Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0042
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Heft 3 (19. Oktober 1908)
DOI article:Schmidkunz, Hans: Das Porträt
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0042
3H Die Werkstatt der Kunst. Heft 3.
auf Grund eines längeren Zusammenfühlens von Künstler
und Porträtperson beschlossen und ausgeführt worden ist.
Dazu gehört aber auch die Allmählichkeit und Stetigkeit in
der Durchführung eines Porträts, mit anderen Worten: die
Ausdauer des zu Porträtierenden im „Sitzen". Mancher
glaubt schon ungemein viel zu tun, wenn er dem Künstler
drei Sitzungen von je einer Stunde gewährt, während in
der Tat zehnmal soviel Sitzungen von der dreifachen Länge
noch lange kein Uebermaß sein würden. Möglich ist die
Fertigstellung eines Porträts in ein paar Augenblicken
immerhin; doch dann entsteht eine Skizze, die sehr verdienst-
voll und interessant, nicht aber ein bestmögliches Kunstwerk
sein kann. Ganz besonders Porträts berühmter Persönlich-
keiten leiden darunter, daß diese Herrschaften kaum ein
oder das andere Mal dem Künstler zur Verfügung stehen
wollten oder konnten; weshalb man denn auch gut tut,
den Bildnissen berühmter Leute nicht so sehr nachzulausen,
vielmehr gegen sie etwas skeptisch zu sein.
Nicht nur auf die Dauer des „Sitzens" kommt es an,
sondern auch auf dessen (Dualität. Es kann dies kein Aus-
ruhen, sondern nur wiederum eine Leistung sein; es ver-
langt vor allem Hingabe an die Anordnungen des Künstlers,
Intelligenz zu ihrer Ausführung, Körperkrast im Aushalten.
Schon dies verrät, wie anstrengend und anspruchsvoll die
Ausgabe des Porträtierens gewiß auch für den Künstler
selbst ist. Unentbehrlich dürste für diesen einige Betätigung
im Porträtieren ebenso sein, wie sie für den Kunstfreund
zum näheren und lehrreichsten Eindringen in das Leben
der Kunst kaum zu entbehren ist. Allein für den Künstler
kann doch die porträtarbcit niemals in letzter Linie ent-
scheidend sein. Lin bloß porträtierender Künstler ist kaum
hoch zu stellen; und wer hoch zu stellen ist, der bedarf auch
noch anderer Arbeit, was dem Künstler aus seinem
eigenen Innersten kommt, das sind ja eben eigene, nicht
fremde Themen. So ist es für einen Künstler gerade im
Maße seiner produktivkrast stets ein mehr oder weniger
großes Gxser, daß er jemandem durchs porträtieren dien-
lich ist.
wir verstehen diese opferreiche Schwierigkeit aller-
dings erst dann so recht, wenn wir uns klar machen, was
alles ein Porträt leisten soll. Hauptsächlich sind es An-
forderungen, die einander zunächst zu widersprechen scheinen,
anders genommen: entgegengesetzte fehlerhafte Extreme,
zwischen denen die richtige Mitte einzuhalten ist. Solcher
„Antinomien", miteinander recht nahe verwandt, möchten
wir vier aufzählen.
Erstens: Jedes Porträt ist eine Uebersetzung aus der
einen Sprache in die andere: aus der Natur in die Kunst,
aus dem Sein des Objektes in das Sehen des künstlerischen
Subjektes. Also werden zweierlei Sprachen ihre Anforde-
rungen stellen; es wird das Leben des Originales, und es
wird die Arbeit des Nachbildens das Ihrige verlangen. Zu
lösen ist dieser Widerspruch wohl nur dadurch, daß wie
bei jeglichem Uebersetzen vor allem die Sprache berücksichtigt
wird, in welche übersetzt wird. Mit anderen Worten: das
Porträt ist nicht das Vorbild, sondern ein Nachbild. Noch
anders genommen: malt Müller den Schulze, so handelt es
sich zunächst um ein Müller-Werk, nur daß sich das Werk
eben aus den Schulze bezieht. Ist die Arbeit ohne das
Objekt unmöglich, so ist sie doch auch ohne das Subjekt
unmöglich: d. h. der Künstler wird mit seiner Persönlichkeit
auch in diesem seinem Nachbildungswerk erscheinen.
