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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/​1909

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Heft 48 (27. September 1909)
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Die deutschen Katholiken und die Pflege der Kunst, 1
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Vom "Deutschen Werkbunde"
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0671

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Heft H8.

Die Werkstatt der Kunst.

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außerhalb der eigentlichen Kunstaufgabe und des eigent-
lichen Kunstzweckes liegend in bewußter Weise völlig aus-
geschieden werden. Wir werden demgegenüber nicht darauf
verzichten wollen, daß das Kunstwerk, soweit es seinem
Vorwürfe nach nicht bloß neutrales Reinstosstiches bieten
will, wie das Stilleben, bis zu einem gewissen Grade auch
das Interieur, die Landschaft, das Tierbild, neben der
möglichst restlosen, technisch vollkommenen Wiedergabe des
Gegenständlichen auch einen geistigen Inhalt aufweise, daß
es zeige, daß nicht bloß das Auge und die Hand des
Künstlers es geschaffen, sondern daß es wirklich
auch Geist vom Künstlergeiste sei, daß die geistige
Persönlichkeit eines Künstlers darin sich ausgewirkt habe.
Dies ist von außerordentlicher Wichtigkeit auch, für die
christliche Kunst, und zwar für die richtige Erfassung ihrer
Stellung zu den ihr gebotenen Stoffen sowie für die Er-
kenntnis der Selbständigkeit ihrer Aufgabe.
Sie darf danach selbstverständlich nicht bloß rein-
stoffliche gegenständliche Kunst sein. Ihrem Wesen und
ihrer Aufgabe nach muß sie in hervorragendem Naße auch
Ideenkunst, Gedanken- und Empfindungskunst sein. Da sie
die erhabensten und heiligsten Gedanken zu künstlerischem
Ausdruck bringen soll, muß sie sogar in potenziertem Maße
geistigen Gehalt zu tragen vermögen. Das christliche Kunst-
werk darf hierbei aber keineswegs etwa bloß Illustration
eines christlichen Gedankens, eines religiösen Vorwurfs sein,
sondern es muß seinerseits einen selbständigen geistigen
Gehalt ausweisen, muß eine selbständige geistige'Bewältigung
des Stoffes durch die Mittel der Kunst darstellen.
(Fortsetzung folgt.)

Vom „Deutschen Merkbuncle"

Der Deutsche Werkbund hält vom so. September
bis 2. Oktober (909 seine zweite Jahresversammlung
zu Frankfurt a. M. ab. Versammlungsort: Akademie für
Sozialwissenschaften, Frankfurt a. M., Iordanstraße (?/2(.
Lrograinnr:
Erster Tag, so. September (909,
Vormittag:
Sitzung der vorstandfchaft und des Ausschusses.
Nachmittag, Beginn 5 Uhr:
Geschlossene Mitgliederversammlung
(nur für Bundesmitglieder).
(. Eröffnung.
2. Bericht der Vorstandschaft.
z. Kassenbericht.
Antrag zu einer Aenderung der Satzung. Bericht-
erstatter: Herr Wolf Dohrn.
5. Die Ausstellungen der nächsten Jahre und der Deutsche
Werkbund. Berichterstatter: Herr Wolf Dohrn, Herr
I. I. Scharvogel.
6. Bestimmung des Versammlungsortes für die nächste
Jahresversammlung des Deutschen Werkbundes und die
Anregungen zum Jahresarbeits-Plan.
Abend, Beginn 8 Uhr:
Geffentliche Abend-Versammlung.
(. Begrüßung.
2. Kunst und Industrie.
Redner: Vr. Fritz Schneider, Syndikus des Bundes der
Industriellen.
Prof. Henry van de velde-weimar.
Vr. Friedr. Naumann, M. d. R., Berlin-Schöneberg.
Zweiter Tag, (. Oktober (909:
Geffentliche Mitgliederversammlungen
(für Bundesmitglieder und Gäste).
vormittag, Beginn 9 Uhr:
V Bericht der Schulkommission. Berichterstatter: Herr
Wolf Dohrn.

