Erſcheint Montags ausgen. mm.
nommen täglich. In Heidel= damits. p ?:.
berg und Umgegend monatl. y
15 kr., vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im gg
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten kotet_
die dreiſpalt. Petutzeile e tr.
Einzelne Nummern 2 kr.
„Für das Volk und gegen seine Vedränger.''
Beſtellung wird gemacht [in
Heidelberg in der Buchdruk-
kerei von O. A. Oßwald,
bei Kaufmann Berner,
Porzelanmaler Wagner,
u. bei der Expedition Lit.
D. 306; auswärts bei allen
Poſiämtern. Briese wer-
den frankirt erbeten.
rt.
==?
Mittwoch, 283. Mai
1849.
N“ 1 18.
M 1 uu Wee P t.
Die Zollbeamten, Kaſſen- und Poſtbeamten (wit
Einschluß der Poltknectte) dürfen unter die Bürger-
wehren des erſten Aufgebots nicht aufgenommen wer-
den, sondern haben auf ihren Poſten zu verbleiben.
Hauptquartier Heidelberg, den 22. Mai 1849.
Der Kriegsminiſter :
Eich feld, Oberſt.
Werner, Civ.Com.
Dentſchland.
+ Heidelberg, 22. Mai. (Proklamation des Bür-
gers Lropold.) Derr landesflüct tige Leopold von Baden
weiland Großherzog von Karlsruhe, hat eine Prokla-
mation an das badiſche Volk erlaſſen, worin er daſ-
ſelbe erſucht ihn wieder aufzunehmen und ibm wieder jähr-
lich 600,000 fl. zu bezahlen. Die Proklamation des
politiſchen Flüchtlings Leopold Baden hat folgende
Stellen, welche wir zur Vermehrung der Rührung mit
einigen wol'lmeinenden Bemerkungen begleiten.
,. veAn das badiſche Volk!
«Bürger Badeus! Soldaten! Landsleute! Eine
Verkettung unglücklicher Ereigniſſe, herbeigeführt
vurch Solche, denen keine gesetzliche Freiheit genugt,
die vielmehr den Weg des Unmſturzes, der Zeriorung
und des Bürgerkriegs verfolgen und Ich ſage es mit
tiefem Sctmerze, berbeigesührt aucb durch einen Theil
Meiner sonst treuen und tapfern Soldaten, die der
Fahne untreu geworden, war ich gezwungen,
Meine Residenz zu verlaſſen.»
gZuerſt iſt es ſebe auffallend, daß Bürger Baden
nicht einmal deutſch ſchreiben kann. – Eine Verket-
tung ~ war icb gezwungen! Hr. Befk schämen Sie
ſich nicht als Miniſter, solche Stilſchnitzer in die Welt
hinauszuſchicken? Uebrigens waren jene Ereignisse
nicht unglücklich, ſoudern fehr glücklich, und nicht her-
beigesührt durch solche, denen keine geſeyliche Freiheit
genügt, ſondern durch ſolche, denen die gesetzliche Frei-
heit des FRönigthums, d. h. die unerſchwinglichen
Steuern, die Hoctverraths - Prozeſſe , überhaupt die
Scheußlichkeiten nicht mehr genügten, welche die Kö-
nige und Großherzoge in ihrem Namen ausüben laſ-
sen, und weil der Druck ſo unerträglich war, ſo wa-
ren ste entſchloſſen, nöthigenfaUus mit den Waffen den
Umſturz des Bestehenden herbeizuführen. Entſtand da-
durch Bürgerkrieg, ſo wären nur diejenigen daran
Schuld gewesen , die ſich den Revolutionärs wider-
setzten. Allein Sie ſehen ja Hr. v. Baden, daß Alles
ganz ruhig und ohne Blutvergießen abgeht, und daß
nur dann Blut vergoſſen wird, wenn Ihr guter Freund
der ſchuftige Preußenkönig mit Waffengewalt Sie wie-
der einsetzen will. t:)
«Empörer, die an dem Vaterlande Verrath üben,
versuchen es, eine ungesetzliche Regierung zu errichten,
und fangen ſtun an, durch gewaltſame Anordnungen
r! fr glückliche Land in Jammer und Elend zu
lurgenn. i
Schade, daß diesen Empörern das ganze Land ar-
hängt, während Sie Herr Großherzog durchbrennen
mußten. Merkwürdig in der That, das badiſche Volk
jagt ſeinen Großherzog fort, welcher es durch ſeinen
Miniſter Bekk mit Glück und Wohlergehen überſchüttet
hatte, den Empörern aber, welche es in Jammer und
Elend stürzen häugt es an. Verblendetes Volk ! Warum
eriunerſt du dich nicht lebhafter an das Glück, das du
unter der Regierung Sr. kaiſerl. Durchlaucht des gro-
ßen Herzogs Leopold genoſſeſt ?