Damit ist allein schon dem Hochmute der bloßen
Aehnlichkeitssrage entgegengetreten. Nicht nur die indivi-
duelle Persönlichkeit des einen Künstlers, sondern auch das
allgemeine Wesen der Kunst überhaupt macht es ganz un-
möglich und undenkbar, daß etwa das Objekt lediglich
wiederholt wird. Alles Streben nach peinlichem Naturalis-
mus muß bis zu einem gewissen Grade scheitern; die Züge
des porträtierten müssen unvermeidlicherweise im Porträt
eine Verhärtung und Versteifung bekommen, schon weil ja
dieses sich nicht bewegt, nicht im eigentlichen Sinne lebt.
Natürlich darf jene Verhärtung und Versteifung nicht über
das Unvermeidliche hinausgehen; doch dieses umfaßt wohl
mehr, als der Fernerstehende denkt. Der Mangel an
Körperlichkeit in der Malerei und der Mangel an Farbe
in der gewöhnlichen Plastik sind bereits harte und ver-
härtende Gebote. Namentlich das plastische Porträt erweckt
dem ungeschulten Beschauer den Eindruck des Unlebendigen,
geradezu des Toten; wozu noch Erinnerungen an Grab-
mäler beitragen mögen. Doch wenn man bedenkt, wie
z. B. dunkle Haare im Heller: Stein erscheinen, und wie
der Künstler etwa durch den Schatten tieferer Furchen
die dunkle Farbe anzudeuten sucht: dann wird man vom
Bildnisse des Bildhauers nicht Unerfüllbares verlangen.
Zweitens: Damit nahe verwandt ist die weitere Aus-
gabe eines Porträts, zwischen Naturtreue und sogenannter
Stilisierung die richtige Mitte zu finden. Aus den: Vorher-
gesagten verstehen wir, daß kein Kunstwerk Wiederholung
der Natur sein kann, daß es vielmehr stets nur deren
Formen gibt, und diese wieder unmöglich in genauer Voll-
ständigkeit. Vielmehr handelt es sich um das Herausarbeitcn
des wesentlichen, um eine Charakterisierung, die ohne
ein gewisses Uebertreiben sich gar nicht machen läßt.
Natürlich werden die einen Künstler mehr nach der Rich-
tung der Naturtreue, die anderen mehr nach der des Stili-
sierens oder Idealisierens usw. gehen.
Jedenfalls aber wird nunmehr verständlich, warum
eigentlich jedes gute Porträt „älter" aussieht, und warum
dies namentlich bei Kindern zum Vorscheine kommt. Lin
zutreffendes Porträt gibt immer eine Steigerung, eine Reifung
des Porträtierten; im Kinde trifft es die nur erst ange-
deuteten und später tatsächlich herauswachsenden Züge. Üm
so weniger achtungswürdig ist der Künstler, der statt jenes
Herausarbeitens vielmehr das Gegenteil tut, der also harte
Züge mildert, sozusagen Bitteres versüßt und schließlich
mehr eine Konditorware zur Schleckerei als ein Kunstwerk
gibt. Solange nicht den Porträtkandidaten und -kandi-
datinnen, die sich zur Verschönerung und Verjüngung und
zur Tändelei porträtieren lassen wollen, von allen Seiten
der Künstler und Kunstfreunde energisch entgegengetreten
wird, dürfen wir auch nicht auf Besserung in diesen Dingen
hoffen.
Damit kommen wir zu einer meist wenig beachteten,
in letzter Linie aber geradezu entscheidenden Angelegenheit.
