Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0519
DOI Heft:
Heft 37 (14. Juni 1909)
DOI Artikel:Burger: Der "Deutsche Künstler-Verband"
DOI Artikel:Urheberrecht / Vermischtes
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Lest 37.
Die Werkstatt der Runst.
5U
werden, damit das Publikum zu vergleichen angeregt wird
und so durch eine ständige eigene Arbeit sein Interesse
dauernd wachgehalten wird, wobei zugleich in erzieherischer
Meise, eventuell durch kurze Erläuterungen die Zwecke der
Gegenüberstellung kurz jeweils durch Vorträge klar gemacht
werden.
Der Redner forderte die Versammlung auf, sich ja
nicht mit der Schaffung einer „Verkaufsbude" etwa be-
gnügen zu wollen. Es müsse für jede Ausstellung eine
öängekommission gewählt werden (von der Gesamtheit)
und diese habe Arbeit zu leisten während der ganzen Aus-
> ftellung. Diese Arbeit würde in ideeller wie materieller
Meise nicht nur Runst und Künstlern, sondern auch dem
Publikum zugute kommen. Dieses würde nicht nur in
einen andern Konnex mit den schaffenden Künstlern treten,
es würde auch in anderer Meise als bisher von selber dazu
geführt werden, Käufe vorzunehmen und Aufträge zu er-
teilen. Die Kunst und das Leben können so mehr als bis-
her miteinander in Berührung treten, besonders wenn die
Ausstellungen des Deutschen Künstlerbundes alle Zweige
der künstlerischen Tätigkeit umfaßt. In ganz anderer Meise
als bisher, wo einzelne kleine Organisationen denselben
Zielen der Not gehorchend zustreben, könnten hier durch
eine weitblickende einheitliche Organisation in den einzelnen
Städten Zentralstellen für die gesamte künstlerische Pro-
duktion geschaffen werden, die für die Zukunft von höchster
kultureller Bedeutung sein werden. Es gilt nicht, das Be-
stehende zu beseitigen, sondern seine ungünstigen Wirkungen
aufzuheben.
drkeberreckl
Die berüchtigte „Manufakturing-Llause" des Urheberschutz-
gesetzes der vereinigten Staaten von Nordamerika wird
am Juli t9vy aufgehobenl Die deutschen Verleger
haben es künftig nicht mehr nötig, von ihren Werken, die
sie „drüben" schützen wollten, zwei „im Lande gesetzte und
gedruckte" Exemplare zu hinterlegen und weitere drückende
Formalitäten zu erfüllen. Vom t. Juli ab müssen von
jedem Werke, für das der Schutz verlangt wird, allerdings
noch zwei vollständige Exemplare nach der Veröffentlichung
mit einem entsprechenden Gesuch hinterlegt werden, aber
diese Exemplare dürfen in: Ursprungsland gesetzt und
gedruckt sein. Gegen Zahlung von einem Dollar wird die
erfolgte Eintragung bescheinigt. Die Schutzfrist dauert
28 Jahre und kann nach Ablauf wieder auf 28 Jahre
(früher nur auf Jahre) verlängert werden. Die
frühere Schutzformel braucht nicht mehr abgedruckt, sondern
nur der Name des Eigentümers und das Druckjahr dem
Gop^riAÜt beigefügt zu werden. Der Schutz kann schon
jetzt für die Werke, die nach dem März t9c>9 er-
schienen sind, nachgesucht werden. X!
Vermischtes
Berlin. Man schreibt dem „Berliner Tageblatt": Der
Kongreß für Theaterästhetik, der im nächsten Jahr
im Anschluß an die Theaterausstellung in Berlin
tagen wird, hat auch die Besprechung künstlerischer Bühnen-
dekorationen auf sein Programm gesetzt. Es handelt sich
im wesentlichen darum, den Provinzbühnen die Möglichkeit
zu geben, sich für ihr unverhältnismäßig großes Rexertoir
einen entsprechend billigen und doch geschmackvollen Deko-
rationsfundus anzuschaffen. Nicht jede Provinzbühne kann
sich nun einen Künstler für Ausstattungen engagieren, wie
es die Berliner Bühnen zum Teil tun. Line große Zahl
klassischer und moderner Stücke geht aber alljährlich über
viele Provinzbühnen. Pier läßt sich mit Berücksichtigung
der primitiveren Theatermaschinerie der Provinzbühnen eine
Art Normaldekoration schaffen, die leicht auf die ver-
schiedenen Größenverhältnisse zu übertragen ist. In der
Erkenntnis, daß diese Entwürfe gleichzeitig dem literarischen
wie dem dekorativen Geschmack dienen müssen, haben sich
Berliner Literaten, Maler und Architekten zu-
sammengetan, um den Gedanken einer künstlerischen Bühnen-
dekoration in die Tat umzusetzen. Die Aufgabe dieses
Vereins ist die Prüfung der eingegangenen Entwürfe und
die Zusammenstellung eines entsprechenden Dekorations-
fundus, sowie die spätere Ueberwachung der Ausführung.
