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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/​1909

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Heft 22 (1. März 1909)
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Briefkasten der Schriftleistung
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Butzke, B.: Ein Preisausschreiben, wie es nicht sein sollte
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Deutsche Kunst in New York, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0309

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Heft 22.

Die Werkstatt der Kunst.

30^

Wir antworten Ihnen, daß der „Verein Berliner
Künstler" uns am 30. Januar ^909 mitteilte, daß er
leider noch nicht in der Lage sei, unserer Bitte um Zu-
sendung der Bedingungen über das Preisausschreiben für die
Ausschmückung der Aula des Friedrichs-Gymnasiums zu ent-
sprechen, da ihm solche noch nicht zur Verfügung stehen.
Sobald er sie erhielte, würde er sie uns zugehen lassen. —
Ihren Anregungen, Städte und Staaten möchten sich be-
fleißigen, wirklich monumentale Arbeiten unter den deutschen
Künstlern auszuschreiben, stimmen wir von Herzen zu.
Bl. lVl. in Berlin. Sie schreiben: In dem Heft
Ihres fehr geschätzten Blattes vom t- Februar d. I. findet
sich auf S. 2H7 unter der Abteilung „Aus Akademie:: und
Kunstschulen" ein Schriftsatz aus München, der den achten
Meisterkursus für Photographie kundgibt und empfiehlt,
wir halten es für fehr bedenklich, wenn Ihr Blatt, das
der Kunst und ihrer Förderung geweiht ist, derartige Ein-
sendungen, die in ein Fachblatt der Photographie gehören,
aufnimmt und damit die strikte Grenze und Scheidelinie
verwischen hilft, die zwischen Kunst und Photographie be-
steht und bestehen bleiben soll. Die Photographie hat mit
Kunst absolut nichts zu tun, auch wenn sie mit noch so
vielem Geschmack und Verständnis für künstlerische Wirkung
auftritt. Sie ist und bleibt ein Maschinenprodukt, eine
Ware, der alles nur mögliche gute Gedeihen zu gönnen
ist, deren anmaßendes und oft genug hervorgetretenes Be-
gehren um Gleichgestelltfein mit der Kunst aber nicht scharf
genug zurückzuweifen ist. was hat also diese photographische
Annonce in Ihrer Kunstzeitschrist zu suchen!?
wir antworten Ihnen, daß die Lehr- und Versuchs-
anstalt für Photographie, Lhemigraphie, Licht-
druck und Gravüre in München es wohl verdient,
von den Künstlern beachtet und sogar besucht zu werden.
Ist doch leider unter den Künstlern das Verständnis für die
Erfordernisse des Arbeitens für die verschiedenen
Reproduktionstechniken fehr mangelhaft verbreitet.
Für Sie als Spezialkünstler mag dies überflüssig erscheinen,
doch sind z. B. Aufsätze, wie „Ueber bunte Entwürfe für
Farbenreproduktionen" in Heft t8 usw. für Künstler fehr
beachtenswert, und alle diese Techniken werden in dieser
Anstalt gelehrt. Der empfohlene Lehrkursus ist durchaus
nicht nur für Photographen nützlich, sondern auch für
Künstler, denen das Photographie ren-können beinahe
eine Notwendigkeit ist. — wie die „Werkstatt der Kunst"
zu den Anmaßungen der Photographie, als selbständige
Kunst zu gelten, steht, können Sie aus dem Aufsatz „Licht-
bildkunst" in Heft ^5 ersehen, der vielleicht Ihrer Auf-
merksamkeit entgangen ist.

Ein Preisausschreiben, wie es nicht
sein soUte

Mit der Rücksendung der Entwürfe soll jetzt wieder
mal ein Preisausschreiben sein Ende erreicht haben. Es
handelt sich um das vom Reichsschatzamt im Juli t9O8
zur Erlangung eines künstlerischen Entwurfes für ein Fünf-
undzwanzigpfennigstück erlassene. Bis t- Dezember t9O8
mußten die Arbeiten eingereicht sein. Am t6. Januar t9O9
trat das Preisgericht im Reichsschatzamt zusammen und ver-
teilte die drei ausgesetzten Preise. Befremdlich an dein Aus-
schreiben war nun das verlangen eines vollständig durchge-
arbeiteten Modells, wie es für die Herstellung des Prägestem-
pels notwendig ist, statt eines Entwurfes, der doch vorläufig
für die Wirkung vollständig genügt hätte. Dieser Passus
erforderte eine Maschinenverkleinerung nach dem großen
Modell, welche ca. t5O Mk. kostet, rechnen wir nun noch
ca. 200 Mk. für Herstellung des großen Modells hinzu, so
ergibt das 350 Mk. pro Entwurf, welches bei ca. soo Ein-
sendungen die hübsche Summe von t?5 000 Mk. ergibt,
wie so viele andere, war auch ich gespannt, die Entwürfe,
vor allen Dingen die preisgekrönten, zu sehen. Ich wartete

