Erſcheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden |1 fl.
1u kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.
Die Republik.
„Für das Volk und gegen seine Bedränger.''
Befſtellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
R= 59.
Samstag, 10. März.
1849..
Deutſchland.
* Heidelberg, 9. März. Die Münchener Blätter ma-
chen einen gar großen Lärm über die bis jetzt eingegangenen
Petitionen um unbedingte Anerkennung der Grundrechte. Es
wird in den Zeitungen gesagt, bei keiner so großen Anzahl
von Unterſchriften, wie sie in dieſen Petitionen zu finden
ſeien, dürfte wohl der König nicht wagen, dem Volk die
Grundrechte vorzuenthalten.
Wir haben genaue Erkundigung nach der Zahl der Un
terſchriften eingezogen, und es iſt uns aus ſichrer Quelle mit-
getheilt worden, daß diese bis jetzt 60,000 nicht überſteigt.
Alſo bei 60,000 Unterſchriften, hofft man, in dem gro-
ßen Lande Baiern könne der König nicht wagen, dem Wun;ſch
der Bittenden entgegen zu treten und bei uns , im kleinen
Baden, wagt es noch ein Miniſterium Bekk 50,000 Bitten-
den Hohn und Spott entgegen zu ſchleudern ?
Wißt ihr woher dieser Unterſchied ? – In Baiern iſt
eine gute, eine Volkekammer, und bei uns eine ſchlechte, eine
îGeldsackskammer. Wollt ihr daß euren Wünſchen entsprochen
werde, so ſchafft, daß auch bei uns eine wahre , eine Volks-
kammer zu Stande kommt. i
© Aus dem bad. Hdenwalde. Wir Odenwälder
ſind gar nicht ſo dumm , wie man uns gerne machen möchte.
Fürſt Lei ning en und Baron Wangenh e im von Amor-
bach wiſſen davon am beſten zu erzählen. Sie mit ihren Hel-
fershelfern g'aubten die Odenwälder ſchon im Sacke zu haben,
aber daraus wird nichts. j
Am 1 sten März wurde durch gedachte Herren in Mu-
d au eine Versammlung veranlaßt, wobei berathen werden
sollte, wie dem Nothſtand der Odenwälder abzuhelfen sei und
ob die von Leini ngen angebotenen 50,000 fl. zur Grün-
dung einer Leiharſtalt, verſteht sich unter den von demselben
aufgeſtellten Bedingungen, angenomn:en werden wollten. –
Die Bedingungen waren aber so pſiffig geſtellt, daß wir Oden-
wälder wohl merkten, wo das Häſelein verborgen liege, da-
her ſie auch entſchieden abgelehnt wurden.
Weil man aber den Odenwäldern so ganz und gar nicht
traute, ſo wurde mit dem weitern Plane, einen sogenannten
„Vaterländischen Verein- zu gründen, nicht hervorgerückt, ſon-
dern der Vorschlag zur Gründung eines Vereins , „, um den
Wohlſtand des Odenwaldes zu heben--, gemacht. Die Be-
dingungen wurden geradezu verworfen.
Der Vertreter der Gemeinde Holderbach hielt eine sehr
gute Rede, worin er auseinanderſetzte, daß die Absicht des
Fürſten wohl keine andere sei, als durch die Herleihung der
50,000 fl. den Staat zu verpflichten, dessen Ausſtände zu
übernehmen, und dieſelben bei den armen Odenwäldern aus-
zupreſsen. ; . !
Der Plan war ächt vaterländiſch ausgebrütet. Fürſt Lei-
ningen ſollte erſter und Baron Wangenheim zweiter Präſident
und die Statuten so unterzeichnet werden, als ein Anhän-
ger dieſer Herren die Ungeschicklichkeit beging, zu sagen, wenn
oben Genannte einmal an der Spitze ſtünden, dann wäre es
unnöthig , daß die Odenwälder ſich weiter um die Sache be-
kümmerten, indem die Herren für Alles ſorgen würden. Aber
ſo blindlings laſſen wir Odenwälder uns nicht leiten, wir
wollen keine Fürſten oder Barone an der Spitze.
Aus allen Aeußerungen der Anwesenden ging hervor, daß
die Odenwälder noch nicht vergeſſen haben, was ſie ſchon für
~ Vortheile (?) von den so wohlmeinenden Grund- und
Standesherren, denen sie die meiſten Schulden zu danken ha-
ben, hatten. :
Wir vertrauen keinem Fürſten mehr, gegen den wir für
die Erringung des guten Rechts mit den Waffen auftreten
mußten und doch daſſelbe noch nicht erhielten. Der Bürger-
meiſter H e ß von Mörsſchenhardt erklärte daher ganz einfach,
daß seine Gemeinde vom Fürſt Leiningen Nichts verlange, |
als was er dieser schuldig sei, und ſchon lange vorenthalte.
