Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0645
DOI Heft:
Heft 46 (13. September 1909)
DOI Artikel:Neue Kunstliteratur
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4 Heft §6.
Die Werkstatt der Kunst.
637
Neue RlmstUteratur
H. Grothmann, Das Zeichnen an den allgemein bilden-
den Schulen, mit besonderer Berücksichtigung der preu-
ßischen Lehrplanbestimmungen. Berlin, Verlag von
Ferd. Asheim. Preis geb. 6.50 Mk.
Obwohl sich diese Zeichenlehre eng an die preußischen
Lehrpläne anschließt, scheint doch etwas ganz Selbständiges
geboten zu sein. Ls ist, nach unserer Ausfassung, dem
Verfasser gelungen, verständlich zu machen, daß das zeichnen
eine Form des Ausdruckes ist. Lr hat seine Absicht, dar-
zulegen, daß die Schule die Pflicht habe, auch die zeichne-
rische Seite der Ausdrucksfähigkeit, ihrer Bedeutung des
Lebens für den einzelnen entsprechend zu pflegen, wohl
erreicht. Die Meinung Grothmanns, daß der Zeichen-
unterricht schon wieder ein Bestandteil der allgemeinen
Bildung und Erziehung, ohne Rücksicht auf den späteren
Beruf der Schüler, geworden sei, halten wir für etwas zu
verfrüht, doch geben wir gern zu und hoffen es von
ganzem Herzen, daß wir auf dem besten Wege sind, dieses
Ziel wieder zu erreichen. Dem Buche liegt eine genaue
Kenntnis der erschienenen reichhaltigen Literatur zugrunde,
doch muß wohl anerkannt werden, daß etwas Selbständiges
geschaffen worden ist. Die Beispiele sind gut gewählt und
dargestellt, allerdings sind sie, wie der Verfasser selbst be-
tont, nicht als Rezepte gedacht, sondern so individuell und
persönlich gehalten, daß der Schüler durch die einfache
Nachahmung noch nicht fortschreiten kann, sondern selbst
die erforderliche Arbeit zu leisten hat. Die Lehrbeispiele
sollen also nur dasjenige sagen, was sich nicht anders als
durch Beispiele anschaulich mitteilen läßt. Der Inhalt
gliedert sich in folgende Hanptkapitel: Die Aufgabe der
Unterstufe (der Volksschule), das Zeichnen auf der Mittel-
stufe (Unterstufe der höheren Schule), die Aufgabe der
Oberstufe der Volksschule (Mittelstufe der höheren Schule),
die Farbenübung ans der Oberstufe, das Zeichnen als Aus-
druck, das Linerarzeichnen auf der Volksschulstufe und den
mittleren Klaffen der höheren Schulen.
Die Labrikation des Emails und das Emaillieren, von
Paul Randau, techn. Lhemiker. vierte, verbesserte
und erweiterte Auflaqe. Mit 19 Abbildungen. Geb.
5.80 Mk.
Die vierte Auflage dieses Werkes kann die gleiche Be-
achtung und Wertschätzung aller jener Kreise, für welche
die Anfertigung eines dauerhaften und schönen Emails
Bedeutung besitzt, beanspruchen, die schon den früheren
Auflagen zuteil wurde.
H. w. Vogel, Photographie. 2. Auflage. Braunschweig,
vieweg L Sohn. Preis geb. 2.50 Mk.
Die zweite Auflage des übersichtlichen Lehrbuches
wurde vom Fachlehrer an der Münchener Lehr- und Ver-
suchsanstalt, Hans Spörl, bearbeitet; es hat sich also prak-
tisches und theoretisches wissen vereinigt, um den Lieb-
habern und Fachleuten einen nützlichen Leitfaden der
Photographie an die Hand zu geben. Eine vorausgestellte
Geschichte der Photographie orientiert über die Entwicke-
lung der Verfahren und im Laufe der Jahre gemachten
Verbesserungen, die ja selbstverständlich nicht abgeschlossen
sind, sondern sich fortwährend ablöfen. In der Fülle der
unaufhörlich angebotenen Neuerungen findet sich ein Laie
und selbst ein Fachmann schwer zurecht, so daß ihm durch
die hier gegebene Besprechung der Grundzüge ein will-
kommener Maßstab zur Beurteilung gegeben wird. Diese
zweite Auflage wird in der Praxis ein nützlicher Helfer sein,
v. Paul Mohn, Ludwig Richter. (Künstler-Monographien,
Bd. XIV.) Bielefeld und Leipzig 1906, velhagen 6c
Klasing. Auflage. Preis -1 Mk.
