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Die Republik — 1849

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No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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nommen täglich. In Heidel-

Erſcheint Montags ausge-

berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



Die Republik.

„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'"

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.









V 65. cSamtſtag,

Die Reaction und die Revolution.
(Schluß.)

Blöder als die franzöſiſche Republik, feiger als Lamar-
tine, verrätheriſcher, jeſuitiſcher als die neue Regierung Frank-
reichs iſt keine Regierung geweſen , selbſt nicht die des sardi-
niſchen Meuchelmörders, der offenen Lan de s verrat h treibt.
Mit dem Sturze Louis Philipps war nicht die Monarchie,
ſondern nur der Namen gestürzt; mit dem Sturze Louis Phi-
lipps war für das franzöſiſche Volk eine Regentſchaft ausge-
rufen, die Herrschaft aller Dynaſten des Feſtlandes über das
blöde, eigenſinnige, revolutionäre Kind von Frankreich. Die
Mäßigung iſt eine ſchöne Sache ! Aber ein Unſinn iſt es,
dieſe Mäßigung so weit auszudehnen, im Kampf um die Frei-
heit auf halbem Wege ſteyen zu bleiben, mitten in der Rache
für alle jahrhundertlange Schmach die Hand ſinken zu laſſen,
dem wuchernden Stamme der alten Tyrannei nur einen Aſt
abzuhauen, statt. ihn mit ter Wurzel auszurotten , jener be-
rüchtigten Schlange nur den einen Kopf zu zertreten. Das
iſt keine Mäßigung, das iſt Feigheit, Aberwitz, das heißt den
Blitz auf das eigene Haupt lenken, das heißt die getretene
Macht herauefordern, um einen legten, entscheidenden Schlag
zu thun !

Dank dem heiligen Tyrannenbund , Dank der gemeinſa-
men Würgſchlacht gegen die Freiheit! Die europäischen Völ-
ker ſind solidariſch verhaftet für ihre Revolutionen, die Revo-
lution des einen iſt die Kriegserklärung gegen die Tyrannei
über das andere. Die provisſoriſche Regierung hat ihre Be-
ſtimmung verkannt, die proviſoriſche Regierung iſt gestürzt,
die Diener Louis Philipps, des Crkönigs, niſten ſich wieder
in die alten Stellen ein, Louis Philipp selbſt herrſcht nach
wie vor in . Lande der Freiheit, Gleichheit, Brù-
derlichkeit! t

Der Augenblick iſt vorüber! Die französische Revolution
hat den ſchwerſten Theil ihrer Aufgabe von ſich geschüttelt, sie
hat ihn auf die Schultern der Demokratie Europa's geladen.
Vielleicht iſt es beſſer so!

Die Demokratie Europa’'s wird für die Zukunft Hand
in Hand dem Bunde der Lüge, der Halbheit, der Schurken-
ſtreiche gegenübertreten. Die Demokratie Europa's wird es
ſich zur Aufgabe ſtellen, die nächſte Revolution nach einem
Plane, unter einer Leitung zu beginnen. Die eu-
ropäiſche Reaktion hat gesiegt, damit die europäische Revolu-
tion Zeit gewinne zum letzten entscheidenden Schlage auszuho-
len. Möge der Schlag tief und ſchwer genug fallen !

Proteſstation der Pfälzer Bauern.

Es wurde uns mit dem „Heidelberger Morgen-
blat t- auch JI.ourn alb a se- genannt, eine Druckſchrift

17. März.



1 V49.
mitgetheilt, welche überschrieben iſt:
„Die Pfälzer Bauern t1c.-

Da aber die Pfälzer Bauern nicht so einfältig sind, vor
den Augen der vernünftigen Welt sich für dumm zu erklären
und so falsches, jesuitiſch-pietiſches Zeug zu ſchreiben, wie in
dieſem Wiſche enthalten iſt, ſo müſſen wir vor aller Welt ex-
klären:

Die Pfälzer Bauern ſind so vernünftig und unterrich-
tet, daß ſie ſelbſt verſtehen was sie lesen und nicht nöthig
haben, Andere zu fragen, wie diese oder jene Soche zu
verstehen ſei. j

Die Pfälzer Bauern haben dies Schreiben des prov.
Ausschuſſes der badiſchen Volksvereine recht gut verſtan-
den und haben bereits in den meiſten Orten durch
Gründung von Volks vereinen die beſte Antwort ge-
geben.

Die Pfälzer Bauern wissen recht gut, und laſſen ſich
vor der ganzen Welt nicht für ſo dumm erklären, wie
fraglicher Wiſch es vorhat, daß die sogenannten Vate r-
ländischen die Beſoldeten oder Kapitaliſten, vielleicht
auch ein oder der andere dumm gemachte Städter, es

ind, welchen es bisher so ganz gemüthlich dabei war,

große Besoldungen aus den Steuern der Bauern zu be-
ziehen; die Kaptitaliſten ihre Zinsen zu genießen, ohne
einen Pfenning an den Staatslaſten zu tragen und
überhaupt den Bauer als das Laſtthier zu betrachten.
Die Pfälzer Bauern sehen gerade an diesem Manöver,
daß ihr Name mißbraucht wird, und mit welchen Leuten
ſie es zu thun haben. Wer auf den Namen vernünftiger
ehrlicher Leute die Welt anlügt, iſt kein ehrlicher Menſch
und mit ſchlechten Leuten wollen wir nichts zu thun
aben. h :

Wir Pfälzer Bauern proteſtiren daher gegen tiesſe ge-
druckten Lügen und erklären uns in großer Mehrheit für
die mit Wa hrh eit und Offenheit auftretenden V olks -
Vereine!

Deutfſschland.

* Heidelberg, 15. März. Die österreichische Regie-
rung iſt jet ganz offen mit ihrem Verlangen herausgetreten,
ganz offen gegen alle Beſchlüſse sowie gegen tas Fortbestehen
des Parlaments in Frankfuri, und hat, wie wir hoffen, hier-
mit den letzten gutmüthig Gläubigen tie Augen geoffnet, hat
den bis jetzt noch immer Vertcauensvollen dargethan, taß
d ann kein Unterhandlen helfe, wenn es darauf ankomme, die
traurige Lage des Volkes zu ändern; daß dann, wenn die

Fahne der Revolution entfaltet, keine Halbheiten nüten können.

daß, wiil man den Krebsſchaden der ſich in unserem Völker-
leben eingefreſſen, vernichten, man auch nicht eine Faſer tes
Alten keſtehen laſſen türfe. p
In einer Zuſchrift vom 9. März ſagt die öſterreichiſche
Regierung dem Herrn von Schmerling etwa Folgendes ;
 
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