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Die Republik — 1849

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No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
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Erſcheint Montags ausge-

Die Republik.

nommen täglich. In Heidel
berg vierteljährig 45 kr
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
l0 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



„Für das Volk und gegen seine Bedränger. ‘f













f





Beftellung wird gemacht in

Heidelberg in der Buch-

druckerei von Renner u.

Wolff und bei Kaufmann .
Berner; auswärts bei

allen Poſtämtern. Briefe

werden frankirt erbeten.






~ 31. Dienst



Die Anerkennung der Grundrechte des deut-
schen Volkes., ;

Lt

_ Die meisten Staaten Deutschlands haben nach dem ehren-
ollen Vorgange Württemberg's die Grundrechte des deuiſchen
Volkes gesetfräftig publizint – an
durch ſinnige Feſtlichkeiten den Tag bezeichnet, an welchem ſie
Geltung im Lande erhielten. – Man hatte vollgültigen Grund
zu dieſer Feier, denn waren auch die Rechte in manchen Punk-
ten nicht ſo ausgedehnt, als Biele es wünſchten, gingen ſie
auch in manchen Bestimmungen den bescheidenen Wünſchen
Einzelner zu weit, so waren doch dieſe Grundrechte die erſte
Errungenschaft der Revolution für das geſammte Deutſchland,
das erſte Erzeugniß der Nationalvertretung für das Volk und
deſſen Zwecke. ~ Denn die Centralgewalt, welche als Schöp-
fung der Reichsverſammlung den Grundrechten vorangegangen,
und zu Regierungszwecken geschaffen war, ſollte zwar auch den
Intereſſen des Volkes
wir müſſen es leider bekennen, in der Hank ihrer verantwort-
lichen Lenker nichts mehr geworden, als eine Polizeigewalt,

î lark nach Unten, ſchwach nach Oben.

Auch in diesen beiden Erzeugniſſen spiegelt sich die tiefe
_ Verschiedenheit zweier Richtungen ab, welche in der Reichs-
verſammlung von Anfang an herrſchten. Die Centralgewalt
war das Abbild jener Rathloſigkeit und Schwäche, welche ſich
ſtets zeigte, wenn die Reichsverſammlung zu einer politischen
Handlung den Anstoß geben ſolltez ~ in den Grunktrechten
dagegen verkörpert ſich die
Grundsätze der Revolution sogleich prak-
tisch ins Leben führen zu wollen. ~

Unser Zweck iſt hier nicht, den materiellen Inhalt der

Grundrechte zu erörtern, es
daß sie das er ſt e all g

anerkannte, ohne ſie

galt uns nur, darauf hinzuweisen,
emeine Ges ey für g a n z
Deutſchlan d ſind und daß das deutsche Volk auch in ſeiner

. Geſammtheit die Verpflichtung hat, ſich dieses Schatzes zu ver-
gewisſſern, ihn überall feſtzupalten und wuchern zu laſſen, –ê

ſo daß er ihm reichliche Zinsen trägt. Mag auch der Schatz
klein sein, wir lassen hierüber Jedem seine Meinung ~ o
muß es doch Jedem am Herzen liegen, ſich zuerſt diesen Bo-
den zu gewinnen. Der Eine möge dann von diesem Boden
aus weiterſtreben, um ihn auszudehnen, zu vergrößern, seine
Lücken zu beſſern, der Andere ſich mit ihm begnügen und ihn
als die letzte Grenze ſeiner Beſtrebungen ansehen. - fedenfalls
iſt dieser Boden jetzt einmal gegeben, und es wäre thöricht,
ihn verſchmähen zu wollen.

Wir glauben deßhalb, daß es Pflicht eines jeden guten

Bürgers sei, darauf zu dringen, daß diese Grundrechte in je-
dem deutſchen Lande ungeſchmälerte Geltung erhalten und über-
a!l die Grundlage biloen, auf welcher ſich das deutſche Staats-
leben weiter entwickelu ſoll.