Auch Ludwig Richter gehört zu denjenigen Künstlern,
die wir feit der Iahrhundertausstellung wieder einzuschätzen
verstehen. Er tritt uns in dem vorliegenden Buche als
Zeichner von größter Sicherheit in der Vereinfachung und
dem Ausschöpfen des ästhetischen Inhaltes seiner künstle-
rischen Vorwürfe entgegen. Am höchsten steht er in den
intimen Darstellungen des kleinbürgerlichen Familienlebens,
in Kinderbildern und harmlosen Liebesszenen, während bei
religiösen Darstellungen, trotz persönlicher ausgeprägter
Gläubigkeit des Künstlers, feine Kraft für die erforderten
monumentaleren Darstellungen anscheinend doch nicht aus-
gereicht hat, wenigstens nicht nach dem Empfinden mo-
derner Menschen, v. p. Mohn hält sich immer in den
Grenzen des treu ergebenen Biographen, der damit am
besten zum Verkünder zu werden glaubt.
Kulturgeschichte des deutschen Bauernhauses, von Ehr.
Ranck. Mit zahlreichen Abbildungen im Text. („Aus
Natur und Geisteswelt." Sammlung wissenschaftlich-ge-
meinverständlicher Darstellungen aus allen Gebieten des
wissens. 121. Bändchen.) Verlag von B. G. Teubner
in Leipzig. Preis geh. I Mk., geb. 1.25 M.
Nach einem Ueberblick über den Urtypus des Hauses
führt der Verfasser den Leser in das Haus des germanischen
Landwirts, wie es die Römer sahen, zeigt dann die unter
dem Einfluß römischer Baukunst vor sich gehende Entwick-
lung während der Völkerwanderung, wobei als Bild einer
germanischer! Hofstatt der Königshof des Attila eingehen-
der beschrieben wird. Sodann wird das in den Zeiten nach
der Völkerwanderung eintretende Bestreben nach Neue-
rungen in Bau und Ausstattung geschildert und dabei die
für das Bauwesen dieser Zeit wichtigste Urkunde, der plan
des Klosters St. Gallen, als ideales Bild einer großen
germanischen wirtschastsanlage genauer behandelt. Zur
Vergleichung dient das Haus des germanischen Bauern in
den skandinavischen Ländern, wo das nationale Haus ein
so einheitliches urwüchsiges Gepräge zeigt, daß man hier-
aus das altgermanische Haus mit Sicherheit seststellen kann.
Dann werden wir ins Mittelalter geführt, wir lernen
verstehen, welchen Umständen die überraschende Fülle der
demselben Keime entsprossenen und doch so weit vonein-
ander abweichenden Formen der verschiedenen deutschen
Bauernhäuser ihre Entstehung verdankt. So werden dann
die den einzelnen Stämmen eigentümlichen Gehöstsormen
behandelt: Das Alpenhaus, die Linbauten der Alemannen
und Bayern, der fränkische Hof, das niederdeutsche und
friesische Haus. Zum Schluß wird noch das deutsche Dors
betrachtet und dabei die Vielgestaltigkeit seiner Anlage und
sein Verhältnis zur umgebenden Landschaft geschildert. ?o Ab-
bildungen dienen zur Veranschaulichung und ermöglichen
ein vollkommenes verstehen des behandelten Stoffes.
I. p. Eck ermann, Gespräche mit Goethe. Achte Original-
auflage. Nach dem ersten Druck und dem Original-
manuskript des dritten Teiles mit einem Nachwort und
Register neu herausgegeben von vr. H. H. H.ouben.
Mit 28 Illustrationstaseln, darunter 5 Dreifarbendrucke,
und l Faksimile. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1909.
Preis 8 Mk. geb.
Lckermanns „Gespräche mit Goethe" erscheinen soeben
im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig in einem
Neudruck, der von allen bisherigen Ausgaben des berühmten
Buches in wesentlichen Punkten abweicht. In erster Linie
hat der Text der „Gespräche" durch ihren jetzigen Heraus-
geber Or. Houben eine starke Redaktion erfahren müssen,
da sich von der ersten Ausgabe ;856 ab bis heute nicht
nur zahlreiche Unrichtigkeiten und Druckfehler erhalten haben,
sondern im Lause der Jahrzehnte noch mancherlei Ent-
stellungen hinzugekommen sind, die erst jetzt beseitigt werden
konnten. Der erste Druck der „Gespräche" und vor allem
das zum Teil noch erhaltene Originalmanuskript Eckermanns
boten für diese Redaktion eine zuverlässige Grundlage, und
die „Gespräche mit Goethe" liegen nun erst in der Form
vor, die uns an ihre echte Goethesche Herkunft glauben läßt.
