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Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg viertelſlährig 435 kk.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Grofh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.

C I Z



Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.



L E E 73 §
t E E OCH
V. Q. /
= s lo

Vereinigte Staaten von Denutſchlaud.

Heidelberg, 24. Februar. Im erſten Circular vom
16. Januar ſagt Befkk :

Im Circularſchreiben des Landesausſchuſſes der Volks-
vereine liege die Aufforderung sich zu vereinigen und zu or-
ganisiren, um für den Fall, wenn wieder ein günſtiger Zeit
punkt zu einer neuer Erhebung erscheine, dem revolutionären
Unternehmen über die verfaſſungsmäßige Staatsordnung den
Sieg zu verschaffen.

„Es iſi einleuchtend, wie durch eine solche Vereinsbil-
dung, die im Grunde eine Organiſation des Aufstandes wäre,
D fährt Bekk fort ~ der Unfriede und die Zerriſſenheit ge-
nährt, und die geseßliche Ordnung, ohne welche die Freiheit
nicht gedeiht, und ohne welche kein Kredit im Handel und Ver-
kehr, und kein Wohlstand zurückkehren kann, fortwährend mchr
gelockert und unsicher werden müßte.

Alle, die es mit dem Wohl des Landes gut meinen,
werden sich daher verpflichtet finden, einem solchen anarchiſchen
Beſtreben mit allen ihnen zu Gebote ſtehenden erlaubten Mit-
teln entgegen zu wirken.

Die Amtsvorſtände werden angewiesen , die Ortsvorge-
ſetzten, und andere einflußreiche Einwohner ihrer Bezirke auf
die Lage der Sache und auf die Nachtheile und Gefahren
Cvorerſt nur vertraulich) aufmerkſam zu machen, und ihre
moralische Mitwirkung zur Berhinderung des drohenden Un-
heils in Anspruch zu nehmen.

Wo gleichwohl Volksvereine der bezeichneten Art ſich bil-
den, sind sie zu u ber wach en, und es iſt von allen bedroh-
lichen Erscheinungen alsbald sowohl an die Kreisregierung
als auch unmittelbar hieher Anzeige zu machen.-- i

Im zweiten Schreiben vom 4. Februar 1849 spricht
Befk von bevorſtehenten Aufständen, Einfällen der Flüchilinge,

Komplotte zur Zerſtörung der Eisenbahn!c. was wir, da Aehn-

liches tausendfach in der Karleruher Zeitung zu lesen iſt, hier
mitzutheilen für unnöthig halten. Der Schluß lautet fol-
gendermaßen :

„Die Ortoevorſtände haben nicht nur durch die Gens-
darmen und Polizeidiener, sondern auch durch andere vertraute
Bürger von Allem, was in diejer Beziehung vorgeht oder
droht, sich möglichſt genaue und schnelle Kenntniß zu verſchaf-
fen , und eben so haben namentlich die Vorſtände der Grenz-
orte über die Bew e gungen und Pläne der Flüchtlinge
an der ſchweizeriſchen und franzöſiſchen Grenze Erkundigungen

_ einzuzieh.n.

_ Alls, was sie in Erfahrung bringen, ist augenblicklich
hierher, sowie auch gleichzeitig der Kreisregierung und dem
nächſten Truppencommando anzuzeigen.-- '
Und das lette Circularſchreiben, welches dem Ganzen die
Krone aufsetzt, heißt wörtlich :
Ministerium des Innern.
Karlsruhe, den 4. Februar 1849.
Nro. 1891. An sämmtliche Amtsvorſtände.
Es iſt aus den Kammerverhandlungen und aus öffentli-







1 V49.

chen Blättern bekannt, daß Diejenigen, welche die beſtehende
Ordnung umwerfen möchten, durch die Volksvereine und durch
Agitation j. der Art überall und mit aller Heftigkeit dahin wir-
ken, eine Auflösung der Ständeverſammlung und Berufung
einer konstituirenden Versammlung zu bezwecken.

Es wird zu diesen Zwecken in allen Landestheilen auf
Einreichung von Petitionen und Sammlung von Unterſchriften
hingearbeitet und auch mancher Wohlgeſinnte veranlaßt, der
nicht gehörig erwägt, in welche Gefahren die öffentliche Ord-
nung gerathen müßte, wenn im gegenwärtigen Augenblicke,
wo in Folge der aufrühreriſchen Bewegungen noch Alles so
sehr erschüttert iſt, allgemein neue Waylen vorgenommen wür-
den.

In der neueſten Zeit geht das Gerücht, daß die Um-
ſturzpartei wegen der Kammerauflöſung sogenannte Sturmpe-
titionen zu veranlassen ſuche, in der Art, daß die Petitionen
durch Deputationen von Gleichgeſinnten aus allen Landesthei-
len auf einen und denselben Tag überbracht werden sollen,
um auf dieſe Weise durch Entfaltung phyſisſcher Macht ihren
Forderungen Nachdruck zu geben.

.. Es iſt einleuchtend, daß ein Versuch in dieser Art zu

ſchweren Konflikten führen müßte; die Regierung iſt in der

Lage, solchen Versuchen mit aller Macht zu begegnen; die
Folgen eines ſich daraus ergebenden Konfliktes könnten aber
unheilvoll sein.

Darum iſt es Pflicht jedes redlichen Freundes gesetlicher
Freiheit und Ordnung, das Unglück, welches durch ihre irre-
geleitete Menge hervorgerufen werden könnte, so viel an ihm
liegt abzuwenden.

Die Amtsvorſtände werden hierauf aufmerksam gemacht,
damit dieselben 1) durch vertrauliche Belehrung und durch Be-
nehmen mit Bürgermeiſtern und andern wollgeſinnten einfluß-
reichen Männern entgegenwirken, wenn versucht werden sollte,
Angehörige ihrer Bezirke zu ſolchen Sturmpetitionen zu ver-
leiten, und 2) daß ſie von Ailem was in diescr Beziehung
in ihren Bezirken vorgeht, unmittelbar hicrher sogleich Anzeige
machen.

In vielen Bezirken des Landes hoben ſich Freunde der
gesetziichen Freiheit und Ordnung zu ſogenannten vaterländi-
ſchen Vereinen verbunden, um dem wöühlerisſchen Treiben der
Unzufriedenen entgegen zu wirken.

Wo ſolche Vereine beſtehen oder sich noch bilden, werden
ſie ihre Wirkſamkeit zu dem bezeichneten Zwecke gerne eintreten
laſſen, wenn ihre Mitglieder von der Lage der Sache vertrau-
liche Kenntniß erlangen.

Auch wenn in einem Bezirke von der Theilnahme an dem
fraglichen Petitionsſturm nichts ermittelt werden kann, iſt
gleichwoal 3) auch hiervon innerhalb 8 Tagen die Anzeige

anher zu erſta.ten.

B e k k.
Wir behalten uns die nähere Besprechung dieses Schrei-
bens vor, aber verſichern heute schon den Herrn Minister, daß
er durch dieſen Schritt ſich den Hals gebrochen, daß er den
 
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