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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/​1909

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Heft 35 (31. Mai 1909)
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Reimérdes, Ernst Edgar: Berliner Künstlerateliers
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Schmidkunz, Hans: Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0490

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H82

Die Werkstatt der Kunst.

heft 35.

bedauerlich, da sie doch als „Kollegen" der Maler und Bild-
hauer ein wenig sür deren Interessen eintreten könnten I . . .
Anstatt es den oft mit schweren materiellen Sorgen kämpfen-
den, strebsamen Künstlern leicht zu machen, eine einiger-
maßen würdige Arbeitsstätte zu bekommen, stellt man ihnen
vielfach Schwierigkeiten in den Weg und sucht sie zu Über-
vorteilen. Freilich kann man im großen ganzen von den
Herren Hausbesitzern nicht verlangen, „ideale Forderungen"
anzuerkennen, aber gegenüber solchen der Billigkeit sollten
sie sich wenigstens zugänglich zeigen, d. h. sie dürften ihre
Ateliers Lilas Rumpelkammern nicht zu derartig hohen
Preisen vermieten, wie es meistens geschieht.
häufig hört man auch Klagen darüber, daß gerade in
der Nähe der Kgl. Akademie der Künste, Lharlottenburg,
die Ateliers am teuersten sind, abgesehen davon, daß es
dort Nur eine geringe Anzahl gibt. Diesem Mangel hätte
sich leicht abhelfen lassen, als man vor nicht allzulanger
Zeit daran ging, auf der noch unbebauten Seite der
Bismarckstraße Häuser zu errichten; aber leider hat niemand
daran gedacht.
Menn man nun zum Schluß noch einmal die vielen
Schwierigkeiten überdenkt, mit denen die hiesigen Bildhauer
und Maler bei der Beschaffung brauchbarer Ateliers zu
kämpfen haben, so fragt man sich unwillkürlich: sollte das,
was in Karlsruhe, Stuttgart und zuletzt irr Düsseldorf ohne
große Mittel erreicht wurde, sich nicht auch für eine Kunst-
stadt wie Berlin durchführen lassen, nämlich der Bau von
Atelierhäusern? Ich glaube, ein solches Unternehmen
würde nicht nur von idealem, sondern auch von realen:
Erfolg gekrönt sein. L. L. Reimsrder in der „Wahrheit".

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Kunstwerke religiösen Inhaltes würden derzeit wohl
beliebter sein, wäre nicht auf ihrem eigenen Gebiete zu
viel Minderwertiges bekannt geworden und zu viel Wert-
volles unbekannt geblieben. Dazu kommen eine lang-
dauernde Gleichgültigkeit solcher Kunst gegen die Entwicke-
lung der künstlerischen Ausdrucksmittel, also eine traditio-
nelle Starre, und besonders ein Vorherrschen der Industrie
vor der Kunst im kirchlichen Leben, also eine Entfremdung
zwischen Künstler und Besteller, hauptsächlich diese zwei
Schwierigkeiten zu überwinden, ist Absicht einer Vereinigung,
welche bereits seit t6 Jahren besteht und in einer Weise
wirkt, daß ihre noch immer auffallend geringe Bekanntheit
in weiteren Kreisen nicht nur um ihrer selbst willen zu
bedauern ist. Am Januar t8y3 gegründet, hat die
„Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst" zu-
nächst durch ihre (t-h Generalversammlungen, deren Be-
richte belehrende Einblicke in religiös-künstlerisches Streben
gewähren, sowie durch ihre Is) Iahresmappen mit je
einem Dutzend Foliotafeln und etwa doppelt so viel Eext-
bildern Leistungen vollbracht, zu deren allgenreiner Aner-
kennung wohl nur das fehlt, daß sie auch genügend be-
kannt werden. Die Gesellschaft erschwert dies keineswegs
etwa durch konfessionelle oder traditionelle oder lokale Ein-
seitigkeiten. Sie „verlangt von dem Künstler nicht ein
starres Festhalten an den Ausdrucksformen dieser oder jener
Kunftepoche, sie weiß sich frei von eiriseitiger Bevorzugung
irgendeiner Kunstrichtung. Was sie von dem christlichen
Kunstwerk fordert, ist, daß es eine religiöse Idee richtig
und in würdiger, künstlerisch hochstehender Form darstelle".
Die „Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst", von
Arrfang an auf rein ideales Wirken angelegt, konnte auf
die Dauer den an sie herantretenden technischen und kommer-
ziellen Ansprüchen nicht allein gerecht werden und ließ
deshalb in: Jahre ^900 aus ihrem eigenen Bestände heraus
die „Gesellschaft für christliche Kunst G. m. b. h."
entstehen, die ihr die äußerlichen Besorgungen abnimmt,
ohne jedoch Lrwerbsgesellschaft zu sein, da alle ihre etwaigen

