Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0630
DOI issue:
Heft 45 (6. September 1909)
DOI article:R.-R., F.: Juryfreie Kunstausstellungen, 4
DOI article:Romeiss; D.W.D.K.: Die Kunst in Wiesbaden, 2
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0630
622
Die Werkstatt der Runst.
Heft 55. 7
unbeantwortet lassen. Line solche Ausstellung ist
in erster Linie ein ernstes Nechenexempel, bei
dem jeglicher Optimismus schwerwiegende Folgen
haben könnte, wir erklären uns aber gern bereit,
uns über die rechnerischen Grundlagen mit er-
fahrenen Fachleuten zu besprechen. Das Resultat,
wie es auch aussallen möge, wollen wir unseren
Lesern später gerne mitteilen. O. O. L.
Vie Kunst in Mesbacten. II
(vgl. den Artikel in Heft 39.)
vom „Nassauischen Kunstverein" in Wiesbaden emp-
fingen wir folgendes Schreiben:
Zu dem „Die Kunst in Wiesbaden" überschriebenen
Artikel in Nr. 39 des laufenden Jahrgangs Ihrer Zeit-
schrift „Die Werkstatt der Kunst" ersuche ich Sie auf Grund
tz tt des Preßgesetzes um Aufnahme der nachstehenden Be-
richtigung.
t. Der Nassauische Kunstverein veranstaltet seine perio-
dischen Kunstausstellungen nicht, wie Sie schreiben,
im Museum, sondern teils im Festsaal des hiesigen Rat-
hauses, den er zu diesem Zweck mit, von ihm beschafften
Bilderwänden und einem velarium ausgestattet hat, teils
in den Gberlichtsälen des früher Deitersschen, jetzt Banger-
schen Kunstsalons. Die neueren derartigen Veranstaltungen
enthielten Kollektivausstellungen der Maler Baisch, Schön-
leber, Lugen Bracht, Dppler, Seel, Dreydorff, Thoma, Trübner,
Hans völcker, der Stuttgarter Künstlervereinigung, des Ver-
eins der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein und aus
hiesigem Privatbesitz.
Ob diese Ausstellungen „sowohl in Hinsicht auf das
Gebotene, als auch besonders in ihrer Form wirklich jeder
Beschreibung spotteten", wird Ihr Referent den genannten
Künstlern gegenüber zu verantworten haben.
2. Daß der Nassauische Kunstverein „als Galerie-
verwalter sich von Feinen Bildern' nicht habe trennen
wollen und damit jede mögliche Wirkung verdorben" habe,
widerspricht den Tatsachen, da die Galerie sich bis vor acht
Jahren in staatlichem Besitz befand und seitdem in städti-
schem Besitz befindet, einer Verfügung des Kunstvereins in
der angedeuteten Richtung also entzogen ist. Ls fehlt des-
halb auch dem Kunstverein die Berechtigung, „die zahl-
reichen Bestände an guten und minderguten Kunstschätzen
abteilungsweise vorzusühren". Daß die Gemälde des
wechselnden Turnus vor diesen Galeriebeständen auf
Staffeleien ausgestellt werden müssen, ist ein beklagens-
werter, aber durch die Verhältnisse gebotener Mißstand,
sofern nicht überhaupt auf derartige Vorführungen ver-
zichtet werden soll. Daß dabei „das Allerminderwertigste,
was überhaupt aufzutreiben ist", geboten sei, widerspricht
den Tatsachen und wird durch das folgende, den letzten
Jahren entnommene Verzeichnis ausgestellter Objekte
widerlegt.
Altheim, I. Adam, Böcklin, v. Bochmann, Braith,
Buttersack, Lorinth, Lourbet, Deuser, Dill, Dirks, Douzette,
Dreydorff, Lxter, Am. Faure, Feuerbach, Günther-Schw.,
Hamacher, Harnisch, Hengeler, Ha. Herrmann, He. Hermanns,
Hölscher, Hölzel, Gerh. Jansen, Jernberg, Kallmorgen, A.
und L. Kampf, Leibl, Leistikow, Liesegang, Kaxpstein,
Kögler, Kossuth, Kuschel, L. und M. Liebermann, Lugo,
Mesdag, Meyer-Basel, Oberländer, Geder, H. Otto, Renoir,
Schönleber, L. Schuch, Sisley, Slevogt, Sperl, F. Stadler,
Steinhausen, Thoma, Trübner, Türcke, Ubbelohde, v. Uhde,
weichinger, Weishaupt, v. Zügel und eine Reihe erster
Namen der Schwarzweißkunst.
