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Die Republik — 1849

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No. 1 - No. 26 (2. Januar - 31. Januar)
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Erſcheint Montags augen.

nommen täglich. In Heidele
berg vierteljährig 43 km.

Durch die Poſt bezogen im

ganzen Großh. Baden 1 fle.

10 kr. Bei Inseraten koſtet

die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



Die R

„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“'

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

epublik.





R- 21.

Vereinigte Staaten von Deutſchland.

* Heidelberg, 24. Jan. Wenn wir von den Be-
ſchläſsen der sächsischen Kammer lesen, ſo können wir jedesmal
mit Beſtimmtheit vorausseßen, daß im Sinne des Volkes , daß
ſie republikaniſch ausgefallen sind. Es iſt auch dies gar nichts
zum Erstaunen. Sobald ein Volk erkannt, was zu seinem
Vortheile führt, worin sein Wohl und ſein Wehe begrundet

ift, ſo wird es, falls es ein freies Wahlrecht beſittt, so wird
es immer ſolche Männer zu seinen Vertretern wählen, denen
das Volk das ÿöchſte, denen. das Volk Alles iſt, die demokra-
tiſch, die republikanisch geſiunt sind. Die Herren in Frankfurt,
die sich da anmaßten zu sagen: sie vertreten die Stimmung

des deutſscheu Volkes, die sich da herausnahmen zu ſagen: das
Volk wolle nur die Monarchie und keine Republik, diesen
Männern kann man jegt entgegenhalten: da schaut hin auf
die neuen Wahlen in Sachſen, höret die Berichte, die über die
bevorſtehenden Wahlen in Preußen eingehen , ſchauet Eucb die
Abgeordneten in Mecklenburg, Anhalt-Dessau an und höret die
Stimme des Volkes in Rheinbaiern, Naſſau und Baden!
Schauet Ench einmal um im Vaterlande! ~ Und wer iſt es,
der dann immer noch behauptet, das Volk wolle keine Repub-
. lic? Doch wieder zur ſächſiſchen Kammer zurück. Jn der
letzten Sitzung wurde von derselben beſchloſſen, der Regierung
den entſchiedenſten Widerwillen des sächſiſchen Volkes gegen
ein unverantwortliches und erbliches Oberhaupt des teutſchen
Bundesstaates (mit 57 gegen 7 Stimmen); wie gegen die
Uebertragung der Geſammtregierung Deutſchlands an eine
Krone eines beſtchenden deutschen Einzelſtaates (mit 55 gegen
9 Stimmen) zu verſichern, und zu erklären, daß das ſächsiſche
Volk einen verantwortlichen Präſidenten an die Spige des
Bundesstaates gewählt zu sehen wünſche (mit 54 Stimmen].

O du glückliches Volk in Sachsen, wären wir Badener
uur auch einmal ſo glücklich, wieder wählen zu dürfen, wir
würden eine gleich entschiedene Kammer, eine beinahe ganz re-
publikaniſche, zu Stande bringen. Was würden da so viele
unvernünfiige Einrichtungen in unserem Lande wegfallen, was
würden da die Matthy's, Baſſermänner und Couforten hinaus
marſchiren! Nun, was noch nicht iſt kann noch kommen. -[
Kann noch kommen ? – Nein kommt ganz ſicher, kommt un-
aufhaltſan. Denn die Wahrheü und das Recht muß siegen,
trotz allen Biſſings, Schaafen und Bökken.

