Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0277

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erſcheint Montags ausge-
Hommen täglich. In Heidel-
berg vierteliährig 43 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpait. Petitzeile 2kr..



M E



Die Rep!

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“’

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.



§ ſ ( i t











Donnerſtag,



U V4 .



Ak 69,

Deutſchland.

§§ Vom Neckar, 20. März. Die Hohen, die Sieger
über das Volk, fahren fort, ihre Siege glänzend zu feiern.
Mit Hohn deuten die Herrn auf ihre Bajonette und Säbeln
und verwehren tem Volke das Besuchen der Gräbern der in
der Revolution gefallenen Helden. Und wie habt ihr auf ſie
vertraut, gutmüthig, wie habt ihr ihnen geglaubt,, als sie euch
im März vorigen Jahres geschworen: „auch ſie wollten unsre
Freiheit, für die unsere Brüder gestorben‘, und jetzt? – Man
höre die Berichte aus Wien :

Es waren dort am 13., dem Jahrestoge der dortigen
Volkserhebung viele Menschen auf den Gräbern der für das
Volk Gefallenen versammelt, ste schmückten die Grabſteine mit
friſchem Immergrün und Immortellen ; da: erschienen die Söld-
ner des Monarchen, vertrieben mit Gewalt die Trauernden
und nahmen jene Aussſchmückungen hinweg; auch aus der
Kirche wurden Trauernde vertrieben. - In Berlin trifft man
die großartigſten Vorkehrungen , um dem Volke das festliche
Begehen des Revolutionetages unmöglich zu machen. Aus
den Kirchen ſollen die Klöpfel der Glocken genommen worden
sein. In der Gegend des Voigtlandes , des vorzüglichſten
Proletarierviertels, ſind Schießscharten in der Stadtmauer und
den dahinter liegenden Häuſern angebracht, um das Viertel
bestreichen zu können. Der Friedrichshain, der unsere 400
gemordeten Brüder bürgt, soll am 18. d. M. von früh an mit
Artillerie, Infanterie und Kavallerie beſetzt werden, in der
übrigen Stadt iſt das Militär ſtreng in den Kasernen conſig-
nirt. Pascha Wrangel besuchte geſtern die Ruheſtätte der Ge-
fallenen, um einen Befeſtigungsplan entwerfen zu können. Die
Ausweisungen von hervorragenden Personen werden sehr eifrig
betrieben, auch Gla dba ch iſt ausgewiesen. Am 17. ſollen
12000 Mann Reichtstruppen in Berlin einrücken, um wie
man vorgibt, bei ihrem Durchmarſche nach Schleswig-Holftein
einige Tage tort auszuruhen. In Koblenz sind auf den Wäl-
len der Stadt eine Menge Geschütze aufgefahren; die Stadt
iſt in militäriſcher Hinſicht in Belagerungszuſtand versegt, weil
auch die Koblenzer den 18. März zu feiern gedenken. – Im
März 1848 lagen ſie auf den Knien vor dem ſiegreiche Volke
und es war großmüthig. Im März 1849 hat man trotz;
Schwürcn und Berſpiechungen die Früchte der ganzen Revo-
lution vernichtet, und wie wird's wohl im März 1850 sein ?
Ihr Völker werdet diese Frage zu löfen haben k

seidelverg, 21. März. Windiſchgrätz hat am 11.
eine Proklamation an die Ungarn erlaſſen, die derjenigen des
Miniſterium Bekk zur Zeit der Erhebung des badiſchen Volkes
wie ein Ei dem andern gleich ſieht. „Die durch die Rebellen
verfochtene Sache-- , ſagt der Mörder Blum's, ,,iſt weder die
des Landes, noch jene der Nationalität. Die Rebellen vertre-
ten offen die Umwälzung unt den Ko m m un is mus.. Sie
wird verfochten vburch Menſchen , welche alle Länder Europa's



22. März.

von ſich geſtoßen haben. (So nannte man Herwegh’s Schaar
ebenfals.) Diesen Auswurf der menschlichen Gesellschaft hat
nun Koſſsuth auf dem gesegneten Boten des Vaterlandes ge-
sammelt, um die Ordnung und das Gesetz umzuſtoßen.“’ Ganz
die alt abgenutzten Redensbrten ; was werden dieſe für'n Ein-
druck auf die ſiegreichen Ungarn machen!

