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Die Republik — 1849

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No. 1 - No. 26 (2. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0025

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u

„int Montags ausge
„amen täglich. In Heide
verg vierteljährig 45 kr

_ ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



c: Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.‘"

Befſtellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner nu.
Wolff und bei Kaufmann
erner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.





Vereinigte Staaten von Deut9ſchland.

t Heidelberg, 5. Dez. Wie warm und hochherzig
die Sympathien unserer Landsleute im Auslande sich überall
für uns und unſere traurigen Zuſtände in Deutſchland kund
geben, beweist hinlänglich die gunſtige Aufnahme Heckers 1n
mehreren Staaten der amerikanischen Republik, die an Ver-
götterung grenzende Verehrung der deutſchen Republikaner in
Paris von Seiten ihrer dort eingebürgerten Landeleute, und
endlich der thätige Antheil, den die Deutjchen in der Schweiz
an den Bewegungen in unserem Vaterlande fortwährend neh-
men. Als ein neuer Beweis dieses thätigen Untyeils dient
uns das Erſcheinen einer neuen Wochenjqchrift, die unter der

Redaktion des rühmlich bekannten J. Ph. Becker mit dem 1 |
Januar d. J. ins Leben trat, und den Interessen eines freien |
Deutſchlands einzig und allein gewidmet sein ſou. Das vor |

uns liegende Probeblatt enthält in ſeinem Programm folgende
treffliche Stellen, die beweiſen, daß es in den Reihen unſerer
beſten Volksblätter gewiß nicht den letten Rang einnehmen
wird. Becker sagt darin: . '

„Die fortschreitende Verkümmcrung der vorläufigen Volks-
rechte in Deutschland und anderwärts hat uns bestimmt, einen
längſt gehegten Plan, die Gründung eines Organs der in
der Schweiz und überhaupt. in der Fremde wohnenden Demo-
kraten auszuführen. Der tyeilweiſe Sieg der Reaktion mehrt
fortwährend die Zahl derer, tie nach den Erſahrungen der
Geschichte das Heil der Zukunft, einen sichern Erfolg cler
Freiheitsbeſtrebungen, nur in einem innigeren Unſchluß der fret-
ſinnigen Kräfte aller Völker erblicken könuen. Dieſen Anſchluß
zu beschleunigen, das Zusſammenwüken zu befördern, wird eine
ber Hauptaufgaben dieſes Organs sein. Wir werden es mit
dem 1. Januar k. J. unter dem Titel: „Di e Evolution-
(Die Cntwickelung) fürs erſte wöchentlich einmal nur mit Ori-
ginalartikeln erſcheinen laſſen und glauben seine Tendenz in
nachfolgenden Hauptaufgaben zu charakteriſiren: 1] Unerbitt-
licher Kampf gegen das Fürſtenthum, seine Repräsentanten
und Lakaien. 2) Vernichtung der Pfaffengewalt nnd Verbrei-
tung jeiner vernünftigen Weltanschauung,. 3) Entſchiedene
Vertretung der Interessen der sogenannten untern Voltsklaſſen.
4) Bekämpfung der National-Vorurtheile , wo wir ſie treffen
mögen. 5) Verbreitung der Idee, einer Völker-Association,
cr brüreutichen Vereinigung der republikaniſchen Parteiführer
aller Lander.

Die Evolution wird in dieſem Sinne ein Organ der
ganzen demotratiſchen Weltbewegung sein; wir werden aer,
geleitet von der Ueberzeugung, daß die Völker erſt dann wirk-
lich Freunde sein können, wenn ſie frei ſind, nie das Nächſte
über dem Fernern vergeſſen und uns hüten , die große Idee
des Cosmopolitiomus zu eincr Liebhaberei herabzuwürdigen,

Sonntag, 7.



indem wir das politische Wirken in nächſter Umgebung darü-
ber vernachlässigen. Innerhalb dieses, durch obiges Programm

Janmar. 1 8/49.

bezeichneten Wirkungskreises , haben wir urs zur Aufgabe ge-
macht, auf Einigung aller republikanischen Partheien hinzu-
wirken, und nur in dieſem Sinne zu schreiben. Nicht Ver-
wiſchung, nicht Versöhnung wesentlicher Verſchiedenheiten ;
ſondern nur vorläufige Einig un g, Vermeidung einer
ſtör enden literariſchen Polemik über Fragen, welche die
nächſte Zukunft praktiſch und hoffentlich genügend lösen wird,
in unsere Absicht. Zuerſt die bewegliche Form der Reputblik,
die Bewegung wird dann von ſselbſt kommen. Wer aber, wie
dies leider ſchon geſchehen ift, den Anfang verdirbt, weil er
das’ Ende nicht in der Hand hat, iſt nicht uur ein Feigling,
ſondern ein Verräther! ;

Da wir Leser aus allen Stär.den zu erwarten haben, da-
bei aber vorzüglich die Hebung des Arbeiterſtandes beabſichti-
gen, wollen wir uns bemühen, immer populär ohne trivial
und erſchöpfend, ohne unverständlich zu sein.

Leidenſchaftloſigkeit, olympische Ituhe verſprechen wir nicht,
denn wir bringen zu diesem Werke, allen Haß und Liebe, ei-
ner Parthei welche zu beidem Gründe, zu beidem Muth ge-
nug hat.-

So die Redaktion einer Wochenſchrift, die wir um der
Kenntniß der Ansicht unserer im Auslande ſich für uns interes-
ſirenden Landsleute willen, und der Verbindung wegen, die
dadurch zwischen uns und ihnen unterhalten wird, nicht um-
hin können, dringend zu empfehlen.

. Heidelberg, 5. Jan. Die Mädchen und Frauen
von Hadersleben haben eine Petition an die Königin von Eng-
land eingereicht, worin ſie die Bitte aussprechen, es möge
Ihre brittische Majeſtät eine Theilung der Herzogthümer Schles-
wigholſtein nicht zugeben ~ Muß einem nicht ein Anflug von
Nationalstolz kommen, wenn man bedenkt, daß der deutſchen
Nation angehörige Jungfrauen und Mütter bei einer auswäre
tigen Macht Schuyg für ihr Baterland, ihre Kinder und ihren
heimathlichen Heerd erfleyen müſſen! Währendem die sogenannte
deutſche Centralgewalt Millionen für die Verwaltung des Rei-
ches auf den Beutel der Bürger decretirt, achtmalhunderttau-
ſend Mann Militär auf die Beine ruft, und das alte, ver-

weste deutſche Reich durch allerlei wohlriechende Mittel wieder

zum Leben bringen will, gehen die deutschen Frauen auswärts
betteln, um das zu erhalten, was man ihnen zu garantiren
von Seiten Deutſchlands, bei aller Prahlerei nicht Muth und
Kraft genug hat; während die deutſchen Philiftir hinter dem
Schoppenglas von deutſcher Freiheit uud Cinigkeit ſchwärmen,
und in allen Theegesellſchaften r Schleswig: Holſtein meerum-
ſchlungen - deklamirt und gesungen wird, gefriert die deutsche
Flotte ein, die Schleswig- Holſtein gegen die Anmaßungen der
Dänen hat ſchügen sollen, und die Frauen der Bedrohten
müſſen zum Schutze die Engländer zu Hülfe rufenz und Ange-
ſichts alles Deſſen iſt man in Frankfurt in nicht geringer Ver-
legenheit, wer bei tem großen Maskenzug am diesfährigen
Carneval die Rolle des deutſchen Kaiſers übernehmen soll, da
 
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