Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0121

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erſcheint Montags auen. .
nommen täglich. In Heidel.
berg vierteljährig 45 kr. :
Durch die Poſt bezogen im . &(@
ganzen Großh. Baden | fl.

10 kr. Bei Inseraten koſtet. -
die dreiſpalt. Petitzeile zt.





Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“

Beftellung wird gemacht iu
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt ‘erbeten.





R 30.0.

Ju Vereinigte Staaten von Deutſchland.

* Heidelberg, 3. Februar. Privatnachrichten aus
Karlsruhe zufolge kommt in der nächſten Montagsſitzung der
Kammer die Auf lö’sung s fr ag e auf die Tagesordnung.
Es wurde dies von Seiten des Präſidi ums sehr geheim ge-
halten, wahrscheinlich, um die Einsendung der noch nicht ein-
gelaufenen Petitionen um Aiflöſung und den Zudrang zu den
Gallerien zu verhüten. Wir machen hiermit alle Volksfreunte,
die etwa noch derartige Petitionen in Händen haben, aufmerk-
yy; dieselben noch vor Montag einzuſchicken oder persönlich
zu überbringen. t

s Lie dolsheim. Herr Redakteur, theilen Sie doch in
Ihrem vielgelceſenen Blatte, der Republik, den Lesern mit, daß
auch bei uns, wie in Mannheim, der republikaniſch gesinnte
Bürgermeiſter, den wir am 27. d. M. wählten, von der Re-
- Zierung nicht anekkannt wurde. Das iſt eine schöne Volks-
ſouveränität, wenn die Regierung Volkswahlen umſtoßen kann,

wie ſie will! Und wie ſchlau ſie's wieder gemacht haben, die

Herren in Karlsruhe! Einige Tage vorher hieß es ſchon,
wenn ihr den W ächter wählt, so nimmt ihn die Regierung
nicht an. Darum bekümmerten ſich unsere Mitbürger freilich
nicht viel, aber gaben den Herren zu verſtehen, daß es ſchlimme
Sachen absetzen könne, wenn ſie ihr Vorhaben ausführten.
Was geschah ? Am Wahltag kam nicht Oberamtmann Bauſch,
der die Wahl hätte leiten sollen, ſcndern Amtmann Nebenius,
und erklärte, Bauſch sei krank, aber man solle nur wählen.
Es wurde gewählt, Wächter erhielt bei Weitem die meisten
Stimmen, cin Pietiſt, deren es bei uns auch noch gibt, erhielt
100 und der jetzige Bürgermeiſter, Einer, wie ſie die Regie-

rung will, nur 10 Stimmen. Als man fragte, ob Wächter

angenommen werde, sagte Nebenius: er habe darüber richts
zu beſtimmen, reiste gleich ab, und. bald darauf kam tie Nach-
richt an, Wächter könne nicht Bürgermeiſter werden, und der
t den k§ St ſolle einſtweilen bleiben. Das iſt eine

erechtigkeit! G

+ Bretten, 1. Febr. Die Haurtaufgabe der Volks-
freunde iſt es jetzt, daß ſie fich in allen Städten und Dörfern
zuſammenthun und Volksvereine bilden. Die Vereine ein-
zelner Stätte vereinigen ſich und bilden Kreisvereine und auf
diese Weise vermögen wir allein jetzt augenblicklich für die
Sache des Volkes etwas zu wirken. Hier konnten wir es
bis jeßt noch nicht zu einem Volksvereine bringen , obgleich
wir bereits Vorbereitungen hierzu getroffen. Unsere Geld-
männer wühlen, wie überall, gegen die Weiterentwicklung des
Volkes, so auch arbeiten ſie gegen die Bildung. unseres Volks-
vereines. „Communiſten sind's, ſagen sie den Wankelmiithi-

gen, die wollen blos Oppoſition gegen die Regierung machen,

die Advokaten, der Brentano tc. sollen erſt mit ſich anfangen,

Sonntag, n. Febrnar.





1849.

ehe ſie die Regierung verbessern wollen-r, und dergleichen dumme
Schwätereien kann man täglich hundert mal hier hören, uw
zwar von solchen hören, die ſich Demokraten nennen. Wir
hoffen, die wahren Volksfreunde bekümmern ſich nichts um das
Geschwätz der Angſtmänner, und treten, sollten es auch nur
Wenige ſein, in Bälde als Verein zusammen.

(+) Karlsruhe , 1. Febr. Aus allen Theilen unseres
Landes laufen noch täglich Petitionen an unſere ſogenannte
Volketammer ein, als Zuruf, daß ſie ſich auflöſe und einer
konstituirenden Versammlung aus direkten Wahlen hervorge-
gangen, Platz mache. Bald wird es dahin gekommen sein,
daß kein Dörfchen im Lande Baden mehr iſt, das nicht in
dieser hochwichtigen Frage seine Stimme abgegeben hat. Aber
alle dieſe Kundgebungen gehen an dieſer Miniſter-Clique spur-
los vorüber. Sie ſind hartſchlägig geworden, dieſe „Fünf-
guld enmänner, und taub gegen die Volksſtimme, die
immer lauter und lauter ruft., daß dicſe Miniſterkamwer ſich
auflöſen soll. Da ſiten ſie nun, diese Menschen, auf ihren
grünen Bänken, ſtecken täglich fünf Gulden in die Taſche, die
aus dem sauren Schweiße des Bürgers genommen werden,
eſſen und trinken gut, geben zu allen volksfeindlichen Maßre-
geln der Regierung ihre Zuſtimmuung, häufen Laſten auf Laſten,
unbekümmert, wenn auch das ganze Land an ven Bettelſtab *
gebracht wird. Iſt das nicht die Schaamlosigkeit auf die höchſte
Spiye getrieben, wenn die Abgeordneten, die das Bertrauen
des Landes verloren, der öffentlichen Stimme des Volkes auf
ſolche Weise Hohn ſprechen, ja ihr täglich und stündlich in
das Gesicht ſchlagen? –~ „Schande und Schmach über

eine Kammer, die das Vertrauen des Volkes

ſchon längſt verloren, und imnuier noch die Frech-
heit hat, beiſammen zu sigen! ~ rief neulich eine
Stimme von der Gallerie herunter in den Sitzungssaal! Der
Mann hatte die bittere Waprheit gesprochen, denn sein Aus-
ruf war die Stimme des Volks. ~ Kann eine Versammlung,
die eh ed em zur Repräsentation des badiſchen Volkes berufen
wurde, noch auf , Ehrenhaftigkeit-- Anſpruch machen, über die
die Mehrzahl des Volkes bereits den Stab gebrochen hat ? –
Darum fort mit dieſer Kammer, sie iſt faul und wurmſtichig,
wie das Miniſtecium Bekk um dessen Gunſt ſie buhltz wir
müſſen eine verfaſſunggebende Versammlung haben, deren Kern
gesund iſt, und die das ungeschwächte Vertrauen des Lattes
beſitt. -

Hanau, 30. Jan. Endlich hat auch Hanau ten Tag
einer öffentlichen Sitzung des Geſchwornengerichts eriebt. Die
wegen einer Petition an die Ständeveisammlung angeklagten
16 Mitglieder des Volksrathes dahier und der Redakteur der
Han. Zig. ſind heute vollkommen freigesprochen wor-
d en. Die Petition ward durch die Presse veröffentlicht und
darauf gründete sich der Anklageact des Staatsînwaltes wegen
Beleidigung gegen die Nationalverjammlung. in Frankfurt a.
M. Die inkrimirte Stelle lautet in angeblichem Bezug auf
 
Annotationen