Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0289

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erſcheint Montags augen.
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteliährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Vei Inseraten kofſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2tr.







Die Republik.

„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“



Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.









Sonntag, 25. März.

Vom |. April an werden wir all e obri





1849.

t

gkeitlichen Bekanntmachungen , entweder in Beilagen zu unserm

Blatte mittheilen , oder dasselbe in größerem Format zu diesem Behufe erſcheinen laſſen, falls die freiſinnigen Bewohner Hei-
delbergs ihre Theilnahme und die wiederholten Zusicherungen, sowohl durch Abonnement , als durch Zuwendung von Ankündi-
gungen aller Art auf entsprechende Weise bethätigen werden. Der Preis htjeibt, “troß hieraus entſtehenden größeren Koſten-
Aufwands derselbe ~ 45 kr. für das Vierteljahr und 15 kr. für den Monat , hier abonnirt. Die Bestellungen mögen bald
gemacht werden, damit unser angegebener Entschluß zur vielseitig gewürſchter Ausführung kommen kann. Die Ubebelſtände für

ê die Beſtellungen und die Abgabe der Inserate wegen Entlegenheit der Druckerei werden durch die

Lokals, mehr in der Mitte der Stadt, beseitigt werden.

Wahl eines geeigneten
Dic Expedition der Republik.



. Deutſs:ßland.

§§ Vom Neckar, 23. März. Die Erbärmlichkeit der
franzöſiſchen Regierung auf der einen Seite und die Macht
des ruſſiſchen Barbarenfürſten auf der andern Seite ſind cs,
die unsern Feinden den Muth geben dem Volke fort und fort
frech in das Geſicht zu ſchlagen. Je näher die Ruſſen an
die deutſche Gränze rücken, teſto kühner werden unsre Be-
drücker; je erbärmlicher ſich die franzöſiſche Regierung den Völ-
kern gegenüber benimmt, teſto mehr werden uns unſere
schwer erworbenen Freiheiten wieder zugeſtuttt. Die franzö-
sche Regierung, daran iſt uicht mehr zu zweifeln, iſt mit den
Fürſten Europas in einen Bund getreten, von ihr also hat
man nichts mehr zu befürchten, und die Ruſſen ſind nach den
neuſten Berichten auch vollkommen gerüſtet um den letzen
Schlag gegen die deutſche Revolution zu unterſtüßen. Von
Polen, von Oſtxreußen, aus den Donaufürſtenthümer kommen
täglich Berichte, taß ganz beteutente Truppenmaſſcen der Ruſ-
sen an den Gränzen stehen und von der Weichsel wird berich-
tet, daß die ruſſiſche Flotte ſch o n je Ut in die See gehe um
Deutschland von Norden aus auch beobachten zu können. Ai.f
den erſten Wink, so ſchreiben Norddeutsche Blätter, können
300.000 Mann Russen im Lande sein. Werden ſich da die
„Hohen- noch beſiinen dem Volke den letzten Reſt der März-
errungenſchaften zu entziehen? Der Beſsſchluß der National-
versammlung keinen erblichen Kaiſer für Deutschland zu ernen-
nen, hat sicherlich das rhöchſte Mißfallen- erregt, was ſoll
man ſich da noch lange bedenken ? Man jagt nach dem Mu-
ſter Preußens und Oftreichs, die Leute, die durch den Be-
dientenfrack eben doch zuweilen einen Schimmer von Unab-
hänigkcit durchblicken laſſen, nach Hauſe und roctroyirt-- eine
Verfaſſung für Deutſchland; setzt den alten deutschen Bund
unter neuem Namen wieder ein, läßt in Zukunft nur die Reichen
wählen und beſeitigt ſomit alle unangenehmen Einrichtungen.

Sollte sich der Michel hierüber mutkiren, fluchs iſt ter
Nickel da und ſchlägr ihm aufs Maul. Herrliche Ausſichten
für unser Vaterland!

* Heidelberg, 23. März. Der 18. März iſt in Ber-
lin doch ziemlich ruhig vorübergegangen. Das Volk hat ſei-
nen Grimm noch einmal unterdrückt, weil es weiß, daß es
doch noch nicht an der Zeit sei, das Schwert gegen die ewi-





gen Feinde des Volkes zu ziehen. In Magdeburg, ſowie in
Königsberg, Köln, Düsſeldorf, Bonn wurden großartige Feſte
begangen; aber überall in ernster, würdiger Weiſe. Der Ge-
danke an das Verlorene und an das Wiederzuerringende war
es, der sich durch die Feſtlichkeiten hindurch ſchlang, der alle
Theilnehmer in eine ticf ernſte Stimmung versetzte. Die Hoch's
die an verſchiedenen Orten ausgebracht wurden, galten haupt-
sächlich den gefallenen Freiheitshelden und der neuen Zukunft,
der wir entgegengehen. In Köln schloß ein Bankett, an dem
ſich bei 5000 Personen betheiligten, mit einem allgemeinen
Hoch auf die ro the Rep ublik. .. y

. In Hanvover zog das Volk vor das Schloß - ihres ge-
liebten Herrn-- und verlas alldorten ganz laut und vernehmlich
die Grundrechte, nachdem es ein Pereat auf Windiſchgrät, und
Jellachich auégebracht, die von Ernſt Auguſt unlängſt mit Or-
den beschenkt worden waren. – In andern Städten, so im
Thüringiſchen, erklärte das Volk, es feiere diese Revolution
erſt dann, wenn die Feierlichkeit durch Pulver und Blei, durch

Sense und Schwert verherrlicht werde Ob diese Zeit wohl

noch ferne liegt ?

Freiburg, 20. März. (Schluß von Struve's Rede.)
Miniſter Bek k war es besonders, der die Beamten zur un-
nachſichtlichen Strenge gegen die Republikaner
aufgefordert. Bekk wollte auf die Beamten, welche die Ge-
ſchworenen auszusuchen berufen waren, dadurch einwirken, daß
er uns Republikaner Räuber nannte. Befkk duldete nicht, daß
Abgeordnete in der Kammer für uns sprachen , er vertröftete
auf die Entſcheidung: indem er ſelbſt überall ſein Urtheil fällte
über uns und unsere Handlung. So lange ich die Geſchichte
kenne, hat noch kein Minister es gewagt, 1ich solcher Cingrifse
in eine ähnliche Untersuchung schuldig zu machen. Ich lege
feierliche Verwahrung ein gegen diese Einwirkung Bekk's deſſen
abhängige Beamten unsere Richter bezeichnet haben. Der An-
geklagte erzählt ferner zu dem dritten Punkte übergehend, wie
er mit seiner Frau in der Gefangenschaft zu Müllheim gleich
wilden Thieren den ganzen Tag dem Besuche von Neugieri-
gen ausgeſezt wurde. Er gedenkt der Ketten an Hard und
Fuß, die er 9 Tage getragen, und die ihm mit dem Hammer
von den blutenden Armen geschlagen wurden; dann fährt Struve
for1. seine Kerkerleiden herzzerreißend darzuſtellen, und erzählt
wie man seine Frau behandelt, daß diese drei mal dem Tode
 
Annotationen