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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/​1909

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Heft 4 (26. Oktober 1908)
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Die Zukunft des Ausstellungsparkes in München
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Große Kunstausstellung Dresden 1908
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Der Wettberwerb um ein Plakat für die Gewerbehalle in Köln a. Rh, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0056

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H8

Die Werkstatt der Kunst.

Heft

gnügungsparkes, ihre rnit hohen Rosten errichteten Bauten
stehen lassen zu dürfen, günstig Vorbescheiden würde, könnte
eine Geffnung des Parkes Bedenken haben.
Neber die Verwendung der Ausstellungshallen
selbst sind schon verschiedene Projekte aufgetaucht. So die
Verlegung der Glaspalast-Ausstellung in das Aus-
stellungsareal, die Errichtung einer ständigen Zentral-
verkaufsstelle kunstgewerblicher Erzeugnisse, für
die man auch schon den Augustinerstock ausersehen hatte.
Rnrz eine Reihe für die Entwicklung Münchens sehr wichtige
Fragen werden im Zusammenhang mit dem künftigen
Schicksal der Ausstellung gelöst werden müssen. Sehr zube-
dauern wäre es, wenn die oft wertvollen Linbauten in die
fallen zum Vpfer fallen müßten; es sind darunter so manche
wundervolle und kostbare Stücke, die Rirche, Fresken usw.

Große Kunstausstellung Oresclen 1908
Einem Schlußwort von Otto Sebaldt in der „Dres-
dener Volkszeitung" entnehmen wir folgenden Abschnitt:
„Die Große Kunstausstellung Dresden t9O8 schließt
ihre Pforten, was haben wir von ihr gelernt? Mit ge-
mischten Gefühlen hat der weitaus größte Teil des Publi-
kums dies neue .Dokument der zeitgenössischen Kunst' auf
sich wirken lasten. Mehr verwirrt als belehrt und erhoben
kamen die meisten Leute aus dem pompösen Gebäude
wieder heraus, in das sie, so hoher Erwartungen voll, ein-
getreten waren. Und wenn auch ein Teil der Presse redlich
bemüht war, eine Vermittlung zwischen der .hohen Kunst
und dem einfachen Laienpublikum' herzustellen, wenn auch
sie es sich eifrig hat angelegen sein lasten, in schildernden
und aufklärenden Artikeln eine Verständigung herbeizu-
führen zwischen zwei Gegensätzen, die, bei Licht betrachtet,
extremster Natur sind — was ist erreicht?
Fragen wir uns einmal offen und ehrlich: was haben
diese großen, unübersehbaren Bildermärkte eigentlich für
einen praktischen wert? Soll dem Künstler Gelegenheit
geboten werden, bekannt zu werden und seine Werke an
den Mann zu bringen? Soll das Publikum belehrt werden
über den Stand der derzeitigen Kunst und erzogen zu ihr?
Daß der einzelne noch unbekannte Künstler in einer Samm-
lung von etwa zweitausend (!) verschiedenen annähernd
gleichwertigen Kunstwerken in Reih und Glied mit sechs-
bis achthundert Kollegen nur sehr schwer dazu kommt, sich
einen gewissen Namen zu machen, dürfte ohne weiteres
einleuchten, wer entsinnt sich noch, wenn er diese zwei-
tausend Arbeiten an sich hat vorbeispazieren lassen, des
Bildes von Müller oder von Schulze. Wer ist überhaupt
imstande, selbst wenn er nicht nur einmal, nein zehn- und
zwanzigmal die ganze Ausstellung durchwandert hat, jedes
Werk mit dem Interesse zu betrachten und zu studieren,
das es billigerweise für sich beanspruchen darf und soll?
Lin Lotteriespiel in den weitaus meisten Fällen ist für den
jungen, nach Anerkennung ringenden Künstler die Be-
schickung einer großen Kunstausstellung, und wenn auch
die Aufnahme eines oder mehrerer feiner Werke bereits
eine Anerkennung bedeutet, auf die er sich später stets
berufen kann, so ist der positive wert doch ein sehr ge-
ringer, meist direkt gleich Null. Und nun das Publikum,
von einem eigentlichen erzieherischen wert kann bei einem
so umfangreichen Kunstwerkmarkt kaum die Rede sein.
Schon die überaus große Mannigfaltigkeit der Stile, Auf-
fassungen und Charakter erzeugt im naiven Betrachter eine
geradezu unheilvolle Verwirrung der Begriffe, was ist
denn nun eigentlich Kunst unter all diesen so überaus
verschiedenartigen, oft sich direkt einander gegenüberstehenden
Leistungen? So immer wieder fragt sich das ratlose Publi-
kum und ärgerlich, keine genügende Antwort zu bekommen,
verläßt es diese Stätte der .Kunsterziehung'. Im besten
Falle macht es sich luftig. Das ist leider eine sehr betrüb-
liche, aber nur allzu wahre Tatsache. Und alle, noch so
eingehend behandelten Zeitungsartikel können die Sache
nicht gut machen.

