Erſcheint Montags ausges.
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden tl fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr..
D
,,Für das Volk und gegen seine Bedränger.'"
Beftelung wird gemacht in
e .&A bl ik Heidelberg in der Buch-
; ; z ; druckerei von Renner u.
- p 1! U l “ Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
N~ 23,
Sanſtag, 27. Januar.
1.849.
Vereinigte Staaten von Deutſchland.
A. Heidelberg, 25. Jan. Wenn es irgendwo in die
Augen springt, daß das alte Syſtem des Polizeiſtaates um
jeden Preis aufrecht erhalten werden soll, so iſt dies im Lande
Baden der Fall. Man könnte Hunderte von Beispielen an-
führen, wenn es nöthig wäre und wenn das Volk nicht ſelbſt
hell genug sähe, um sie beobachtet zu haben. Nirgends iſt
aber dem ausgesprochenen Volkswillen, dem Willen einer auf-
geklärten, von dem muſterhafteſten Geiſte beseelten Bürgersſchaft
frecherer Hohn gesprochen worden, als iv Mannheim durch die
Nichtbeſtätigung ihrer Wahl Brent ano’'s zum erſten Bürger-
meiſter.
T sc ächte Volksmann muß natürlich einer Regierung,
die sich uur durch eine verdorbene, vom Volke verläugnete
und verachtete Kammer noch künstlich aufrecht halten kann,
höchſt verhaßt sein. Sein ausgezeichnetes Talent, sein un-
beugſamer Charakter und seine bürgerlichen Tugenden sind
ein lebendiger, ewiger Vorwurf gegen eine an den Krücken
einer <arafterlahmen Kammermehrheit dahinschleichenden Re-
gierung. Brentano’'s Grundſäge laſſen ſich weder geiſtig be-
ſiegen, noch durch Beſtechung vernichten; daher dieſer Haß,
und dieſe Plackerei gegen denselben. Würde er zu der Klaſſe
der Mathy's, Welker's, Baſſermann's, Soiron's, Wellr's,
Biſſings gehören, ei wie ſchnell würde die Beſtätigung da ge-
wesen sein! Solchen Herren von der äu ß er n Unzufrieden-
heit stopft man, wie die Amme dem ſchreienden Kinde, das
Maul mit Zuckerwerk oder wirft ihnen Spielſachen hin, wie
wir gesehen haben; und da werden ſie ſo zahm ſchweif-
roedelnd wie die Pudelhunde , apportiren, ſpringen
über, den Stock, warten hübſch auf und lassen sich aufwar-
ten, wie wir ebenfalls gesehen haben und n o < sehen. Ein
solcher iſt nun Brentano nicht, und darum darf er nicht an
die Spitze der Bürgerschaft von Mannheim treten.
Man weiß wahrlich nicht, sol man ſich mehr über die
Taktloſigkeit dieſer Staatsbedienten wundern, oder mehr über
ihre Unfähigkeit lachen. Es fehlt ihnen der Verſtand, ihre
Gegner in der öffentlichen Meinung zu vernichten, und die
Gelegenheit, ähnliches unter sogen. geseglichen Formen zu thun,
offene Gewaltſtreiche aber möchten über kurz oder lang ge-
fährlich werden! – daher muß man zu dem Mittel der Be-
xationen ſchreien. Gerad e wie Anf angs der 30er
Jahre. ~ Leider haben die Bürger Mannheims wohl ge-
glaubt, jenes Syſtem sei verjährt, und sehen jetzt zu ihrem
Schaden das Gegentheil. Sie hätten sich immer für diesen
Fall vorſehen (andere Gemeinden mögen ſichs zur Lehre neh-
men) und zuvor nacheinander zwei Leute wählen sollen, wel-
chen irgend ein gesetzliches Erforderniß obgeht, weil doch erſt
dem Dritten, sofern er die geseßlichen Cigenſchaften hat,
die Beſlätigung nicht versagt werden kann. ~ Den r-geseglichen-
+|
zz! rr Gewalt Li ſt entgegen zu ſeßen, iſt wenigſtens
* Heidelberg, 25. Jan. Das große Polizei- und
Schandarmenweſsen iſt eine ſchwere Staatslaſt für das Volk.
