Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0145

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ericheint Montags ausge-

nommen täglich. In Heiden. D) e. cou Zz ; 6 |
berg vierteliährig 45 tt q.. Uh Ie R epublik
Durch die Poſt bezogen im G / P | § 0

ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.

„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.‘"

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-.
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.







N 36.

Wie wird es werden?

Das iſt die Frage, die wir Alle jetzt an uns ſtellen.
Sollte es möglich sein, daß der Absolutismus wieder die Herr-
ſchaft erringe über die gebildeten Völker, wären alle Bemü-
hungen in Schriften und Reden, wären alle Thaten fruchtlos
gewesen; für alles vergoſſene Blut, für alle Märtyrer, die
für die Freiheit gefallen, bliebe uns nichts als die Verzweif-

lung und das ohnmächtige Ballen der Fauſt in einſamer Kam-
mer ? Erin ſchreckliches Bild rollt ſich vor unſern Augen auf.

Wieder hat die Gewalt ihr eiſernes Zepter ergriffen und
Ströme Blutes düngen das Vaterland. Mein Deutschland,
du hatteſt einen ſchönen Traum , du fühlteſt dich ſtark und
sicher genug um großmüthig sein zu dürfen; o, daß deine
Großmuth dich nicht verderbe! Du hatteſt das befceiende
Schwert in Händen; noch einen Schlag und du wäreſt der
JFeſſeln ledig. Du haſt ihn nicht gethan , diesen Schlag , er
fällt auf dein eigenes Haupt zurück. So ſchnel von der
Höhe der edelſten Begeiſterung in den Abgrund des Stumpf-
ſinnes und der Sclaverei zurückzufallen , o das iſt ſchmachvoll
und ſchändlich! Sie ſchickten ihre Vertreter, um Deutſchlands
Einigkeit zu ſchaffen, und diese Vertreter vergaßen das Volk,
das ste abgeſandt; ſie wurden Fürſtendiener, ſie ſchachern mit
dem Pfunde, das ihnen anvertraut als feile Stellenjäger,
Titelkrämer, Schwätzer und ächte deutſche Profeſſoren, die
nichts begreifen können, was nicht in ihren Folianten |teht,
die nicht gelernt haben, daß die Geschichte mit Blut und nicht
mit Dinte geschrieben wird, ~ und da, wo die Vertreter des
Volkes ihre Pflicht gethan, da hat wieder das Volk die seine
vergeſſen und es läßt seine Abgeordneten durch Bajonette aus-
einandertreiben ~ eine neue Schmach! ;

_ Deutsches Volk! Du hast gejubelt, als du das Vereins-

recht gewonnen, man hat es dir genommen! Du haſt die

freie Preſſe dir erobert und dem Zuge deines Herzens freien
Lauf gelassen ! man hat sie dir genommen. Du haft der Po-
lizeiwillkühr die Habeaskorpusakte entgegengesetzt; man verletzt
ſie und deine deutschen Offiziere ſind Gensd’armen geworden.

Deine Vertreter werden erſchoſſen, deine Schriftſteller hinge-

richtet, deine Mütter und Kinder werden von Barbaren ge-
ſchändet und gemordet ; du knirſchſt die Zähne , ſchweigſt und
fragſt, wie wird es werden?

Ich werde dir sagen, wie es werden wird ;: Wenn du
ruhig alle Miſſethaten der Gewalt über dich ergehen läſſeſt,

ſo wirſt du das Loos des gemeinen Hundes theilen; man

wird dich verachten und dir Fußtritte geben, dann du biſt
ſelbſt an deiner Knechtschaft ſchuld.

Deutsche! wählt, ob ihr geknutet ſein oder selber das
ruhende Schwert der Freiheit schwingen wollt. Noch iſt die
Zeit der Verzweiflung nicht gekommen , noch einen harten
Kampf und die kommenden Geschlechter werden euch segnen!

RW.

Sountag, 11. Febrnar.





1.849.

Vereinigte Staaten von Deutschland.

?? Heidelberg, 10. Febr. Abermals ein Herte-
rich 'ſches Opfer, ein Opfer der badiſchen Gerechtigkeit , ein
Opfer der Parteiwuth, ein Opfer des „Nachdrucksſyſtems-- ge-
fallen. Ciner der beſten Bürger Weinheim's , der Gemeinde-
Verrechner Fuchs, ftarb geſtern, nachdem er vor acht Tagen

aus ſchwerer Haft, weil ihm der Tod auf der Zunge ſaß,

entlaſſen wurde.
Weinheim, das Vaterland hat einen seiner beſten Bürger
verloren, aber, Weinheim, das Vaterland wird Hunderte von
httz gewinnen. Der Haß erreicht, wie Alles, eine gewisse
öhe und dann –~ =. i
Weil er Vorſtand des demokratischen Vereins war, mußte
er auch Theilnehmer an der Eiſenbahn-Geſchichte sein , und so
hielt die badische Gerechtigkeit dieſen Mann gefangen, bis seine
ohnehin ſchwächliche Gesundheit vernichtet, bis er dem Tode
verfallen war. ~ Doch, auch der Name Fu <s wird einſt
ein Looſungswort ſein! . Y

. 1–ŸT ~– Heute ging an unsern verehrteſten Abgeordneten
Peter, welcher 28 Tage auf den Tod krank darnieder lag,

nach Frankfurt eine Freude - Adreſſe, wegen seiner Wiederge-

neſung ab, welche mit vielen Hundert Unterschriften von Hei-
delberg, Großſachſen, Handſchuchsheim und Weinheim bedeckt
war.

Eben so wurde eine Adreſſe von einer großen Anzahl
patriotischer Frauen und Jungfrauen in Heidelberg unterzeich-
net, an den so hart verfolgten , aber ftets treuen Volksmanne
abgesendet. Wir hoffen, daß er uns bald in Heidelberg beſu-
chen wird.

* Heidelberg, 9. Febr. Der Abgeordnete Häuſser
wurde dazu erwählt, über die vielen Petitionen um Kammer-
auflöſung und eine constituirende Versammlung Bericht zu er-
ſtatten. Der Bericht Häuſhers iſt erſchienen und iſt, wie dies
von einem Profeſſor zu erwarten war, 12 gedruckte Quart-
ſeiten ſtark geworden. Wir können uns natürlich hier in un-
ſcerem Blatt damit nicht abgeben, bis ins Einzelne die ver-
ſchiedenen conſtitutionellen Redensarten zu widerlegen und zu
beleuchten; wir entnehmen demselben nur wenige Pröbchen.
Häuſſer bemerkt zuerſt, die zahlreichen Unterſchriften rührten
nur von einer Partei her, welche die Verfaſſung, -, die 30
Jahre lang unser Stolz und unsere Freude war ,-. über deu
Haufen ftürzen wollen. Freilich rührten die Unterſchriften
von ein er Partei her; denn die Partei des Sitillſtandes, die
Bezahlten, die aus dem Beſtehenden Vortheile ziehen wollen,
ſind Feinde aller Volksfreiheiten und bekämpfen allen Fort-
ſchritt, und die, welche ihn verlangen. Die Partei des Herrn
Häuſer, Dennig, Biſſing, Blankenhorn rc., die Parthei der

Geldſäcke, hat die Petition um Kammerauflöſung nicht unter

ſchrieben, hat keine conſtituirende Verſammlung , die uns von
allem Uebel besreien kann, verlangt; denn dieſe Herren ſinb
 
Annotationen