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Die Republik — 1849

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No. 125 - No. 141 (1. Juni - 21. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0505

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.

Erscheint Montäqs ausgen.
nommen täglich. In Heidelo dxyyyrunn,,
berg und Umgegend monatl. s

15 kr., vierteljährig 45 tr. .
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bet Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petit;eile 2 kr.

Einzelne Nummern 2 kr.

Beſtelung wird gemacht in
Heidelberg in der Buchdruk-
kerci von O. A. Oßwald,
bei Kaufmann Berner,
Porzelanmaler Wagner,
u. bei der Expedition Lit.



1). 306 ; auswärts bei allen
Poſtämtern. Briese wer--
den franukirt erbeten.

„„Für das Bolk und gegen seine Bedränger.''





N~ 127. Sonntag, 8. Juni ; 1 849.





Einladung zum Abonnement.

Die „Republik“ wird wie bisher so auch künftig fortfahren, die Intereſſen des Volkes
zu vertreten. Sie wurde zwar im Laufe des Monats Mai von einem Unfall heimgesucht,
der in der Geschichte der Zeitungen seines Gleichen nicht hat. Mit räuberischen Händen
hat man von Seiten der „Demo-Gratis-Republik““ nach ihr gegriffen, um die „Demokratie
im südwestlichen Deutschland zu organisiren““, Papier, Inserate und Manuſcripte der „„Re-
publik“ geſtohlen, durch Betrug ihre Poſtabonnenten zu erſchleichen gesucht, obgleich den
jetzigen Redakteuren der „Demo-Gratis-Republik“~ ein fo großer Einfluß auf die Redaktion
der „Republik““ eingeräumt war, daß sie auch mit der „Republik‘~ die Demokratie im sûd-
weſtlichen Deutschland hätten organiſiren können, also nicht nöthig gehabt hätten, im Interesse
der Demokratie die Einkünfte der „Republik““ an sich zu reißen. Allein trotz dieses Angriffs
und der Nachtheile, die daraus erfolgten und sich auf mehrere 100 fl. belaufen, hat ſich die
„Republik““ aufrecht gehalten und wird wie bisher fortgesetzt. Das Abonnement beträgt für

den Monat wie bisher 15 kr.

Der Verleger.



Deutſchland.

Heidelberg, 2. Juni. Die „„Weſtdeutſche Zei-

tung‘“ enthält folgenden beherzigungswerthen Artikel
über unsere Verhätltniſſe:
v Aus Baden. Es ſcheint wirklich, als wenn die
Deutſchen keine Revolution machen könnten. Da war
hier in Baden und in der Pfalz die beſte Gelegenheit
zu einem Kreuzzuge gegen die Sultane, welche uns den
Eintritt in den Tempel der Freiheit wehren; Ales,
Jung und Alt, war voller Begeiſterung, Bürger und
Soldaten lagen ſich in den Armen und küßten und
wunderten sich, wie es möglich gewesen, daß ſo lange
eine ſo unnatürliche Scheidewand zwiſchen ibnen habe
beſtehen können; kurz, der Stoff z! dem Götterbilde
der Freiheit war gegeben, es bedurfte nur eines ge-
nialen ſchaſfenden Geistes, das Bild zu formen. Nur
ein Viertel von einem Koſſuth uud die Revolutions-
armee in Baden und der Pfalz köunte jett ſchon bei
Mannheim concentrirt und bereit sein zum Einmarſche
ins Heſſiſde. Wir wollen nicht die großen Schwie-
rigkeiten verkennen, wir wollen nicht den Himmel ſtür-
men, allein wenn die Fehler des gegenwärtigen Landes-
ausschuſſes auch dem Blindeſten ſichtbar ſind, dann
darf man Demjenigen keinen Vorwurf machen, der in
gerechter Entrüſtung den Stab bricht über eine ſolche
Regierung.

