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Die Republik — 1849

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No. 78 - No. 101 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0345

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.

RM V

Erſcheint Montags augen.
nommen täglich. In Heiden.

berg vierteliährig 45 km.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 le.
10 kr. Bei Inseraten koftet-

die dreispalt. Petitzeile 2kr.



„„Für das Volk und gegen feine Bedränger.‘“

Republik.

Beſtellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.









Deutfchland.

+* Heidelberg, 11. April. Der Vorhang iſt aufge-
zogen, die blutige Komödie in Schle s wi g-Holſtein hat
angefangen, wir haben heute die erſten Scenen zu berichten.
Wir thun dies mit der Entrüſtung, welche der Anblick dieſes
verbrecherischen Spiels mit dem Leben der Söhne unseres Vol-
kes in Jedem hervorrufen muß, der mit unbefangenem Blick
und frei von nationalem Dusel die Dinge in Schleswig-Hol-
ſtein betrachte. Wir beziehen uns auf die ausführliche Be-
ſprechung dieser Angelegenheit in No. 66 unseres Blattes und
wiederholen nur kurz unsere Ansicht. Der Krieg mit den
Dänen iſt eine Komödie, welche mit dem Blute unseres Volkes
gespielt wird, um die Aufmerksamkeit der Nation von der
Schmach zu Hause nach Außen abzulenken, um die neuen
Streiche der Kontrerevolution, welche die deutschen Regierungen
vorbereiten, zu verbergen. Der Krieg mit den Dänen iſt ein
Mittel, die demokratiſch gesinnten deutschen Truppentheile zu
beſchäftigen, respective unschädlich zu machen. Der Krieg mit
den Dänen und die Besetzung Schleswig-Holſteins [mit „Reichs-
truppen““ soll eine republikanische Volkserhebung dieſes Landes,
ſoll die Erklärung einer nord - albingiſchen Republik, wie ſich
der preußische Major von Wildenbruch im vorigen Jahre in
»ſeiner berüchtigten Note ausdrückte, unmöglich machen. Wollt
Ihr neue Beweiſe dafür? Fragt die Herren Mitglieder der
Kaiſerdeputation in Berlin über die Aeußerungen, welche Fr.
Wilhelm von Hohenzollern bei der Empfangsaudienz

im Schloſſe zu Berl in hat fallen laſſen und dann urtheilt!

Während unsern Söhnen und Brüdern im Kriege mit den
Dänen die Knochen zerſchoſſen werden; während preußische
Linie und polniſche Landwehr in die Schlacht kommandirt
werden, um auf Befehl ihres Königs zu ſterben, redet Friedr.
Wilhelm Hohenzollern den Abg. Beseler wörtlich an, wie
olgt : '

fsls „Was macht denn Ihr Bruder? Wo iſt er jetzt ?!
Beseler: „Aber Majeſtät, der iſt ja in Schleswig ... . „"
Der K önig : „Ah so, er regiert da wieder ein Bischen.
Nun, hören Sie, über den König von Dänemark hat man
auch fälschlich sehr viel schlechte Gerüchte ausgesprengt. Er
iſt ein sehr tüchtiger Mann , der es mit seinen Unterthanen
gut meint und meine volle Achtung beſitzt!“ Wir fügen hier
noch bei, daß , wie neulich die Blätter berichtet haben, der
däniſche Hof Trauer angelegt hat für den verſtorbenen preuß.
Prinzen Adalbert. Preußen und Dänemark d. h. das König-
thum zu Berlin und das zu Kopenhagen, ſind die beſten
Freunde. Sie thun ſich jetzt nur den Gefallen, ſich gegenseitig

die überflüſſigen Unterthanen todt zu schießen ~ und das nennt

man den deutſch-däniſchen Krieg. –~

, * Heidelberg, 1.1. April.. Die geſtern verſprochenen
Nachrichten aus Dänemark sind folgende: Bei Egeſund ſolien
die Dänen 15,000 Mann f|tark gelandet sein. Die Deutſchen

zogen sich darauf zurück. Die Dänen nahmen dabei eine Ab-

theilung Hanseaten gefangen. Flensburg, Apenrade, Friedrichs-
ort und Kiel werden von den Dänen blokirt, wie überhaupt
alle Küſten Schleswig Holsteins. Am 5. näherte ſich die vor
Eckernförde kreuzende däniſche Flottille dem Lande. Das zuerſt
in die Bucht von Eckernförde einlaufende Dampfſchiff warde
»ſogleich durch einige Schüſſe unbrauchbar gemacht, und zwei
Kriegsschiffe ſegelten heran um eine Kanonade zu beginnen,

z Donuerîtaq, 12. April.