Der Leser wird darnach sich über die Berechtigung
Ihres Vorwurfs, daß der Nassauische Kunstverein „seine
Aufgabe (der Kunstpflege) in gröblichster weise vernach-
lässigt" habe, ein eigenes Urteil bilden können.
3. Auf eine Verkehrung der Tatsachen kommt auch
die am Schluffe Ihres Artikels an den Nassauischen Kunst-
verein gerichtete Mahnung hinaus, derselbe „möge sich die
ohne seine Verdienste, ja im Gegensatz zu seinem bisherigen
Wirken", mit dem Erfolg der Ersten Großen Kunstausstel-
lung Wiesbaden t9O9 „geschaffene günstige Lage dauernd
zunutze machen". Denn nicht „dem Nassauischen Kunst-
verein ist nun einmal gezeigt worden", sondern er selbst
hat gezeigt, „was an seinem Orte geleistet werden kann".
Tatsache ist, daß das Zustandekommen und der Erfolg
dieser, mit der Ausstellung für Handwerk und Gewerbe
verbundenen Kunstausstellung ganz wesentlich auf die
Tätigkeit des Nassauischer: Kunstvereins zurückzuführen ist.
Er ist es, der, nachdem andere anfänglich an dem Unter-
nehmen beteiligte Faktoren sich der auftauchenden Schwierig-
keiten wegen davon zurückgezogen hatten, aus den verfüg-
baren Kräften feines Vorstandes (den Herren Prof. Liese-
gang, Al. Mayer, Geheimrat Vr. H. Pagenstecher) unter
dem Vorsitz seines hier unterzeichneten Direktors mit den
hiesigen Künstlern (den Herren Kossuth, Modrow, Ohlsen
und völcker) den Kunstausschuß konstituiert und mit den
auf feinen Vorschlag kooptierten auswärtigen Künstlern
(Prof. Brütt, Robert Hoffmann und Jos. Kowarzik-Frank-
furt a. M., Hch. Jobst-Darmstadt) die ganze für das Unter-
nehmen erforderliche Arbeit geleistet hat. Der übrigens
von Anfang an ins Auge gefaßte und nur aus Ersparnis-
rücksichten erst später berufene Geschäftsführer fand deshalb
die Grundzüge des Unternehmens und namentlich die Arbeit
des Hallenbaues im wesentlichen fertig vor.
Wegen der Aufnahme der Berichtigung ersuche ich
nach den in K tl des Preßgefetzes niedergelegten Bestim-
mungen zu verfahren.
Hochachtungsvoll
Für den Vorstand des Nassauischen Kunstvereins
Der Direktor
I^orneiss.
Als Entgegnung auf diese „Berichtigung" des Nassaui-
schen Kunstvereins in Wiesbaden weisen wir unsere Leser
darauf hin, in welcher seltsamen weise der Verein die
beiden Begriffe „periodische Kunstausstellungen" und
„Gemälde des wechselnden Turnus" zu drehen versucht,
um glauben zu lassen, daß wir uns gegen die von ihm
im Kunstsalon Banger oder im Rathaus veranstalteten
Sonderausstellungen gewendet hätten! Dies ist eine Ver-
kehrung der Tatsachen, denn wir haben ausdrücklich von
„periodischen Ausstellungen im Museum" geschrieben
und diese selben Ausstellungen nachher auch „Gemälde des
wechselnden Turnus" genannt. Tatsächlich bedeuten ja
diese beiden Begriffe auch ganz dasselbe, denn ein „wechseln-
der Turnus" ist eben „periodisch", und tatsächlich sind, wie
man sehen wird, beide Ausstellungen desselben Ursprungs,
wenn trotzdem der Nassauische Kunstverein versucht, den
Glauben hervorzurufen, wir hätten uns einer Entstellung
der Tatsachen schuldig gemacht, indem wir von periodischen
Kunstausstellungen schrieben, so ist dies ein recht billiges
und durchsichtiges Manöver.
Der Nassauische Kunstverein stellt die Gemälde des
„wechselnden Turnus" vor den festen Galeriebeständen im
Museum auf Staffeleien auf und gibt selbst zu, daß dies
ein beklagenswerter Mißstand sei. wir halten also unsere
Behauptung über diesen — permanenten oder periodischen —
Unsug vollkommen ausrecht. Nur dann, wenn dem Nassaui-
schen Kunstverein einmal von bedeutenderen Künstlern
Kollektiv-Ausstellungen angeboten wurden, scheint er sich
doch geschämt zu haben, diese Bilder in das übliche Ehaos
einzureihen, und er hat sür solche Fälle mit dem Kunst-
salon Banger ein Abkommen getroffen, daß ihm in dessen
Sälen Unterschlupf gewährt würde. Mit diesen Ausstel-
lungen, die ihm wohl nur zufällig in die Hände geraten
sind und die er in dem, von einem Konkurrenten unter-
haltenen Salon hat abhalten dürfen, darf der Nassauische
Die Werkstatt der Runst.
