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Die Republik — 1849

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No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0269

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Erſcheint Montags augen.
nommen täglich. In Heidel-

berg vierteljährig 45 kr.

Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden |1 fl.

10 kr. Bei Inseraten koftet

die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.





Die Repubtiik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger."

Beſtellung wird gemacht in

Heidelberg in der Buch-

druckerei von Renner u.

Wolff und bei Kaufmann

Berner; auswärts bei

allen Poſtämtern. Briefe
: werden frankirt erbeten.



N~ 67.

Dienstag, 20. März.



1 V49.



Deutschland.

§§ Vom Neckar, 18. März. Die Grabesruhe, welche
die Schreckeneherrſchaft der deutſchen Regierungen auf einige
Monate über das deutſche Volk verhängt hat, beginnt zu bre-
chen. Es rührt und regt ſich wieder der alte Geiſt der Re-
volution in allen Theilen unseres Vaterlandes. Mit dem
Wiederaufleben der Felder und Wälder fassen anch die Men
schen neuen Muth und neue Hoffnungen. Die Revolution iſt
unsterblich, sie iſt ſo alt wie das Menſchengeſchlecht selbt.
Gegen die Regungen der Revolution verdoppeln die Wider-
ſacher des Volkes ihre Rüſtungen. Hier ſind die Nachrichten,
welche uns heute aus verschiedenen Theilen Deutſchlands über
die Lage der Dinge zukommen:

In Mecklenburg iſt die Erbitterung des Volkes gegen
die Regierung tief und drohend. In Landtag zu Schwerin
hat die demokratische Partei die Mehrheit, aber die Regierung,
im Vertrauen auf ihre und die preußiſchen Kanonen , höhnt
den auegeſprochenen Volkswillen. Aber die Mecklenburger
ſind ein kerniger Menſchenſchlag. Schon verbreiten ſich Ge-
rüchte, daß die Bauern unruhig ſind und daß das Volk in
Neuſtrelitz ſich empört habe. Man erwartet die Auflöſung
des Landtags und die gewaltſame Einführung einer Verfaſ-
sung. Preußiſche Truppen sollen nach der mecklenburgischen
Grenze in Bewegung sein. ~ Aus Thüringen und Sach-
sen hat die preußische Regierung „bedrohliche Nachrichten“ er-
halten. Truppen werden dort zusammengezogen. – Jn
Franken, dem Lande Thomas Münzers, des Helden der
Bauernkriege, kocht es gleichfalls. Die bairiſche Regierung
trifft Maßregeln, als ob ſie die ganze Provinz in Belage-
rungszuſtand erklären wolle. Die Rekruten aus Franken kom-
men, nicht wie früher in fränkiſche Garniſonſtädte. sondern
werden nach Altbaiern gelegt. Bamberg und Nürnberg ſind
namentlich gefürchtet. Man ſchafft Artillerie in die Nähe die-
ſer Städte. Starke Reiter - Patrouillen ſchwärmen meilenweit
die Landſtraße auf und ab. Die Feſtung Rosenberg bei Kro-
nach, ein altes Nest, bis jetzt bewohnt von Invaliden, iſt ar-
f worden; ebenſo die kleine Feſtung Wülzburg bei Weis-
enburg.

„Hier und mehr noch im öſttichen Theile des Regierungs-

bezirks Bromberg,-- schreibt die Berliner Zeitung aus Posen,

„gibt ſich unter dem polniſchen Theile der Bevölkerung eine
sehr bedenkliche Stimmung kund. Die Polen halten Zusam-
menkünfte, in manchen Orten in den Behauſungen der kathok
Geiſtlichen (die dort von den Kanzeln Revolution predigen),
an anderen Orten bei den Edelleuten - ~ In Schleswig;
Holsſtei n ſcheint das Volk entſchloſſen, nicht wieder Kriegs-
komödie für die deutschen Fürſten zu spielen. Dort bereitet
ſich ein Volksaufstand vor, der sich nicht blos gegen die Dä-
nen ;ichten wird. Ein bedeutender Theil der ſchleswig-hol stei-
niſchen Truppen iſt republikaniſch gesinnt und hat dies bei
vielen Gelegenheiten bereits bekundete. – Das Miniſterium