täglich auf eine Bekanntmachung, wann die Arbeiten öffent-
lich ausgestellt würden. Da nun die Zeit verstrich, ohne
daß etwas derartiges zum Vorschein kam, so wandte ich
mich mit einem Schreiben direkt an den Herrn Staats-
sekretär mit der Bitte, mir die Entwürfe anfehen zu dürfen.
Man hielt es nicht der Mühe wert, mir zu antworten,
sondern schickte mir per Post meinen Entwurf zurück.
Warum verfährt man so, warum stellt man die Entwürfe
nicht öffentlich aus, wie es bei jeder Konkurrenz gebräuch-
lich ist? Von den drei preisgekrönten Entwürfen hat man
nur den ersten in den Zeitungen abgebildet gesehen, von
den beiden andern nur eine kurze Beschreibung gelesen.
Warum werden die Münzen, die doch für die Geffentlichkeit
bestimmt sind, derselben vorenthalten? Man tut unrecht,
daß man hier, wo doch so hervorragende Preisrichter waren,
durch die Nichtausstellung den Anschein erwecken könnte,
als fürchte man eine Kritik, das sollte man vermeiden.
Wie man hört, soll der erste Preis nicht den Beifall des
Bundesrates gefunden haben, also entweder einer der
beiden andern ausgeführt oder eine neue Konkurrenz aus-
geschrieben werden. Die fünfhundert Entwürfe sind dann
also umsonst gemacht, und wieder können die Künstler an-
treten und ihre Zeit und Geld opfern. Sehen wir uns
nun einmal die Ausschreibung näher an. Verlangt war
ein heraldisch richtiger Adler, doch stand es dem Künstler
frei, eine andere Form vorzufchlagen. Hielt man sich genau
an das Gesetz vom 6. Dezember ^888, so konnte man
eigentlich nichts Neues schaffen, ignorierte man dasselbe,
so mußte man damit rechnen, umsonst gearbeitet zu haben.
Hier mußte es entweder heißen: wir wollen unsere Münzen
dem modernen künstlerischen Empfinden entsprechend um-
gestalten, oder: auf der Basis des alten schafft ein neues
Geldstück, dann hätte jeder gewußt, woran er ist. Hier ist
der Punkt, wo im Konkurrenzwesen Wandel geschaffen
werden muß. wir Künstler verlangen, daß man genau
formuliert, was man haben will, und dann auch die als
besten anerkannten Arbeiten ausführt. vor allen Dingen
dächte ich, daß man sich doch bei derartigen Staatskonkur-
renzen der größten Offenheit befleißigen sollte und nicht die
Arbeit von beinahe fünfhundert Künstlern einfach unter den
Tisch fallen läßt, wenn man auch von Herrn Staatssekretär
Sydow nicht verlangen kann, daß er die bei Konkurrenzen
üblichen Gebräuche kennt, so wäre es doch kollegiale Pflicht
der beiden Künstler im Preisgericht, Manzel und Tu ai llon,
gewesen, dafür zu sorgen, daß die Entwürfe öffentlich aus-
gestellt würden, denn einer derartigen Mißachtung der
Arbeit von fünfhundert'Kollegen durften sie unter keinen
Umständen zustimmen. Bildhauer 8. Ruelle-Berlin.

——
Deutsche Kunst in Dew-Vork. II.


In Heft t9 hatten wir unter der gleichlautenden
Ueberfchrift einen Bericht unseres Korrespondenten über
die erste deutsche Ausstellung im Metropolitan-Museum ge-
bracht. verschiedene Zuschriften machten uns darauf auf-
merksam, daß die Namen einiger Aussteller in dem Be-
richte fehlten. Unser Korrespondent hatte nicht die Absicht,
ein vollkommenes Verzeichnis zu geben, sondern nannte in
seinem Berichte eben nur diejenigen Werke, die ihm be-
sonders aufgefallen sind. Um jedoch niemand zu benach-
teiligen, geben wir an Hand des offiziellen Kataloges hier-
mit ein Verzeichnis aller Künstler, die in jener Kunstaus-
stellung vertreten waren. Ls haben ausgestellt t-Gemälde:
Karl Albrecht, Karl Bantzer, Fritz Baer, Hans von Bartels,
Benno Becker, Karl Johann Becker-Gundahl, Julius Berg-
mann, Karl Blos, Arnold Böcklin ff, Hans Borchardt, Eugen
Bracht, Fritz Burger, Ferdinand Dorsch, Gtto H. Engel,
Fritz Lrler, Gskar Frenzel, Eduard von Gebhardt, Hermann
Groeber, Baron Hugo von Habermann, Hans Hartig, Hans
von Hayek, Gtto Heichert, Adolf Hengeler, Hans Herrmann,
Ludwig Herterich, Ludwig von HofmannAdolf Hölzel,
Angelo Jank, Gerhard Janßen, Glos Iernberg, Richard
 
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