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Die Republik — 1849

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No. 78 - No. 101 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0385

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Erſchei Montags ausge-
nomme, äglich. In Heidel
berg v..rteljährig 4.
Durch die Poſt bezogen i
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.

rt





„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“’

Die Republik.

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.













ENO Dienſtag,

+ Frankreich gegen Nom.

Der Schlag iſt gefallen. Die republikanischen Soldaten
von Frankreich werden gegen die römische Republik in's Feld
ziehen ~ um in Rom die Monarchie wieder aufzurichten, den
Pabſt in seine Herrſchaft wieder einzusetzen! Ja, es iſt ſo,
es iſt wirklich ſo. Die französiſche Nationalverſammlung hat
es beſchloſſen, am 16. April, mit 395 gegen 283 Stimmen!
Genua, Breécia, Parma, Toskana ſind gefallen durch die
Henkershand der Osſterreicher, Rom wird fallen durch Frank-
reich. Frankreich, die Republik,, im Wetteifer mit Oeſterreich
in der Unterdrückung der Völker, in der Zerſtörung der Re-
publiken! Schmach und Schande über dieſe Verräther, die
den Namen der Republik entweihen mit dem Verrath an den
Völkern. Ist das die Republik, die das Volk von Paris er-
kämpft hat im Februar ? Sind das die Grundſätze der Frei-
heit, Gleichheit und Brüderlichkeit der Nationen? : Nein, Ihr
lügt, Ihr Henker , die Ihr Euch heute noch Republikaner,
franzöſiſche Republikaner nennt, Ihr ſchändet dieſen großen
Namen. Die Republik iſt in Frankreich gefallen, verwundet
durch die Schwäche der Februarregierunz, gefallen in der Juni-
ſchlach. Frankreich iſt heute eine Monarchie.

Wer hätte es gedacht, Odillon Barrot, der Miniſter Louis
Philipps, iſt heute Miniſter von Frankreich und Thiers und
Guizot lauern auf seinen Poſten! Jyr edlen, hochherzigen
Protetarier von Paris, als Ihr den Thron des flüchtigen Kö-
nigs am Fuße der Junisäule den Flammen übergabt, Ihr
glaubtet die Monarchie vernichtet und ließet eure Henkersknechte
frei davonziehen. Und die provisoriſche Regierung ließ die
untergeordneten Werkzeuge der Monarchie , die Beamten der
Provinzen in ihren Stellen. Ein Verſuch Ledru-Rolln's , ſie
zu entfernen, scheiterte an dem Widerſtande der Majorität der
provisorischen Regierung. Unter der Leitung der königlichen
Beamten, unter ihrem Einfluß, ihren Drohungen , ihrem Be-
trug bat das Volk seine Nationalverſammlung gewählt, die
die Republik verracthen und geschändet hat. Öder glaubt
Ihr, daß das französische Volk, deſſen Grund und Boden dem
größten Theile nach den Legitimiſten, den Königlichen gehört
frei gewählt habe, daß das Proletariat des Landes (und das
iſt die Mehrheit der Nation) dem Terrorismus ſeiner Brod-
herrn habe entgehen können? Cs iſt gelungen. Die Mehr-
heit der franzöſiſchen Nationalverſammlung iſt nicht republika-
nisch, sie iſt monarchiſch. Man wende uns nicht ein, ſte habe
eine republikanische Verfaſſung geschaffen ; dieſe Verfaſſung iſt
keine republifkaniſche. Der Präſident mit seinen verantwortli-
<en Ministern iſt nichts Anderes als ein konſtitutioneller Kö-
niz. Ihr nennt ihn zwar „ verantwortlich«, aber er verfügt
über die bewaffnete Macht, über die Armee, und das genügt,
ſeine Verantwortlichkeit zur Phrase zu machen.

Also dieselben franzöſiſchen Fahnen, die einſt glorreich
wehten bei Rivoli und Mantua , bei Caſtiglione und Arcole,
die werden jetzt Frankreichs Soldaten zum Henkerdienſt gegen
die römische Republik führen! So will es Frankreichs mo-
narchische Regierung. Die republikaniſche Larve iſt gefallen,
das franz. Heer wird Brüdersſchaft trinken mit den ſchwarz-
gelben am Grabe der römiſchen Republik. :

Wird die Armee, wird das Volk in Frankreich auch die-
ſes noch ertragen? Wir ſagen Nein! denn wir glauben an
die Ehre und die Revolutionékraft des franzöſiſchen Volkes.