Heft 55. 7
unbeantwortet lassen. Line solche Ausstellung ist
in erster Linie ein ernstes Nechenexempel, bei
dem jeglicher Optimismus schwerwiegende Folgen
haben könnte, wir erklären uns aber gern bereit,
uns über die rechnerischen Grundlagen mit er-
fahrenen Fachleuten zu besprechen. Das Resultat,
wie es auch aussallen möge, wollen wir unseren
Lesern später gerne mitteilen. O. O. L.
Vie Kunst in Mesbacten. II
(vgl. den Artikel in Heft 39.)
vom „Nassauischen Kunstverein" in Wiesbaden emp-
fingen wir folgendes Schreiben:
Zu dem „Die Kunst in Wiesbaden" überschriebenen
Artikel in Nr. 39 des laufenden Jahrgangs Ihrer Zeit-
schrift „Die Werkstatt der Kunst" ersuche ich Sie auf Grund
tz tt des Preßgesetzes um Aufnahme der nachstehenden Be-
richtigung.
t. Der Nassauische Kunstverein veranstaltet seine perio-
dischen Kunstausstellungen nicht, wie Sie schreiben,
im Museum, sondern teils im Festsaal des hiesigen Rat-
hauses, den er zu diesem Zweck mit, von ihm beschafften
Bilderwänden und einem velarium ausgestattet hat, teils
in den Gberlichtsälen des früher Deitersschen, jetzt Banger-
schen Kunstsalons. Die neueren derartigen Veranstaltungen
enthielten Kollektivausstellungen der Maler Baisch, Schön-
leber, Lugen Bracht, Dppler, Seel, Dreydorff, Thoma, Trübner,
Hans völcker, der Stuttgarter Künstlervereinigung, des Ver-
eins der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein und aus
hiesigem Privatbesitz.
Ob diese Ausstellungen „sowohl in Hinsicht auf das
Gebotene, als auch besonders in ihrer Form wirklich jeder
Beschreibung spotteten", wird Ihr Referent den genannten
Künstlern gegenüber zu verantworten haben.
2. Daß der Nassauische Kunstverein „als Galerie-
verwalter sich von Feinen Bildern' nicht habe trennen
wollen und damit jede mögliche Wirkung verdorben" habe,
widerspricht den Tatsachen, da die Galerie sich bis vor acht
Jahren in staatlichem Besitz befand und seitdem in städti-
schem Besitz befindet, einer Verfügung des Kunstvereins in
der angedeuteten Richtung also entzogen ist. Ls fehlt des-
halb auch dem Kunstverein die Berechtigung, „die zahl-
reichen Bestände an guten und minderguten Kunstschätzen
abteilungsweise vorzusühren". Daß die Gemälde des
wechselnden Turnus vor diesen Galeriebeständen auf
Staffeleien ausgestellt werden müssen, ist ein beklagens-
werter, aber durch die Verhältnisse gebotener Mißstand,
sofern nicht überhaupt auf derartige Vorführungen ver-
zichtet werden soll. Daß dabei „das Allerminderwertigste,
was überhaupt aufzutreiben ist", geboten sei, widerspricht
den Tatsachen und wird durch das folgende, den letzten
Jahren entnommene Verzeichnis ausgestellter Objekte
widerlegt.
Altheim, I. Adam, Böcklin, v. Bochmann, Braith,
Buttersack, Lorinth, Lourbet, Deuser, Dill, Dirks, Douzette,
Dreydorff, Lxter, Am. Faure, Feuerbach, Günther-Schw.,
Hamacher, Harnisch, Hengeler, Ha. Herrmann, He. Hermanns,
Hölscher, Hölzel, Gerh. Jansen, Jernberg, Kallmorgen, A.
und L. Kampf, Leibl, Leistikow, Liesegang, Kaxpstein,
Kögler, Kossuth, Kuschel, L. und M. Liebermann, Lugo,
Mesdag, Meyer-Basel, Oberländer, Geder, H. Otto, Renoir,
Schönleber, L. Schuch, Sisley, Slevogt, Sperl, F. Stadler,
Steinhausen, Thoma, Trübner, Türcke, Ubbelohde, v. Uhde,
weichinger, Weishaupt, v. Zügel und eine Reihe erster
Namen der Schwarzweißkunst.
Der Leser wird darnach sich über die Berechtigung
Ihres Vorwurfs, daß der Nassauische Kunstverein „seine
Aufgabe (der Kunstpflege) in gröblichster weise vernach-
lässigt" habe, ein eigenes Urteil bilden können.
