Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 125 - No. 141 (1. Juni - 21. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0517

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erſcheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg und Umgegend monatl.
15 kr., vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inſeraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2 kr.
Einzelne Nummern 2 kr.







„„Für das Volk und gegen feine Bedränger.''

Beſtelung wird gemacht in

temriatiih j Ze da g .. Frs.reihts der Buchdruk-
Die 1i epu h [i [; Lo § §!!;;
. [U | B 0 Porzelanmaler Wa g n e r;

auswärts bei allen Poſtäm-
tern, Briese werden
frankirt erbeten..



N

Freitag, SV. Juni

1849.





131.

Deutſchland.

+ Heidelberg, 7. Juni. Die Katze läßt das
Mauſen nicht. – Der landesflüchtige Bürger Leo-
pold Baden von Karlsruhe fährt fort, aufrühreriſche
Proklamationen zu erlaſſen und die badiſchen Staats-
bürger gegen die neue Ordnung der Dinge aufzuwie-
geln. So ſchreibt er wieder von Frankfurt aus, nennt
ſich Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen,
ſpricht von eimer hocbverrätheriſchen Partei, der es
gelungen sei, in ſeinem Großherzogthum die Regie-
rungsgewalt an ſich zu reißen, und klagt entſeulich
über den ſog. Landesausſchuß. Alle Handlungen die-
ser Behörde erklärt er für ungiltig und ſpricht von
baldigem Einmarſch der „„Reichstruppen‘’ zur Wicder-
herſtelung der Ordnung. Als ſehr milder Familien-
vater verspricht Leopold alle Diejenigen zu begnadigen,
welche jetzt noch die Waffen niederlegen und reumüùthig
zur Unterthanentreue zurückkehren und künftig wieder
Civilliſten und Apanagen bezahlen werden.

Diese Proklamation iſt natürlich sehr lächerlich, al-
lein man sollte doch nicht zu nacktſichtig gegen das
wühleriſche Treiben dieſer politiſchen Flüchtlinge blei-
ben. Die proviſoriſche Regierung wird daher die Reichs-
gewalt erſuchen, jene der öffentlichen Sicherheit gefähr-
lichen Menſchen, die fortwährend die Ruhe und Ord-
nung in unserem Lande durch freche Wühlereien zu
untergraben ſuchen, aus dem Reiche zu weiſen. j

Karlsruhe, 3. Juni. (Neueſtes aus Stuttgart:) Der
König von Württemberg erkennt die nach Stuttgart
übergeſtedelte Nationalverſammlung nicht an, er hat
die Auflöſung ſeiner Ständeverſammlung beſchloſſen,
die Volksredner und Führer unter den Soldaten ſollen
vor ein Kriegsgerictt geſtellt, viele Mitglieder der äu-
herſten Liuken verhaftet werden. – Gottlob, die Wür-
fel ſind gefallen, ~ trotz des Zögerns der Volksführer.

Mannheim, z. Juni. Wir erhalten soeben ein
friſches Pröbchen preußiſch-octroyirter Verfaſſungsmä-
Higkeite. Der Bundestag iſt todt; es lebe der Bundes-
tag! Die preußiſchen Poſtämter remittiren die an ſie
gelangten Blätter der Mannh. Abendztg., da ſie eines
derjenigen Blätter iſt, welche für den Augenblick (! )
durch Beſtimmung des Miniſters für Handel vom 50.
Mai 1849 in Preußen verboten ſind.

Naiserslautern, 1. Juni. Es ſind bereits meh-
rere franzöſiſcdhe Kavallerie - und Artillerie - Offiziere
in den Dienſt der proviſoriſchen Regierung getreten.

Kaiserslautern, 4. Juni. Hier wie in den mei-
ſten Orten der Pfalz ſind die baieriſchen Wappen von
den öffentlichen Gebäuden größtentheils verſchwunden.
Wann wird der Baſtardbalken an den öffentlichen Ge-
bäuden in Baden verſchwinden?

Frankfurt , 1. Juni. Von baieriſchen Abgeord-
neten erfuhr man geſteru , daß denselben keine Diäden
mehr ausgezahlt werden, was sie um so mehr über-
raſchte, da die baieriſche Regierung ihre Abgeordneten
zur Nationalverſammlung noch nicht abberuten hat.