Bildende Kunst ist nicht bloß Optik, sondern mehr. Das
heißt: all unser Leibliches, das wir da sehen und malen
und bilden, dem da die Farben und Lichter und Formungen
gewidmet werden, ist doch nur das Medium für unser
Eigentliches: für unsere Seele oder für unseren Geist. Ja,
wir können es selbst dann nicht verleugnen, wenn wir es
zu verleugnen suchen, wenn wir also glauben, lediglich aus
einer schönen Haut usw. zu bestehen. Ein Künstler nun.
der bloß den äußeren Anblick gibt, hat geradezu alles ver-
säumt; vielmehr gibt er erst dann ein Etwas von Porträt,
wenn er das nicht mehr leibliche Innere des Menschen,
seinen Charakter im weitesten Sinne des Wortes auszu-
prägen sucht. Das ist der Zweck; das Optische gibt die
Mittel dazu. Nur daß das eine ohne das andere überhaupt
unmöglich ist; so daß also der Künstler beiderlei Forde-
rungen vereinigen muß: die optischen und die psychologischen.
Drittens: wir beachten kaum, wie sehr wir uns von
Augenblick zu Augenblick in unserem Aussehen verändern,
aus leiblichen wie aus geistigen Ursachen. Das ist für den
betrachtenden Kenner wie das Spiel der Lichter aus der
Oberfläche eines Sees. Nun soll der Künstler das nach-
bilden, soll also in jeder Sekunde ein anderes Porträt
schaffen. Da kann er sich lediglich mittels eines idealen
Durchschnittes durch die tatsächlichen Erscheinungen helfen.
Und dadurch vermehrt sich auch wieder jene unvermeidliche
Verhärtung und Versteifung im Porträt, die den Unkundigen
so unangenehm berührt. Daß damit erst recht ein Appell
an Hingabe und Eifer im „Sitzen" ergeht, liegt wohl auf
der Hand.
viertens endlich befindet sich das ganz eigentliche
Porträt, zumal bei der Malerei, immer aus irgendeinem
Hintergrund oder in irgendeiner es erweiternden Umgebung.
Da gibt es nun wieder zwei einander entgegengesetzte Ver-
auf Grund eines längeren Zusammenfühlens von Künstler
und Porträtperson beschlossen und ausgeführt worden ist.
Dazu gehört aber auch die Allmählichkeit und Stetigkeit in
der Durchführung eines Porträts, mit anderen Worten: die
Ausdauer des zu Porträtierenden im „Sitzen". Mancher
glaubt schon ungemein viel zu tun, wenn er dem Künstler
drei Sitzungen von je einer Stunde gewährt, während in
der Tat zehnmal soviel Sitzungen von der dreifachen Länge
noch lange kein Uebermaß sein würden. Möglich ist die
Fertigstellung eines Porträts in ein paar Augenblicken
immerhin; doch dann entsteht eine Skizze, die sehr verdienst-
voll und interessant, nicht aber ein bestmögliches Kunstwerk
sein kann. Ganz besonders Porträts berühmter Persönlich-
keiten leiden darunter, daß diese Herrschaften kaum ein
oder das andere Mal dem Künstler zur Verfügung stehen
wollten oder konnten; weshalb man denn auch gut tut,
den Bildnissen berühmter Leute nicht so sehr nachzulausen,
vielmehr gegen sie etwas skeptisch zu sein.
Nicht nur auf die Dauer des „Sitzens" kommt es an,
sondern auch auf dessen (Dualität. Es kann dies kein Aus-
ruhen, sondern nur wiederum eine Leistung sein; es ver-
langt vor allem Hingabe an die Anordnungen des Künstlers,
Intelligenz zu ihrer Ausführung, Körperkrast im Aushalten.