pekuniären Erfolge nicht den Teilhabern, sondern nur
wieder den Zwecken christlicher Kunst zukommen. Beide
Gesellschaften geben seit Oktober t90H die nunmehr im
fünften Jahrgänge stehende gut illustrierte und die Illu-
strationen klar mit dem Texte zusammenarbeitende Zeit-
schrift „Die christliche Kunst" heraus, zu der seit Oktober
t9O8 noch ein Beiblatt tritt, „Der Pionier", der speziell
dem Klerus dienen will. Außerdem werden zahlreiche
Kunstblätter u. dgl. dargeboten, von großem Format und
Preis angefangen bis herab auf die schon recht beliebt
gewordenen Ansichtskarten, die um wahrhaft minimale
Preise farbige und schwarz-weiße Reproduktionen alter wie
neuer Kunstwerke enthalten, dazu noch mehrere kunsthisto-
rische Buchveröffentlichungen, z. B. aus der Geschichte der
deutschen Plastik. Die Mitgliedschaft der „Deutschen" kostet
samt Bezug der sonst auf ^5 Mk. angesetzten Iahresmappe
;o Mr., und samt Bezug der sonst auf ^2 Mk. angesetzten,
also jedenfalls außerordentlich billigen Zeitschrift „Die
christliche Kunst" t6 Mk. jährlich. „Der Pionier" hat einen
Iahrgangsxreis von z Mk., und der die Kunstblätter usw.
verzeichnende „chauptkatalog" samt Nachträgen kostet ; Mk.
ftübsche Prospekte stehen ohne weiteres zur Verfügung.
Adresse für alle Bezüge: München, Karlstraße 6.
Schreiber dieses darf wohl seine Erfahrung bekennen,
daß überall, wo diese Publikationen überhaupt einmal be-
kannt geworden sind, sie sofort ihre Anerkennung gefunden
haben — auch über das Weihnachtsinteresse an den be-
quemen, in: Wert allerdings nicht ganz gleichmäßigen An-
sichtskarten hinaus. Diese Anerkennung sowie die Teil-
nahme an der „Deutschen Gesellschaft", welche mit ihren
nahezu 6000 Mitgliedern die Grundlage aller jener Unter-
nehmungen bildet, sind bisher allerdings in Süddeutschland
reichlicher als in Norddeutschland. Daß aber gerade der
Norden einer solchen Förderung und Anstrengung erst recht
bedarf, weiß oder fühlt inan gewiß auch in ihm selbst.
Von unserer Seite kann um so lebhafter für die
„Deutsche" und für ihre Leistungen eingetreten werden, als
wir auch sie als Bundesgenossen begrüßen in den: Kampfe
gegen die Zurücksetzung der künstlerischen Persönlichkeit,
gegen die Hörigkeit des Künstlers unter industriellen und
sonstigen unkünstlerischen Gewalten. Diesmal ist es aller-
dings insbesondere der christliche und zumal der kirchliche
Künstler, den aus derartiger Hörigkeit zu erlösen jene Ge-
sellschaft — ohne konfessionelle Einschränkungen — unab-
lässig sich benrüht.
Nicht bald tritt dies auf eine so deutliche und nament-
lich uns so sehr interessierende Weise hervor, wie durch
eine Veröffentlichung, die uns vorliegt unter dem Titel:
„Konkurrenzen der Deutschen Gesellschaft für
christliche Kunst" (München, Verlag der „Gesellschaft"
usw.). Zwei Lsefte in fi^d bisher erschienen, das erste
^90? um stSO Mk., das zweite t9O8 um 2,50 Mk. (die
Jahreszahlen sollten auf dem Titel nicht fehlen). Sie ent-
halten zusammen acht Wettbewerbe, aus denen und neben
denen einiges in der Zeitschrift „Die christliche Kunst" ver-
öffentlicht ist, und schicken den zahlreichen Illustrationen
einen berichtenden sowie die Prinzipien erörternden Tert
voran.
Gleich sein Anfang setzt mit dein ein, worum es auch
uns hauptsächlich zu tun ist. Die „Deutsche" will nicht
nur „der christlichen Kunst Freunde gewinnen", sie macht
cs sich auch zur Aufgabe, „die Verbindung zwischen den
Auftraggebern und der ausführenden Künstlerschaft zu
pflegen und dadurch die selbständig schaffenden Künstler zu
fördern und die christliche Kunst aus den Fesseln eines
ihrer unwürdigen handwerksmäßigen Betriebes zu befreien".
Dem Publikum aber sollte durch die Wettbewerbe gezeigt
werden, „daß man auch um wenig Geld etwas Geschmack-
volles, ja Künstlerisches erhalten könne, es sollte sehen,
daß nicht an tüchtigen Künstlern Illangel ist, wohl aber
an Verständnis für den Wert der künstlerischen Arbeit, es
sollte an die Künstler herangeführt werden".
In diesen Worten liegt auch schon die Andeutung,
daß die Konkurrenzen nicht auf reichliche Ausgestaltung,
 
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