2/4. April. 1849.

| Macht Eure Rechnung mit dem Himmel ab, Ihr Heren von

heute am Staatsruder in Paris! Euer Magaß iſt voll. Eilen
Sie ſich, Herr Guizot, daß Sie noch bei Zeiten nach Paris
kommen, damit Sie dem Volksgerichte, dem fürchterlichen, das
Ihrer und Jhres Gelichters harrt, nicht entgehen. Das ſieg-
reiche Volk hat im Februar die politiſche Todesſtrafe abge-
ſchafft, Ihr habt ſie wieder eingeführt ; Ihr habt zwei Juni-
kämpfer auf's Schaffot gesührt, das Volk wird Eure Maß-
regel adoptiren. Ihr habt sie ſchlau berechnet, diese franz.
Intervention zur Wiedereinſegung des Pabſtes, Ihr zählt auf
das katholiſche Vo!k und hofft, daß es bei ſeinen Wahlen
Euch seine Stimmen gebe. Ihr werdet Euch nicht schlechter
verrechnen, als Herr Cavaignac, der den Pabſt nach Frankreich
zu führen versprach, um Stimmen für ſeine Präſidentur zu
erwerben. Die Arbeiter der Städte , die Armee ſind empört
gegen Euch und das Landvolk iſt durch die Wahl Eures Louis
Napoleon nicht satt geworden. Euer Verrath wird zum Heile
Europa’s werden und zu Eurem Verderben, Ihr intervenirt
gegen die Freiheit Italiens, die Revolution wird gegen Euch
interveniren. Frankreich wird seine rettenden Waffen den
Unterdrückten Jtaliens leihen. Und wenn der letzte Oeſtreicher
am Po verſcharrt iſt, und der Huf des letten feindlichen Rei-
ters den Boden Italiens geflohen hat, dann wird das franz.
Volk auch mit denen Abrechnung halten, die jetzt mit den
Schändern seiner Ehre ſich verſchworen halen, mit den Häup-

"teru ber wieder aufgerichteten heiligen Allianz.

Die Intervention des franzöſiſchen Miniſteriums und
seiner Nationalversſammlung g eg en die römiſche Republik iſt
der Anfang des Endes. Die rothe Rep ubl ik, die Republik
der Intervention des franzöſiſchen Volkes f ü r die Freiheit

Europa’s wird ihr auf der Ferſe folgen. Louis Philipp han

die Jeſuiten der Schweiz und den Sonderbund unterſtüttt, das
Miniſterium Barrot und die franzöſiſche Nationalverſammlung
kämpfen für den Pabſt gegen die römiſche Republik. Am
Sonderbundskrieg hat sich die Revolutionsfackel des Jahres
1848 entzündet; die Intervention in Rom wird ein Feuermeer
von Revolutionen entfeſſeln, und über das monarchiſche Europa
hinwälzen.



Deutſchland.

* HeidelLerg, 22. April. Wir können nicht umbin
uns nochmals in unsrer „bodenloseſten Roheit- (wie die Va-
terlantsblätter sagen) zu zeigen. Wir müssen nocheinmal auf
unseren frühern Beweis zurück kommen ; daß der g a nze d ä-
niſche Krieg eine blutige Comödie iſt, die von den
Für ſt en mit dem Gelde des Volkes aufgeführt und von ver-
ſimpelten, nationalen Duſlern durch Zeitungegewäſch verherr-
licht wird. Da höret was heute die „nationale ,, Kölniſche
Zeitung- sagt : „Wie im vorigen Jahre bei ähnlichem Anlaſſe,
iſt an den Oberconimandirenden der deutſchen Truppen in
Schleswig der Befehl erlaſſen worden, ſich jeden Einrük-
kens in Jütland zu enthalten. (!!) Also abermals
ſpielt ein unglücfſeliger fremder Einfluß eine bedauerliche Rolle
und hemmt dadurch einen ehrenvollen Friedenſchluß, wie ihn
der deutsche Wi ffenruhm zu fordern wohl berechtigt iſt! - Da
habt ihr's ! deutlicher kann mans nicht ſagen.

In Schleswig Holſtein ſoll ein wenig herum marſchirt,
 
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