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Die Republik — 1849

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No. 125 - No. 141 (1. Juni - 21. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0535

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: Erſcheint Montags augen.
nommen täglich. In Heidel- g,
berg und Umgegend monatl.
15 kr., vierteljährig 45 kr.
‘ Durch die Poſt bezogen im
"ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2 kr.
Elinzelne Nummern 2 kr.



Es

ND 136.

„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'

Donnuerſtag, 14. Juni

Beſtellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buchdruk-

m . 4% 9 " D fkcrei von O. A. O wal d,
|] ! U ; cp n! 1 / bei Kaufmann Berner,
p.. T V- ; . "@ Porzelanmaler Wa g nn e r;

auswärts bei allen Poſtäm-
tern. Brieſe werden
frankirt erbeten.

1849.







Deutschland.

Heidelberg, 12. Juni. In der Rede, womit
Brentano die konſtituirte Verſammlung begrüßte, ſagte
er unter Anderm:

vIhr Amt iſt ein hochwicbtiges, ſchweres, denn das
Vaterland iſt in Gefahr, an unſern Grenzen klirren
die Waffen. Unsere Krieger ſind brav, und begeiſtert
für die große Sache der Freiheit. Wohl ſind ſchon
einige unſerer Brüder in diesem heiligen Kampfe ge-
fallen, aber Jeder von Ihnen wird ſich eher dies Loos
erwählen, als daß er dem drohenden Feind den gehei-
ligten Boden des Vaterlandes preisgiebt. (Beifallsruf.)
Und bald werden Sie diesen hohen Muth erproben,
bald wird der Sieg ihr Lobn ſein. -–~ Sie, Bürger
Volksvertreter, müssen bandeln mit unsern Kriegern ;
Sie müſſen die politiſ ch e Seite des Kampfes durch-
ſühren. An Ihnen iſt es, zu beſtimmen, nach welcher
Verfaſſung, nach welcher Staatsform von nun an
unser Volk regiert werden soll. Sie werden dieſe Auf-
gabe verſtehen, Sie werden ſie würdig zu löfen wiſſen.
Dabei aber bedenken Sie vor Allem Eines: dap der
Kampf, den wir führen, nicht bloß gilt für Baden und
die Rheinpfalz, sſondern daß es ein Kampf iſt unseres
ganzen Bolkes gegen feine Unterdrücker, daß es der
große, entscheidende Kampf iſt für die Freiheit des
deutschen Vaterlandes.»

Dieß iſt nun allerdings ganz gut und richtig, wir
sind vollkommen damit einverſtauden, allein wenn man
von Anfang an die Sache als eine allgemeine deutſche
betrachtete, die Revolution in Baden zu einer deutſchen
Revolution machen wollte, weil ein revolutionirtes
Baden von dem nicht revolutionirten Deutschland un-
terdrückt werden müßte, warum hat man in allen Maß-
regeln die ängſtliche Vorsicht hervorleuchten lassen, über
die Grenzen von Baden und Rheinpfalz nicht hinaus
zu gehen? Warum hat man die Wählbarkeit für die
conſtituirende Versammlung nur auf Baden beſchränkt,
und nicht auf alle Deutſchen ausgedehnt , und so eine
Menge von Intelligenzen hereingezogen , welche die
conſtituirende Verfassung so nothwendig brauckten kann ?
~–~ Warum hat man nickt gleich Anfangs , als die
Regierungen in den Nachbarſtaaten noch verblüfft waren
durch die Ereigniſſe in unſerm Lande, noch keine Trup-
pen zuſammengezogen hatten, warum, fragen wir, hat
man zu diefer Zeit nicht die Revolution über die ba-
diſchen Grenzen getragen, nach Würtemberg , Heſſen,
Nassau c.? Warum hat man dieß nicbt gethan zu
einer Zeit, wo zwei Regimenter Soldaten mit einigen
Freiſchaaren hinreichten, dieß mit Erfolg zu thun ? ~

Ja warum hat man dieß nicht gethan, wenn man
aus der badiſchen Revolutlon eine deutsche machen
wollte, wenn man einſah, daß eine vereinzelte Revo-
lution in Baden nichts nütze, nur pfuſcht und zwecklofe
Opfer verſci lingt? – Aber eben weil man dieß nicht
gethan hat, finden wir einen Widerspruch zwiſct en den
gesprochenen Worten und den begangenen Handlungen.
Mit Worten deutet man den richtigen Weg an, aber
in der Praxis unterließ und unterläßt man es, ihn
einzuſchlagen. ; , ;

Sedaun sagt Brentano ferner, indem er über die
bisherige Wirksamkeit der proviſoriſchen Regierung

ſich ausſpricht: «Wir haben die gefährlichen reaktionä-
ren Elemente als der Staatsverwaltung entfernt.»

