Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/1909
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0126
DOI issue:
Heft 9 (30. November 1908)
DOI article:Schmidkunz, Hans: Kunst und Publikum
DOI article:Sogenannte "Wiener Bilder", 3
DOI article:Preisausschreiben / Denkmalpflege / Staatliche Ankäufe etc. / Aus Galerien und Museen / Personalien / Auszeichnungen / Vereine
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0126
Die Werkstatt der Kunst.
heft 9.
US
Also schicken wir unsere kunstbegeisterten Hochzeits-
reisenden u. dgl. statt in die Gemäldegalerien vielmehr
in die Rupferstichkabinette? So schlechtweg würde sich
nun wiederum nicht das Herstellen lassen, was wir eigent-
lich suchen: der intime Rapport zwischen der Runst und
ihrem Publikum. Wohl aber kann auf den wegen des
Museumswesens noch manches getan werden, das in dieser
Richtung aussichtsvoll führt.
Rührige moderne Städte haben neben die altberühmten
wissenschaftlichen Bibliotheken Volksbüchereien gestellt und
damit tatsächlich und anerkannterweise viel Gutes geleistet.
Für die bildenden Rünste fehlt ähnliches noch zum größten
Teile. Zwar erschallt überall der Ruf nach volkstümlichen
Museen, und manches ist ja darin schon versucht worden. An
das eine aber scheint man noch gar nicht gedacht zu haben,
daß nämlich gerade graphische Sammlungen, in wahr-
haft volkstümlicher weise eingerichtet und nicht
nur brillant „aufgemacht", sowohl nötig wie auch fruchtbar
sein würden. Der fanatische Liebhaber der Griffelkunst
würde jetzt vielleicht sagen: „Der Mensch wird gleich ein
ganz Anderer, wenn er in richtiger weise mit Kunstdrucken
hantiert." Das mag übertrieben sein, ist aber jedenfalls
nur eben übertrieben und im Kerne trotzdem richtig.
Und dazu bedürfen wir durchaus nicht etwa des Aus-
landes. Namentlich Kupferstich und Holzschnitt sind so gut
nationalen Ursprunges, daß Vorsprünge des Auslandes in
späterer Zeit an dem Nationalen dieser Künste nichts
ändern. Sie sind von vornherein volkstümlich überhaupt,
und sie haben alle Fähigkeit, speziell deutscher Kunst zu
dienen. Daß es mit dem Interesse für diese überhaupt
eine mindestens noch schwierige Sache ist, gehört ebenfalls
zn unseren heutigen Auseinandersetzungen. Neben der
Begeisterung, mit welcher japanische Holzschnitte und Töpfer-
arbeiten hierzulande empfangen werden, gebührt einer-
gleichen Begeisterung für all das Herrliche, das deutscher
Holzschnitt und deutsche Töpferkunst in jahrhundertelanger
Äufwärtsentwickelung geleistet haben, ebenfalls ihr Recht.
Auf solchen wegen wird es vielleicht auch eher möglich
sein, unseren Künstlern nicht nur die persönliche Verehrung
zu geben, die auf dem Boden der Mode wächst, sondern
auch an ihren Interessen fruchtbarer teilzunehmen. Noch
immer steht neben dem heimlichen Gefühl einer Gefallsucht,
mit welchem die Namen berühmter Künstler ausgesprochen
werden, eine weitgehende Gleichgültigkeit gegenüber dem
Ansprüche des künstlerisch Schaffenden auf Beachtung feines
Namens. Ts würde sich geradezu eine Revolte des Publi-
kums lohnen, welche darauf ausginge, die deutliche Angabe
des Künstlernamens bei jeglichem Werk irgendeiner freien
oder angewandten Kunst zu fordern, während jetzt höchstens
bei Gemälden, am wenigsten aber bei architektonischen und
kunstgewerblichen Werken der Name des Künstlers zu eruieren
ist. Selbst Ansichtskarten, in denen eine individuelle Dar-
stellung liegt, sollten ganz einfach zum Kaufe zurückgewiesen
werden, wenn der Name des künstlerischen Verfertigers
nicht deutlich darauf abzulesen ist. Auch für sonstige nähere
Angaben über eines Kunstwerkes Ursprung, Mache, Schicksal
usw. könnte namentlich auf Ausstellungen besser gesorgt
werden.