Diesem ſtimmte Alles bei.
Unsere Odenwälder vergeſſen den 9. und 10. März 1848
gewiß nicht. Um aber auf alle Fälle, ſie mögen Namen ha-
ben wie ſie wollen, gefaßt zu sein, werden wir im ganzen
Odenwalde Volksvereine gründen, und die Sache des deutſchen
Vaterlandes + der Freiheit, der Republik, nie verlaſſen.
s Karlsruhe, 7. März. Die Abgeordneten Helmre i ch
und Berger haben ihren Austritt, aus der 2. badiſchen
Kammer angezeigt, ebenſo hat Brentano ſein Stelle als
Mitglied dies e r Kammer niedergelegt. |
Ich werde ihnen in Bälde ein Verzeichniß der noch an-
wesenden Mitglieder überſchicken, es soll ein solches gedruckt
im Lande vertheilt werden und hierbei bei jedem Abgeordneten
die Zahl der Mißtrauensvotum , so wie der Petitionen um
Kammerauflöſung aus seinem Wahlbezirk genannt werden.
In der 148 Sitzung ſind wieder 30 Petitionen um
Auflöſung mit 2054 Unterſchriften eingegangen.
In der 149. Situng 3 mit 172 Unterschriften.
In der 150. A mit 330 .
In der 151. 23 mit 2163
In der 152. s mit 720
Es ſind also jeßt im Ganzen,
49,928 Unterschriften um Auflösung eingegangen und diese
Menſchen haben noch dic Slirne ſich Volksvertreter zu nen-
nen ?
Karlsrnhe, 5. März. Man will hier wissen, ſagt
der Schwäb. Merkur, die Allerweltsbaſe, daß mit Nächſtem
10,000 Mann Preußrn ins Badische verlegt werden. Wir
glaubens zwar nicht, würden uns aber sehr freuen, wenn wie- -
der neue Zöglinge zum Republikaniſiren uns übergeben würden.
, Aus dem Aſchaffenburgſchen. Im Städtchen
Orb sind bedeutende Unruhen ausgebrochen. Das Millitär
des Städtchens und der Umgegend mußte einrücken, wurde
610 Petitionen mit
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden |1 fl.
1u kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.
Die Republik.
„Für das Volk und gegen seine Bedränger.''
Befſtellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
R= 59.
Samstag, 10. März.
1849..
Deutſchland.
* Heidelberg, 9. März. Die Münchener Blätter ma-
chen einen gar großen Lärm über die bis jetzt eingegangenen
Petitionen um unbedingte Anerkennung der Grundrechte. Es
wird in den Zeitungen gesagt, bei keiner so großen Anzahl
von Unterſchriften, wie sie in dieſen Petitionen zu finden
ſeien, dürfte wohl der König nicht wagen, dem Volk die
Grundrechte vorzuenthalten.
Wir haben genaue Erkundigung nach der Zahl der Un
terſchriften eingezogen, und es iſt uns aus ſichrer Quelle mit-
getheilt worden, daß diese bis jetzt 60,000 nicht überſteigt.
Alſo bei 60,000 Unterſchriften, hofft man, in dem gro-
ßen Lande Baiern könne der König nicht wagen, dem Wun;ſch
der Bittenden entgegen zu treten und bei uns , im kleinen
Baden, wagt es noch ein Miniſterium Bekk 50,000 Bitten-
den Hohn und Spott entgegen zu ſchleudern ?
Wißt ihr woher dieser Unterſchied ? – In Baiern iſt
eine gute, eine Volkekammer, und bei uns eine ſchlechte, eine
îGeldsackskammer. Wollt ihr daß euren Wünſchen entsprochen
werde, so ſchafft, daß auch bei uns eine wahre , eine Volks-
kammer zu Stande kommt. i
© Aus dem bad. Hdenwalde. Wir Odenwälder
ſind gar nicht ſo dumm , wie man uns gerne machen möchte.
Fürſt Lei ning en und Baron Wangenh e im von Amor-
bach wiſſen davon am beſten zu erzählen. Sie mit ihren Hel-
fershelfern g'aubten die Odenwälder ſchon im Sacke zu haben,
aber daraus wird nichts. j
Am 1 sten März wurde durch gedachte Herren in Mu-
d au eine Versammlung veranlaßt, wobei berathen werden
sollte, wie dem Nothſtand der Odenwälder abzuhelfen sei und
ob die von Leini ngen angebotenen 50,000 fl. zur Grün-
dung einer Leiharſtalt, verſteht sich unter den von demselben
aufgeſtellten Bedingungen, angenomn:en werden wollten. –
Die Bedingungen waren aber so pſiffig geſtellt, daß wir Oden-
wälder wohl merkten, wo das Häſelein verborgen liege, da-
her ſie auch entſchieden abgelehnt wurden.