«Schon werden Eure Söhne vom jugendlichſten Al-
ter, noch nicht entwickelt in hinlänglicher Kraft, zum
Theil unentbehrlich für Euren Feldbau und Euere
Gewerbe, von Eurer Seite geriſſen, um ihr Blut für
eine treuloſe Sache zu verſpritzen.»
Sie gehen freiwillig und verſpritzen Ihr Blut mit
Freuden für eine «treuloſe Sache,» d. h. für die Freiheit.
Ublbrigens welcbe zärtliche Sorgfalt plötzlich Bür-
ger Leopold für ſein Volk zeigt. Warum hat er denn
voriges Jahr nicht auch an die Tauſend und aber
Tanfende von polinciſchen Gefangenen und Flüchtlinge,
über )aupt an das Elend gedacbt, in welches Hr. Bekk
ſo viele Familien geſtürzt hat? – .
«Bald werden Bürger gegen Bürger, Dentſche ge-
gen Deurſche im brudermörderiſchen Kampfe fallen.
Nicht genug , bald wird auch Euer Eigenthum eine
Beute gewinn- und ravubgieriger Menſchen werden und
unter dem mißbrauchten Namen des Recbts und der
Freiheit werden Recht und Freiheit uutergehen. »
Frquchen keine Augſt zu haben Bürger Leopeld.
Wir wiſſen uuſec Ergenthum zu schützen und brauchen
keinen Großherzog dazu, der uns alljährlich 600,000
Gulden von unſerem Eigenthum nimmt. .
«Ich verwahre feierlich Meine und Meiner verfaſ-
ſungsmäßigen Regierung Rechte, ſo wie die Rechte
und das Glück Meines Volkes gegen dieses frevelhafte
Begiunen und erkläre für null und nichtig, was von
dem Landesausſchuß oder andern ungeſetzllichen Behör-
den verfügt wird.« j
Aha ! das iſt eigentlich die Hauptsache. – Man
will wieder zurückkommen , will die alte Wirthſcbaft
wieder anſangen ~ wird indeß nicht ſo ſchnell gehen.
«Ich gebe Mich übrigens der Hoffnung hin, daß
die unglückſeligen Zuſtände, in die Mein geliebtes
Volk durch die Ereigniſſe gerathen iſt, nicht von lan-
ger Dauer sein werden.»
Eitle Hoffuung ~ auch ſind die Zuſtände in die
das ageliebte Volk» gerathen iſt, durchaus nicht uns
glückſelig, ſondern ſehr erfreulich.
«Bürge dafür iſt Mein gutes Recht »
. Was iſt denn dieß für ein Reckt ? Wer hat denn
dem Bürger Baden das Recht gegeben, das Volk,
das er das badiſche nennt, zu beherrschen ?
«Bürge die Reichsgewalt , welche den Reichsfrie-
den und die Autrechthaltung der verfaſſungsmäßigen
Ordnung zu ſôichern hat.»
Obo! es gibt keine Reichsgewalt mehr und der alte
Sünder - Hannes und ſeine ſpitzbübiſchen Spießgesellen
in Frankfurt, werden auch bald über die Grenze war-
ſchiren. Nein Hr. v. Baden, Bürge für Ihr Wieder-
kommen sind einzig und allein die preußiſchen Mord-
knecte und ihr Sieg über das Volk in Baden und in
der Pfalz, der übrigens mit einigen Schwicrigkeiten
verbunden sein dürfte.