Stüve in Hanno v er, das die Grundrechte nicht einführen
will und auf den faſt einſtimmig gefaßten Beschluß der Stände-
kammer ſeine Entlaſſung eingereicht hatte, iſt auf Befehl des
Königs Ernſt Auguſt wieder eingesetzt worden und hat erklärt,
daß es ſich um die Beschlüſſe der Stände nicht ſcheere. Was
das hannöver’'ſche Volk dazu ſagt , wollen wir abwarten.
Auf Pre uße n und seiner Hauptſtatt Berlin lagert Ge-
witterſchwüle.

Der Ku rfürſt von Kurhessen hat den allgemeinen Haß
und die Verachtung seines Volkes so sehr auf ſich geladen,
daß er nur aus höheren Rücksichten der dortigen Demokraten,
welche den Kampf in ihrem Lande nicht vereinzelt beginnen
wollen, bis auf Weiteres Herr seines Landes und seiner Reſi-
denz bleibt. + In Würtemberg iſt das von Hof, Solda-
ten, Beamten und Pfaffen ausgeſogene Volk der Verzweiflung
nahe. Was ſich nicht nach Amerika retten kann, geht dort
dem ſicheren Verderben entgegen, wenn es nicht bald anders
wird. – Und wie es im Lande B a d e n ſteht, das wiſſen
unsere Leſer so gut wie wir; von was man hier wie überall
allein Rettung und Hülfe erwartet, das wissen unsre Leser auch.
Man kann es mit Gewißheit sagen, das, was im 1848 ge-
ſchehen iſt, war nur ein Schäferspiel gegen das, was ſich für
die nächſte Zeit vorbereite. Die Rüſtungen und Feſſeln der
Volksfeinde werden vor den empörten Völkern brechen wie
Strohhalme. Reichsäpfel werden so wohlfeil werden, wie
faules Obſt, und Scepter wie Binsenhalme. Und das pro-
phetiſche Dichterwort wird sich bewähren :

„Aus Blut und Staub erhebt das Volk
îSiegreich sein lang zertreten Haupt.--

* Heidelberg, 17. März. Die Polizei hat uns die
No. 64 und 65 dieses Blattes hinweggenommen, und wie es
scheint, einem leitenden Aufsatze „-die Reaction und die Revo-
lution-- halber. Mir sprachen in diesem Aufsatze von „einem
Bunde der Hohen , den wir einen ,,ſcheußlichen Henfkerbund-
nannten; und meinten damit den Bund, der zur Zeit der er-
ſten franzöſiſchen Revolution der jungen Republik gegenüber
von ben „Mächtigen-- Europa's gegründet wurde. Die Polizei
aber, die immer eine ganz eigenthümliche Auslegung unserer
Artikel macht, hat hierin eine Anspielung auf irgend einen
geheim bestehenden Bund der jetzigen Fürſten gewittert und
darum die Bezeichnung r-Henkerbund-. für eine strafbare und
für das Publikum gefährliche gehalten.

Wie blödsinnig aber auch in dieſem Falle ein Beſchlag-
nehmen gewesen, beweiset, daß wir heute wiederum von
einem Henferbunde unter Hohen, und zwar einem solchen aus
der neueſten Zeit erzählen:

Die Turiner „Concordia. berichtee am 23. Febr. von
einer ruſſiſch - öſterreichiſchen Allianz, nach der der
Kaiser Franz Joseph die Großfürſtin Ann a heirathen und
folgender Vertrag feſtgehalten werden soll: 1) Schutz- und
Trugybündniß, 2) Aufnahme der Türkei in den Band, Z)
Aufrechterhaltung der Verträge von 1815, A) Ganagutie der
 
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