Das überflüſſige Polizeiweſen iſt aber nicht blos ein Aerger-
niß für jeden freien Mann, der keinen Polizeikommiſsär, Amt-
mann, Wachtmeister oder Schandarmen zum Vormund braucht,
ſontern es laſtet auch ſchwer auf dem Beutel des Volkes. So
hat die Polizei in Preußen laut dem Berichte des Finanzmi-
niſters im vorigen Jahre drei Millionen ſiebenundfünfzig Tau-
ſend fünf Hundert und fiebenzehn Gulden aufgefreſſen. Die
Republikaner ſind deshalb von jeher die geſchworenen Feinde
des Polizeiweſens geweſen. Kein Wunder daher, daß die Po-
lizeidiener und Schandarmen keinen sonderlichen Gefallen an
den Demokraten, an den Republikanern haben. Wenn erſt
die Republikaner einmal den Sieg errungen haben , denken ſie,
dann wird uns unſer Handwerk von ihnen gelegt. Sie wer-
den von den Millionen, die wir jetzt haben, ans manches
Hunderttausend ſtreichen, und manchem Polizeikommissär und
Schandarm das Handwerk legen. Und da haben ſie nicht Un-
recht, wenn ſie das fürchten, es iſt ihnen daher auch nicht
ßt:! h; nehmen, wenn ſie ſsurchtbar verſeſſen auf die Republi-
aner ſind.
* Geidelberg, 26. Jan. Wenn man den Herrn Mo-
narchen in das Rechnungsbüchlein schaut, und ihnen ſelbſt ein
wenig nachrechnet, wo ſie das viele Geld hinbringen, das wir
jährlich zahlen müſsen, ſo ſindet man ganz wunderliche Aus-
gaben, welche dieſelben mit unsern abgezwungenen Steuern ge-
macht ; findet gar enorme Summen, die zum Fenfter hinaus-
geworfen wurden, und kommt zur feſten Ueberzeugung, daß
derartigem Unfuge ein Ende gemacht werden müſſe. In Preußen
wurde im Jahr 1846 wie folgt mit dem Volksgeld gehaust,
es wurde ausgegeben :
Für Prachtbauten in Berlin 110,000 Thaler. Für
den Dombeu in Köln 50,000 Thlr. Für Verschönerung des
Thiergartens in Berlin 23,132 Thlr. Einem Forſtbeamten,
weil er dem Könige einmal seine Dienstwohnung eingeräumt
200 Thlr. Für Baulichkeiten eines Jagdſchloſſes 12,322 Th.
Für eine Reise von Berlin nach Sansouci, d h. von 8 Mei-
len, um den Hofgärtner zu svrechen 24 Thlr.
Ferner ein Extrageſchenk für den Miniſter Cichhorn, weil
er auf der Synode gewesen, d. h. weil er that, was seines
Amtes war 1000 Thlr. Zuschuß zur Fütterung des in den
Saugärten zu Spandau und Cunersdorf befindlichen Schwarz-
wildes 1100 Thlr. Ertrageſchenke dem General Grafen Dohna,
der 120,000 Thlr. jährlich hat, jährlich noch 2000 Thlr. Für
Anfertigung von Hirſchfängern uud Wildfkaſten zur Jagd 307
Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. Extrageſchenk für den Oberpräſidenten
Böttcher 3000 Thlr. Koſten für Einrichtung eines Wildparks
dei Bornim 789 Thlr. 12 Sgr. 9 Pf. Für Cinrichtung des
Schloſſes in Coblenz 139,734 Thlr. 26 Sgr. Für Orden
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden tl fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr..