Es iſt dies jedoch nur theilweiſe ricktig; einzelne höhere

und niedere Beamten wurden entlaſſen, wenn man aber
erfäbrt, daß ſo ein Junghans, ein Rettig noch in Amt
und Würden ſich befiuden, daß das ganze Richterper-

sonal in Mannheim, das die proviſoriſche Regierung

gar nicht anerkennt, nicbt entlaſſen iſt, so wird man
zum Zweifel an der vollen Durchführung der beſpro-
c enen Maßregel veranlaßt.

~ 15. Juni. Das Reichsminiſterium der durch
die Nationalverſammlung aufgelösten Centralgewalt
fordert die württembergiſche Regierung auf, der Na-
tHonalverſammlung und der von ihr gewählten Regent-
fcl'aft entgegen zu treten und namentlich die Lettere
uicht zu dulden, da die rechtmäßige Centralgewalt in
Frankfurt ſei.

~ Aus Württemberg erſsährt man gar keine Ereig-
niſſe. Das Volk und das Millitär iſt durchaus ent-
fchieden und zu Allem bereit, aber wie überall ſind die
Führer, die Demagogen, die Schreier auf Volksver-
sammlungen keinen Schuß Pulver werth, wenn es ſich
darum handelt, daß gehandelt wird.

++ Freundliche Mahnung. Ehe ich auf einige
Tage verreiſe, kann ich nicht umhin, meinen Bekann-
ten noch einige Worte driugend an das Herz zu legen.
Sollte uämlich, was ich bis jetzt nictt weiß, eine
Wahl von zwei oder gar drei Abgeordneten zur kon-
ſtituirenden Verſammlung vorgenommen werden, o
ſiud uns Männer von entſchieden revolutionärer Ge-
ſinnung unumgänglich nothwendig. Dies ſieht auch
von Tag zu Tag jene Partei immer mehr ein, die
früher gegen meinen Vorſchlag von Struve geſtimmt
hat; ſie ſieht es ein, daß heute ein guter Wille allein
nicht mehr ausreicht, denn trotz dieſem häufen ſich die
feindlichen Truppen und wir müſſen, was wir-: früher
mit weniger Kräften, aber mit mehr Thatkraft hätten
durch ſetzen können , nun mit weit mehr Opfern erkau-
fen. Das ängſlliche Vermeiden eines Krieges in Lagen
der Revolution bereitet einen ſchrecklicheren Krieg vor
und natürlich in dem gleichen Grade fſchrecklichere
Folgen. Was nütt es uns denn, wenn wir die Füh-
rer und Vertreter des Volkes dieſes Unglücks anklagen ?
Allerdings haben ſie Theil an der Schuld, aber einmal
iſt uns damit nicht geholfen, und dann, gestehen wir
es uns nur offen, tragen wir immer die Hauptſchuld,
denn wir wählten die Vertreter und wir ließen trotz
aller Einsicht in das Verderbliche ihrer Handlungsweise
die Führer machen was ſie wollten. Thun wir darum
noch, was wir thun können, und wählen wir Männer
in die Verſammlung, die ſich nicht fcheuen, auch die
jetzigen Miviſter wegen ihres bisherigen Handelns zur
Rechenschaft zu ziehen, und darauf dringen, daß man
endlich einmal zu dem greife, was uns allein retten
kann. Noch iſt es nicht zu spät, daß wenn Heſſen
und Württemberg uns nicht unterſtützen will, beider
Volk bei geeigneten Schritten uns unterſtüten wird,
und haben wir dieſe beiden Länder für uus, dann
können wir ruhig dem Zufammenziehen preußifch er
Horden entgegenfehen. Möchten darum meiue Bekann-
ten dieſe Mahnung beherzigen uud unter ihren Kame-
raden bis zur Zeit der Wahl dahin wirken, daß nur
 
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