Weil man aber den Odenwäldern so ganz und gar nicht
traute, ſo wurde mit dem weitern Plane, einen sogenannten
„Vaterländischen Verein- zu gründen, nicht hervorgerückt, ſon-
dern der Vorschlag zur Gründung eines Vereins , „, um den
Wohlſtand des Odenwaldes zu heben--, gemacht. Die Be-
dingungen wurden geradezu verworfen.
Der Vertreter der Gemeinde Holderbach hielt eine sehr
gute Rede, worin er auseinanderſetzte, daß die Absicht des
Fürſten wohl keine andere sei, als durch die Herleihung der
50,000 fl. den Staat zu verpflichten, dessen Ausſtände zu
übernehmen, und dieſelben bei den armen Odenwäldern aus-
zupreſsen. ; . !
Der Plan war ächt vaterländiſch ausgebrütet. Fürſt Lei-
ningen ſollte erſter und Baron Wangenheim zweiter Präſident
und die Statuten so unterzeichnet werden, als ein Anhän-
ger dieſer Herren die Ungeschicklichkeit beging, zu sagen, wenn
oben Genannte einmal an der Spitze ſtünden, dann wäre es
unnöthig , daß die Odenwälder ſich weiter um die Sache be-
kümmerten, indem die Herren für Alles ſorgen würden. Aber
ſo blindlings laſſen wir Odenwälder uns nicht leiten, wir
wollen keine Fürſten oder Barone an der Spitze.
Aus allen Aeußerungen der Anwesenden ging hervor, daß
die Odenwälder noch nicht vergeſſen haben, was ſie ſchon für
~ Vortheile (?) von den so wohlmeinenden Grund- und
Standesherren, denen sie die meiſten Schulden zu danken ha-
ben, hatten. :
Wir vertrauen keinem Fürſten mehr, gegen den wir für
die Erringung des guten Rechts mit den Waffen auftreten
mußten und doch daſſelbe noch nicht erhielten. Der Bürger-
meiſter H e ß von Mörsſchenhardt erklärte daher ganz einfach,
daß seine Gemeinde vom Fürſt Leiningen Nichts verlange, |
als was er dieser schuldig sei, und ſchon lange vorenthalte.
Diesem ſtimmte Alles bei.
Unsere Odenwälder vergeſſen den 9. und 10. März 1848
gewiß nicht. Um aber auf alle Fälle, ſie mögen Namen ha-
ben wie ſie wollen, gefaßt zu sein, werden wir im ganzen
Odenwalde Volksvereine gründen, und die Sache des deutſchen
Vaterlandes + der Freiheit, der Republik, nie verlaſſen.
s Karlsruhe, 7. März. Die Abgeordneten Helmre i ch
und Berger haben ihren Austritt, aus der 2. badiſchen
Kammer angezeigt, ebenſo hat Brentano ſein Stelle als
Mitglied dies e r Kammer niedergelegt. |
Ich werde ihnen in Bälde ein Verzeichniß der noch an-
wesenden Mitglieder überſchicken, es soll ein solches gedruckt
im Lande vertheilt werden und hierbei bei jedem Abgeordneten
die Zahl der Mißtrauensvotum , so wie der Petitionen um
Kammerauflöſung aus seinem Wahlbezirk genannt werden.
In der 148 Sitzung ſind wieder 30 Petitionen um
Auflöſung mit 2054 Unterſchriften eingegangen.
In der 149. Situng 3 mit 172 Unterschriften.
In der 150. A mit 330 .
In der 151. 23 mit 2163
In der 152. s mit 720
Es ſind also jeßt im Ganzen,
49,928 Unterschriften um Auflösung eingegangen und diese
Menſchen haben noch dic Slirne ſich Volksvertreter zu nen-
nen ?
Karlsrnhe, 5. März. Man will hier wissen, ſagt
der Schwäb. Merkur, die Allerweltsbaſe, daß mit Nächſtem
10,000 Mann Preußrn ins Badische verlegt werden. Wir
glaubens zwar nicht, würden uns aber sehr freuen, wenn wie- -
der neue Zöglinge zum Republikaniſiren uns übergeben würden.
, Aus dem Aſchaffenburgſchen. Im Städtchen
Orb sind bedeutende Unruhen ausgebrochen. Das Millitär
des Städtchens und der Umgegend mußte einrücken, wurde
610 Petitionen mit