Die Leitung dieses Vereins befindet sich in den pänden
des Architekten B. D. A. Rossius vom Rhin und des
Schriftstellers Or. Wilhelm Meißner. Kl
Das Lob der Kunsthändler. Unter den geschäftlichen Mit-
teilungen der Zeitung „Diewirtschastsgenossenschaft" fanden
wir nachstehende bezahlte Reklame: Ein Urteil! Ich
habe Veranlassung genommen, mich mit den führenden
Grundsätzen des Inhabers der Firma Tiemens Kauffmann,
Berlin LVV., Friedrichstraße q^o, wie mit seiner Auffassung
von den Aufgaben einer auf vornehme Ziele gerichteten,
modern geleiteten Kunsthandlung näher zu beschäftigen
und darf es nach dem gewonnenen Eindruck aussprechen,
daß perr pertel mit Urteil und feinem Verständnis den
Bewegungen auf dem Gebiete der bildenden Künste folgt
und bestrebt ist, ihre Schöpfungen bei kritisch sorgfältigster
Mahl in meisterlichen Reproduktionen zum Gemeingut
unseres Volkes zu machen. — Davon legt besonders auch
der Katalog der Kauffmannschen Kunsthandlung ein emp-
fehlendes Zeugnis ab. Berlin 'W. 62, Kleist-Straße t6,
Maler I. v. Kulas. —- Da diese Zeilen nicht etwa ge-
schrieben wurden, um Künstlerkollegen auf eine gute Aus-
ftellungsgelegenheit hinzuweisen, sondern um für den Kunst-
händler aus dem Publikum Käufer heranzu locken,
so steht auch eine solche Empfehlung, zu der sich ein
Künstler nicht hergeben sollte, nicht höher als etwa die
berühmten „Zeugnisse" für Scotts Emulsion und ähn-
liches. Kl
Kunstgeschichte in den Mittelschulen? „Man spricht davon",
— so schreibt Prof, peinrich wölfflin im April-Peft der
„Neuen Rundschau" — „die Kunstgeschichte auch in die
Mittelschulen als Fach einzuführen. Ich kann das nicht
billigen. Man mag Kunstwerke wegen ihres Inhalts in
den Unterricht hineinziehen, gut; aber es soll nicht in be-
sonderen Stunden die Kunst historisch vorgetragen werden.
Es ist bei der Jugend so viel zu leisten nach der Seite der
bloßen Anschauung, des Sehenlernens, daß man auf einen
Abriß der Kunstgeschichte zu verzichten alle Ursache hätte.
Aber das fände ich gut, Anschauungsstunden einzuführen,
wo das Auge angeleitet wird, Formen zu sehen, Licht und
Schatten, Farben. Man könnte diesen Unterricht an pand
von Kunstwerken geben — und warum sollte nicht jeder
Schüler ein Bilderbuch in die pand bekommen, wie er ein
Lesebuch hat — man könnte die Grundbegriffe des künstle-
rischen Schaffens an Einzelfällen verständlich machen, aber
es sollte das Schulbilderbuch nur ausgewählte Beispiele
geben, keinen Leitfaden der Kunstgeschichte darstellen wollen.
Und es brauchen auch nicht die berühmtesten Kunstwerke
zu sein: weder die .Nachtwache' noch die .Schule von Athen'
gehören an diesen Platz." Kl
Lin Zentrums-Mitzblattz „Deutscher Michel", wird von der
Zentrumspartei schon seit längerer Zeit vorbereitet, um
den bösen „Simplizissimus" wirksam zu bekämpfen. Nach-
dem aber ein „Mitarbeiter" nach dem anderen eine deut-
liche Absage schickte, fürchten wir, daß das Blatt über-
haupt nicht das Licht der verderbten Melt erblicken wird. Kl
Die verehrlichen Bezieher der „Werkstatt der Kunst"
werden höflich gebeten, bei jeder Meldung von wohnungs-
bezw. Aufenthaltsrts-Aenderung der unterzeichneten
Geschäftsstelle mit anzugeben, ob diese Aenderung nur
für wenige Machen oder für längere Zeit beabsichtigt ist.
