Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0532
DOI issue:
Heft 38 (21. Juni 1909)
DOI article:Matthies, Carl: Ueber Plakat-Preisausschreiben
DOI article:Plessner, J.: Die Große Berliner Kunstausstellung
DOI article:Die Bildhauer in Wien
DOI article:Mielich, A.: Ueber bunte Entwürfe für Farbenreproduktionen
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0532
52H
Die Werkstatt der Kunst.
Heft 38.
die Sache mögen noch so reizvoll gezeichnet sein, sie mögen
als etwas ganz besonderes wirken, wenn sie aber nicht
von einer klaren Schrift, die den Namen der Firma oder
die Bezeichnung der Ware deutlich heraushebt, unterstützt
werden, so verfehlen auch sie ihren Zweck. Ls ist doch
nicht gleichgültig, wer das Plakat für sich werben lassen
will, wer die Absicht verrät, seine waren in ein günstiges
Licht zu stellen. So geht vielen guten Arbeiten durch die
stümperhafte Behandlung der Schrift und durch das störende
in den Raum stellen ihre Wirkung und (bei Preisaus-
schreiben) ihre Anwartschaft auf die ersten Plätze verloren.
Lrst wenn ein Plakat neben der künstlerischen (Qualität
auch die Interessen des Kaufmanns restlos vertritt, erfüllt
es ganz seinen Zweck. Und an diesen Zweck, nicht an die
aufzuwendende Arbeit, sollten alle Künstler denken, die sich
an Wettbewerben beteiligen. Lari lVlattlliss.
Ore Grobe berliner Kunstausstellung
wir empfingen folgende Zuschrift:
Ls wird sicherlich viele Mitglieder der A. D. K. G. recht
unangenehm berührt haben, daß die Leitung der Großen
Berliner Kunstausstellung den nicht ausstellenden Mit-
gliedern der Genossenschaft — sofern sie nicht Mitglieder
des Vereins Berliner Künstler sind — in diesem Jahre die
Vergünstigung ermäßigter Lintrittskarten nicht gewährt.
Plausible Gründe für dieses durchaus unkollegiale und
ungerechtfertigte Verfahren anzuführen, dürfte der Aus-
stellungsleitung etwas schwer fallen. — Diese Maßnahme
hat etwas Beschämendes um so mehr, als in München zur
Ausstellung im Glaspalast sämtlichen Mitgliedern in
dankenswerter weise gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte
halber Eintrittspreis gewährt wird.
Ich meine, was in München möglich ist, dürfte für
Berlin wohl auch sich ermöglichen lasten. Jedenfalls wäre
zu wünschen, daß sich die Ausstellungsleitung möglichst
schnell auf ihre kollegiale Pflicht besinnt und den gefaßten
Beschluß wieder aufhebt.
Das würde von feiten der Genossenschaftsmitglieder
sicherlich mit Dank begrüßt werden. Hoffentlich genügen
diese Zeilen, um die erwünschte Aenderung herbeizuführen.
Bildhauer Messner (Mitglied der A. D. K. G.)
Oie bilclbauer in Men
Ueber die Entstehung des Gedankens, im Herbst in
Wien die Grabdenkmal-Ausstellung zu unternehmen,
lesen wir in der Wiener „Zeit":
Originell wie die Ausstellung ist auch der Anlaß, der
den unmittelbaren Anstoß zum Entstehen der Ausstellung
gab. Bekanntlich hat die Gemeinde Wien dem verstorbenen
Präsidenten der Wiener Handelskammer Ritter von Kink
ein Ehrengrab bewilligt. Die Familie des Präsidenten
ließ nun für dieses Grab ein Denkmal um ^2 000 Kronen
bei einer hiesigen Bildhauerfirma errichten und der
Stadtratsreferent Stadtrat Heinrich Braun beantragte die
Bewilligung zur Aufstellung des Denkmals. Stadtrat Hans
Schwer erhob aber dagegen Einspruch, indem er sich auf
eine aus den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
stammende Verordnung des Gemeinderates berief, die
bestimmt, daß in der „Kapellenstraße" nur Denkmäler
von künstlerisch ein wert und von bildenden Künstlern
angefertigt aufgestellt werden können. Der Stadtrat gab
diesem Einspruch Folge und verweigerte die Be-
willigung zur Aufstellung des Denkmals. Die
Bewilligung ist auch seither trotz der Bemühungen der
Familie Kink nicht erteilt worden, und es dürfte ihr wohl
kaum etwas anderes übrig bleiben, als durch einen Künstler
ein anderes Denkmal anfertigen zu lasten.