D
,,Für das Volk und gegen seine Bedränger.'"
Beftelung wird gemacht in
e .&A bl ik Heidelberg in der Buch-
; ; z ; druckerei von Renner u.
- p 1! U l “ Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
N~ 23,
Sanſtag, 27. Januar.
1.849.
Vereinigte Staaten von Deutſchland.
A. Heidelberg, 25. Jan. Wenn es irgendwo in die
Augen springt, daß das alte Syſtem des Polizeiſtaates um
jeden Preis aufrecht erhalten werden soll, so iſt dies im Lande
Baden der Fall. Man könnte Hunderte von Beispielen an-
führen, wenn es nöthig wäre und wenn das Volk nicht ſelbſt
hell genug sähe, um sie beobachtet zu haben. Nirgends iſt
aber dem ausgesprochenen Volkswillen, dem Willen einer auf-
geklärten, von dem muſterhafteſten Geiſte beseelten Bürgersſchaft
frecherer Hohn gesprochen worden, als iv Mannheim durch die
Nichtbeſtätigung ihrer Wahl Brent ano’'s zum erſten Bürger-
meiſter.
T sc ächte Volksmann muß natürlich einer Regierung,
die sich uur durch eine verdorbene, vom Volke verläugnete
und verachtete Kammer noch künstlich aufrecht halten kann,
höchſt verhaßt sein. Sein ausgezeichnetes Talent, sein un-
beugſamer Charakter und seine bürgerlichen Tugenden sind
ein lebendiger, ewiger Vorwurf gegen eine an den Krücken
einer <arafterlahmen Kammermehrheit dahinschleichenden Re-
gierung. Brentano’'s Grundſäge laſſen ſich weder geiſtig be-
ſiegen, noch durch Beſtechung vernichten; daher dieſer Haß,
und dieſe Plackerei gegen denselben. Würde er zu der Klaſſe
der Mathy's, Welker's, Baſſermann's, Soiron's, Wellr's,
Biſſings gehören, ei wie ſchnell würde die Beſtätigung da ge-
wesen sein! Solchen Herren von der äu ß er n Unzufrieden-
heit stopft man, wie die Amme dem ſchreienden Kinde, das
Maul mit Zuckerwerk oder wirft ihnen Spielſachen hin, wie
wir gesehen haben; und da werden ſie ſo zahm ſchweif-
roedelnd wie die Pudelhunde , apportiren, ſpringen
über, den Stock, warten hübſch auf und lassen sich aufwar-
ten, wie wir ebenfalls gesehen haben und n o < sehen. Ein
solcher iſt nun Brentano nicht, und darum darf er nicht an
die Spitze der Bürgerschaft von Mannheim treten.
Man weiß wahrlich nicht, sol man ſich mehr über die
Taktloſigkeit dieſer Staatsbedienten wundern, oder mehr über
ihre Unfähigkeit lachen. Es fehlt ihnen der Verſtand, ihre
Gegner in der öffentlichen Meinung zu vernichten, und die
Gelegenheit, ähnliches unter sogen. geseglichen Formen zu thun,
offene Gewaltſtreiche aber möchten über kurz oder lang ge-
fährlich werden! – daher muß man zu dem Mittel der Be-
xationen ſchreien. Gerad e wie Anf angs der 30er
Jahre. ~ Leider haben die Bürger Mannheims wohl ge-
glaubt, jenes Syſtem sei verjährt, und sehen jetzt zu ihrem
Schaden das Gegentheil. Sie hätten sich immer für diesen
Fall vorſehen (andere Gemeinden mögen ſichs zur Lehre neh-
men) und zuvor nacheinander zwei Leute wählen sollen, wel-
chen irgend ein gesetzliches Erforderniß obgeht, weil doch erſt
dem Dritten, sofern er die geseßlichen Cigenſchaften hat,
die Beſlätigung nicht versagt werden kann. ~ Den r-geseglichen-
+|
zz! rr Gewalt Li ſt entgegen zu ſeßen, iſt wenigſtens
* Heidelberg, 25. Jan. Das große Polizei- und
Schandarmenweſsen iſt eine ſchwere Staatslaſt für das Volk.
