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Die Republik — 1849

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No. 1 - No. 26 (2. Januar - 31. Januar)
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Erſ heint Montags ausge-

; tit
nommen täglich. In Heidel- D) f. RM 4û €
berg vierteljährig 45 kr. ] Ic Y .
Durch die Poſt bezogen im . | *

ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.‘’

Befſtellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

mblik.







Samſtag, 20. Januar.



1849.



N~ 17.

Vereinigte Staaten vor Deutschland. z

Heitelberg, 18. Januar. Wie vortheilhaft es für das
Volk iſt, wenn es seine wahren Freunde, die Demokraten, als
Abgeordnete in die Kammer ſchickt, beweiſt jetzt von Neuem
die mecklenburgische const. Verſammlung, in der, wie wir schon
früher mitthei.ten, beinahe nur Republikaner ſizen. Im Ent-
wurf der mecklenburgiſchen Verfaſſung heißt es an der Spitze :
„Alle Gewatten gehen vom Volke aus, der Fürſt darf keinen
Beschluß der Kammer umwerfen und der Kammer ſteht das
Recht zu, bei vorkommenden Streitigkeiten zwiſchen Kammer
und Regierung das Volk in Urversammlungen darüber abſtim-
men zu laſſen, weſſen Wille geſchehen ſoll, und die Stimme
des Volkes iſt dann entscheidend. So kann nur nach dem
Volkswillen und zu seinem Vorlheile regiert werden, und eines
fehlt noch, um Mecklenburg zur Republik ~ zum glücklichſten
Theile Deutschlands zu machen, nämlich, daß kein erblicher
Jürſt, der ein furchtbares Geld koſtet und immer danach
ſtreben wird , das Volk zu unterdrücken, an der Spitze des
Staates ſteht. Seht, ihr Badenser, so eine herrliche Verfaſſung
könnten wir uns auch machen, wenn wir eine const. Ver-
ſamm lung erringen würden.

Wiesloch, 15. Januar. Vor Kurzem (meldet die
1-M. A...) fand hier die ordentliche und außerordentliche Kon-
ſcription ſtatt. Der Bezirksbeamte erließ vorher die Weiſung
an die Bürgermeiſterämter, daß die Konſcriptionspflichtigen in
Begleitung eines Gemeinderathes zu erscheinen hätten, welcher
darüber zu wachen habe , oaß die jungen Leute anständig und
namentlich nicht betrunken vor der Aushebungsbehörde er-
ſcheinen. Ein Gemeinderath, welcher mit ſeinen auf 121,,
Uhr beſtellten Konſcriptionspflichtigen erſt nach A Ubhr vorge-
laſſen wurde und während dieser Zeit das gewiß nicht ange-
nehme Geschäft hatte, eine Maſſe junger Männer, die an ſol-
chen Tagen ſich beschränkcn zu laſſen nicht gewöhnt ſind, in
Ordnung zu halten, dem dies vollſtändig gelang, und der im
Vorsaale des Aushebungsortes nechmals zu einem ordentlichen
Benehmen aufforderte, ~ dieser Mann, der ſeinen ihm vom
- Bürgermeiſter gegebenen Auftrag getreu erfüllte, wurde von
dem Bezirksbeamten mit den Worten angefahren: Halt er
ſein Maull Fragt man warum? + Die Antwort bedarf
keines Commentars : der geſchmähte Gemeinderath gehörte zu
den Wählern bei den Wahlen Junghanns II. in die badiſche
und Hagens in die deutſche Reichsverſammlung. Die Maul-
körbe gehören auch zu den Märzerrungenſchaften !