Der Wortlaut der „Gespräche" fordert in der Tat allent-
Die Werkstatt der Kunst.
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Neue RlmstUteratur
H. Grothmann, Das Zeichnen an den allgemein bilden-
den Schulen, mit besonderer Berücksichtigung der preu-
ßischen Lehrplanbestimmungen. Berlin, Verlag von
Ferd. Asheim. Preis geb. 6.50 Mk.
Obwohl sich diese Zeichenlehre eng an die preußischen
Lehrpläne anschließt, scheint doch etwas ganz Selbständiges
geboten zu sein. Ls ist, nach unserer Ausfassung, dem
Verfasser gelungen, verständlich zu machen, daß das zeichnen
eine Form des Ausdruckes ist. Lr hat seine Absicht, dar-
zulegen, daß die Schule die Pflicht habe, auch die zeichne-
rische Seite der Ausdrucksfähigkeit, ihrer Bedeutung des
Lebens für den einzelnen entsprechend zu pflegen, wohl
erreicht. Die Meinung Grothmanns, daß der Zeichen-
unterricht schon wieder ein Bestandteil der allgemeinen
Bildung und Erziehung, ohne Rücksicht auf den späteren
Beruf der Schüler, geworden sei, halten wir für etwas zu
verfrüht, doch geben wir gern zu und hoffen es von
ganzem Herzen, daß wir auf dem besten Wege sind, dieses
Ziel wieder zu erreichen. Dem Buche liegt eine genaue
Kenntnis der erschienenen reichhaltigen Literatur zugrunde,
doch muß wohl anerkannt werden, daß etwas Selbständiges
geschaffen worden ist. Die Beispiele sind gut gewählt und
dargestellt, allerdings sind sie, wie der Verfasser selbst be-
tont, nicht als Rezepte gedacht, sondern so individuell und
persönlich gehalten, daß der Schüler durch die einfache
Nachahmung noch nicht fortschreiten kann, sondern selbst
die erforderliche Arbeit zu leisten hat. Die Lehrbeispiele
sollen also nur dasjenige sagen, was sich nicht anders als
durch Beispiele anschaulich mitteilen läßt. Der Inhalt
gliedert sich in folgende Hanptkapitel: Die Aufgabe der
Unterstufe (der Volksschule), das Zeichnen auf der Mittel-
stufe (Unterstufe der höheren Schule), die Aufgabe der
Oberstufe der Volksschule (Mittelstufe der höheren Schule),
die Farbenübung ans der Oberstufe, das Zeichnen als Aus-
druck, das Linerarzeichnen auf der Volksschulstufe und den
mittleren Klaffen der höheren Schulen.
Die Labrikation des Emails und das Emaillieren, von
Paul Randau, techn. Lhemiker. vierte, verbesserte
und erweiterte Auflaqe. Mit 19 Abbildungen. Geb.
5.80 Mk.
Die vierte Auflage dieses Werkes kann die gleiche Be-
achtung und Wertschätzung aller jener Kreise, für welche
die Anfertigung eines dauerhaften und schönen Emails
Bedeutung besitzt, beanspruchen, die schon den früheren
Auflagen zuteil wurde.
H. w. Vogel, Photographie. 2. Auflage. Braunschweig,
vieweg L Sohn. Preis geb. 2.50 Mk.
Die zweite Auflage des übersichtlichen Lehrbuches
wurde vom Fachlehrer an der Münchener Lehr- und Ver-
suchsanstalt, Hans Spörl, bearbeitet; es hat sich also prak-
tisches und theoretisches wissen vereinigt, um den Lieb-
habern und Fachleuten einen nützlichen Leitfaden der
Photographie an die Hand zu geben. Eine vorausgestellte
Geschichte der Photographie orientiert über die Entwicke-
lung der Verfahren und im Laufe der Jahre gemachten
Verbesserungen, die ja selbstverständlich nicht abgeschlossen
sind, sondern sich fortwährend ablöfen. In der Fülle der
unaufhörlich angebotenen Neuerungen findet sich ein Laie
und selbst ein Fachmann schwer zurecht, so daß ihm durch
die hier gegebene Besprechung der Grundzüge ein will-
kommener Maßstab zur Beurteilung gegeben wird. Diese
zweite Auflage wird in der Praxis ein nützlicher Helfer sein,
v. Paul Mohn, Ludwig Richter. (Künstler-Monographien,
Bd. XIV.) Bielefeld und Leipzig 1906, velhagen 6c
Klasing. Auflage. Preis -1 Mk.