Das überflüſſige Polizeiweſen iſt aber nicht blos ein Aerger-
niß für jeden freien Mann, der keinen Polizeikommiſsär, Amt-
mann, Wachtmeister oder Schandarmen zum Vormund braucht,
ſontern es laſtet auch ſchwer auf dem Beutel des Volkes. So
hat die Polizei in Preußen laut dem Berichte des Finanzmi-
niſters im vorigen Jahre drei Millionen ſiebenundfünfzig Tau-
ſend fünf Hundert und fiebenzehn Gulden aufgefreſſen. Die
Republikaner ſind deshalb von jeher die geſchworenen Feinde
des Polizeiweſens geweſen. Kein Wunder daher, daß die Po-
lizeidiener und Schandarmen keinen sonderlichen Gefallen an
den Demokraten, an den Republikanern haben. Wenn erſt
die Republikaner einmal den Sieg errungen haben , denken ſie,
dann wird uns unſer Handwerk von ihnen gelegt. Sie wer-
den von den Millionen, die wir jetzt haben, ans manches
Hunderttausend ſtreichen, und manchem Polizeikommissär und
Schandarm das Handwerk legen. Und da haben ſie nicht Un-
recht, wenn ſie das fürchten, es iſt ihnen daher auch nicht
ßt:! h; nehmen, wenn ſie ſsurchtbar verſeſſen auf die Republi-
aner ſind.
* Geidelberg, 26. Jan. Wenn man den Herrn Mo-
narchen in das Rechnungsbüchlein schaut, und ihnen ſelbſt ein
wenig nachrechnet, wo ſie das viele Geld hinbringen, das wir
jährlich zahlen müſsen, ſo ſindet man ganz wunderliche Aus-
gaben, welche dieſelben mit unsern abgezwungenen Steuern ge-
macht ; findet gar enorme Summen, die zum Fenfter hinaus-
geworfen wurden, und kommt zur feſten Ueberzeugung, daß
derartigem Unfuge ein Ende gemacht werden müſſe. In Preußen
wurde im Jahr 1846 wie folgt mit dem Volksgeld gehaust,
es wurde ausgegeben :
Für Prachtbauten in Berlin 110,000 Thaler. Für
den Dombeu in Köln 50,000 Thlr. Für Verschönerung des
Thiergartens in Berlin 23,132 Thlr. Einem Forſtbeamten,
weil er dem Könige einmal seine Dienstwohnung eingeräumt
200 Thlr. Für Baulichkeiten eines Jagdſchloſſes 12,322 Th.
Für eine Reise von Berlin nach Sansouci, d h. von 8 Mei-
len, um den Hofgärtner zu svrechen 24 Thlr.
Ferner ein Extrageſchenk für den Miniſter Cichhorn, weil
er auf der Synode gewesen, d. h. weil er that, was seines
Amtes war 1000 Thlr. Zuschuß zur Fütterung des in den
Saugärten zu Spandau und Cunersdorf befindlichen Schwarz-
wildes 1100 Thlr. Ertrageſchenke dem General Grafen Dohna,
der 120,000 Thlr. jährlich hat, jährlich noch 2000 Thlr. Für
Anfertigung von Hirſchfängern uud Wildfkaſten zur Jagd 307
Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. Extrageſchenk für den Oberpräſidenten
Böttcher 3000 Thlr. Koſten für Einrichtung eines Wildparks
dei Bornim 789 Thlr. 12 Sgr. 9 Pf. Für Cinrichtung des
Schloſſes in Coblenz 139,734 Thlr. 26 Sgr. Für Orden