All dies ein weg, um den von uns gesuchten Rapport
des Publikums mit dem Künstler und dem Kunstwerke zu
gewinnen! Allein auf einem so schwierigen Gebiete sind
nur eben die umfassendsten und energischsten Mittel gut
genug. Sehen wir endlich ein, wie wenig sich noch immer
Künstler und Kunstfreund, Kunstwerk und Publikum kennen,
so müssen wir uns auch mit dem Gedanken vertraut machen,
daß Vermittelungsstellen zwischen diesen beiden Mächten
nötig sind, wie viel wurde nicht anderswo erreicht durch
Herstellung eines direkten Verkehres zwischen Pro-
duzent und Konsument!
Ob nun für die Kunst ganz gleiche Formen taugen;
ob hier durch Zeitschriften oder durch Errichtung von
Bureaus oder durch Selbstverlag der Künstler oder durch
pädagogische Veranstaltungen usw. am besten vorgegangen
wird, ist eine weitere Frage; die erste Frage ist die nach
unserer Einsicht in die Not der Sache.
Berlin-Halensee. Vr. Naiw Lcllmiälcunr.
Sogenannte „Mener biläer". III
In Königsberger Blättern findet sich folgende Annonce:
Zur gefl. Beachtung.
Einem geehrten Publikum von Königsberg und Um-
gebung teile höflichst mit, daß ich von heute ab eine reich-
haltige Kollektion
Oelgeniälde
von berühmten wiener Malern
zum verkauf ausgestellt habe.
Da ich nur kurze Zeit hier bleibe, so verkaufe ich die
Kunstwerke zu sehr billigen Preisen.
Bilderkäufer lade ich höflichst zum Besuch der Aus-
stellung ein, um sich von Obigem zu überzeugen.
^ctolk I^ion.
Bilderhändler aus Wien.
Besichtigung frei gestattet.
Dazu wird uns aus Königsberg i. Pr. ge-
schrieben:
„Aus der obigen Anzeige ersehen Sie, daß auch in
unserer Stadt wiener Bilderhändler versuchen, Werke von
„berühmten" wiener Malern an den Mann zu bringen.
Ob Wiener Künstlern ein Bilderhändler Adolf
Lion bekannt ist?
Wie es scheint, ist es unmöglich, gegen die sog. „fliegen-
den Bilderhändler" etwas zu unternehmen, da wir in
Deutschland keinen Gesetzesparagraphen haben, auf welchen
sich Künstler sowohl wie Kunsthändler bei einem vorgehen
gegen einen derart betriebenen „Kunsthandel" stützen können.
Die Bilder sind in der Rahmung so gehalren, daß die
Rahmen durch die Vergoldung blenden sollen. Der wert
der meisten dieser Bilder ist sehr schwach.
Totschweigen wäre das beste Mittel gegen diesen Bilder-
vertrieb, wenn nicht die Interessen der Künstler, die schon
schwer zu ringen haben bei dem verkauf ihrer besten Werke,
durch eine Zurchaustellung so mangelhafter Werke ge-
schädigt würden.
vielleicht kann man aber im Laufe der Zeit eine
fchwarze Liste vonNamen einigerBilderhändlerzusammen-
bekommen, vor denen Künstlerschaft wie Publikum gewarnt
werden könnten?"
Laufende Areisaussckreiben
kammer der Stadt Berlin bezogen werden. Der Betrag
wird bei Einreichung eines vollständigen Entwurfs oder
bei Rückgabe des Materials wiedererstattet. Auch
lieqen die Bedingungen und Pläne vier Wochen bei den
beteiligten Gemeinden und Landratsämtern und in der
Bibliothek des Architektenvereins zu Berlin aus. verlangt
wird zunächst ein allgemeiner Grundlinienplan für die Be-
bauung des ganzen Gebietes von 2000 c^km. Bei der
Lösung der Aufgabe ist folgendes zu beachten: t- Durch-
gehende Hauptverkehrsadern sind in einer auch den zu-
künftigen Bedürfnissen genügenden Ausgestaltung vorzu-
sehen. 2. wohn- und 'Landhausviertel müssen von den
Geschäfts- und Industrievierteln geschieden sein. Für die
Industrieviertel müssen Bahnen, Häfen usw. vorgesehen
werden. 3. Für Garten- und Parkanlagen, Friedhöse und
Urnenhaine, Spiel-, Turn- und Sportplätze, Rennbahnen,
Anlagen zu Volksbelustigungen, Ausstellungen, Schieß- und
Truppenübungsplätze sind Wald-, Feld- und Wiesenstächen
heft 9.