Unbestimmte Angaben wie z. B. auf kurze Zeit, zur Zeit,
bis auf weiteres, Widerruf usw. wolle man unterlassen.
Leipzig. Die Geschäftsstelle
der „Werkstatt der Aunst".
Die Werkstatt der Runst.
5U
werden, damit das Publikum zu vergleichen angeregt wird
und so durch eine ständige eigene Arbeit sein Interesse
dauernd wachgehalten wird, wobei zugleich in erzieherischer
Meise, eventuell durch kurze Erläuterungen die Zwecke der
Gegenüberstellung kurz jeweils durch Vorträge klar gemacht
werden.
Der Redner forderte die Versammlung auf, sich ja
nicht mit der Schaffung einer „Verkaufsbude" etwa be-
gnügen zu wollen. Es müsse für jede Ausstellung eine
öängekommission gewählt werden (von der Gesamtheit)
und diese habe Arbeit zu leisten während der ganzen Aus-
> ftellung. Diese Arbeit würde in ideeller wie materieller
Meise nicht nur Runst und Künstlern, sondern auch dem
Publikum zugute kommen. Dieses würde nicht nur in
einen andern Konnex mit den schaffenden Künstlern treten,
es würde auch in anderer Meise als bisher von selber dazu
geführt werden, Käufe vorzunehmen und Aufträge zu er-
teilen. Die Kunst und das Leben können so mehr als bis-
her miteinander in Berührung treten, besonders wenn die
Ausstellungen des Deutschen Künstlerbundes alle Zweige
der künstlerischen Tätigkeit umfaßt. In ganz anderer Meise
als bisher, wo einzelne kleine Organisationen denselben
Zielen der Not gehorchend zustreben, könnten hier durch
eine weitblickende einheitliche Organisation in den einzelnen
Städten Zentralstellen für die gesamte künstlerische Pro-
duktion geschaffen werden, die für die Zukunft von höchster
kultureller Bedeutung sein werden. Es gilt nicht, das Be-
stehende zu beseitigen, sondern seine ungünstigen Wirkungen
aufzuheben.
drkeberreckl
Die berüchtigte „Manufakturing-Llause" des Urheberschutz-
gesetzes der vereinigten Staaten von Nordamerika wird
am Juli t9vy aufgehobenl Die deutschen Verleger
haben es künftig nicht mehr nötig, von ihren Werken, die
sie „drüben" schützen wollten, zwei „im Lande gesetzte und
gedruckte" Exemplare zu hinterlegen und weitere drückende
Formalitäten zu erfüllen. Vom t. Juli ab müssen von
jedem Werke, für das der Schutz verlangt wird, allerdings
noch zwei vollständige Exemplare nach der Veröffentlichung
mit einem entsprechenden Gesuch hinterlegt werden, aber
diese Exemplare dürfen in: Ursprungsland gesetzt und
gedruckt sein. Gegen Zahlung von einem Dollar wird die
erfolgte Eintragung bescheinigt. Die Schutzfrist dauert
28 Jahre und kann nach Ablauf wieder auf 28 Jahre
(früher nur auf Jahre) verlängert werden. Die
frühere Schutzformel braucht nicht mehr abgedruckt, sondern
nur der Name des Eigentümers und das Druckjahr dem
Gop^riAÜt beigefügt zu werden. Der Schutz kann schon
jetzt für die Werke, die nach dem März t9c>9 er-
schienen sind, nachgesucht werden. X!
Vermischtes
Berlin. Man schreibt dem „Berliner Tageblatt": Der
Kongreß für Theaterästhetik, der im nächsten Jahr
im Anschluß an die Theaterausstellung in Berlin
tagen wird, hat auch die Besprechung künstlerischer Bühnen-
dekorationen auf sein Programm gesetzt. Es handelt sich
im wesentlichen darum, den Provinzbühnen die Möglichkeit
zu geben, sich für ihr unverhältnismäßig großes Rexertoir
einen entsprechend billigen und doch geschmackvollen Deko-
rationsfundus anzuschaffen. Nicht jede Provinzbühne kann
sich nun einen Künstler für Ausstattungen engagieren, wie
es die Berliner Bühnen zum Teil tun. Line große Zahl
klassischer und moderner Stücke geht aber alljährlich über
viele Provinzbühnen. Pier läßt sich mit Berücksichtigung
der primitiveren Theatermaschinerie der Provinzbühnen eine
Art Normaldekoration schaffen, die leicht auf die ver-
schiedenen Größenverhältnisse zu übertragen ist. In der
Erkenntnis, daß diese Entwürfe gleichzeitig dem literarischen
wie dem dekorativen Geschmack dienen müssen, haben sich
Berliner Literaten, Maler und Architekten zu-
sammengetan, um den Gedanken einer künstlerischen Bühnen-
dekoration in die Tat umzusetzen. Die Aufgabe dieses
Vereins ist die Prüfung der eingegangenen Entwürfe und
die Zusammenstellung eines entsprechenden Dekorations-
fundus, sowie die spätere Ueberwachung der Ausführung.
