Erſcheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg und Umgegend monatl. V
x § kr., vierteljährig 4 5 tr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei JInſceraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2 kr.
Einzelne Nummern 2 kr.
„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.''
Beſtelung wird gemacht in
Heidelberg in der Buchdruk-
u. bei der Expedition Lit.
D. 306; auswärts bei allen
Poſtämtern. Briese wer-
den frankirt erbeten.
; Y : . M § ( ; kerei von O. A. Oßwald,
[ § V D bei Kaufmann Berner,
.. E cp 11 ! Y 0 Porzelanwmaler Wa gner,
N 111.
Sountag, 1 8. Mai
1 849.
Deutſchland.
* Heidelberg, 1 1. Mai. Die badiſche Regierung
will dem Sturme zuvorkommen. Sie läßt in aller
Eile die Reichsverfaſſung im Regieruugsblatt abdrucken,
und gibt ibre vollſtäudige unbedingte Zuſtimmung dazu.
Werden sic die Bürger oder vielmehr werden ſich die
Republikaner dadurch beruhigen laſſen? Wir fragen,
wird durcb die Anwendung dieſer Reichsverfassung auch
nur einer der 54 Krouenträger eutfernt, wird da-
durch die Civilliſte auch nur um eineu Kreuzer verrin-
g’1t, die Steuern aucb nur um einen Kreuzer herab-
gesetzt, die ſcheußlichen Gesetze, zum Sctutze des Kömg-
thums gemacbt, jene Gesetze, denen im letzten Jahre
Tauſende unserer Mitbrüder zum Opfer gefallen, auch
nur einigermaßen gemildert, die Zahl der Beamten
auch nur um einen verwindert, das ſtehende Heer
auch nur um eine Compagnie kleiner gemactt ? Von
AU’ dem nichts. Die ganze Wirthſchaft bleibt wie ſie
iſtz die Laſten, die urerſchwin-zlichen Laſten bleiben wie
ſie ſivd; der Zweck, welcher durch jene Verfaſſung er-
reicht werden ſoll: die Freiheit, der Woblſtand, die
Erleichterung des Volkes, verſchwindet vellſiändig vor
dem Mittel, welches ganz allein in deu Vordergrund
tritt. Und wenn dieſes Mittei auch wirkſam gemacht
mird, wenn die ſog. Reichsverfaſſung auch ſür den
Augenblik ins Leben tritt, glaubt Ihr denn, ſie werde
Beſtand haben, wenn der Zaar von Preußen im Ver-
ein mit dem Moirdkönig in Dresden und dem Sohne
des ve.rtüickten Ludwigs in München ihre Schaaren an
den Rhein senden, jetzt, nachdem der erſte Aufſtand in
Sacl sen so blutig unterdrückt wurde ? Glaubt Ihr, die
an der Spitze ihrer Truppen einziehendeu Paſcta’s von
Preußen, Sachſen und Baiern werden dieſe Reichs-
verfaſſung reſpektiren, und die kleinen Meiſter in
Stuttgart, Karlsruhe u. s. w. die nur nothgedrungen ſie
anerkannt haben, werden ſich sehr beeilen, sie zu ver-
theidigen? — Laßt den Revolut.onsſtrick, den Ihr
ibnen jetzt durch die Nase gezogen habt, nur wieder
aus der Hand, und Ihr werdet sehen, wie ſcbnell der
große politiſche Taſchenſpieler Bekk die Reichsverfassung
vor Euern Augen wegpraktiziren wird.
In Offenburg soll bauptſäctlich die Zurücknahme
des Wablgeſetes und die Amneſtirung ſämmtlicher po-
litiſchen Gefangenen verlangt werden. Das Letztere iſt
ganz gut, das Erſtere unwichtig. Verlangt einmal
1) Aufbebung der Civilliſten, der Apanagen, der Pen-
sionen; 2) Entlassung ſämmtlicher Beamten uud ihre
Wiedererwählung durch das Volk; 5) Suspendirung
ſämmtlicher im Intereſſe der Monarchie gemachten Ge-
setze; 4) Auflöſung des ſtehenden Heeres; 3]) Aufhebung
aller indirekten Steuern. Verlaugt dies, und wenn
Ihr es erreicht, ſo habt Ihr eine größere Revolution
gemacht , als die Franzoſen ſeit 60 Jahren.
s Heidelberg, 11. Mai. Aus der Pfalz können
wir Gutes berickten. Das Militär iſt guöftentheils
zum Volke übergegangen, nacbkdem es ſeine Offiziere
erſchoſſen oder abgeſetzt und ins Gefängniß gesteckt hat.