Auch Ludwig Richter gehört zu denjenigen Künstlern,
die wir feit der Iahrhundertausstellung wieder einzuschätzen
verstehen. Er tritt uns in dem vorliegenden Buche als
Zeichner von größter Sicherheit in der Vereinfachung und
dem Ausschöpfen des ästhetischen Inhaltes seiner künstle-
rischen Vorwürfe entgegen. Am höchsten steht er in den
intimen Darstellungen des kleinbürgerlichen Familienlebens,
in Kinderbildern und harmlosen Liebesszenen, während bei
religiösen Darstellungen, trotz persönlicher ausgeprägter
Gläubigkeit des Künstlers, feine Kraft für die erforderten
monumentaleren Darstellungen anscheinend doch nicht aus-
gereicht hat, wenigstens nicht nach dem Empfinden mo-
derner Menschen, v. p. Mohn hält sich immer in den
Grenzen des treu ergebenen Biographen, der damit am
besten zum Verkünder zu werden glaubt.
Kulturgeschichte des deutschen Bauernhauses, von Ehr.
Ranck. Mit zahlreichen Abbildungen im Text. („Aus
Natur und Geisteswelt." Sammlung wissenschaftlich-ge-
meinverständlicher Darstellungen aus allen Gebieten des
wissens. 121. Bändchen.) Verlag von B. G. Teubner
in Leipzig. Preis geh. I Mk., geb. 1.25 M.
Nach einem Ueberblick über den Urtypus des Hauses
führt der Verfasser den Leser in das Haus des germanischen
Landwirts, wie es die Römer sahen, zeigt dann die unter
dem Einfluß römischer Baukunst vor sich gehende Entwick-
lung während der Völkerwanderung, wobei als Bild einer
germanischer! Hofstatt der Königshof des Attila eingehen-
der beschrieben wird. Sodann wird das in den Zeiten nach
der Völkerwanderung eintretende Bestreben nach Neue-
rungen in Bau und Ausstattung geschildert und dabei die
für das Bauwesen dieser Zeit wichtigste Urkunde, der plan
des Klosters St. Gallen, als ideales Bild einer großen
germanischen wirtschastsanlage genauer behandelt. Zur
Vergleichung dient das Haus des germanischen Bauern in
den skandinavischen Ländern, wo das nationale Haus ein
so einheitliches urwüchsiges Gepräge zeigt, daß man hier-
aus das altgermanische Haus mit Sicherheit seststellen kann.
Dann werden wir ins Mittelalter geführt, wir lernen
verstehen, welchen Umständen die überraschende Fülle der
demselben Keime entsprossenen und doch so weit vonein-
ander abweichenden Formen der verschiedenen deutschen
Bauernhäuser ihre Entstehung verdankt. So werden dann
die den einzelnen Stämmen eigentümlichen Gehöstsormen
behandelt: Das Alpenhaus, die Linbauten der Alemannen
und Bayern, der fränkische Hof, das niederdeutsche und
friesische Haus. Zum Schluß wird noch das deutsche Dors
betrachtet und dabei die Vielgestaltigkeit seiner Anlage und
sein Verhältnis zur umgebenden Landschaft geschildert. ?o Ab-
bildungen dienen zur Veranschaulichung und ermöglichen
ein vollkommenes verstehen des behandelten Stoffes.
I. p. Eck ermann, Gespräche mit Goethe. Achte Original-
auflage. Nach dem ersten Druck und dem Original-
manuskript des dritten Teiles mit einem Nachwort und
Register neu herausgegeben von vr. H. H. H.ouben.
Mit 28 Illustrationstaseln, darunter 5 Dreifarbendrucke,
und l Faksimile. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1909.
Preis 8 Mk. geb.
Lckermanns „Gespräche mit Goethe" erscheinen soeben
im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig in einem
Neudruck, der von allen bisherigen Ausgaben des berühmten
Buches in wesentlichen Punkten abweicht. In erster Linie
hat der Text der „Gespräche" durch ihren jetzigen Heraus-
geber Or. Houben eine starke Redaktion erfahren müssen,
da sich von der ersten Ausgabe ;856 ab bis heute nicht
nur zahlreiche Unrichtigkeiten und Druckfehler erhalten haben,
sondern im Lause der Jahrzehnte noch mancherlei Ent-
stellungen hinzugekommen sind, die erst jetzt beseitigt werden
konnten. Der erste Druck der „Gespräche" und vor allem
das zum Teil noch erhaltene Originalmanuskript Eckermanns
boten für diese Redaktion eine zuverlässige Grundlage, und
die „Gespräche mit Goethe" liegen nun erst in der Form
vor, die uns an ihre echte Goethesche Herkunft glauben läßt.
Der Wortlaut der „Gespräche" fordert in der Tat allent-