Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0113

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
+

.

Erſcheint Montags ausge-

ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet :
die dreispalt. Petitzeile 2kr. Ö

nommen täglich. M uU D) o . R | . zu
berg vierteljiährig 45 kr. E Ic _ Y O
î Durch die Poſt bezogen im / ] :





„„Für das Volk und gegen ; fee Bedrängerr“n.

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.





n 28

JIV49.



Vereinigte Staaten. von Deutſchland.

Heidelberg, 1. Februar. Es iſt uns wiederholt die
Mittheilung gemacht worden, daß gewisse Poſthalter und Poſt-
beamte die sonderbare Ansicht am Schalter ihrer Eigenmächtig-
keit den Beſtellern der ,, Republik - gegenüber geltend machen,
als müßte nothwendig bei der Poſt auf ein halbes Jahr abon-
nirt werden, und vierteljährliche Beſtellungen geradezu abwei-
sen. Wir erklären dieses poſtaliſche Verfahren für unrichtig
oder eigenmächtig und berufen uns auf das hieſige Poſtamt,
das in richtiger und würdiger Erkenntniß der Sachlage, der
Republik dieselbe Vergünstigung einräumt, wie ſie der Ober-
poſtamtszeitung, dem Frayvkf. Journal, der Deutſchen Zeitung,
Un y andern Blättern der | guten Presse - unverkümmert
zu Theil wird. :

Wir erwarten daher besonders von dem Peoſthalter zu
Sinsheim und der Poſtexpedition zu B ü hl, daß auf unsere
letzte, im ruhigen Tone gehaltene Zurechtweiſung Rücksicht ge-
nommen werde. Die Redaktion.

Stuttgart. In Würtemberg geſchehen wieder große |

Wunder und Zeichen. Das Regierungsblatt vom 27. enthält
das Gesetz, wonach die Strafe der körperlichen Züchtigung,
ſoweit ſie bisher noch bei dem Militär, abweichend von tem
bürgerlichen Stafgesetbbuche, beſtanden hat, abgeschafft iſt.
Glücklicher Schwabensoldat, jetzt darf man dich nicht mehr
prügeln ~ ein erſtaunlicher Fortschritt! Wird der bisher
geprügelte Theil auch reif für dieſe Prügelfreiheit sein ?

TLüÜeimar, 27. Jan. Die Mer-ſchen, die voriges Jahr
es noch zu ten Unmöglichkeiten zählten, daß Deutschland eine
Republik werde, haben jetzt Gelegenheit, ihren ſchwachen Ge-
ſichtskreis zu erweitern, oder ihre Vorurtheile (durch Gründe
der Vortheile bedingt) nach und nach etwas abzulegen. Nicht
nur in Preußen und Sachsen und den kleineren Herzog -- und
Fürſtenthümer hat die Demokratie gesiegt, es fängt sogar in
Baiern ſich zu regen an, in den Theilen nämlich, wo der
brauſende Sturm bis jetzt noch nicht hingedrungen. Nach dem
Nürnberger Kourier ging die Linke und das linke Centrum
für alle bisherigen Ausschußwahlen siegreich hervor. Es hat
nunmehr noch die Wahl des Petitionsaueſchuſſes zu geschehen,
deren Erfolg Angeſichts der in den fünf Ausſchüssen befindli-
chen Elementen nicht mehr zweifelhaft ſein kann. (Also in der
bairiſchen Kammer hat das demokratiſche Prinzip auch die
Oberhand gewonnen. Nur unsere Kammer ſteht in eigener
Schmach verroſteter Vormärzlichkeit noch daz fort mit diesem
nutzloſen Pack!)

Weirurar, 27. Jan. Mit Ausnahme der Reſidenz ſind
faſt alle Wahlen zu dem nächſten Landtage im demotratiſchen
Sinne ausgefallen. In Jena hat der Appellationsgerichtsrath
Schüler, Mitglied des deutſchen Parlaments, und der livken

Freitag, 2. Februar.

tet eiſernen Säulen und Fensterrahmen, welche für, ven neuen





Seite. des Hauſes anzehörend, die. meiſten Stimmen erhalten,

| und glaubt man allgemein, daß derselbe und die mit ihm ge-

wählten Profeſſoren Fein und Siebert die einflußreichſten
Mitglieder des Landtages sein werden. – In Sondershausen
ſind auch die Landtage wahlen ganz demokratisch ausgefallen,
und in Gera gehören sogar von den 26 Abgeordneten zwan-
zig: dieser Richtung an. Von denselben ſind unter Anderem
auch noch umfassendere Grundrechte als die Frankfurter, ferner
die. Aufhebung aller Orden und Adelstitel, so wie der Prädi-
cats „ von Gottes Gnaden - beſchloſſen und letteres bereits
auch vom Fürſten genehmigt worden. ~

Schäme dich in die Seele hinein, badiſches Völklein, daß
du es duldeſt, die allertraurigſte Kammer in ganz Deutſchland
zu haben. Kannſt du mit etlichen 50 Menſchen nicht fertig
werden ?

Muürnchen, 28. Jan. Wie wir in unſerer geſtrigen
Nr. mittheilten, scheint auch in dem bisher ſtumpfsinnigen
Baiern ein neuer reger Geiſt zu erwachen. Die Theilnahme
au den dießmaligen Kammerverhandlungen zeigt sich in außer-
ordentlichem Grade und der Zudrang der Zuhörer ist so groß,

daß Karten auf die Gallerie ausgetheilt und deren schon 3000

verlangt wurden. Die in der Avreſſe enthaltenen Hauptpunkte
ſind: Anerkennung und Einführung der Grundrechte , sodann
ein Antrag auf Verminterung der Steuern und zwar durch
Verminderung des ſtehenden Heeres, was nunmehr nur als
eine Pflanzſchule für eine wahre allgemeine Volfksbewaffnung
angesehen werden soll, durch Aufhören der Beamienschaft und
Minderung der Civilliſte und Apanagen. Lauter chriſtliche
Wünſche der wacker ſich anlassenden baieriſchen Kammer. So
was Vernünftiges und. fürs gedrückte batische Volk Erſsprieß-
liches bringen unsere Blankenhörner, unsere Biſſings und wie
die nutloſen Menſchen alle heißen, freilich nie vor.

Ich habe schon oft über die Nutlosigkeit unserer jetzigen
Kammer nachgedacht und nichts ihr gleich Zweckloſes gefunden,
als die wilden Kastanien, mit denen höchſtens die Knaben ihr
Spiel treiben und dieselben herunter werfen. ~ Wirklich finde
ich auch keine höhere Bestimmung unserer Landstände, als daß
das Volk mit ihnen auf gleiche Weiſe spielen könnte.

Verlin, 27. Jan. Aus guter Quelle wird verſichert,
die Regierung habe, nach Empfang der Nachrichten über den

Ausfall der Urwahlen im ganzen Staate, beſchloſſen, die Kam-

mern von vornherein in Brandenburg zuſammentreten zu laſ-
Man bringt hiermit den Umſtand in Verbindung, daß

Sitzungssaal der zweiten Kammer bestellt gewesen, dieser Tage

wieder abbeſtellt worden ſind. Die Stadtverordneten ſcheinen

der Anſicht, der Belagerungszuſtand werde etwa kurz vor odex
furz nach Vollendung der Wahlen für tie erſte Kammer auf-
hören, weil der Termin tes 12. Februar ungefähr mit dem
zuſammenfällt, an welchem laut dem Bürgerwehrgesetz die hie-
ſige Bürgerwehr neu eingerichtet werden muß. Wir glauben,
 
Annotationen