«Bürge endlich der geſunde Sinn der großen Mehrx-
heit Memes Volkes, welches die Herrſchaft Derjenigen,
nommen täglich. In Heidel= damits. p ?:.
berg und Umgegend monatl. y
15 kr., vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im gg
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten kotet_
die dreiſpalt. Petutzeile e tr.
Einzelne Nummern 2 kr.
„Für das Volk und gegen seine Vedränger.''
Beſtellung wird gemacht [in
Heidelberg in der Buchdruk-
kerei von O. A. Oßwald,
bei Kaufmann Berner,
Porzelanmaler Wagner,
u. bei der Expedition Lit.
D. 306; auswärts bei allen
Poſiämtern. Briese wer-
den frankirt erbeten.
rt.
==?
Mittwoch, 283. Mai
1849.
N“ 1 18.
M 1 uu Wee P t.
Die Zollbeamten, Kaſſen- und Poſtbeamten (wit
Einschluß der Poltknectte) dürfen unter die Bürger-
wehren des erſten Aufgebots nicht aufgenommen wer-
den, sondern haben auf ihren Poſten zu verbleiben.
Hauptquartier Heidelberg, den 22. Mai 1849.
Der Kriegsminiſter :
Eich feld, Oberſt.
Werner, Civ.Com.
Dentſchland.
+ Heidelberg, 22. Mai. (Proklamation des Bür-
gers Lropold.) Derr landesflüct tige Leopold von Baden
weiland Großherzog von Karlsruhe, hat eine Prokla-
mation an das badiſche Volk erlaſſen, worin er daſ-
ſelbe erſucht ihn wieder aufzunehmen und ibm wieder jähr-
lich 600,000 fl. zu bezahlen. Die Proklamation des
politiſchen Flüchtlings Leopold Baden hat folgende
Stellen, welche wir zur Vermehrung der Rührung mit
einigen wol'lmeinenden Bemerkungen begleiten.
,. veAn das badiſche Volk!
«Bürger Badeus! Soldaten! Landsleute! Eine
Verkettung unglücklicher Ereigniſſe, herbeigeführt
vurch Solche, denen keine gesetzliche Freiheit genugt,
die vielmehr den Weg des Unmſturzes, der Zeriorung
und des Bürgerkriegs verfolgen und Ich ſage es mit
tiefem Sctmerze, berbeigesührt aucb durch einen Theil
Meiner sonst treuen und tapfern Soldaten, die der
Fahne untreu geworden, war ich gezwungen,
Meine Residenz zu verlaſſen.»
gZuerſt iſt es ſebe auffallend, daß Bürger Baden
nicht einmal deutſch ſchreiben kann. – Eine Verket-
tung ~ war icb gezwungen! Hr. Befk schämen Sie
ſich nicht als Miniſter, solche Stilſchnitzer in die Welt
hinauszuſchicken? Uebrigens waren jene Ereignisse
nicht unglücklich, ſoudern fehr glücklich, und nicht her-
beigesührt durch solche, denen keine geſeyliche Freiheit
genügt, ſondern durch ſolche, denen die gesetzliche Frei-
heit des FRönigthums, d. h. die unerſchwinglichen
Steuern, die Hoctverraths - Prozeſſe , überhaupt die
Scheußlichkeiten nicht mehr genügten, welche die Kö-
nige und Großherzoge in ihrem Namen ausüben laſ-
sen, und weil der Druck ſo unerträglich war, ſo wa-
ren ste entſchloſſen, nöthigenfaUus mit den Waffen den
Umſturz des Bestehenden herbeizuführen. Entſtand da-
durch Bürgerkrieg, ſo wären nur diejenigen daran
Schuld gewesen , die ſich den Revolutionärs wider-
setzten. Allein Sie ſehen ja Hr. v. Baden, daß Alles
ganz ruhig und ohne Blutvergießen abgeht, und daß
nur dann Blut vergoſſen wird, wenn Ihr guter Freund
der ſchuftige Preußenkönig mit Waffengewalt Sie wie-
der einsetzen will. t:)
«Empörer, die an dem Vaterlande Verrath üben,
versuchen es, eine ungesetzliche Regierung zu errichten,
und fangen ſtun an, durch gewaltſame Anordnungen
r! fr glückliche Land in Jammer und Elend zu
lurgenn. i
Schade, daß diesen Empörern das ganze Land ar-
hängt, während Sie Herr Großherzog durchbrennen
mußten. Merkwürdig in der That, das badiſche Volk
jagt ſeinen Großherzog fort, welcher es durch ſeinen
Miniſter Bekk mit Glück und Wohlergehen überſchüttet
hatte, den Empörern aber, welche es in Jammer und
Elend stürzen häugt es an. Verblendetes Volk ! Warum
eriunerſt du dich nicht lebhafter an das Glück, das du
unter der Regierung Sr. kaiſerl. Durchlaucht des gro-
ßen Herzogs Leopold genoſſeſt ?
