagen,
denn sie hat den Seeger’ſchen Antrag doch angenommen,
 
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