US
Also schicken wir unsere kunstbegeisterten Hochzeits-
reisenden u. dgl. statt in die Gemäldegalerien vielmehr
in die Rupferstichkabinette? So schlechtweg würde sich
nun wiederum nicht das Herstellen lassen, was wir eigent-
lich suchen: der intime Rapport zwischen der Runst und
ihrem Publikum. Wohl aber kann auf den wegen des
Museumswesens noch manches getan werden, das in dieser
Richtung aussichtsvoll führt.
Rührige moderne Städte haben neben die altberühmten
wissenschaftlichen Bibliotheken Volksbüchereien gestellt und
damit tatsächlich und anerkannterweise viel Gutes geleistet.
Für die bildenden Rünste fehlt ähnliches noch zum größten
Teile. Zwar erschallt überall der Ruf nach volkstümlichen
Museen, und manches ist ja darin schon versucht worden. An
das eine aber scheint man noch gar nicht gedacht zu haben,
daß nämlich gerade graphische Sammlungen, in wahr-
haft volkstümlicher weise eingerichtet und nicht
nur brillant „aufgemacht", sowohl nötig wie auch fruchtbar
sein würden. Der fanatische Liebhaber der Griffelkunst
würde jetzt vielleicht sagen: „Der Mensch wird gleich ein
ganz Anderer, wenn er in richtiger weise mit Kunstdrucken
hantiert." Das mag übertrieben sein, ist aber jedenfalls
nur eben übertrieben und im Kerne trotzdem richtig.
Und dazu bedürfen wir durchaus nicht etwa des Aus-
landes. Namentlich Kupferstich und Holzschnitt sind so gut
nationalen Ursprunges, daß Vorsprünge des Auslandes in
späterer Zeit an dem Nationalen dieser Künste nichts
ändern. Sie sind von vornherein volkstümlich überhaupt,
und sie haben alle Fähigkeit, speziell deutscher Kunst zu
dienen. Daß es mit dem Interesse für diese überhaupt
eine mindestens noch schwierige Sache ist, gehört ebenfalls
zn unseren heutigen Auseinandersetzungen. Neben der
Begeisterung, mit welcher japanische Holzschnitte und Töpfer-
arbeiten hierzulande empfangen werden, gebührt einer-
gleichen Begeisterung für all das Herrliche, das deutscher
Holzschnitt und deutsche Töpferkunst in jahrhundertelanger
Äufwärtsentwickelung geleistet haben, ebenfalls ihr Recht.
Auf solchen wegen wird es vielleicht auch eher möglich
sein, unseren Künstlern nicht nur die persönliche Verehrung
zu geben, die auf dem Boden der Mode wächst, sondern
auch an ihren Interessen fruchtbarer teilzunehmen. Noch
immer steht neben dem heimlichen Gefühl einer Gefallsucht,
mit welchem die Namen berühmter Künstler ausgesprochen
werden, eine weitgehende Gleichgültigkeit gegenüber dem
Ansprüche des künstlerisch Schaffenden auf Beachtung feines
Namens. Ts würde sich geradezu eine Revolte des Publi-
kums lohnen, welche darauf ausginge, die deutliche Angabe
des Künstlernamens bei jeglichem Werk irgendeiner freien
oder angewandten Kunst zu fordern, während jetzt höchstens
bei Gemälden, am wenigsten aber bei architektonischen und
kunstgewerblichen Werken der Name des Künstlers zu eruieren
ist. Selbst Ansichtskarten, in denen eine individuelle Dar-
stellung liegt, sollten ganz einfach zum Kaufe zurückgewiesen
werden, wenn der Name des künstlerischen Verfertigers
nicht deutlich darauf abzulesen ist. Auch für sonstige nähere
Angaben über eines Kunstwerkes Ursprung, Mache, Schicksal
usw. könnte namentlich auf Ausstellungen besser gesorgt
werden.