Das Volk ſteht auf der Watte, Zuzug kommt von
vielen Seiten. Gestern marſchirte eine Abtheilung
Turner, 1 20 Mann ſtark, von bier nach Speier. ~~
Wir laſssen ſpeziellere Berichte über den Staud der
Dinge in der Pfalz unten folgen.
Die neueſten Nachrichten aus Sack sen melden die
Beſstegung des Volkes in Dresden durch die preußiſch-
ſächſiſchen Mordhunde in Uniform. Große Scbuld an
dieſem unglücklichen Ausgaug ſcheint Leipzig zu tragen,
d. h. jener Theil der Bevölkerung, der aus Geldſäcken,
reichen Kaufleuten , Spekulanten und anderem Geſindel
beſceht, durch welche eine Spaltung hervorgerufen
wurde, die in einen Kamwyf zwiſchen Republikanern
und Conſtitutionellen ausſchlug, ſo daß die Leipziger
Republikaner verbindert wurden, ihren Brüdern in
Dresden zu Hülfe zu eilen.
Wir geben übrigens die Berichte über die fernere
Entwickelung des Kampfes in Dresden, ſo weit ſte
uus in den neueſten Blättern vorliegen.
_ Hort, Hört, Hört.
Blittersdorhf, Heckſcher, Herrmann, drei
bekannte Schufte, ſind zu Reichsminiſtern ernannt.
f “ Moros: Abendztg. ſchreibt über die Ereiguiſſe
In der Pfalz :
* Mannheim, 11. Mai. Seit geſtern Morgen
bemerkte man auf der anderen Seite des Rheines vor
der Brücke eine Barrikade. Dieselbe wurde von dem
dort ſtationirten baieriſchen Vorpoſten auf Kommando
des Offiziers zur Abhaltung etwaiger von dieſer Seite
anlaugender Zuzüge ercichtee. . Des Nachmittags
wurde Niemand mehr über die Brücke gelaſſen. Das
Gerücht verbreitete ſich durck die Stadt, es ſeien 3300
Maun im Anzug, um den Soldaten den Brückenkopf
abzuuehmen. An Abend gerieth plöt:lich die Stadt in
Alarm; das Militär wurde durch Generalmarſch zu-
ſammengetrommelt. Es waren eben von der Oggers-
heimer Straße her dichte Schaaren Bewoffneter in
Aumarſct, der baieriſche Waclpoſten weigerte ſich auf
den Befehl des Offiziers Feuer zu geben, und zog ſich
über die Brücke auf die badiſche Seite zurück; ohne
daß ein Schuß fiel, wurde der Poſten von den Bür-
gern in Besitz genommen. Das bieſge Militär war
1ndeſſen unter die Waffen getreten. Eine Abtheilung
begab ſich an die Rheinbrücke und beſelzte den Zugang,
unternahm aber weiter nichts. Ein Joch der Brücke
in der Nähe des jeuſeitigen Ufers iſt abgeführt. Ein
verſtärkter badiſcker Wacbpoſten ſtebt heute Morgen
noch dieſſeis vor der Brücke; die jenseitige Bürgerbe-
ſeßung wird auf mehrere Tauſende angegeben. Auch
zwei Compagnuien baieriſcbe Soldaten, welche von
Speyer detaſchirt waren, befinden ſich bei den Bür-
gern. Es ſind Vorkehrungen getroffen, daß für den
Fall eines Anmarſches feindlicher Truppen mittelſt der
Eiſenbahn in kurzer Zeit zahlreiche Verſtärkungen ein-
treffeu können.
Frankenthal, 7. Mai. Geſtern war in Lud-
wigshafen ein Kampf zwiſchen rheiubaieriſchen Sol-
daten und Altbaieruz die erſteren, von Frankfum t kom-
mend, ließen die Freiheit und die Pfalz hocbleben; die
Altbaiern verwieſen ihnen dieß ans dem Grunde, weil
ſie des Königs Brod eſſen und des Königs Sold be-
ziehen ; darüber kam es zum Streit, in welchem die
Altbaiern jämmerlich zugerich tet wurden. --- In Mann-
heim iſt an den Straßenecken angeschlagen, man ſolle
die Pfälzer unterſtüßen, und keine altbaieriſche Sol-
daten durcblaſſen,
Neuſtadt a. d. Haardt, 8. Mai, Morgeus
nommen täglich. In Heidel-
berg und Umgegend monatl. V
x § kr., vierteljährig 4 5 tr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei JInſceraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2 kr.