«Schon werden Eure Söhne vom jugendlichſten Al-
ter, noch nicht entwickelt in hinlänglicher Kraft, zum
Theil unentbehrlich für Euren Feldbau und Euere
Gewerbe, von Eurer Seite geriſſen, um ihr Blut für
eine treuloſe Sache zu verſpritzen.»
Sie gehen freiwillig und verſpritzen Ihr Blut mit
Freuden für eine «treuloſe Sache,» d. h. für die Freiheit.
Ublbrigens welcbe zärtliche Sorgfalt plötzlich Bür-
ger Leopold für ſein Volk zeigt. Warum hat er denn
voriges Jahr nicht auch an die Tauſend und aber
Tanfende von polinciſchen Gefangenen und Flüchtlinge,
über )aupt an das Elend gedacbt, in welches Hr. Bekk
ſo viele Familien geſtürzt hat? – .
«Bald werden Bürger gegen Bürger, Dentſche ge-
gen Deurſche im brudermörderiſchen Kampfe fallen.
Nicht genug , bald wird auch Euer Eigenthum eine
Beute gewinn- und ravubgieriger Menſchen werden und
unter dem mißbrauchten Namen des Recbts und der
Freiheit werden Recht und Freiheit uutergehen. »
Frquchen keine Augſt zu haben Bürger Leopeld.
Wir wiſſen uuſec Ergenthum zu schützen und brauchen
keinen Großherzog dazu, der uns alljährlich 600,000
Gulden von unſerem Eigenthum nimmt. .
«Ich verwahre feierlich Meine und Meiner verfaſ-
ſungsmäßigen Regierung Rechte, ſo wie die Rechte
und das Glück Meines Volkes gegen dieses frevelhafte
Begiunen und erkläre für null und nichtig, was von
dem Landesausſchuß oder andern ungeſetzllichen Behör-
den verfügt wird.« j
Aha ! das iſt eigentlich die Hauptsache. – Man
will wieder zurückkommen , will die alte Wirthſcbaft
wieder anſangen ~ wird indeß nicht ſo ſchnell gehen.
«Ich gebe Mich übrigens der Hoffnung hin, daß
die unglückſeligen Zuſtände, in die Mein geliebtes
Volk durch die Ereigniſſe gerathen iſt, nicht von lan-
ger Dauer sein werden.»
Eitle Hoffuung ~ auch ſind die Zuſtände in die
das ageliebte Volk» gerathen iſt, durchaus nicht uns
glückſelig, ſondern ſehr erfreulich.
«Bürge dafür iſt Mein gutes Recht »
. Was iſt denn dieß für ein Reckt ? Wer hat denn
dem Bürger Baden das Recht gegeben, das Volk,
das er das badiſche nennt, zu beherrschen ?
«Bürge die Reichsgewalt , welche den Reichsfrie-
den und die Autrechthaltung der verfaſſungsmäßigen
Ordnung zu ſôichern hat.»
Obo! es gibt keine Reichsgewalt mehr und der alte
Sünder - Hannes und ſeine ſpitzbübiſchen Spießgesellen
in Frankfurt, werden auch bald über die Grenze war-
ſchiren. Nein Hr. v. Baden, Bürge für Ihr Wieder-
kommen sind einzig und allein die preußiſchen Mord-
knecte und ihr Sieg über das Volk in Baden und in
der Pfalz, der übrigens mit einigen Schwicrigkeiten
verbunden sein dürfte.
«Bürge endlich der geſunde Sinn der großen Mehrx-
heit Memes Volkes, welches die Herrſchaft Derjenigen,