All dies ein weg, um den von uns gesuchten Rapport
des Publikums mit dem Künstler und dem Kunstwerke zu
gewinnen! Allein auf einem so schwierigen Gebiete sind
nur eben die umfassendsten und energischsten Mittel gut
genug. Sehen wir endlich ein, wie wenig sich noch immer
Künstler und Kunstfreund, Kunstwerk und Publikum kennen,
so müssen wir uns auch mit dem Gedanken vertraut machen,
daß Vermittelungsstellen zwischen diesen beiden Mächten
nötig sind, wie viel wurde nicht anderswo erreicht durch
Herstellung eines direkten Verkehres zwischen Pro-
duzent und Konsument!
Ob nun für die Kunst ganz gleiche Formen taugen;
ob hier durch Zeitschriften oder durch Errichtung von
Bureaus oder durch Selbstverlag der Künstler oder durch
pädagogische Veranstaltungen usw. am besten vorgegangen
wird, ist eine weitere Frage; die erste Frage ist die nach
unserer Einsicht in die Not der Sache.
Berlin-Halensee. Vr. Naiw Lcllmiälcunr.
Sogenannte „Mener biläer". III
In Königsberger Blättern findet sich folgende Annonce:
Zur gefl. Beachtung.
Einem geehrten Publikum von Königsberg und Um-
gebung teile höflichst mit, daß ich von heute ab eine reich-
haltige Kollektion
Oelgeniälde
von berühmten wiener Malern
zum verkauf ausgestellt habe.
Da ich nur kurze Zeit hier bleibe, so verkaufe ich die
Kunstwerke zu sehr billigen Preisen.
Bilderkäufer lade ich höflichst zum Besuch der Aus-
stellung ein, um sich von Obigem zu überzeugen.
^ctolk I^ion.
Bilderhändler aus Wien.
Besichtigung frei gestattet.
Dazu wird uns aus Königsberg i. Pr. ge-
schrieben:
„Aus der obigen Anzeige ersehen Sie, daß auch in
unserer Stadt wiener Bilderhändler versuchen, Werke von
„berühmten" wiener Malern an den Mann zu bringen.
Ob Wiener Künstlern ein Bilderhändler Adolf
Lion bekannt ist?
Wie es scheint, ist es unmöglich, gegen die sog. „fliegen-
den Bilderhändler" etwas zu unternehmen, da wir in
Deutschland keinen Gesetzesparagraphen haben, auf welchen
sich Künstler sowohl wie Kunsthändler bei einem vorgehen
gegen einen derart betriebenen „Kunsthandel" stützen können.
Die Bilder sind in der Rahmung so gehalren, daß die
Rahmen durch die Vergoldung blenden sollen. Der wert
der meisten dieser Bilder ist sehr schwach.
Totschweigen wäre das beste Mittel gegen diesen Bilder-
vertrieb, wenn nicht die Interessen der Künstler, die schon
schwer zu ringen haben bei dem verkauf ihrer besten Werke,
durch eine Zurchaustellung so mangelhafter Werke ge-
schädigt würden.
vielleicht kann man aber im Laufe der Zeit eine
fchwarze Liste vonNamen einigerBilderhändlerzusammen-
bekommen, vor denen Künstlerschaft wie Publikum gewarnt
werden könnten?"
Laufende Areisaussckreiben
kammer der Stadt Berlin bezogen werden. Der Betrag
wird bei Einreichung eines vollständigen Entwurfs oder
bei Rückgabe des Materials wiedererstattet. Auch
lieqen die Bedingungen und Pläne vier Wochen bei den
beteiligten Gemeinden und Landratsämtern und in der
Bibliothek des Architektenvereins zu Berlin aus. verlangt
wird zunächst ein allgemeiner Grundlinienplan für die Be-
bauung des ganzen Gebietes von 2000 c^km. Bei der
Lösung der Aufgabe ist folgendes zu beachten: t- Durch-
gehende Hauptverkehrsadern sind in einer auch den zu-
künftigen Bedürfnissen genügenden Ausgestaltung vorzu-
sehen. 2. wohn- und 'Landhausviertel müssen von den
Geschäfts- und Industrievierteln geschieden sein. Für die
Industrieviertel müssen Bahnen, Häfen usw. vorgesehen
werden. 3. Für Garten- und Parkanlagen, Friedhöse und
Urnenhaine, Spiel-, Turn- und Sportplätze, Rennbahnen,
Anlagen zu Volksbelustigungen, Ausstellungen, Schieß- und
Truppenübungsplätze sind Wald-, Feld- und Wiesenstächen