Einzelne Nummern 2 kr.
„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.''
Beſtelung wird gemacht in
Heidelberg in der Buchdruk-
u. bei der Expedition Lit.
D. 306; auswärts bei allen
Poſtämtern. Briese wer-
den frankirt erbeten.
; Y : . M § ( ; kerei von O. A. Oßwald,
[ § V D bei Kaufmann Berner,
.. E cp 11 ! Y 0 Porzelanwmaler Wa gner,
N 111.
Sountag, 1 8. Mai
1 849.
Deutſchland.
* Heidelberg, 1 1. Mai. Die badiſche Regierung
will dem Sturme zuvorkommen. Sie läßt in aller
Eile die Reichsverfaſſung im Regieruugsblatt abdrucken,
und gibt ibre vollſtäudige unbedingte Zuſtimmung dazu.
Werden sic die Bürger oder vielmehr werden ſich die
Republikaner dadurch beruhigen laſſen? Wir fragen,
wird durcb die Anwendung dieſer Reichsverfassung auch
nur einer der 54 Krouenträger eutfernt, wird da-
durch die Civilliſte auch nur um eineu Kreuzer verrin-
g’1t, die Steuern aucb nur um einen Kreuzer herab-
gesetzt, die ſcheußlichen Gesetze, zum Sctutze des Kömg-
thums gemacbt, jene Gesetze, denen im letzten Jahre
Tauſende unserer Mitbrüder zum Opfer gefallen, auch
nur einigermaßen gemildert, die Zahl der Beamten
auch nur um einen verwindert, das ſtehende Heer
auch nur um eine Compagnie kleiner gemactt ? Von
AU’ dem nichts. Die ganze Wirthſchaft bleibt wie ſie
iſtz die Laſten, die urerſchwin-zlichen Laſten bleiben wie
ſie ſivd; der Zweck, welcher durch jene Verfaſſung er-
reicht werden ſoll: die Freiheit, der Woblſtand, die
Erleichterung des Volkes, verſchwindet vellſiändig vor
dem Mittel, welches ganz allein in deu Vordergrund
tritt. Und wenn dieſes Mittei auch wirkſam gemacht
mird, wenn die ſog. Reichsverfaſſung auch ſür den
Augenblik ins Leben tritt, glaubt Ihr denn, ſie werde
Beſtand haben, wenn der Zaar von Preußen im Ver-
ein mit dem Moirdkönig in Dresden und dem Sohne
des ve.rtüickten Ludwigs in München ihre Schaaren an
den Rhein senden, jetzt, nachdem der erſte Aufſtand in
Sacl sen so blutig unterdrückt wurde ? Glaubt Ihr, die
an der Spitze ihrer Truppen einziehendeu Paſcta’s von
Preußen, Sachſen und Baiern werden dieſe Reichs-
verfaſſung reſpektiren, und die kleinen Meiſter in
Stuttgart, Karlsruhe u. s. w. die nur nothgedrungen ſie
anerkannt haben, werden ſich sehr beeilen, sie zu ver-
theidigen? — Laßt den Revolut.onsſtrick, den Ihr
ibnen jetzt durch die Nase gezogen habt, nur wieder
aus der Hand, und Ihr werdet sehen, wie ſcbnell der
große politiſche Taſchenſpieler Bekk die Reichsverfassung
vor Euern Augen wegpraktiziren wird.
In Offenburg soll bauptſäctlich die Zurücknahme
des Wablgeſetes und die Amneſtirung ſämmtlicher po-
litiſchen Gefangenen verlangt werden. Das Letztere iſt
ganz gut, das Erſtere unwichtig. Verlangt einmal
1) Aufbebung der Civilliſten, der Apanagen, der Pen-
sionen; 2) Entlassung ſämmtlicher Beamten uud ihre
Wiedererwählung durch das Volk; 5) Suspendirung
ſämmtlicher im Intereſſe der Monarchie gemachten Ge-
setze; 4) Auflöſung des ſtehenden Heeres; 3]) Aufhebung
aller indirekten Steuern. Verlaugt dies, und wenn
Ihr es erreicht, ſo habt Ihr eine größere Revolution
gemacht , als die Franzoſen ſeit 60 Jahren.
s Heidelberg, 11. Mai. Aus der Pfalz können
wir Gutes berickten. Das Militär iſt guöftentheils
zum Volke übergegangen, nacbkdem es ſeine Offiziere
erſchoſſen oder abgeſetzt und ins Gefängniß gesteckt hat.