Welche Maßregel, einen Ausſchuß von fünfund-
zwanzig oder noch mehr Männern einzuſeten! Bejſer
hätte man die Diktatur eines Einzigen geſchaſfen. Auch
die Monarchie hat ihr Gutes und Vernùüuftige wiſſen
dieſes Gute von ihr zu borgen, nämlich einheitliche
Leitung in Zeiten der Gefabr. Uud welche Männer
ſind die Regierungsmitglieder? Es gibt sehr Entſchie-
dene darunter, aber gerade dieſe Entfchiedenen gebraucht
man, um sie von Karlsruhe zu eutfernen als Kom-
miſſäre, und unter den Zuräückbleibenden geben dann
vorsichtige Advokaten, die ſich den Rücken frei halten

wollen, wie Brentano, den Ton an. Die Hauptwirke

ſamkeit des Landesausſchuſſes hat bis jetzt in Erlaſſen
von Proklamationen, Aufrufen an das deutſche Heer,
an deutſche Frauen und Jungfrauen und dergleichen

uufruchtbarem, phraſenhaftem Machwerke beſtanden.



Eines seiner letzten Werke iſt eine gutmüthige Auffor-
derung an beiderlei Geschlechter, doch einiges Geld zur
vollſtändigeren Ausrüſtung der Feſtung Raſtatt zu geben.
Also es fehlt dem Ausschuſſe an Geld, dem nervus
rerum, er hat den naiven ©&lauben, Betteleien würden
helfen. Warum hat er nicht ſchon längſt die Güter
der großherzoglichen Fawilie, ſowie ſämmtlicter flüch-

' tigen Volksverräther konfiszirt? Warum dekretirt er

nicht: „Alle Bürger, deren reines Vermögen die Summe
von 1300 fl. übersteigt, baben 2 Prozent vom Ueber-
ſchuſſe zu zahlen. *) Die Civilkomwiſſäre ſiud mit der
Ausführung dieses Beſchluſſes beauftragt.‘

Der Mittel gibt es genug, es fehlt nur der Wille
und der Muth, ſie anzuwenden. Man ſrtreichelt und
puſſirt die Geldmänner, jene Sorte von Menſchen,
welche in Breslau und Dresden, in Leipzig und Dùſſel-
dorf, in Elberfeld und Iserlohn das Volk verrathen
hat, und begreift nicht, daß diese sentimentale Scho-
uung der jetzigen Bewegung das Grab bereitet. Born-
ſtedt, welcher energiſche, revolutionäre, vielleicht über-
triebene und unpraktiſche Maßregeln wollte, iſt von der
gegenwärtigen Regierung für verrückt erklärt und als
Staatsgefangener nach Kiglau gebractt worden,

_ und der verhaftete Oberſt Hiukeldey, jener verruchte

Reaktionär, der einſt den Rekruten ( bucbſtäbtich) ins
Gesicht ſpuckte, iſt von ihr entlaſſen worden. Letztere
Maßnahme hat viel böſes Blut abgeſetzt. Da lobe ich
mir die Ruſſen und Preußen, die wissen anders zu
handeln. Run endlich die Einberufung einer konſti-
tuirenden Verſammlung im jetzigen Momente! **)



*) Dieſe Maßregel würden wir für höchſt unprak-
tiſch, ja ſogar überſflüsſig halten. So lange man fo
reiche Domänen und Stiftungsvermögen hat, wie in
Baden, ſo lange man ſo viele Ariſtokraten hat, welche
den blutigen Schweiß, den ſie bis jetzt dem Volke ab-
genommen haben, wieder erſetzen müſſen, braucht man
keine Zwangsſteuer. Liquidirung des Staatsvermögens,
des Eigenthums in todter Hand, Konfiskation des Ver-
mögens der Ariſtokraten, und man hat Hel yt

D,. Red.
+*) Wir ſind auch nicht für baldige Einführung dex
konſtitsireuden Verſammluug. Allein keider iſt der Lau-
 
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