Stadtrat Schwer begründete seine Haltung in dieser
Angelegenheit damit, daß es hoch an der Zeit sei, daß
für die bildenden Künstler in Wien etwas ge-
schehe. Er wisse sich darin einig mit dem Bürgermeister
Vr. Lueger, der sich selbst geäußert habe, daß die Ge-
meinde Wien für die Bildhauer, deren Notlage notorisch
ist, in jeder weise eintreten müsse. Ls gehe nicht an, daß
die Steinmetzmeister den Bildhauern auf ihrem eigensten
Gebiet Konkurrenz machen, während diese, ausgenommen
einige wenige vom Glück begünstigte, oft zu jahrelanger
Untätigkeit verurteilt werden. Es seien ihm Beispiele
bekannt, daß Bildhauer von anerkannten Talenten
sich bei Steinmetzen als Gehilfen verdingen
mußten, weil sie keine Aussicht hatten, selbständig vor-
wärtszukommen. Die fabriksmäßige Herstellung von Denk-
mälern schädige übrigens nicht nur die Künstler, sondern
auch die Kunst. Ein Rundgang auf unsere Friedhöfe ist
der beste Beweis dafür, wie wenig die Fabriksware, die
immer gleiche schablonenhafte Ausnutzung der wenigen,
sich stets wiederholenden Motive, Anspruch darauf hat, als
Kunstwerk betrachtet zu werden. Dabei sind die Preise
dieser Grabdenkmäler im allgemeinen so hoch, daß zu in
gleichen Preis ein künstlerisch wertvollesDenkmal
hergestellt werden könnte. Das Material für die Denkmäler,
zum Teil auch diese selbst, werden aus dem Ausland be-
zogen, so daß man nicht einmal den einen Trost hat, daß
die heimische Industrie davon einen Nutzen hat.
In Künstlerkreisen hat die Entscheidung des Stadtrates
wegen der Aufstellung des Denkmals des Ritters von Kink
großes Aufsehen und lebhafte Befriedigung hervorgerufen.
Man beschloß auch, einer privaten, aus dem Stadtrat
hervorgegangenen Anregung folgend, eine Ausstellung
künstlerischer Grabdenkmäler zu veranstalten, um so auf
den Geschmack des großen Publikums bildend einzuwirken.
Die Gemeinde Wien steht dem Projekt sehr sympathisch
gegenüber und beabsichtigt, wie uns von wohlinformierter
Seite mitgeteilt wird, auch ihrerseits eine Reihe von
Aktionen zu unternehmen, die der: bildenden Künstlern ein
dankbares Feld für ihre künstlerische Betätigung schaffen
sollen. Ferner werden, wie die „Zeit" berichtet, Ver-
schönerungskomitees in sämtlichen Bezirken Wiens
gebildet.
Dieser Gedanke ist voin vorher bereits erwähnten
Stadtrat Hans Arnold Schwer, der als Kunstreferent
der Gemeinde Wien Gelegenheit hatte, die Not der
Wiener Bildhauerschaft kennen zu lernen, angeregt worden
und er geht nun daran, in sämtlichen Wiener Bezirken
lokale Komitees zu gründen, deren Wirkungskreis sich auf
den eigenen Bezirk beschränken und deren Aufgabe darin
bestehen soll, an der Verschönerung des Bezirkes zu arbeiten.
Stadtrat Schwer ist bereits an die Gründung eines der-
artigen Komitees in der Iosefstadt geschritten, dem außer
ihm noch Stadtrat Rain, die gesamte Bezirksvertretung
sowie eine Reihe hervorragender Bürger angehören soll.
Diese Konstituierung soll weder in Form eines Vereins vor
sich gehen, noch denkt man etwa an die Ausarbeitung von
Statuten. Die Form, in der die Aktion des Komitees zur
Durchführung gelangen soll, soll eine völlig zwanglose sein,
und jedermann, der Interesse an der Sache hat, wird als
Mitarbeiter willkommen sein — ohne Unterschied der
Partei und Gesinnung. Die erforderlichen Mittel sollen
teils durch private Agitation aufgebracht werden, durch Auf-
legen von Sammelbogen, Sammlungen seitens der einzelnen
Komiteemitglieder sowie durch Veranstaltungen, deren Rein-
gewinn den Zwecken des Komitees zugeführt werden soll.