3. Auf eine Verkehrung der Tatsachen kommt auch
die am Schluffe Ihres Artikels an den Nassauischen Kunst-
verein gerichtete Mahnung hinaus, derselbe „möge sich die
ohne seine Verdienste, ja im Gegensatz zu seinem bisherigen
Wirken", mit dem Erfolg der Ersten Großen Kunstausstel-
lung Wiesbaden t9O9 „geschaffene günstige Lage dauernd
zunutze machen". Denn nicht „dem Nassauischen Kunst-
verein ist nun einmal gezeigt worden", sondern er selbst
hat gezeigt, „was an seinem Orte geleistet werden kann".
Tatsache ist, daß das Zustandekommen und der Erfolg
dieser, mit der Ausstellung für Handwerk und Gewerbe
verbundenen Kunstausstellung ganz wesentlich auf die
Tätigkeit des Nassauischer: Kunstvereins zurückzuführen ist.
Er ist es, der, nachdem andere anfänglich an dem Unter-
nehmen beteiligte Faktoren sich der auftauchenden Schwierig-
keiten wegen davon zurückgezogen hatten, aus den verfüg-
baren Kräften feines Vorstandes (den Herren Prof. Liese-
gang, Al. Mayer, Geheimrat Vr. H. Pagenstecher) unter
dem Vorsitz seines hier unterzeichneten Direktors mit den
hiesigen Künstlern (den Herren Kossuth, Modrow, Ohlsen
und völcker) den Kunstausschuß konstituiert und mit den
auf feinen Vorschlag kooptierten auswärtigen Künstlern
(Prof. Brütt, Robert Hoffmann und Jos. Kowarzik-Frank-
furt a. M., Hch. Jobst-Darmstadt) die ganze für das Unter-
nehmen erforderliche Arbeit geleistet hat. Der übrigens
von Anfang an ins Auge gefaßte und nur aus Ersparnis-
rücksichten erst später berufene Geschäftsführer fand deshalb
die Grundzüge des Unternehmens und namentlich die Arbeit
des Hallenbaues im wesentlichen fertig vor.
Wegen der Aufnahme der Berichtigung ersuche ich
nach den in K tl des Preßgefetzes niedergelegten Bestim-
mungen zu verfahren.
Hochachtungsvoll
Für den Vorstand des Nassauischen Kunstvereins
Der Direktor
I^orneiss.
Als Entgegnung auf diese „Berichtigung" des Nassaui-
schen Kunstvereins in Wiesbaden weisen wir unsere Leser
darauf hin, in welcher seltsamen weise der Verein die
beiden Begriffe „periodische Kunstausstellungen" und
„Gemälde des wechselnden Turnus" zu drehen versucht,
um glauben zu lassen, daß wir uns gegen die von ihm
im Kunstsalon Banger oder im Rathaus veranstalteten
Sonderausstellungen gewendet hätten! Dies ist eine Ver-
kehrung der Tatsachen, denn wir haben ausdrücklich von
„periodischen Ausstellungen im Museum" geschrieben
und diese selben Ausstellungen nachher auch „Gemälde des
wechselnden Turnus" genannt. Tatsächlich bedeuten ja
diese beiden Begriffe auch ganz dasselbe, denn ein „wechseln-
der Turnus" ist eben „periodisch", und tatsächlich sind, wie
man sehen wird, beide Ausstellungen desselben Ursprungs,
wenn trotzdem der Nassauische Kunstverein versucht, den
Glauben hervorzurufen, wir hätten uns einer Entstellung
der Tatsachen schuldig gemacht, indem wir von periodischen
Kunstausstellungen schrieben, so ist dies ein recht billiges
und durchsichtiges Manöver.
Der Nassauische Kunstverein stellt die Gemälde des
„wechselnden Turnus" vor den festen Galeriebeständen im
Museum auf Staffeleien auf und gibt selbst zu, daß dies
ein beklagenswerter Mißstand sei. wir halten also unsere
Behauptung über diesen — permanenten oder periodischen —
Unsug vollkommen ausrecht. Nur dann, wenn dem Nassaui-
schen Kunstverein einmal von bedeutenderen Künstlern
Kollektiv-Ausstellungen angeboten wurden, scheint er sich
doch geschämt zu haben, diese Bilder in das übliche Ehaos
einzureihen, und er hat sür solche Fälle mit dem Kunst-
salon Banger ein Abkommen getroffen, daß ihm in dessen
Sälen Unterschlupf gewährt würde. Mit diesen Ausstel-
lungen, die ihm wohl nur zufällig in die Hände geraten
sind und die er in dem, von einem Konkurrenten unter-
haltenen Salon hat abhalten dürfen, darf der Nassauische