Heidelberg, 20. März. Von der ruſſiſchen Grenze
wird unter dem 4. März geschrieben: „Daß die ruſſiſchen
Heere unterwegs ſind, iſt bereits Thatsache; wohin ſie beſtimmt
ſind, darüber verlautet nichts Gewisses. In hohen Kreisen
spricht man jedoch mit Gewißheit davon, daß ein Armeecorys
(24 Regimenter zu 2000 Mann) nach Preußen hinein, ein
anderes den Oestreichern zu Hülfe marſchire. Der Landſturm
iſt bereits aufgerufen, auch diejenigen Dienſtfähigen, die be-
reits ihren Abſchied erhielten, haben wieder eintreten müſſen.
Die aus letteren gebildeten Regimenter werden die Gränzebe-
setzen, während die jetzige Besatzung nach Polen hineinrückt.
Alles Militär iſt ſei dem 1. März auf den Kriegsfuß geſtellt
und sämmtiiche Montirungsſtücke doppelt vorhanden. –~ Diesen
Maßregeln voraus gingen Noten an die Höfe aller europäi-
schen Großmächte. Dem König von Preußen wurde zur Be-
dingung gemacht die Kaiserkrone nicht anzunehmen, ebenso
ein kräftiges und engeriſches Auftreten gegen die Demokratie
und ihre Führer, falls er sein Land nicht von Ruſſen über-
ſchwemmt sehen wolle. Der König soll noch schwankend sein.
— In Ödftreich scheint man beſſere Geschäfte gemacht zu ha-
ben und in Bilde dürften wohl die Ungarn das Heer ihre.
Feinde um 30,000 Ruſsen vergrößert fehen. – Vom JIn-
halt der ruſſiſchen Note an Frankreich hat man noch nichts
näheres erfahren, nur dieß wurde durch die Presfe bekannt,
daß Rußland seinem Begehren von Frankreich sofort entſvro-
chen haben wolle, und daß dem ruſſiſchen Gesandten die Wei-
ſung geworden, falls die Antwort Frankreichs verneinend aus-
falle , sogleich vie Päſſe zu verlangen. –~ Spanien ſcheint
willig die Dienſtmagd des ruſſiſchen Barbarenthums machen
zu wollen. Die Einschreibung zu Gunsten des Papſtes iſt feſt
beschloſſen. Die Generäle de la Concha und Rarvaez follen
ein Heer von mindestens 10,000 Mann gegen die junge Re-
publik in Jtalien führen. So ſcheint es denn jetzt zu dem
Kampfe in C1ropa zu kommen, beidem es heißen wird „hier
Kosack! hier Republikaner ‘! bei dem es zur Entscheidung
kommen wird, ob Europa republikaniſch oder koſsackiſch ſein
wird. :

HZ Weinheim, 18. März. Wichtige Nachrichten von
unserer republikaniſchen Stadt! Schon klatschen die Vater-
ländischen in die Hände und glauben, ich erzählte ihnen etwa
von einem Putſch, von Eiſenbahndemolirung, von Neueinge-
ſteckten 1c.; wichtige Nachrichten aus Weinheim müſſe:n: so et-
was enthalten! ~ Doch nein, Freunde des klaſſiſchen Still-
ſtandes, diesmal, es thut mir leid, seid ihr auf dem Holz-
wege, denn nicht unserer Partei, nicht unserer Stadt, nicht
dex Bergſtraße, nicht Baden allein, dem ganzen Deutſchland,
 
Annotationen