Schon dies verrät, wie anstrengend und anspruchsvoll die
Ausgabe des Porträtierens gewiß auch für den Künstler
selbst ist. Unentbehrlich dürste für diesen einige Betätigung
im Porträtieren ebenso sein, wie sie für den Kunstfreund
zum näheren und lehrreichsten Eindringen in das Leben
der Kunst kaum zu entbehren ist. Allein für den Künstler
kann doch die porträtarbcit niemals in letzter Linie ent-
scheidend sein. Lin bloß porträtierender Künstler ist kaum
hoch zu stellen; und wer hoch zu stellen ist, der bedarf auch
noch anderer Arbeit, was dem Künstler aus seinem
eigenen Innersten kommt, das sind ja eben eigene, nicht
fremde Themen. So ist es für einen Künstler gerade im
Maße seiner produktivkrast stets ein mehr oder weniger
großes Gxser, daß er jemandem durchs porträtieren dien-
lich ist.
wir verstehen diese opferreiche Schwierigkeit aller-
dings erst dann so recht, wenn wir uns klar machen, was
alles ein Porträt leisten soll. Hauptsächlich sind es An-
forderungen, die einander zunächst zu widersprechen scheinen,
anders genommen: entgegengesetzte fehlerhafte Extreme,
zwischen denen die richtige Mitte einzuhalten ist. Solcher
„Antinomien", miteinander recht nahe verwandt, möchten
wir vier aufzählen.
Erstens: Jedes Porträt ist eine Uebersetzung aus der
einen Sprache in die andere: aus der Natur in die Kunst,
aus dem Sein des Objektes in das Sehen des künstlerischen
Subjektes. Also werden zweierlei Sprachen ihre Anforde-
rungen stellen; es wird das Leben des Originales, und es
wird die Arbeit des Nachbildens das Ihrige verlangen. Zu
lösen ist dieser Widerspruch wohl nur dadurch, daß wie
bei jeglichem Uebersetzen vor allem die Sprache berücksichtigt
wird, in welche übersetzt wird. Mit anderen Worten: das
Porträt ist nicht das Vorbild, sondern ein Nachbild. Noch
anders genommen: malt Müller den Schulze, so handelt es
sich zunächst um ein Müller-Werk, nur daß sich das Werk
eben aus den Schulze bezieht. Ist die Arbeit ohne das
Objekt unmöglich, so ist sie doch auch ohne das Subjekt
unmöglich: d. h. der Künstler wird mit seiner Persönlichkeit
auch in diesem seinem Nachbildungswerk erscheinen.
Damit ist allein schon dem Hochmute der bloßen
Aehnlichkeitssrage entgegengetreten. Nicht nur die indivi-
duelle Persönlichkeit des einen Künstlers, sondern auch das
allgemeine Wesen der Kunst überhaupt macht es ganz un-
möglich und undenkbar, daß etwa das Objekt lediglich
wiederholt wird. Alles Streben nach peinlichem Naturalis-
mus muß bis zu einem gewissen Grade scheitern; die Züge
des porträtierten müssen unvermeidlicherweise im Porträt
eine Verhärtung und Versteifung bekommen, schon weil ja
dieses sich nicht bewegt, nicht im eigentlichen Sinne lebt.
Natürlich darf jene Verhärtung und Versteifung nicht über
das Unvermeidliche hinausgehen; doch dieses umfaßt wohl
mehr, als der Fernerstehende denkt. Der Mangel an
Körperlichkeit in der Malerei und der Mangel an Farbe
in der gewöhnlichen Plastik sind bereits harte und ver-
härtende Gebote. Namentlich das plastische Porträt erweckt
dem ungeschulten Beschauer den Eindruck des Unlebendigen,
geradezu des Toten; wozu noch Erinnerungen an Grab-
mäler beitragen mögen. Doch wenn man bedenkt, wie
z. B. dunkle Haare im Heller: Stein erscheinen, und wie
der Künstler etwa durch den Schatten tieferer Furchen
die dunkle Farbe anzudeuten sucht: dann wird man vom
Bildnisse des Bildhauers nicht Unerfüllbares verlangen.