. Mannheim , 24. Januar. Daß der gewählte erſte
Bürgermeiſter amtlich nicht beſtätigt wurde , schreibt die eM.
Abendzeitung- , hat hier eine ungemeine Aufregung der Ge-
müther veranlaßt. Kein denkender Mann , welcher politiſchen
Farbe er auch angehöre, billigt jenen .. kühnen Griff-, der uns
in die trübſte Zeit bureaukratiſcher Willkühr und Bevormun-
bung zurück.rirft. Wir haben von „.Ariſtokraten-- und Beam-
ten ſelbſt gehört, wie ſie entſchieden eine ſolche Ausübung des

Donnerstag,



25. Januar. 1849. |

gesetzlichen Beſtätigungsrechts mißbilligen, und kaum wiſſen,
ob ſie das Unrecht oder die Thorheit des Regierungs-Be-

| ſchluſſes mehr anſtaunen sollen. Gibt es aber auch in der

That einen ſchnödern Hohn gegen eine Bürgerſchaft, als in
dieser Verwerfung der Wahl ihrer Vertreter liegt? Wer iſt
ter Gewählte, der nicht bestätigt wird? Seine Gegner ſelbſt
müssen zugeben, daß er nach seinem Charakter und seinen
Kenntniſſen ein zu dem Amte des Bürgermeisters vollkommen
befähigter und höchst achtungswerther Mann iſt.

Dazu kommt, daß Brentano seit mehreren Jahren als
einer der Abgeordneten der Stadt Mannheim unter den ein-
ſichtigsien und thätigſten Mitgliedern der 2. badischen Kammer
zählt und bei den vorjährigen Wahlen zur r-. conſtituirenden
Nationalverſammlung - in zwei Bezirken des Landes von je
50,000 Seelen zum Abgeordneten gewählt wurde, daß über-
dies die Staatsregierung selbſt seinem Charakter und seiner
Wirksamkeit als Rechtsanwalt noch vor Kurzem die Gerechtig-
keit widerfahren lasſen mußte, daß se ihn zum Advokaten und
Prokurator bei dem höchſten Gerichtehofe ernannt. Endlich
‘aber iſt Brentano mit sehr ansehnlicher Mehrheit zum Bürger-
meiſter gewählt, und es gehört demnach wahrlich recht viel
blinder, gehäsſiger Büreaufraten-Eifer dazu, unter solchen Um-
ſtänden gegen die freie, wohlerwogene Wahl der Gemeinde-
vertreter auszusprechen und damit den vielen gerechten Klagen
gegen die Regierung noch eine neue Beschwerde über grobe
Gerinschätzung der wichtigsten bürgerlichen Verhältnisse beizuge-
ſellen! |

Indessen, noch iſt der Erlaß des Stadtamts, der, wie
man uns versichert, lediglich auf einem Beſchluſſe der Kreis-
regierung beruht, nicht amtlich den Gemeinde-Vorſtänden und
dem großen Bürgerausſchuſſe verkündigt; unsere übrigen Mit-
bürger werden alſo die Verkündigung und die Schritte abwar-
ten müſſen, welche die Gemeindevertreter gegen jene rgeſetz-
liche, Willkürlichkeit ergreifen, um erforderlichen Falls selbſt
ein Weiteres zu unternehmen.

Manunheinr, 22 Januar. Das gestern erschienene
großh. badiſche Regierungsblatt Nr. 2. vom 18. d. M. ver-
fündigt die „Grundrechte des deutſchen Volkes-- nebſt dem Ein-
führungsgesetze mit folgender Einleitung :

In Gemäßheit höchſter Entschließung Sr. königl. Hoheit
des Großherzogs im Staatsminiſterium vom 8. Jan Nr. 92
werden hiermit die im Reichsgeseßblatt vom 28. v. M. ver-
kündeten Grundrechte mit dem Bemerken zur öffentlichen Kennt-
niß gebracht, daß die Entwürfe der zam Vollzug ecforderlichen
Gesetze den Ständen werden vorgelegt werden. Karlsruhe,
12. Januar 1848. Miniſterium des großh. Hauſes und der
auswärtigen Angelegenheiten. Duſch.

Von der Berufung einer konſt. Verſammlung iſt noch im-
mer keine Rede!



Karlsruhe, 19. Jan. Lehllach überreichte wieder 7
neu eingegangene Petitionen um Kammerauflöſeng und kon-
 
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