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Die Republik — 1849

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No. 1 - No. 26 (2. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0097

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Erſcheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteliährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die drveiſpalt. Petitzeile 2kr.





EE

Republik.



„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'’



Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.















N: Q





1 V49.



Vereinigte Staaten vor Deutſchland.

XL Heidelberg, 27. Jan. Hört!
schaf t en! –~ Die unzufriedenen Zeitungeſchreiber wollen uns
immer weiß machen, daß es mit unseren Märzerrungenſchaf-
ten nichts wäre, nun ſind ſie aber offenbar geschlagen. ~ Le-
ſen wir doch die ,, Aufforderung-- von folgenden Männern :
Trefurt, Staatsrath mit großer Penſion, A. Lamey, trat
als Aſsſeſſor aus, um Minister zu werden. Reizenſtein,
Staatsdiener. Mal sch, dicker Freund Matthy's,, dekorirter
Bürgermeiſter in Karlsruhe. Küßw ieder, Staatsdiener.
Scholl, Staatsdiener. v. Stengel, Juſtizminiſter. Knit-
tel, Hofbuchhändler u. s. w. Diese Leute, welche alle von
dem Blutgelde des Vclkes leben, haben sich nun überzeugt,
daß in Baden 1,370,000 Seelen nicht mehr leben können,
sondern daß eine bedeutende Auswanderung, insbesondere aus
der Klaſſe der Handarbeiter fortan unumgänglich nothwendig

eworden ſei.

§ t:: ihr guten Bürger! ist dies nicht eine Märzerrun-
genſchaft, daß die bis jetzt von Euch Ernährten und Gemäſte-
ten, daß die, von oenen Ihr arm gemacht wurdet, für Euer
Fortkommen sorgen? Es iſt von Euch nichts mehr zu
erpreſſen. – Fort mit Euch! ~

Dies ſind die wahren Volksfreunde! – Wie wäre es,
wenn der Stiel u mgewendet würde, dann wären alle Vereine
u. dgl. nicht nothwendig, nämlich: das Heer der noch dienſt-
tauglichen Pensionäre, welche beinahe eine Million jähr-
lich verzehren, nebſt dem Heere ſchwer besoldeter und doch un-
nöthigen Beamten, bis zu den uberflüſſigen Marſtallpferden,
werden aufgepackt und ~ nach Amerika geſendet. Seid Ihr
mit dieſem Vorschlage nicht einverſtanden ?

Diese Volksmänner ſagen: Weil zu viel a rm e Menschen
da ſind, so iſt es das beſte Mittel, dieſe fortzuſchaffen, damit
diejenigen Armen, die wir nachſchaffen, auch so lange Play
bekommen , bis wir fie fortschaffen.

Noch ein Vorschlag wäre nicht so uneben : wenn die hohe
Aushebungskommisſion mehr Bedacht darauf nehmen würde,
die Söhne vornehmer Herren, abgeſehen von kleinen Körper-
gebrechen, in größerer Anzahl zum Soldatendienſt zu rufen
und dadurch die Klaſſe der Handarbeiter hier zu Lande zu un-
terſtüßen, indem mancher Sohn den Eltern weggenommen
wird, welcher bereits seine Eltern ernähren kann und ernäh-
ren muß. ;

Auch sollten diese scheinbaren Vaterlandsfreunde nicht so
ſehr auf das Fortſchaffen der beſten Kräfte des Landes hin-
wirken, weil wir ſtarke Fäuſte selbs noch nothwendig haben.

Und wie wollen doch die Zeitungsschreiber ſo sehr über

die karg zugemeſſenen Märzerrungenſchaften klagen ? Fragt

doch einmal die armen Leute, welche durch Bettel ein Stück-
chen Brod finden, fraget sie, ob ſie seit langen Jahren mehr

Freipcit gehabt hätten ? Gibt es eine beſſere Regierung, als

März errungen-

eine solche, welche ihren lieben Unterthanen erlaubt, bei denen
die noch etwas haben , zu betteln! ~ Hoch lebe die Märzer-
rungenſchaft: Freier Bettel!

Frankfart , 25. Januar , 111/, Uhr. Der g. 2 des
Entwurfs vom Reichsoberhaupt, lautend: „Das Reichs-
oberhaupt führt den Titel: „Kaiser der Deutſchen-
iſt ſoeben mit 214 gegen 205 Stimmen angenommen
worden.

Frankfurt, 25. Jan. Der Reichsverweser, in Aus-
führung des Beſchluſſes rom 8. Januar 1849, verkündet in
dem heute erschienenen 10. Stück des Reichsgcsetblattes als
Gesetz : „Einziger Artikel. Alle öffentlichen Spielbanken ſind
vom 4. Mai 1/49 an in ganz Deutschland geschloſſen und
die Spielpachtverträge aufgehoben.‘

Wiesbaden, 23. Jan. Bei der geſtern in Hochheim
ſtattgehabten Wahl ist durch die demokratiſch geſinnten Wahl-
männer der Aemter Hochheim und Wiesbaden Hr. Pfarrer F.
Snell in Langenbach zum Abgeordneten in die naſſauiſche
Kammer gewählt worden.

{* Detmold, 22. Jan. Wir sind noch lange nicht im
März und dennoch fängt es bei uns ſchon wieder an sehr leb-
haft zu werden. Das wird ein fideles Leben absetzen, wenn
der Völkerfrühling wieder kommt. Gestern ging es hier drauf
und drüber, es war eine wahre Luſt. Der Lemgoer Volks-
verein, der hier einige Freunde im Gefängniß hat, wollte die-
selben beſuchen d. h. die Gefängnißthüren ein wenig einschlagen
und überhaupt dem ewigen Einſperren ein Ende machen. –
Morgens zogen die Demokraten in Lemgo aus und Hunderte
ſchloſſen sich ihrem Zuge an, der dadurch wie eine Lawine
anschwoll, um ſich auf das Schloß unseres Fürſtleins zu ſtür-
zen. Dort war das Militär aufgeſtellt, und die eisernen Git-
ter (die bekannllich um alle deutſchen Schlöſſer gezogen ſind,
um der allzugroßen Anhänglichkeit der Völker zu ihren Lieb-
lingen den Weg ein wenig zu erſchweren,) wurden geschloſsen.

Mit großem Lärm und ſtürmiſchem Rufe nach Freilassung
der gefangenen Demokraten wurde eine Deputation an den
Fürſten ernannt und abgeschickt. Der Monarch antwortete
derſelben: „er wolle den Gerichten nicht vorgreifen - und jetzt
war der Teufel los. Man warf, ſchlug, ſtach und ſchoß auf
einander, Generalmarsſch ertönte durch die Straßen, rter ru-
hige Bürger griff zur Wehr.- Das Volk riß das Pflaſter
auf und trieb an mehreren Orten die Vertheidiger der gesetz-
lichen Ordnung zurück. So ging das Ding mehrere Stunden,
bis die Demokraten, wie es zu erwarten stand, geschlagen und
aus der Stadt getrieben wurden. Das Ende dieser Geſchichte
iſt: daß die Demokraten in der Gefangenſchaft ſitzen bleiben
und noch neue hinzugefügt werden; daß aber dieſe bis zum
jüngſten Tag ſitzen bleiben werden,, das glauben wir nicht.



Düſſeldorf, 22. Januar. (N.Rh.3.) Schon jett ~
nach zwei Tagen ~ ſucht man nach Vorwänden, uns in der
 
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