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Die Republik — 1849

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No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0153

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Erscheint Montags ausge- ;d
nommen täglich. In Heidel-
br\rg vierteljäßrig 45 kr.

urch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
[10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.

; Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Bugth-

h druckerei von Renner u.

> Wolff und bei Kaufmann



L Berner; auswärts bei
„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'/ allen Poſtämtern. Briefe
" w us ; _ werden frankirt erbeten.



Z V















I

R= 38. Mittwoch, 14. Febrnar.. 18/49.





größte Anftrengung gemacht, indem sie den Mathy, den Baſ-
Jammerverhandlurn gen. ſsermann und Consorten gerade auf heute einberufen, nachdem
tieſe Menſchen ja seit Monaten nicht mehr anwesend gewe-
s Karlsruhe, 10. Febr. Heute fand bei gedrängt | seien. In seiner scharfen Weise bekämpft er den Commif-
vollem Hauſe die Verhandlung über den Häuſſer'ſchen Bericht, ſions antrag von Häuſſer, weist nach, daß das Mandat vom
die Berufung einer konſtituirenden Verſammlung betreffend, juriſtiſchen Standpunkte aus zwar nicht erlöſchen könne, wohl
ſtatt. Zur allgemeinen Beluſtigung des Publikums erſchienen | aber vom moralischen und politiſchen Standpunkt aus , wo es
endlich einmal wieder die einſt geprieſenen Volksmänner Baſ- | bei den meiſten, die hier säßen, schon erloschen sei, denn die
ſermann, Mathy und Soiron (Welker läßt sich, seitdem er vor Zeit wäre eine ganz neue, ſie aber seien alt geworden. Er
einigen Tagen ausgepfiffen wurde, nicht mehr sehen). Sicher- ſtellt nun einen eigenen Antrag, des Inhalts : Die Kammer
lich wären Mathy und Conſorten ſchon beim Eintritt in den möge die Regierung bitten, nach Erledigung der wichtigsten
Saal auégepfiffen worden, wenn ſie ſich nicht heimlich hinein- Angelegenheiten, noch auf dieſem Landtage ein Wahlgeſeg für
geſtohlen hätten. Vei Eröffnung und im Laufe der Sigung | eine künftige konſtit. Verſammlung vorzulegen.
werden 38 Petitionen für und 9 gegen Auflösung eingereicht. Weller behauptet, ſte wären keineswegs alt geworden,
Ki ef er erhält zuerſt das Wort und gibt eine tabellariſche | „Wir haben ja die Märzbewegung hervorgerufen, aber die
Ueberſicht über die bis jetzt eingegangenen Petitionen. Es gegenwärtige Opposition hat ſich auf einen andern Stand-
ſind 461 Petitionen für Kammerauflöſung mit 38,463 Un- punkt gestellt und geht jetzt viel weiter; wenn wir ihr daher
terſchriften, meiſtens von Gemeinden, und nur 129 Petitionen | nicht folgen, ſo thuen wir ganz recht (Lärm auf der Gallerie, -
gegen Kammerauflöſung mit 8490 Unterſchriften eingegangen. | der Präſident warnt dieselbe). Ein konſtituirende Verſamm-
Die letztern Petitionen, geg e n, waren faſt alle gedruckte lung kann ja auch die Republik proklamiren (wäre gar nicht
Formulare. / übel! und darum ist ſie nichts, und es iſt meine Pflicht , auf
Nach dieſer Kiefer’ſchen Zuſammenſtellung erhält Zittel diesem Sitz zu bleiben. Man behauptet, wir thäten nichts,
das Wort und behauptet, der Petitionsſturm bezwecke eigent- | wir haben ja aber doch ſchon zwe i Grundrechte einge-
lich nichts anderes, als den Sturz des gegenwärtigen Mini- | führt tc. ; |