2. Die Untersuchung des Instituts für exakte Wirtschafts-
forschung und die wirtschaftlichen Bedingungen der Ouali-
tätsarbeit. Berichterstatter: Herr Johannes Buschmann.
Nachmittag, Beginn 3 Uhr:
(. Die Gründung eines deutschen Museums für Kunst in
Handel und Gewerbe. Berichterstatter: Herr Earl Ernst
Gsthaus-Hagen.
2. Die Ausstellung architektonisch vorbildlicher Fabrikbauten.
Berichterstatter: Herr Hans Poelzig-Breslau.
Dritter Tag, 2. Oktober (909,
vormittag, Beginn 9 Uhr:
Geffentliche Mitgliederversammlung
(für Bundesmitglieder und Gäste).
(. Kundgebung zu dem Erlaß des Preußischen Ministers
der öffentlichen Arbeiten über die wirtschaftliche Ver-
wendung staatlicher Geldmittel bei Staatsbauten. Be-
richterstatter: Herr Georg Wickox-Darmstadt.
2. Ausarbeitung einer Denkschrift über das Submissions-
wesen. Berichterstatter: Herr Emil Beutinger-Darmstadt,
Herr p. Johannes Nüller-Lharlottenburg.
3. Gewerbliche Materialkunde. Berichterstatter: Herr Paul
Krais-Tübingen.
AnträgezumIahresarbeitsxlan desDeutschenWerkbundes.
Nachmittag: Keine Sitzung.
Dem ersten Jahresberichte des „Deutschen Werk-
bundes" entnehmen wir folgendes über die von ihm in
die Wege geleiteten neuen Unternehmungen:
(. Ausstellungen.
a) Weltausstellung Brüssel (9(0. Entsprechend
der an den DWB. auf feiner ersten Jahresversammlung er-
gangenen Aufforderung des Reichskommissars, sich an der
Brüsseler Weltausstellung zu beteiligen, wurde seitens der
Geschäftsstelle durch eine allgemeine Umfrage am 8. Sep-
tember (908 die Geneigtheit einer Anzahl von Firmen und
Künstlern zur Beschickung der Weltausstellung festgestellt.
Den Interessenten wurde über den weiteren Verlauf der
Verhandlungen mit dem Reichskommissar berichtet. So-
weit sich übersehen läßt, wird es gelingen, die wünsche
unserer Aussteller im großen und ganzen zu befriedigen.
An der Ausstellung der deutschen Abteilung sind Mitglieder
des DWB. vielfach beteiligt. Die Bauten werden ausge-
führt nach Entwürfen von Prof. Emanuel von Seidl, die
Ausgestaltung der Abteilung Raumkunst, Kunstgewerbl.
Unterrichtswesen ist Prof. Bruno Paul, die der Verkehrs-
abteilung Prof. Behrens, die der Maschinenabteilung Prof.
Dülfer, die der Industrieabteilung Architekt Otto Walther,
die des Buchgewerbes Architekt Oskar Menzel, die der
Konfektion Prof. A. Grenander übertragen worden. —
Nach dem Vorgehen des DWB. haben auch andere, land-
schaftlich begrenzte Organisationen des Kunstgewerbes auf
Sonderausstellungen verzichtet. Dadurch wird es möglich,
die Abteilung Raumkunst und Kunstgewerbe zum erstenmal
auf einer Weltausstellung nach rein sachlichen Gesichts-
punkten zu ordnen, wohn- und Festräume werden nach
ihrer Zusammengehörigkeit in Gruppen und Einzelgegen-
stände nach Materialgrupxen geordnet vorgeführt. — Neben
der Ausgestaltung der Abteilung Raumkunst ist nach
Möglichkeit dahin gewirkt worden, auch in der Abteilung
der allgemeinen Industrieausstellung eine möglichst enge
Verbindung von Kunst und Industrie durchzuführen. Der
verband sächsischer Industrieller hat feinen Mitgliedern
nahegelegt, mit Künstlern Hand in Hand zu arbeiten.
Aehnliche Bestrebungen kamen auch in dem bayrischen
Komitee zur Geltung.
b) Ausstellungen im Inland, von verschiedenen
deutschen Städten sind an den DWB. Anregungen gelangt,
eine Ausstellung des DWB. zu veranstalten. Verhand-
lungen, wann und wo eine Ausstellung stattfinden soll,
sind noch im Gange, Abschließendes ist darüber noch nicht
zu berichten.
 
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