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Die Republik — 1849

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No. 1 - No. 26 (2. Januar - 31. Januar)
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Erſcheint Montags ausge-

ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreispalt. Petitzeile Lkr.



„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“

Beftellung wird gemathttin.

nommen täglich. In Heivee D ! ; R " i . [] L Heidelberg in der Buch-

berg vierteliährig 45 kr. Ic ' cp1! 1 druckerei von Renner u.

Durch die Poſt bezogen im / > LA / d Wolff und bei Kaufmann
TT? . \

Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.





An das Volk in Badeu!

Mitbürgerl!

Die mit jedem Tage keéker hervortretenden reaktionären
Beſtrebungen enthalten an das Volk die dringende Aufforde-
rung, wachſam und thätig zu sein. Bereits iſt es der Reac-
tion durch ihre zahlreichen und in jeder Beziehung, nament-
lich durch Vereine wohlorganiſirten Werkzeuge gelungeu , die
Hoffnungen und Errungenſchaften unserer Revolution theils zu
verkümmern , theils vollſtändig zu vernichten. Sie wird bei
dieſen Erfolgen nicht ſtehen bleiben; ſie wird beständig Verſuche

machen, dem Volke den Genuß der vorhandenen und verbürg- |
ten zu entziehen, vorzuenthalten oder zu erſchweren. Bei dem
Volke steht Beides, riese Verſuche zu vereiteln, und zugleich |

der vollſtändigen Verwirklichung der freien Volksherrſchaft die
Bahn zu brechen. Durch Einigung und Organisation der
Kräfte wird das Volk eine Achtung gebietende Macht bilden,

die es in den Stand setzt, allen volksfeindlichen Beſtrebungen

und Gelüſten ein wirkſames Gegengewicht zu halten; es findet
auf demſelben Wege die Gelegenheit zur gemeinsamen Verſtän-
digung über seine wichtigſten Inteceſſen, ſeine Wünſche und Be-
därfniſſe und die Mittel zu deren Erfüllung.

Mitbürger! Der Volksverein in Mannheim iſt seit sei-
nem Beſtehen für die Organiſation des Volkes thätig gewesen.
Er hat über dieſen Gegenſtand die Anſichten der kürzlich in
Renchen versammelt gewesenen Vertreter einer großen Anzahl
Vereine des badiſchen Oberlandes vernommen und auf den
Grund der Verhandlungen hin die Wahl eines provisoriſchen
PLandesausſchuſſes ins Werk gesetzt, deſſcen Beſtätigung einem
in Kürze zu haltenden Congresse sämmtlicher Volksvereine in
Baden überlaſſen bleihtte. Der Mannheimer Volksverein hat
als Mitglieder dieses Ausſchuſſes erkannt die Bürger:

L. Brentano, A. G ögg, Hch. Rös, H.
Happel, Melchior Rickert, Fr. Barth, W.
Sönker, L. R eichard, L. Degen.

Der provisoriſche Landesausſchuß hat sofort über die Or-
ganisation der Vereine für Baden Berathung gepflogen. Er
glaubt die Erfahrung gemacht zu haben, daß für diese Orga-
nisation die bestehende Landeseintheilung in 4 Kreiſe keinen
paſſenden Anhaltspunkt biete und iſt der Ansicht, daß durch
Vermehrung der Kreise eine Erleichterung der Kommunikution
und Centraliſirung der einzelnen Vereine bezweckt werde. Er
hat deshalb eine Eintheilung in 8 Kreise aufgeſtellt, für jeden
Kreis, mit Berücksichtigung der Lage und der besonderen Ver-
hältniſſe der einzelnen Orte einen Kreisort ernannt und jedem
Frtitone eine entsprechende Anzahl Bezirks - Orte unterge-
ordnet. :

Mitbürger! Der provisorische Landesausſchuß erwartet
die kräftige Mitwirkung aller Volksfreunde zu dem großen und
wichtigen Werke der Organisation des Volkes. Die deutſchen

Freitag, 26. Jannar.



1.849.

| Grundrechte, deren Einführung wir entgegensehen, sichern uns
| neben der Preßfreiheit das Recht der sreien Vereinigung. Die
| badiſche Regierung wird es nicht wagen, dieſes Recht ferner.
| hin anzutaſten, benutzen wir also mit aller Thätigkeit die Mit-.

tel, die uns das Gesetz ſelber zur vollſtändigen Erringung un-
serer Freiheit in die Hand gibt.

Mannheim, 7. Jan. 1849.

Der provisorische Landesausſchuß :
êÊL. Brentano, 1. Vorſitenderz Goegg, 2. Vorſiz-
zender; Hch. Roe sz; F. C. B arth; H. Happel;
_ MW. Sönk er; Melchior Rickert; L. Reichard.
. : L. Degen, Schriftführer.

Vereinigte Staaten von Deutſehland.

* Heidelberg, 21. Jan. Woher die patriotischen Ver-
eine, die Vaterlands- (wie der hiesige) und constitutionellen
Vereines Woher diese bodenloſe Servilität? Woher das
Streben ganzer Vereine gegen das Wohl des Volkes ? Das
Räthsel iſt gelöſtt.

Der patriotiſche Verein in Brandenburg zählt 180 Mit-
glieder, von denen 100 Beamte ſind. Diese 100 erhalten
nach der Nationalzeitung vom König zusammen jählich 106,000
Gulden Besoldung , d. h. gerade so viel, als 2 Städte, jede

ſo groß wie Brandenburg, jährlich Steuern bezahlen. Darum

die Liebe zum Bestehenden, darum die Begeisſterung für die
konſtitutionele Monarchie und die Wuth gegen die Republik.
Denn im Freiſtaate fallen alle unnöthigen Beamten, und die
ſurchtbaren Steuern für vieſe weg. Kommt ihr uns wieder
mit Adreſſen und Petitionen gegen das Volk, so sagen wir
euch einfach: ſchweiget, ihr seid bezahlt.

A* Lörrach, im Januar. Drei Monate ſind verfloſ-
ſen, seit wir die „Schreckensregierung- einer deutſchen Repub-
lik hatten, die milde monarchische Regierung mit ihren ſervilen
Schweifwedlern iſt wieder eingezogen und poſaunt aus, was
die Schreckensregierung gethan hat ; die Haare ſträuben ſich,
wenn man es hört! + Sie hat den Hecrn Prarrer Reſtle
auf mancherlei Anklagen hin in ein reinliches Gefängniß ge-
ſteckt, sie hat den Oberzollinſpektor Rengler in Haft genommen,

weil er ſtets gegen das Volk warz ſie hat einige ihr sehr ge-

fährliche Leute mit Freiheitsſtrafen belegt und den Beamten
Hausarreſt gegeben. Aber auch die republikaniſche Armee hauſte
gleich schrecklich. In Staufen spielte während des Gefechtes
die brave Blechmuſik von Weil, um die Kämpfenden zu er-
muntern. War das nicht grauſam und gottlos ? sieht man da
nicht die Schreckensregierung und Religionsgefahr ? Nach dem
Einzug der Siegeshelden wurden fünf von dieſem braven Mu-
ſikkorps und ein Lörracher Tambour aufgefunden, welche un-
bewaffnet und nur mit Muſikinſtrumenten versehen waren. In
 
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