ſteriums und ein Mißtrauensvotum gegen die jetzige Kammer- Mes. Die Hauptfrage iſt die: Hat da s Volk Ver-
mehrheit; wenn die Kammermehrheit aus der Kammer ſcheide, | trau e n zur jetzigen Kammermehrheit? Wenn Sie,
müſſe auch das Miniſterium abtreten. Nach langer Salba- | meine Herren, ihr Vertrauen zur jetzigen Kammermehrheit aus-
derei ſtellt Zittel auch unter Anderem den kühnen Sagt auf: ſprechen, wer hindert mich daran, mein Vertrauen zur Volks-
Dos badiſche Volk befinde ſich hinsichtlich der Politik noch in | majorität auszusprechen? Wenn Zittel meint, mit der Kam-
den Jahren der Kinder ei.- In dem jegigen Kampfe merauflöſung müſſe auch das Miniſterium fallen, ſo müſſse er
würde gerne Jeder seinen Sit verlaſſen, nicht als ob er den | um ſo mehr für eine Kammerauflöſung ſtimmen. Warum
Kampf scheute , sondern weil mit gar zu ungleichen Waffen | wollen Sie denn dem Volke vorenthalten, was ihm die
gekämpft werde. Es wäre aber in dem gegenwärtigen Au- | Grundrechte einräumen ?! Ich meines Theils kann mit die-
genblick gewiſſenlos, auseinanderzugehen, denn wenn die Re- | ser Kammer gar nicht zufrieden seinz man ſchreibt viel und
gierung zurücktrete, käme die Linke ins Miniſteriumz welche ſchwätt viel, aber einen Cifer, dem Volke schnell zu helfen,
Stütze aber wird die Opposition. im Volke haben und welche | finde ich in dieser Kammer nicht. Sobald eine materielle
Garantie wird ste für die Ruhe bieten können? Biele ſind | Frage kommt, geht man leicht darüber hinweg, kommen aber
eben unzufrieden, daß es im ' ärz nicht drunter uud drüber Geseßesfragen, dann ſpricht man ſtundenlang. Meine Her-
ging, und die politischen Tagblätter der Linken nähren diese | ren, wir ſißen jett 14 Monate beiſammen, ich meiue, wir
Unzufriedenheit noch immer fort, ja ſie rücken sogar mit der | ſind lange genug geſeſſen. Ich glaube daher, daß man nach
Erklärung heraus, daß ſie eine neue Schilderhebung beabſich- | der Erledigung der dringendſten G:ſchäfte auseinander gehen
tigen, man lese nur z. B. einmal die zu Heidelberg erſchei- | müſſe. «& | [ ;
neude Republik. *) Die Linke hat ſich sogar mit Buß und Bekk in seiner gewohnten Spitfindigkeit bezweifelt, daß
dem Ultramontanismus verbunden, und diese ultramontane | die eingegangenen Petitionen die Volksstimme sei, es ſei nur
Partei war ſtets klug, um für ſich zugreifen zu können, und Parteiſache. Politische Emiſſäre und Revolutionäre machen
um dieser Partei Willen sollen wir die Plätze verlassen ? Das dieſe Petitionen. Die Miniſteriellen könnten auch Petitionen
wäre gar schlimm. Warum aber eine ſo große Kraftanſtren- g:nug machen, aber ſie legen die Hände feig in die Schoos.
gung für die heutige Situng gemacht worden wäre (d. h. die | Das Volk bringe auch nicht einen einzigen Grund um AÄuflö-
Cinberufung so vieler Abgeordneten), das sehe er nicht ein. | ſung in seinen Petitionen vor. Daß eine Auflöſung in geger-
Chriſt weist nach, daß ja gerade die Regierung die | wärtigem Augenblicke höchſt gefährtich wäre, das sehe auch der
e H— : f Blindeſte ein. Es sei daher hohe Zeit, dem Sturm der Re-
*) Wir danken für die Empfehunn. G volution ein Ende zu machen. So weit sind wir noch
Die Redaktion der Republik. nicht gekommen, um eine conſtituirende Versſamu-


 
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