M Karlsruhe, 13. Jan. In den drei letzten Kam-
merſitungen ſind wieder 17 Petitionen um Kammerauflöſung
eingegangen; dies aber macht den Herren gar keinen Kummer,
ruhig in aller Gemüthlichkeit werden die oft höchſt langweiligen
und nur durch das koſtbare Benehmen des Hrn. Bizepräſiden-
ten Weller zuweilen amüsant gemachten Sitzungen fort und



fort abgehalten; ohne allen Vortheil und Nuten für das Volk
ja man darf es offen sagen , oft zu seinem Schaden. In den
lezten Situngen wurde über Schaafs Bericht, die Aenderung
im Conſcriptionsgeſet; betreffend, discutirt. Die Dienstzeit soll
nach diesem auf 7 Jahre gesetzt, das ſtehende Heer ſoll bis
auf 28,703 Mann gebracht werden. Eine herrliche Beſchee-
rung für unser armes gedrücktes Volk! Mann rechne einmal
nach, wie viele kräftige Söhne ihrem Berufe, Geschäfte und
älterlichen Hause hierdurch entzogen werden. Man rechne ein-
mal, wie vielen armen Bauern, die kaum ihre Steuern zah-
len können, die kräftige Stütze des fleißigen , hülfreichen Soh-
nes entriſſen wird, entriſſen, damit er lange Jahre nichts thue,
als den Thron, als die beſtehenden volksfeindlichen Einrich-
tungen zu ſchügen, und die, welche den Arm zur Beſſerung
derſelben erheben, zuſammenzuſchießen. Man rechne einmal
nach, welche traurigen Folgen dieſes neuauszuführende Gesetz
haben wird, und man wird mit uns sagen: Wenn das ſo fort
geht, kommen wir noch alle an den Bettelſtab, — geht das
ganze Volk zu Grunde |!

Darmſtadt, 13. Januar. In dieser Woche haben
wir auch die angenehme Erfahrung gemacht, daß wir Kroalen
ganz in unſerer Nähe haben. Das erſte Regiment, welches
lange Zeit in Frankfurt die Ruhe und Ordnung aufrecht er-
halten hat, uns uns statt des demokratiſirten zweiten geſchickt
wurde, hat auch hier für die Ordnung zu sorgen begonnen,
indem es die Kneipe eines demokratischen Bierwirthes voll-
ſtändig demolirt hat. Wie aus Allem hervorgeht, war die
Sache angestiftet, und wird die eingeleitete Untersuchung des-
halb auch wohl ohne Erfolg sein. Weitere Heldenthaten haben
ſich dieſe Grau- (nicht Roth-) Mäntel vorbehalten, über die
ich Ihnen vielleicht in nächſter Zeit berichten kann.

'S\ Frankfurt. An die Nationalverſammlung iſt vor
einigen Tagen eine Adreſſe von 920 Mitgliedern des politi-
ſchen Vereins zu Nürnberg angekommen. Es hieß in dersel-
ben:. Wir ſind es ſatt, nutzloſe Adreſſen an eine Verſamm-
lung zu senden, die durch einen Wall von Bajonetten und
durch Ströme des edelſten Blutes sich auf ewig von der Na-
tion getrennt haben. Mit schweigender Trauer, ob auch mit
Anerkennung, sehen wir seit Monaten Euch, Mäuner des
Volks, in fruchtloſem Kampf gegen Unverſtand und Gemein-
heit ſich verzehren. Euch versichern, daß nur Ihr, die Män-
ner der Linken, das deutſche Volk vertretet, iſt unnöthig ; Ihr
wißt es, daß die gebeugte Nation dies fühlt und erkennt. ~
Eben ſo wenig bedarf es für Euch der Aufmunterung, wir
wiſſen, und ein blutiges Märtyrerthum hat es erſt kürzlich
der Welt verkündet – das JIhr bereit seid, für Deuiſch'and
und für die Freiheit nicht blos mit Worten, sondern auch mit
dem Schwerte zu kämpfen. Doch in dem Augenblick, wo das
Aeußerſte der Schmach ſich erfüllen soll, erſcheint es als Pflicht,
ein verwahrendes Wort durch Euch an jene Verſammlung zu
senden, welche ſich fälſchlich die Vertreterin des deutſchen Vcl-
kes nennt. Man will das Geſspenſt eines deutschen Kaiſers
 
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