Das Volk ſteht auf der Watte, Zuzug kommt von
vielen Seiten. Gestern marſchirte eine Abtheilung
Turner, 1 20 Mann ſtark, von bier nach Speier. ~~
Wir laſssen ſpeziellere Berichte über den Staud der
Dinge in der Pfalz unten folgen.
Die neueſten Nachrichten aus Sack sen melden die
Beſstegung des Volkes in Dresden durch die preußiſch-
ſächſiſchen Mordhunde in Uniform. Große Scbuld an
dieſem unglücklichen Ausgaug ſcheint Leipzig zu tragen,
d. h. jener Theil der Bevölkerung, der aus Geldſäcken,
reichen Kaufleuten , Spekulanten und anderem Geſindel
beſceht, durch welche eine Spaltung hervorgerufen
wurde, die in einen Kamwyf zwiſchen Republikanern
und Conſtitutionellen ausſchlug, ſo daß die Leipziger
Republikaner verbindert wurden, ihren Brüdern in
Dresden zu Hülfe zu eilen.
Wir geben übrigens die Berichte über die fernere
Entwickelung des Kampfes in Dresden, ſo weit ſte
uus in den neueſten Blättern vorliegen.
_ Hort, Hört, Hört.
Blittersdorhf, Heckſcher, Herrmann, drei
bekannte Schufte, ſind zu Reichsminiſtern ernannt.
f “ Moros: Abendztg. ſchreibt über die Ereiguiſſe
In der Pfalz :
* Mannheim, 11. Mai. Seit geſtern Morgen
bemerkte man auf der anderen Seite des Rheines vor
der Brücke eine Barrikade. Dieselbe wurde von dem
dort ſtationirten baieriſchen Vorpoſten auf Kommando
des Offiziers zur Abhaltung etwaiger von dieſer Seite
anlaugender Zuzüge ercichtee. . Des Nachmittags
wurde Niemand mehr über die Brücke gelaſſen. Das
Gerücht verbreitete ſich durck die Stadt, es ſeien 3300
Maun im Anzug, um den Soldaten den Brückenkopf
abzuuehmen. An Abend gerieth plöt:lich die Stadt in
Alarm; das Militär wurde durch Generalmarſch zu-
ſammengetrommelt. Es waren eben von der Oggers-
heimer Straße her dichte Schaaren Bewoffneter in
Aumarſct, der baieriſche Waclpoſten weigerte ſich auf
den Befehl des Offiziers Feuer zu geben, und zog ſich
über die Brücke auf die badiſche Seite zurück; ohne
daß ein Schuß fiel, wurde der Poſten von den Bür-
gern in Besitz genommen. Das bieſge Militär war
1ndeſſen unter die Waffen getreten. Eine Abtheilung
begab ſich an die Rheinbrücke und beſelzte den Zugang,
unternahm aber weiter nichts. Ein Joch der Brücke
in der Nähe des jeuſeitigen Ufers iſt abgeführt. Ein
verſtärkter badiſcker Wacbpoſten ſtebt heute Morgen
noch dieſſeis vor der Brücke; die jenseitige Bürgerbe-
ſeßung wird auf mehrere Tauſende angegeben. Auch
zwei Compagnuien baieriſcbe Soldaten, welche von
Speyer detaſchirt waren, befinden ſich bei den Bür-
gern. Es ſind Vorkehrungen getroffen, daß für den
Fall eines Anmarſches feindlicher Truppen mittelſt der
Eiſenbahn in kurzer Zeit zahlreiche Verſtärkungen ein-
treffeu können.
Frankenthal, 7. Mai. Geſtern war in Lud-
wigshafen ein Kampf zwiſchen rheiubaieriſchen Sol-
daten und Altbaieruz die erſteren, von Frankfum t kom-
mend, ließen die Freiheit und die Pfalz hocbleben; die
Altbaiern verwieſen ihnen dieß ans dem Grunde, weil
ſie des Königs Brod eſſen und des Königs Sold be-
ziehen ; darüber kam es zum Streit, in welchem die
Altbaiern jämmerlich zugerich tet wurden. --- In Mann-
heim iſt an den Straßenecken angeschlagen, man ſolle
die Pfälzer unterſtüßen, und keine altbaieriſche Sol-
daten durcblaſſen,
Neuſtadt a. d. Haardt, 8. Mai, Morgeus