Zweitens: Damit nahe verwandt ist die weitere Aus-
gabe eines Porträts, zwischen Naturtreue und sogenannter
Stilisierung die richtige Mitte zu finden. Aus den: Vorher-
gesagten verstehen wir, daß kein Kunstwerk Wiederholung
der Natur sein kann, daß es vielmehr stets nur deren
Formen gibt, und diese wieder unmöglich in genauer Voll-
ständigkeit. Vielmehr handelt es sich um das Herausarbeitcn
des wesentlichen, um eine Charakterisierung, die ohne
ein gewisses Uebertreiben sich gar nicht machen läßt.
Natürlich werden die einen Künstler mehr nach der Rich-
tung der Naturtreue, die anderen mehr nach der des Stili-
sierens oder Idealisierens usw. gehen.
Jedenfalls aber wird nunmehr verständlich, warum
eigentlich jedes gute Porträt „älter" aussieht, und warum
dies namentlich bei Kindern zum Vorscheine kommt. Lin
zutreffendes Porträt gibt immer eine Steigerung, eine Reifung
des Porträtierten; im Kinde trifft es die nur erst ange-
deuteten und später tatsächlich herauswachsenden Züge. Üm
so weniger achtungswürdig ist der Künstler, der statt jenes
Herausarbeitens vielmehr das Gegenteil tut, der also harte
Züge mildert, sozusagen Bitteres versüßt und schließlich
mehr eine Konditorware zur Schleckerei als ein Kunstwerk
gibt. Solange nicht den Porträtkandidaten und -kandi-
datinnen, die sich zur Verschönerung und Verjüngung und
zur Tändelei porträtieren lassen wollen, von allen Seiten
der Künstler und Kunstfreunde energisch entgegengetreten
wird, dürfen wir auch nicht auf Besserung in diesen Dingen
hoffen.
Damit kommen wir zu einer meist wenig beachteten,
in letzter Linie aber geradezu entscheidenden Angelegenheit.
Bildende Kunst ist nicht bloß Optik, sondern mehr. Das
heißt: all unser Leibliches, das wir da sehen und malen
und bilden, dem da die Farben und Lichter und Formungen
gewidmet werden, ist doch nur das Medium für unser
Eigentliches: für unsere Seele oder für unseren Geist. Ja,
wir können es selbst dann nicht verleugnen, wenn wir es
zu verleugnen suchen, wenn wir also glauben, lediglich aus
einer schönen Haut usw. zu bestehen. Ein Künstler nun.
der bloß den äußeren Anblick gibt, hat geradezu alles ver-
säumt; vielmehr gibt er erst dann ein Etwas von Porträt,
wenn er das nicht mehr leibliche Innere des Menschen,
seinen Charakter im weitesten Sinne des Wortes auszu-
prägen sucht. Das ist der Zweck; das Optische gibt die
Mittel dazu. Nur daß das eine ohne das andere überhaupt
unmöglich ist; so daß also der Künstler beiderlei Forde-
rungen vereinigen muß: die optischen und die psychologischen.
Drittens: wir beachten kaum, wie sehr wir uns von
Augenblick zu Augenblick in unserem Aussehen verändern,
aus leiblichen wie aus geistigen Ursachen. Das ist für den
betrachtenden Kenner wie das Spiel der Lichter aus der
Oberfläche eines Sees. Nun soll der Künstler das nach-
bilden, soll also in jeder Sekunde ein anderes Porträt
schaffen. Da kann er sich lediglich mittels eines idealen
Durchschnittes durch die tatsächlichen Erscheinungen helfen.
Und dadurch vermehrt sich auch wieder jene unvermeidliche
Verhärtung und Versteifung im Porträt, die den Unkundigen
so unangenehm berührt. Daß damit erst recht ein Appell
an Hingabe und Eifer im „Sitzen" ergeht, liegt wohl auf
der Hand.
viertens endlich befindet sich das ganz eigentliche
Porträt, zumal bei der Malerei, immer aus irgendeinem
Hintergrund oder in irgendeiner es erweiternden Umgebung.
Da gibt es nun wieder zwei einander entgegengesetzte Ver-