Wo Einreden gegen ihre Einführunz erhoben werden,

ag, 6. Februar.

vielen Orten hat man

ein kräftiger Hord sein - ſie war aber, |

theoretische Confequenz, welche die



1849.

beſtrebe man ſich, dieselben zu beseitigen, ihren Ungrund dar-
zuthun, und den besseren Zuſtand hervorzuheben , welchen die
Anerkennung dieser Grundrechte bringen wird; ~ wo Wider-
ſtand versucht wird, mögen ſich alle Kräfte vereinen, denselben
zu brechen! An Euch geht namentlich unser Gesuch, an Euch
Bürger, deren Regierung bis jetzt noch keine Einleitung ge-
troffen haben, die Grundrechte in Geltung zu bringen. ~

Wir fordern alle Vereine in Baiern, Hannover, Sachsen,
in Preußen und Österreich auf, dahin ihre Beſtrebungen zu
richten und auf jede Weiſe, durch Petitionen an Regierungen
und Kammern, durch Deputationen und Volksverſammlungen,
den Willen des Volkes zur Kenntniß der Säumigen zu brin-

en. ~

j In dieser Frage vor Allem zeigt ſich der wahre Freund
der Freiheit und der Einheit unseres Vaterlandes. Man hat
geglaubt die Einheit nur in der Spitze des ganzen Verfaſſungs-
Gebäudes, in der ausübenden Regierungsgewalt suchen zu
müssen; — es droht eine erbitterte Spaltung in Deutschland
über die Frage, ob diejenigen die wahren Freunde der Einheit
ſeien, welche einen Bundesstaat nur mit Oeſterreich ſchaffen
wollen, oder ob die Vertheidiger eines Bundesſtaates ohne
Osterreich mit Preußen die richtige Löſung des Räthsels ge-
funden hätten. – Weit beſſer würde man gethan haben, wenn
man die Feinde der Einheit in dem Lager der Wenigen ge-
sucht hätte, welche unbegründeten Widerſtand gegen die Grund-
rechte leiten, und wenn man als wahre Freunde der Einheit
die Männer betrachtete, welchen die Durchführung der Grunkt-
rechte ais nächſtes Ziel ihrer Beſtrebungen gilt. ~ J hier
nicht ein Band gegeben, welches das ganze Volk Deutschlands
vereinen soll; ~ nicht in gleichem Gehorsam und gleicher
Unterwürfigkeit, sondern in gleichem Rechte und in gleicher
Freiheit? Was bindet mehr an einander, was vereint ſiche-
eer mic einander, gleiche Gewalt von Oben oder gleiches In-
tereſſe von Unten? Es iſt wahr, mancher Voltsſtamm hat
ſchon errungen, was der Andere erſt in den Grundrechten als
willkom:nene Gabe findet; - aber iſt es nicht lohnender, dem
Bruder die hilfreiche Hand zu leiſten und ihn heranzuziehen
zu ſich, als weiter zu eilen, ohne ſich um sein Nachkommen
zu kümmern? ~ .,

Auch das mögen die Freunde der Freiheit nicht vergessen,
daß nur diejenige Freiheit gesichert iſt, für welche ein gan-
zes Volk in se iner Ges. mmth eit einſteht, und daß
jedes Recht, welches errungen wird, nur dadurch gegen die
Gewalt geſchügt werden kann, daß das ganze Volk ſich dieſes
Rechtes bewußt iſt, und es mit seinem Geſammtwillen ver-

idigt. Ö
tt Das deutſche Volk hat zu zwei verfchiedenen Zeiten in
dieſem Jahrhundert manche Freiheit erkämpft, manches Rett
ſich erobert; ~ aber weil es in feiner Geſammtheit nicht dieſe
Rechte und Freiheiten hütete, weil es nur vereinzelt, hie und
da, ſie durchsetzte, konnte es ſte so leicht und theilweise ſobald
wieder verlieren. Mögen wir jetzt nicht wieder in den gleichen
Fehler verfallen und die Einheit da herzuftellen suchen, wo ſise
 
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