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Die Republik — 1849

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No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0213

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Erſcheint Montags ausge.
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.

10 kr. Bei Inseraten koſtet

die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



CH E EEE



Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger. ““

Befſtellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.





OH >



S

amſtag, 3.



März. . 1841.



Vereinigte Staaten von Deutſchland.

Mannheim, 28 Jebr. (M. A.) Den veriraulichen
Erlaſſen des Miniſters Bekk, die kürzlich der prov. Landes-
Ausschuß der Volksvereine als Aktenſtücke miniſterieller Thä-
tigkeit dem Bereiche der Schreibſtuben entzogen und der Öf-
fentlichkeit überliefert hat, fügen wir noch den folgenden bei:

Erlaß großh. Miniſterinms des Jnnern vom 20. Febr.

No. 2763. Die Gefahr eines neuen Aufſtandes betr.
An sämmtliche Aemter: Fehl.
Dem großh. Oberamt N..... wird eröffnet:

Es iſt aus guter Quelle (!) zur diesseitigen Kenntniß
gekommen, daß Julius Fröbel auf seiner kürzlichen Reise
in der Schweiz Handwerker in Freiburg und andern
Städten aufgefordert haben soll, ſich bereit zu halien und
beim erſten Rufe über die Grenze zu kommen aber ohne

. Waffen, da ſie alle über der Grenze erhalten würden.
Fröbel soll geäußert haben, man habe geglaubt es werde

zwiſchen dem 15. und 18. Februar losgehen; das wäre

aber ſchwer möglich, jedoch zwiſchen dem 12.

März d. J. werde es gewiß erfolgen.
Jedermann babe tc.... wachſam zu sein und etwa hierauf bc-
zügliche Wahrnehmung sofort anzuzeigen.

Als Commentar dazu diene die nachſtehende den See-
blättern entnommene Erklärung:

» Sogenannte Emiſſäre von mir haben an vielen Orten
verkündet, ich wolle mir meiner Colonne in Baden einfallen ;
dieſe Emiſſäre ſind bezahlte Polizeiſpione. Ich ersuche Jeden,
ſich solcher Leute zu bemächtigen, um ſsie zu entlarven; die
Reaction iſt es, welche in der letten Zeit durch dergleichen
Mittel Unsicherheit, Verſtimmung und Mißtrauen gegen die
Führer in die Reihen der für die Humanität und Zivilisation
ſtreitenden Männer zu bringen ſuchte.

Um allen Gerüchten über mich und meine Kolonne ein
Ende zu machen, theile ich hier mit, daß die jungen Männer,
welche sich meiner Führung unterzogen hatten, sich bis zum
4. März nach ihren verſchiedenen Geschäften zerſtreut haben
werden. Ich selbſt warte mit Sehnsucht auf den Augenblick,
wo ich nach Deutſchland zurückkehren kann, um dort in Ueber-
einſimmung mit meinen Mitbürgern in ihren Reihen an dem
großen Werke der Freiheit zu arbeiten..

Besancon, im Februar 1849.

gez. Auguſt Willich.--

und 20.

Karlsruhe, 25. Febr. Auch Helmreich und Welte,
haben die ,, heilige Halle‘, den Tempel des Herrn Bekk ver-
laſſen, ſind aus der Kammer ausgetreten. Und Hr. Biſſing ?
Antwort : Der bleibt bis zulegt ! j

Vom HÖberlande, 26. Febr. Einen neuen Beweis
der Perfidie der franzöſiſchen Regierung liefert folgende That-



sache. Bekanntlich flüchtete ein Theil Derjenigen, welche an
dem Struve'ſchen Zuge thätig gewesen waren, nach Frankreich
und wurde dieſen in Besancon der Aufenthalt angewiesen.
Das damalige Miniſterium räumte diesem Korps ein kaſernen-
artiges Gebäude ein und zahlte einem Jeden täglich 10 Sous.

Das Korps unter Führung des frühern Premierlieutennt

Willich, jezt etwa 150 Mann stark, war wegen seiner demo-
kratiſchen Ansichten der jetzigen Regierung bald ein Dorn im
Auge. Sie wünſchte ſich deſſelben möglichſt schnell zu entle-
digen und da sie dies nicht offen wagte, nahm ſie zu folgen-
den Mitteln ihre Zuflucht.

Sie schloß mit dem badiſchen Gouvernement einen Ver-
trag dahin ab, daß dem Korps Amnestie gewährt werten ſolle,
wenn es : 1) ſich verpflichte, nie wieder an politischen Dingen
Theil zu nehmen; 2) daß die Einzelnen unter polizeiliche Auf-
ſicht geſtelt würden. Das Korps weigerie ſich, einen solchen
ſchändlichen Vertrag einzugehen, und was dekretirt das Mini-
ſterium Barrot? „„Da das Korps die bewilligte Amneſtie
nicht annehme, so hört die oben gedachte Unterſtüßung vom
1. März an auf, auch muß das Korps tas Gebäude räumen!
Die Flüchtlinge werden durch diese Maßregeln in die ſchreck-
lichſte Lage verſetzt, was freilich den Herren Barrot, Belk
und Konſ. gerade zu großer Freude gereicht.

Wom NRNheirr, 24. Febr. Die Unterſuchungs - Acten
der Gefangenen von Braunfels, von denen letzthin mitgetheilt
wurde, ſie wären auf so räthselhafte Weise verſchwunden , ha-
ben sich gefunden, und zwar in einer Ecke auf dem landräth-
lichen Bureau zu Arnsberg. Die Verurtheilten saßen unter-
deſſen wohlbehalten im Kerker und ihre Untersuchungsaeten
wirft man in den Ecken herum, ſtatt ſie nach dem Wunſche
der Gefangenen und dem Inhalt des Gesetzes durchzulesen uud
zu prüfen.

j O Peolizeiwirthſchaft, wann nimmt einmal dein Unfug
ein Ende ? —

{+* IViesbaden , 25. Febr. Die hiesigen politischen
Vereine haben ein Feſtkomitee getildet, um eine großartige
Märzfeier vorzubereiten. Das Comitee ift zusammen getreten
und gleich in den erſten Situngen entſtanden heftige Streitig-
keiten unter seinen Mitgliedern. Die einen meinten, man ſolle
eher ein Trauer- als ein Freudenfeſt feiern, indem von Er-
rungenſchaften jetzt nicht mehr die Rede sein könnte. Die an-
dern sagten: „eine Revolution, und seien auch ihre Früchte
verloren gegangen, müsſe vom Volke immer gefeiert werden.
Man feire auch den Geburtstag eines Verſtorbenen, wenn er
geliebt und geachtet gewesen.- j

Und endlich andere sagen: „Kein Trauer-, kein Freu-
denfeſt; verwendet das Geld, das ihr für Feſte hinaus werft,

| zur Belehrung des Volkes; druckt gute Flugblätter, gründet

Volkszeitungen dafür, dann werden wir bei der nächſten Re-
volution nicht mehr nöthig haben , darüber zu zanken, ob wir
uns U .?. ob wir trauern sollen.. Die Letzteren glauben
wir, haben recht.
 
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