270 Bürger zum Schutz und Trutz gegen
kes zuſammen. Auch im Pfaffenbezirk

vereins) mit 741









1 V49.
Doch kaum hatte auch diese ihre Kugeln nach dem Ufer ge-
ſendet, ſo zerſtörte die Strandbatterie das Steuer der Fregatte
„Gefion. Das Feuer währte bis gegen 2 Uhr , wo ein
Parlamentär an's Land kam, der verlangte, daß das Feuer
eingeſtellt werde, wenn nicht ~ würde die Stadt in Brand
geschoſſen. Gegen A41,, Uhr begann jedoch das Feuer wieder,
und die glühenden Kugeln der südlichen Strandbatterie ſchlugen
dem Linienschiff in die Seiten, während die nasſſsauiſchen Ka-
nonen den Spiegel beschoſſen. Gegen 6 Uhr brach Feuer auf
dem Chriſtian VII. aus, worauf dieses Schiff ſich ſofort ergab.
Ein Theil der Mannſchaft wurde an’s Land gebracht, bis un-
gefähr 200, die gegen 8 Uhr mit dem Schiff in die Luft flo-
gen. Auch die Fregatte „Gefion“ ergab ſich, und iſt nun von
deutſchen Matroſen beſett. 700 Dänen wurden gefangen ge-
nommen.

X. Aus Vaden, 10. April. Die Voiksvereine wach-
ſen mit ungeheurer Schnelligkeit, die Freunde des Volkes
ſchaaren sich immer enger und enger zuſammen und bald, das
können wir feſt behaupten, werden wohl gut drei Viertheile
der Landesbürger dem großen Bunde beigetreten sein. In
Gottenheim bei Freiburg fand am 1. April eine Versamm-
lung statt, an der wohl 1200 Männer Theil nahmen. Die
Gründung der Volksvereine wurde besprochen und 240 Bür-
ger (330 zählt der Ort) bildeten ſofort einen Volksverein.
Unter ihnen iſt, wie in den meiſten Gemeinden des Ober-

andes, der ganze Gemeinderath nebſt Bürgermeiſter. In

Forst bei Bruchſal und in Seckenh eim ſind ebenfalls Ver-

eine zuſammengetreten. In Forſt traten 70, in Seckenheim
die Feinde des Vol-
Bruchſal wächſt die
Zahl der Vereine.

Ubſtadt hat dieſe wieder um einen vermehrt, trotz Trefurt
und seiner Helfershelfer im Pfaffenröcklein. Neue Früchte der
Vereinigung der Volksfreunde können wir zu unserer Freude
ebenfalls berichten. In Richen bei Sinsheim wurde bei der
letzten Wahl, die am 26. [. M. ſtattfand , der wackere De-
mokrat R. Geiger (zweiter Vorſitzender des dortigen Volks-
von 119 Stimmen zum Bürgermeiſter er-
wählt. Ein Freiheitsbaum schmückt die Wohnung des Neu-
gewählten und die Vaterländler beißen ſich in die Lippen vor
Aerger. Jn Zuzenhauſen wollten die Vaterländler einen
Pietiſtenverein gründen. Der Unterlehrer Weiß trat au die
Spitze desselben. Sofort beschloß die Gemeinde zu bewirken,
daß das Schulmeisterlein Weiß abgesetzt werde, und vor eini-
gen Tagen zog cine große Zahl der Bürger vor das Betſtüb-
lein der Frommen um den himmliſchen Gesang der Knechte
des Herrn nuit Gießkannen und ſonſtigen heiligen Insiruinen-
ten zu verherriichen. In Elsenz iſt ein. Pfaffenverein im
Rathhaus eingezogen, die Bürger haben zum Theile ſchon
Proteſt hiergegen erhoben, und bald wird der fromme Pacf
auch seinen Auszug wieder halten. In Mannheim hat eine
Urwählerverſammlung ſtattgefunden , in der beſchloſſen wurde,
Sachs und W eller zum Austritt aus der 2. Kanmer zu

b1r!z: Sachs hat ſofort ſeine Stelle als Abgeordneter nie-

H Aus dem Unterrheinkreis, 10. April. Jicklers
Prozeß, sowie der gegen Bornstedt soll diese Woche noch nicht
vor den Gesſchwornen verhandelt werden. Unterdeſſen kommt
jezt Näheres über die Geſchwornen, die Struve und Blizrd zu
 
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