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Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0281

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îû_ kanntlich verlangte, dem

Erſcheint Montags ausge-
. nommen täglich. In Heidel-
berg vierteliährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden |1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.





Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.‘‘

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner nu.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.







N= 70. Freitag,

23. März.



1 V49.



Einladung zum Abonnement.

Mit dem 1. April beginnt ein neues Vierteljahres- Abonnement auf -, Die Republik. -
bisher, auch in Zukunft im Dienste der Revolution gegen die veralteten aber noch bestehenden,

Dieselbe wird wie
unnatürlichen staat-

lichen Einrichtungen, und gegen die das Interesse und die Freiheit des Volkes gefährdenden Gesetze ankämpfen und

die Jdeen der sozialen Demokratie unausgesetzt zu verbreiten ſuchen:
ständiges Bild der Ereignisse in Deutschland und im Auslande mitzutheilen.

Sie wird bemüht sein, ihren Lesern ein voll-
Die „Republik,, erſcheint, Montags

ausgenommen , täglich, und kostet in Heidelberg vierteljährig 45 kr. Durch die Poſt bezogen im ganzen Lande

Baden 1 fl. 10 kr.
der Abonnementspreis dann 15 kr.

In Heidelberg und dessen nächſter Umgebung kann auch monatweiſe abonnirt werden und iſt

Die Expedition der Republik.



Deutschland.

* Heidelberg, 22. März. Reisende, die geſtern Abend
von Frankfurt hier ankainen, versichern, daß bei der Abſtim-
mung über den deutſchen Erbkaiser, Welker’s Antrag, der be-
König von Preußen die Reichskrone

zu übergeben, mit bedeutender Majorität (31 Stimmen) ver-
waorfen worden sei. (Schade! der hienge BVaterlandsverein
hatte ſchon ein Feſteſſen im Museum vorbereitet.) – Diesel-
ben Reisenden versichern, Abgeordnete in Frankfurt hätten
Briefe erhalten, in denen kurz mitgetheilt werde, in Berlin
habe der Straßenkampf beg o nnen!

Vom Neckar, 22. März. So wird er denn wohl
blutig gefeiert worden sein der Jahrestag der Erhebung des
Berliner Volkes. Alle Nachrichten die bis jetzt von dort ein-
gegangen ſind der Art , daß man dieß beinahe mit Beſtimmt-
heit annehmen kann.

Die Nat. Ztg. erſchien des Morgeus mit einem ſchwar-
Rande mit der Thränenweidevignette und der bekannten Epi-
ſode aus |Osſian: „Stern der dämmernden Nacht“’, der ſich
das Bekenntniß anschließt : „Feierlicher Tag; um ſo feierlicher,
weil ohne Feier! Und was ſollen wir feiern ? Die Auflösung
der erſten preußifchen Nationalverfammlung ? Die Oktroyirun-
gen ? Den Belagerungszuſtand ? Den drohenden Zerfall
Deutschlands ? Die Zerriſſenheit und Ohnmacht des deutſchen
Volkes, das weder frei noch einig werden ſoU ? Nein es iſt
zh zu feiern! Das Schweigen der Völker iſt die Lehre der

önige ! “

Durch die Straßen Berlins ging ein ſtilles Loſungswort
„zum Friedrichs ha in!-- und von den früheſten Morgen-
ſtunden ab pilgerten bis zur Dunkelheit über 100,000 Men-
ſchen, einzeln, in Familien, im engeren Verein mit Freunden
dem neuen Wallfahrtsorte zu, bis in den Nachmittageſtunden
Alles in einem großen Strome ſich dem Thore chaotisch zu
.ergoß. Schon am Abend zuvor waren die Gräber im
Friedrichshain von befreundeten Händen mit Kränzen und
î Blumen geschmückt,. die Grabſtätten mit neuen Denkmalen
vielfach versehen worden. Reue Spenden an Immertellen-



kränzen brachte der heutige Tag. Vormittags und in den er-

- | ſten Stunden des Nachmittags paſſirten die Pilger ungehin-

dert die Thore der Stadt, unbeirrt von den militäriſchen und
Conſtabler-Poſten, welche diejelben bewachten, unbeirrt von
den, ſtets zum Aufsigen bereiten, neben ihren Pferden stehen-
den Kürassſieren und Dragonern, deren Schwadronen in den
Gehöften der zunächſt. vor dem Thore bis zum Friedrichshain

gelegenen Häuſern, Jedermann ſichtbar , aufgeſtellt waren, und

von Zeit zu Zeit patrouillirend die Menge durchritten und die
Menge theilten. Allmälig änderte ſich die Scene. Der Strom
der Ankömmlinge ſchwoll, die Menge fing an, zu Zehntau-
ſenden zu zählen; einzelne Verhaftungen traten ein bei Per-
ſonen, die entweder eine zu umfangreiche deutſche Tricolore,
oder eine rothe Cocarde trugen, oder gar in einer, einem
Zuge ähnlichen Weiſe und mit Traueremblemen erſchienen. Die
bewaffnete Macht unterſtützte die Verhaftung Einzelner; Trom-
petenſignale bedeuteten den zu stark zusammengedrängten Maſ-
sen, auseinanderzugehen und die Cavallerie entfaltete ſich auf den
breiten chauſſirten Wegen am Friedrichshain. Nur felten er-
klang ein Schrei des Unwillens, ein Drohwort aus der in
dumpfem Ernst ſich zurückbewegenden Menge. Endlich um 4
Uhr sperren ſich die Thore, die zum Friedrichshain führen;
Militär rückt davor , mit geſpanntem Hahn das Gewehr am
Fuß; dem Strome hinaus wird Einhalt gethan; zurück gelan-
gen die draußen Befindlichen nur einzeln durch ſchmale Pfor-
ten neben den Thoren Am Landsberge Thor ſtauet ſich zu-
erſt die gewaltige Maſſe und bildet eine lebendige Mauer,
dichte Schichten hintereinander, den Soldaten gegenüber. Die
innere Empörung der Gemüther findet lange keinen Ausdruck,
bis sie endlich in einmüthigen Chorus, in einer einförmigen
Trauermelodie ſich Luft schaft. Es war ein unheimlicher und
ſelrſamer Moment. Am Köuigsthor war das Militär im Keil
am Thore aufgeſtellt und die Menge, die hinauswollte ,
drängte heran; da ertönt dreimal die Trommel, die Gewehre
richten sich plöglich auf den wogenden Menſcheaknäul + denn
der Offizier commandirte: „le gt a n !‘ Entsetzi wich drs Vox
zurück und die Soldaten ſetzten auf Commando die Gewehre
ab. Soweit die Nachrichten aus Bertin. Heute vielleicht wer-
den wir Wichtiges von da erfahren.
 
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