Oeber bunte Entwürfe für farben-
'I reprocluktionen-
wir empfingen von Herrn A. Mielich in Wien folgende
Triplik auf die Entgegnung des Herrn Johann Mai in
Die Werkstatt der Kunst.
Heft 38.
die Sache mögen noch so reizvoll gezeichnet sein, sie mögen
als etwas ganz besonderes wirken, wenn sie aber nicht
von einer klaren Schrift, die den Namen der Firma oder
die Bezeichnung der Ware deutlich heraushebt, unterstützt
werden, so verfehlen auch sie ihren Zweck. Ls ist doch
nicht gleichgültig, wer das Plakat für sich werben lassen
will, wer die Absicht verrät, seine waren in ein günstiges
Licht zu stellen. So geht vielen guten Arbeiten durch die
stümperhafte Behandlung der Schrift und durch das störende
in den Raum stellen ihre Wirkung und (bei Preisaus-
schreiben) ihre Anwartschaft auf die ersten Plätze verloren.
Lrst wenn ein Plakat neben der künstlerischen (Qualität
auch die Interessen des Kaufmanns restlos vertritt, erfüllt
es ganz seinen Zweck. Und an diesen Zweck, nicht an die
aufzuwendende Arbeit, sollten alle Künstler denken, die sich
an Wettbewerben beteiligen. Lari lVlattlliss.
Ore Grobe berliner Kunstausstellung
wir empfingen folgende Zuschrift:
Ls wird sicherlich viele Mitglieder der A. D. K. G. recht
unangenehm berührt haben, daß die Leitung der Großen
Berliner Kunstausstellung den nicht ausstellenden Mit-
gliedern der Genossenschaft — sofern sie nicht Mitglieder
des Vereins Berliner Künstler sind — in diesem Jahre die
Vergünstigung ermäßigter Lintrittskarten nicht gewährt.
Plausible Gründe für dieses durchaus unkollegiale und
ungerechtfertigte Verfahren anzuführen, dürfte der Aus-
stellungsleitung etwas schwer fallen. — Diese Maßnahme
hat etwas Beschämendes um so mehr, als in München zur
Ausstellung im Glaspalast sämtlichen Mitgliedern in
dankenswerter weise gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte
halber Eintrittspreis gewährt wird.
Ich meine, was in München möglich ist, dürfte für
Berlin wohl auch sich ermöglichen lasten. Jedenfalls wäre
zu wünschen, daß sich die Ausstellungsleitung möglichst
schnell auf ihre kollegiale Pflicht besinnt und den gefaßten
Beschluß wieder aufhebt.
Das würde von feiten der Genossenschaftsmitglieder
sicherlich mit Dank begrüßt werden. Hoffentlich genügen
diese Zeilen, um die erwünschte Aenderung herbeizuführen.
Bildhauer Messner (Mitglied der A. D. K. G.)
Oie bilclbauer in Men
Ueber die Entstehung des Gedankens, im Herbst in
Wien die Grabdenkmal-Ausstellung zu unternehmen,
lesen wir in der Wiener „Zeit":
Originell wie die Ausstellung ist auch der Anlaß, der
den unmittelbaren Anstoß zum Entstehen der Ausstellung
gab. Bekanntlich hat die Gemeinde Wien dem verstorbenen
Präsidenten der Wiener Handelskammer Ritter von Kink
ein Ehrengrab bewilligt. Die Familie des Präsidenten
ließ nun für dieses Grab ein Denkmal um ^2 000 Kronen
bei einer hiesigen Bildhauerfirma errichten und der
Stadtratsreferent Stadtrat Heinrich Braun beantragte die
Bewilligung zur Aufstellung des Denkmals. Stadtrat Hans
Schwer erhob aber dagegen Einspruch, indem er sich auf
eine aus den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
stammende Verordnung des Gemeinderates berief, die
bestimmt, daß in der „Kapellenstraße" nur Denkmäler
von künstlerisch ein wert und von bildenden Künstlern
angefertigt aufgestellt werden können. Der Stadtrat gab
diesem Einspruch Folge und verweigerte die Be-
willigung zur Aufstellung des Denkmals. Die
Bewilligung ist auch seither trotz der Bemühungen der
Familie Kink nicht erteilt worden, und es dürfte ihr wohl
kaum etwas anderes übrig bleiben, als durch einen Künstler
ein anderes Denkmal anfertigen zu lasten.
