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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/​1909

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Heft 35 (31. Mai 1909)
DOI Artikel:
Schmidkunz, Hans: Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst
DOI Artikel:
Unberechtigter Nachdruck, 2
DOI Artikel:
Preisausschreiben / Staatliche Kunstpflege / Aus Akademien und Kunstschulen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0491

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heft 35.

Die Werkstatt der Kunst.

§83

vielmehr auf ein Sparen mit den relativ geringen vor-
handenen Mitteln durch ein Bevorzugen des Schlichten ab-
zielten. vielleicht ist darin manchmal sogar etwas zu weit
gegangen worden, sowohl von konkurrierenden Künstlern
wie auch von den Preisgerichten. Namentlich einige der
bevorzugten Entwürfe zu Kirchen neigen zu einer Nüchtern-
heit der Formen, die dann wenigstens eine mannigfaltigere
Ausschmückung, zumal im Inneren, wünschenswert machen
würde.
Dies scheint uns selbst für den erstgekrönten Entwurf
zu gelten, den Michael Kurz zu einer neuen katholischen
Kirche in einer Vorstadt Nürnbergs geschaffen hat und der
im übrigen namentlich für die Fassade eigenartige Formen
gefunden hat — eine historisch freie, nur etwas an Barock
erinnernde Weise mit moderner hochlinigkeit. Demselben
Künstler war der erste Preis auch früher zu einem Kirchen-
ban in Ingolstadt zuteil geworden; dort hatte er in ähn-
licher Weise gotische Grundzüge frei behandelt. Der jüngste
und durch das hinausgreifen in den höheren Norden wohl
besonders bekannt gewordene Wettbewerb für eine neue
katholische (Bonifatius-)Kirche mit Pfarrhaus in Hamburg
zeitigte als erstes Preisobjekt einen Entwurf von Otho
Orlando Kurz, welcher Künstler schon früher günstig
beteiligt war. Auch hier eine Geschicklichkeit, die Haupt-
sache mit wenigem zu erreichen, doch wieder nicht ohne
einen Zug zum primitiven.
Dabei spielt aber auch die wahlberechtigte gegenwärtige
Vorliebe für ganz oder nahezu einschiffige „Predigtkirchen"
mit, die natürlich zu einem Kampfe gegen den „Schifis-
wahn" wird. Wir meinen, die sozusagen demokratischen
Forderungen nach bester Akustik und Optik für die gesamte
Gemeinde lassen sich auch ohne strenge Einheit und Ein-
förmigkeit des gesamten Innenraumes erreichen und lassen
Gelegenheit zu mancherlei räumlichen Abwechselungen frei.
Einiges derartige ist auch in der Tat von etlichen Ent-
würfen erreicht worden, wie wir denn überhaupt bei
manchem, auch Ungekröntem, mit besonderem Interesse
verweilen könnten; so in der Konkurrenz für eine Pfarr-
kirche in dem Landshuter Vorort Achdorf bei dem Entwürfe
von I. Huber-Feldkirch oder irr der Nürnberger bei dem
von I. Elsner jun.
Die Vorteile der Methode des Preisausschreibens werden
von dem Verfasser der Texte, S. Stand Ham er (Redakteur
der „Ehristlichen Kunst"), hervorgekehrt u. a., mit dein
richtigen Hinweise darauf, daß durch sie die Künstler Ge-
legenheit erhalten, ihr Können in weiteren Kreisen zu
zeigen usw., sowie daß Ausstellungen und Veröffentlichungen
von Arbeiten der Wettbewerbe vor allem den einen Er-
folg direkter Aufträge für die Künstler haben sollten. Die
Gegengründe gegen das Konkurrenzwesen könnten immer-
hin gewürdigt werden.
Indessen bemüht sich die „Deutsche" in ihren Wett-
bewerben nach weitestgehenden Rücksichten auf die An-
sprüche der künstlerischen Persönlichkeit; und man liest mit
Vergnügen, was hier über die alljährliche Jury der Gesell-
schaft und über die Art der Ausschreibungen gesagt wird.
Infolge der von diesen angestrebten vollen Bewegungs-
freiheit der Künstler „spiegeln die Konkurrenzen auch die
künstlerischen Zeitströmungen wider". Unscheinbares, wie
die in Sondersfeld zu errichtende schlichte Pfarrkirche für
lSO Personen, wird nicht verschmäht; vermöge doch „eine
Künstlerhand mit geringen Mitteln und bei einer unschein-
baren Aufgabe Schönes und geistig Bedeutsam.es hervor-
zubringen".
So kann die „Deutsche Gesellschaft" von ihren Ver-
anstaltungen der Konkurrenzen mit Recht sagen: „hätte sie
nichts anderes geleistet als dieses, so hätte sie allein schon
dadurch ihre Berechtigung vollauf bewiesen."
Berliu-Halensee. vr. btwirs Lcllrnilllrnn?.

