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Die Republik — 1849

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No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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Erſcheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'“

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.




















R 32.

Freitag, 2. März.



1 V49.



Vereinigte Staaten vor Deutſchland.

Eppelheim, 22. Febr. Kaum daß es Tag bei uns
werden will, ſchreien unsere Nachteulen ſchon hell auf. Unſer
junger Volksverein macht den Mucker - und Schandarmenſeelen
gar großen Kummer, es iſt ihnen gar unangenehm , wenn nur
ein wenig Licht unter uns kommt. Was thun ſie, die Bekk-
janer, an ihrer Spitze der Rathſchreiber Kunzmann ? ſie ma-
chen auch einen Verein, einen Vaterlandsverein, . Baptiſten-
Verein, wie ſie jetzt nach Baptiſt Bekk genannt werden) und
meinen damit der Volkssache zu schaden. Steck’'s doch auf,
Baptiſt Kunzmann, bei uns Bauern helfen eure Schliche und
Kniffe nichts mehr! ~

Käferthal, 23. Februar. Am 12. d. M. wurde der
Gemeindediener in die Häuser der Bürger geschickt, un: dieſel-
ben einzuladen, ſie möchten Abends in das Gaſthaus zum
Pflug kommen, es wäre etwas von der Regierung gekommen;
der Herr Rathſchreiber wolle es dort den Bürgern eröffnen,
Viele legten kein großes Gewicht darauf, und die Wenigen,
die mehr aus Neugierde hingingen, erstaunten gewaltig ; denn
es war weiter nichts, als ein Programm des Dr. Ladenburg
in Mannheim. ( Ein Schreiben, in dem er den Freunden
Bekk’'s und Matthy's zu Gründung von Baptiſten-Vereinen,
vaterländiſchen Vereinen, wie ſie die Sewilen nennen, zur
Bekämpfung der Volksvereine, auffordert). Dies wurde den
Anwesenden vorgelesen unter der Aufforderung, ſie möchten ſich
in die aufliegende Liſte einzeichnen, damit man den Wühlern,
die nichts als theilen und plündern wollten, entgegentrete, und
dergleichen albernes Zeug mehr. Allein mehrere Bürger, die
durch eine Spiegelfechterei überrumpelt und überliſtet worden
waren, erklären ſchon offen, daß ſie jetzt einſehen, was diese
Menſchen eigentlich im Schild führen Trotzdem muß aber
der Gemeindetiener nachträglich ſich die Füße wund laufen,
um unter allerhand Vorspiegelungen die Bürger zu bethören,
das Ende vom Lied wird aber sein, daß in Kurzem der neue
Vaterlands - Verein zerplatzen wird wie eine Blase, und mit
ihm die ganze Wirthſchaft.

Ulm, 24. Februar. Heute fand hier eine Generalver-
sammlung sämmtlicher würtembergiſchen demokratischen Volks-
î vereine ſtate. Es waren 30 Vereine durch etwa 100 Abge-

geordnete vertreten. ;

Beſchloſſen wurde: 1) Oesterreich müſſe in den neuen
deutschen Bundesstaat eintreten und zwar ganz unter derselben
Bedingung, wie jeder andere Staat , soweit dies die öſterrei-
chiſch-deutſchen Provinzen betreffe; im Betreff der übrigen ſoll
ein Schutz- und Trutzbündniß versucht und die kommerzielle
Einheit zu bewirken getrachtet werden.

_ 2) Es sei, damit die Einheit und die Stärke, ſowie die
Volksfreiheit nicht beeinträchtigt werde, ein verantwort-
lich e s Oberhaupt aus dem Volke frei zu wählen, und zwar
erſtmals in Betracht der Zeitumſtände durch die nach der





Feſtſetzung der Verfaſſung zusammentretende Nationalversamm-
lung, daß aber nach Ablauf der auf 6 Jahre gültigen erſten
Wayl die weitere durch direkte Wahlen des ganzen Volkes
zu geschehen habe. :

3) Nur eine Kammer und kein Staatenhaus.

A) Das Reichsoberhaupt ſoll nicht das Recht haben, den
Reichstag vertagen oder auflösen zu können, und endlich

5) ſoll das Volk eines jeden Staates das Recht haben,
ſich eine Verfaſſung zu wählen, wie ſie ihnen gefällt.

Stuttgart, 26. Febr. Die Angst unserer „Heuler“,
der Geldsäcke 1c. gränzt in drr That an's Blödſinnige. Ab-
geſehen von Dem, was in Ulm gegen einen befürchteten re-
publikaniſchen Aufstand geschehen, ſind auch hier dieselben Vor-
ſichtsmaßregeln getroffen worden, um nach Heilbroun, wo eine
große Volksverſammlung abgehalten wurde und wobei gleich-
falls drei Abgeordnete aus der Kammer erſchienen waren,
und nach Ulm im Nothfalle sogleich Suceurs senden zu können.
Ja in Göppingen und hier standen den ganzen Tag geheizte
Extralokomotiven parat. Seit acht Tagen durchſtreifen bei
Nacht starke Patrouillen die Straßen; der erwartete Krawall
will aber trotz alldem n icht kommen, wohl aber verſtärkt

sich die Partei der Demokraten von Tag zu Tag

mehr.

Dresden , 24. Febr. Das Märzminiſterium ift abge-
treten und ein neues gebildet. Die Kammer wird aber schwer-
lich mit demselben auskommen. Es iſt jetzt die Drohung ſchon
ausgesprochen worden, daß sobald sich das neue Ministerium
gegen die Grundrechte auflehne, ihm ſofort ein Mißtrauens-
votum als Willkomm gegeben würde.

Koblenz. Bei der Nachwahl ſind die Demokraten
Wallmann aus Simmern und Weſsendonk aus Düſſeldorf zur
2. Ka.nmer gewählt worden.

Köln, 24. Februar. Der berühmte Neujahrsgruß „an
mein Heer‘’ trägt nach und nach ſchon seine Früchte. Uus
Sch wedt a. O. erhalten wir einen allerliebſten Beleg dazu.
Längere Zeit hindurch wurde in der nahen Haide von den
Armen dieſer kleinen Fabrikſtadt Brennholz gestohlen, ohne

daß die ehrſamen Bourgeois mit ihren 600 Mann Bürger-

wehr es gehindert hätten. Endlich ließ der Major Below,

der die dortige Garn .son von 150 Mann kommandirt, ver.

künden, es ſei dem Volke überhaupt verboten in die Haide zu
gehen, widrigenfalls er ſchießen laſſe. Dieser lächerliche Be-
fehl führte natürlich eine noch größere Menge dorthin, welche
harmlos ſich über die Soldaten amüſirte. Plögzlich gab der
Major den Befehl zu feuern und mehrere sanken verwundet,
einec augenblicklich getödtet zu Boden. Die Bürgerwehr hatie
jetzt natürlich nichts Eiligeres zu thun, als ſich mit dem Mi-
litär zur Aufrechthaltung der Ruhe zu verbinden. Bis zum
Tage des Begräbnisſſes, an welchem die Arbeiter ihre Leichen
(einer von den Verwundeten ſtarb inzwischen) dem Major
vor die Thür setzen wollten, patrouvillirten Bürgerwehr und
 
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