Bis zu einem gewissen Grade wohl hat man in letzter
Zeit eingesehen, daß das viele Neben- und Uebereinander
von Kunstwerken verwirrend und ermüdend wirkt und man
hat sich bemüht, die Arbeiten so weit voneinander entfernt
und so vereinzelt wie möglich anzubringen. In dieser Be-
ziehung ist auch auf unserer Ausstellung sicherlich das Mög-
lichste lobenswerterweise geleistet worden. Aber schließlich
— zweitausend Dinge wollen untergebracht sein, und wäh-
rend in einem Falle die Anordnung fast mustergültig er-
scheint, drängt sich auf der anderen Seite doch wieder not-
wendigerweise zu viel zusammen. Das läßt sich nun einmal
nicht vermeiden und keine Regiekunst vermag das zu ändern.
Fort also mit diesen Kunstjahrmärkten, die überdies
stets — (das mag vielleicht für Dresden zutreffcn, darf
aber nicht so verallgemeinert werden. Red.) — entwürdigen-
derweise, um finanziell gesichert zu sein, mit falschen
Tiroler mädchen und Karussells verquickt werden,
— eine Geschmacklosigkeit, aber eine sogenannte notwendige (!)
Konzession an das liebe große Publikum —. Und doch,
trotz Feuerwerk, Winzerfesten und musikalischen Wunder-
knaben, das oininöse Wort .Defizit' scheint unvermeidlich,
und wenn auch die kürzlich verbreitete Nachricht von einem
Fehlbetrag von 50 000 Mk. übertrieben sein dürfte, auf
die Kosteri sind wir nicht gekommen. Und verkauft ist auch
verhältnismäßig sehr wenig, abgesehen von den Ankäufen
für unsere Galerie, was sollen uns nun diese Veranstal-
tungen kostspieliger Art? pundert durch Abweisung von
vornherein unzufriedene, hundert durch schlechtes Gehängt-
sein unzufriedene, hundert durch Nichtbeachtung in der
presse unzufriedene, tausend nicht gekaufte, also wahr-
scheinlich auch unzufriedene Künstler und hunderttausend
unzufriedene Beschauer — das ist das Resultat eines
mit so ungeheurem Aufwand an Kraft und Geld ins Werk
gesetzten Schauspiels!" . . .
Oer Mettbenerb um sm Plakat kür
j äie GensrbedaUe m Köln a. Kd. H.
Wir müssen noch einmal auf diesen famosen Wett-
bewerb zurückkommen, damit der „Gewerbevercin für Köln
und Umgegend" nicht etwa glaubt, mit „Totschweigen" und
Vogelstrauß-Politik die Angelegenheit aus der Welt schaffen
zu können. Der Vorstand des Vereins war schließlich so
nervös geworden, daß er die Annahme aller Zusendungen
in dieser Angelegenheit verweigerte. Unter anderen ließ
er auch einen eingeschriebenen Brief an unsere Adresse
zurückgehen, der gar nicht von uns abgeschickt worden
war! Da unsere Nachforschungen nach dem wahren Ab-
sender erfolglos geblieben sind, bitten wir denjenigen
Kölner Künstler, der am t8. August zwischen 2 und
z Uhr auf dem Postamt Köln einen Brief Nr. 909 an
den Vorsitzenden des Gewerbevereins, cherrn B. Berghausen,
aufgegeben hat, sich bei uns zu melden.
Mit welcher ungesetzlichen Willkür die Aus-
schreibenden und die Preisrichter verfahren sind, mag man
daraus erkennen, daß sie
t. versucht haben, die Namen der Verfertiger der
unter Motto eingeforderten und so eingereichten
Entwürfe von den Ueberbringern zu erfragen;
2. daß sie noch am 23. Juli, nachmittags 3 Uhr,
einen Entwurf angenommen haben, obwohl öffent-
lich der 20. Juli als der späteste Termin bezeichnet
worden war;
3. daß sie den Künstlern, die sich nach der Zahl der
Entwürfe erkundigten, noch am 2H. Juli erklärten,
„es seien noch nicht alle Entwürfe eingelaufen";
H. daß sie, wie es scheint, die verschlossenen Motto-
Kuverte erbrachen;
5. daß sie die Rückgabe der nicht prämiierten und
zum Teil widerrechtlich nicht mit ausgestellten Ent-
würfe verweigerten, obwohl ordnungsmäßig die
(Quittungen vorgezeigt wurden;
 
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