Stadtrat Schwer begründete seine Haltung in dieser
Angelegenheit damit, daß es hoch an der Zeit sei, daß
für die bildenden Künstler in Wien etwas ge-
schehe. Er wisse sich darin einig mit dem Bürgermeister
Vr. Lueger, der sich selbst geäußert habe, daß die Ge-
meinde Wien für die Bildhauer, deren Notlage notorisch
ist, in jeder weise eintreten müsse. Ls gehe nicht an, daß
die Steinmetzmeister den Bildhauern auf ihrem eigensten
Gebiet Konkurrenz machen, während diese, ausgenommen
einige wenige vom Glück begünstigte, oft zu jahrelanger
Untätigkeit verurteilt werden. Es seien ihm Beispiele
bekannt, daß Bildhauer von anerkannten Talenten
sich bei Steinmetzen als Gehilfen verdingen
mußten, weil sie keine Aussicht hatten, selbständig vor-
wärtszukommen. Die fabriksmäßige Herstellung von Denk-
mälern schädige übrigens nicht nur die Künstler, sondern
auch die Kunst. Ein Rundgang auf unsere Friedhöfe ist
der beste Beweis dafür, wie wenig die Fabriksware, die
immer gleiche schablonenhafte Ausnutzung der wenigen,
sich stets wiederholenden Motive, Anspruch darauf hat, als
Kunstwerk betrachtet zu werden. Dabei sind die Preise
dieser Grabdenkmäler im allgemeinen so hoch, daß zu in
gleichen Preis ein künstlerisch wertvollesDenkmal
hergestellt werden könnte. Das Material für die Denkmäler,
zum Teil auch diese selbst, werden aus dem Ausland be-
zogen, so daß man nicht einmal den einen Trost hat, daß
die heimische Industrie davon einen Nutzen hat.
In Künstlerkreisen hat die Entscheidung des Stadtrates
wegen der Aufstellung des Denkmals des Ritters von Kink
großes Aufsehen und lebhafte Befriedigung hervorgerufen.
Man beschloß auch, einer privaten, aus dem Stadtrat
hervorgegangenen Anregung folgend, eine Ausstellung
künstlerischer Grabdenkmäler zu veranstalten, um so auf
den Geschmack des großen Publikums bildend einzuwirken.
Die Gemeinde Wien steht dem Projekt sehr sympathisch
gegenüber und beabsichtigt, wie uns von wohlinformierter
Seite mitgeteilt wird, auch ihrerseits eine Reihe von
Aktionen zu unternehmen, die der: bildenden Künstlern ein
dankbares Feld für ihre künstlerische Betätigung schaffen
sollen. Ferner werden, wie die „Zeit" berichtet, Ver-
schönerungskomitees in sämtlichen Bezirken Wiens
gebildet.
Dieser Gedanke ist voin vorher bereits erwähnten
Stadtrat Hans Arnold Schwer, der als Kunstreferent
der Gemeinde Wien Gelegenheit hatte, die Not der
Wiener Bildhauerschaft kennen zu lernen, angeregt worden
und er geht nun daran, in sämtlichen Wiener Bezirken
lokale Komitees zu gründen, deren Wirkungskreis sich auf
den eigenen Bezirk beschränken und deren Aufgabe darin
bestehen soll, an der Verschönerung des Bezirkes zu arbeiten.
Stadtrat Schwer ist bereits an die Gründung eines der-
artigen Komitees in der Iosefstadt geschritten, dem außer
ihm noch Stadtrat Rain, die gesamte Bezirksvertretung
sowie eine Reihe hervorragender Bürger angehören soll.
Diese Konstituierung soll weder in Form eines Vereins vor
sich gehen, noch denkt man etwa an die Ausarbeitung von
Statuten. Die Form, in der die Aktion des Komitees zur
Durchführung gelangen soll, soll eine völlig zwanglose sein,
und jedermann, der Interesse an der Sache hat, wird als
Mitarbeiter willkommen sein — ohne Unterschied der
Partei und Gesinnung. Die erforderlichen Mittel sollen
teils durch private Agitation aufgebracht werden, durch Auf-
legen von Sammelbogen, Sammlungen seitens der einzelnen
Komiteemitglieder sowie durch Veranstaltungen, deren Rein-
gewinn den Zwecken des Komitees zugeführt werden soll.
Oeber bunte Entwürfe für farben-
'I reprocluktionen-
wir empfingen von Herrn A. Mielich in Wien folgende
Triplik auf die Entgegnung des Herrn Johann Mai in