Anberecktigter I2ackclruck


Die Schriftleitung empfing noch folgende Zuschriften:
I.
Darmstadt, den 2v Mai t9O9.
wir bitten um Aufnahme der nachfolgenden ergänzen-
den Erklärung zu dem Artikel „Unberechtigter Nachdruck"
im heft 33 Ihres geschätzten Organs.
In jenem Artikel erwähnt die „Wiener Werkstätte",
daß die im v !?eft der „Wohnungskunst" veröffent-
lichten ca. 5 Abbildungen schon vor langer Zeit an anderer
Stelle veröffentlicht wurden, spricht dabei aber die Ver-
mutung aus, es könnte die „Wohnungskunst" das Material
von jener Stelle erhalten haben. Richtig ist allerdings der
erste Punkt: die erwähnten 5 Abbildungen sind schon im
Jahre ^902 (!) in unserer Darmstädter Kunstzeitschrift
„Innen-Dekoration, Zeitschrift für Wohnungskunft und
den gesamten innern Ausbau" zur Veröffentlichung ge-
kommen, bei Gelegenheit einer größeren Publikation über
Josef Hoffmann, von unserer Seite wurden aber selbst-
verständlich die Aufnahmen nicht an jenes Unternehmen
weitergegeben.
Die Schriftleitung der „Innen-Dekoration".
II.
München, den 2-v Mai t9O9-
In heft 33 Ihrer Zeitschrift ist in den dort abge-
druckten Briefen der Herren Professoren Jos. Hoffmann
und Koloman Moser, sowie der Mitteilung von der
„Wiener Werkstätte" die Vermutung ausgesprochen, daß
die in: ersten heft der „wohnungskunft" reproduzierten
Arbeiten der genannten Herren der „Dekorativen Kunst"
entnommen feien, und daß der Verlag das Abbildungs-
material von uns erhalten habe, wir haben darauf zu
erwidern, daß keine dieser Abbildungen in unserer Zeit-
schrift erschienen ist und daß wir den: Verlag der „Woh-
nungskunst" nie Photographien oder Klischees überlassen
haben, wir geben überhaupt Abzüge unserer Aufnahmen
und Galvanos unserer Druckplatten an andere Zeitschriften
nur dann ab, wenn uns die schriftliche Erklärung
der betreffenden Künstler vorgelegt wird, daß sie mit
der Reproduktion einverstanden sind.
Redaktion der „Dekorativen Kunst".
(Eine Erklärung der „Wohnungskunft" ist für
nächste Nummer in Aussicht gestellt. — Red. der W. d. K.)
! Erlscirgle AreisLussckreiben —-
bewerbs wurde folgendes hervorgehoben: „Es wird Wert
gelegt auf ein den ganzen Raum gliederndes und zu-
sammenhaltendes, einheitliches dekoratives System von ein-
facher und bedeutender Wirkung und innerhalb dieses
Systems auf die klare Durchführung der leitenden Farben
und der herrschenden Motive. Erst innerhalb dieses Rahmens
wird maßvoller figürlicher Schmuck Platz finden können.
Bei der Behandlung des gesamten figürlichen Schmuckes
wird entscheidender Nachdruck gelegt auf eine im eigent-
lichen Sinne monumentale Haltung, auf große und einfache
Umrisse und klare Fernbildwirkung, auf Ruhe und Feier-
lichkeit. Bei aller architektonischen Gebundenheit in der
Stilfassung soll jedoch den Künstlern keinerlei Zwang in
bezug auf irgendwelches äußerliche Archaisieren auferlegt
werden. Alles Figürliche soll durchaus künstlerisch durch-
gearbeitet sein und die ganze Dekoration soll ein Dokument
von dem besten neuzeitlichen Können auf dem Gebiete der
monumentalen Kirchenmalerei sein." Die Jury, bestehend
aus den Herren: Geheimer Regierungsrat von Wätjen,
Maler Louis Feldmann, Prof. Klaus Meyer, Prof. Ad.
 
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