Stuttgart, 1. Juni. Die Reutlinger Deputation
erläßt folgende Erklärung : «Mitbürger! Wir haben
den Auftrag, den Ihr uns gegeben, erfült. Wir haben

dem Miniſterium und der Kammer die Forderungen

des Volkes vorgetragen. Sie haben uns abſctlägig
beſchieden. Die Kammer hat namentlich mit 60 gegen
18 Stimmen verweigert , unsern badiſchen und rhein-
baieriſchen Brüdern die ungeſäumte Hülfe zu leiſten,
welche Ihr ihnen auf dem Tage zu Reutlingen gelobt
habet und in der allein wir noch Rettung für Deutſch-
land sehen. Wir ſind entſchloſſen, unser feierliches
Versprechen zu halten, den Bruderſtämmen nicht mit
Worten, sondern mit der That zu helfen, und erwar-
ten von Euch, daß Ihr uns treu zur Seite ſteht.,»

Wöürzburg, 4. Juni. In Miltenberg und Obern-
burg sind, wie man durch Stafetten die hieſige Regie-
rung benachrichtigte, Freiſchaaren angesagt. Durch
Aschaffenburg zogen (wie berichtet) bereits 400 Manti
Freiſchaaren ins Badiſche. Eine andere Schaar setzte
zwiſchen Stockſtadt und Seligenſtadt über den Main;
dagegen hört man, daß von Frankfurt aus Truppen
in dieſe Gegenden geschickt werden, und von Nürnberg
werden zwei Corps zu je 6000 Mann, das eine über
Neuſtadt, das andere über Uffenheim hierher dirigirt
und theilweiſe heute Nactts hier eintreffen. Auch in
hieſtger Stadt ſind desfallſige Maßregeln ergriffen und
namentlich einige Thore mit Kanonen besetzt worden.

Trier, 5. Juni. Während für den beſckränkten
Unterthanenverſtand die Selbſthülfe verboten iſt, hat
der Kommandeur des 51). Juf.-Regiments zu oktroyiren
geruht, daß die Trierſche Zeitung «der Selbſthülfe
jedes einzelnen Soldaten vogelfrei über-
la ssen werde». Die Trierſche Zeitung hat berichtet,
die 1. und 4. Kompagnie des 59. Regiments hatten
Hecker, «Führer einer Raubmörderbande» (k. pr. amt-
licher Ausdruck! ~—~ Hat Hecker etwa in Dresden und
Iserlohn kommandirt ?), ein Hoch gebracht. Dieſe Nacho
richt hat den Bürger-Kommandeur des 54. Regiments
ſo in Harniſch gebracht, daß er u. A. Folgendes be-
griſfen zu haben verſichert:

«Es läßt ſich begreifen, daß die bezeichneten Kom-
pagnien den ihrer Kriegerehre öffentlich zugefügten
Scbimpf nicht werden auf ſich. ruhen laſſen wollen.
Es könnte daher, bei dem bevorſtehenden Rückmarſche
derſelben, ihr Erfordern an dié Redaktion der Triers
ſchen Zeitung, den von ihr zugeſicherten Zeugenbeweis
ſofort und vollſtändig zu liefern, etwas ſtürmiſcher
Natur werden, und den Herren Offizieren und Unter-
offizieren große Mühe verurſachen, ihre Untergebenen
davon abzuhalten, «schwierig» und handgreiflich gegen

eine Redaktion zu werden, welcbe ſchon ſo viele Tages.

lügen und jetzt eine von der Art fabrizirt hat, daß die
Truppe, welcbe ſie nicht in Wahrheit von ſich abzu-
weiſen vermöckte, die Verachtung der ganzen Armee
verdienen würde.»

Berlin, 5. Juni. Höchſt wahrſcheinkich wird der

Q Großherzog von Baden noch in dieſen Tagen den von

Preußen gemacktten Verfaſſungsentwurf für Deutſchland
anerkennen. Gewiß iſt, daß hierüber unterhandelt wird
und daß die C' ewährung der erbetenen preußiſchen Hülfe
zur Unterdrückung der Revolution in Baden zum Theil
von dieſer Anerkeunung abhängig gemacht iſt.
Wien, 51. Mai. Die Blüthe der uvgariſchen Frei-
heit gedeiht, ihre Früchte werden reif. Der Sarden-
könig Karl Albert oder vielmehr sein Thronfolger hat
der ungariſchen Reichsregierung die dem ſardiniſchen
 
Annotationen