Die Leitung dieses Vereins befindet sich in den pänden
des Architekten B. D. A. Rossius vom Rhin und des
Schriftstellers Or. Wilhelm Meißner. Kl
Das Lob der Kunsthändler. Unter den geschäftlichen Mit-
teilungen der Zeitung „Diewirtschastsgenossenschaft" fanden
wir nachstehende bezahlte Reklame: Ein Urteil! Ich
habe Veranlassung genommen, mich mit den führenden
Grundsätzen des Inhabers der Firma Tiemens Kauffmann,
Berlin LVV., Friedrichstraße q^o, wie mit seiner Auffassung
von den Aufgaben einer auf vornehme Ziele gerichteten,
modern geleiteten Kunsthandlung näher zu beschäftigen
und darf es nach dem gewonnenen Eindruck aussprechen,
daß perr pertel mit Urteil und feinem Verständnis den
Bewegungen auf dem Gebiete der bildenden Künste folgt
und bestrebt ist, ihre Schöpfungen bei kritisch sorgfältigster
Mahl in meisterlichen Reproduktionen zum Gemeingut
unseres Volkes zu machen. — Davon legt besonders auch
der Katalog der Kauffmannschen Kunsthandlung ein emp-
fehlendes Zeugnis ab. Berlin 'W. 62, Kleist-Straße t6,
Maler I. v. Kulas. —- Da diese Zeilen nicht etwa ge-
schrieben wurden, um Künstlerkollegen auf eine gute Aus-
ftellungsgelegenheit hinzuweisen, sondern um für den Kunst-
händler aus dem Publikum Käufer heranzu locken,
so steht auch eine solche Empfehlung, zu der sich ein
Künstler nicht hergeben sollte, nicht höher als etwa die
berühmten „Zeugnisse" für Scotts Emulsion und ähn-
liches. Kl
Kunstgeschichte in den Mittelschulen? „Man spricht davon",
— so schreibt Prof, peinrich wölfflin im April-Peft der
„Neuen Rundschau" — „die Kunstgeschichte auch in die
Mittelschulen als Fach einzuführen. Ich kann das nicht
billigen. Man mag Kunstwerke wegen ihres Inhalts in
den Unterricht hineinziehen, gut; aber es soll nicht in be-
sonderen Stunden die Kunst historisch vorgetragen werden.
Es ist bei der Jugend so viel zu leisten nach der Seite der
bloßen Anschauung, des Sehenlernens, daß man auf einen
Abriß der Kunstgeschichte zu verzichten alle Ursache hätte.
Aber das fände ich gut, Anschauungsstunden einzuführen,
wo das Auge angeleitet wird, Formen zu sehen, Licht und
Schatten, Farben. Man könnte diesen Unterricht an pand
von Kunstwerken geben — und warum sollte nicht jeder
Schüler ein Bilderbuch in die pand bekommen, wie er ein
Lesebuch hat — man könnte die Grundbegriffe des künstle-
rischen Schaffens an Einzelfällen verständlich machen, aber
es sollte das Schulbilderbuch nur ausgewählte Beispiele
geben, keinen Leitfaden der Kunstgeschichte darstellen wollen.
Und es brauchen auch nicht die berühmtesten Kunstwerke
zu sein: weder die .Nachtwache' noch die .Schule von Athen'
gehören an diesen Platz." Kl
Lin Zentrums-Mitzblattz „Deutscher Michel", wird von der
Zentrumspartei schon seit längerer Zeit vorbereitet, um
den bösen „Simplizissimus" wirksam zu bekämpfen. Nach-
dem aber ein „Mitarbeiter" nach dem anderen eine deut-
liche Absage schickte, fürchten wir, daß das Blatt über-
haupt nicht das Licht der verderbten Melt erblicken wird. Kl
Die verehrlichen Bezieher der „Werkstatt der Kunst"
werden höflich gebeten, bei jeder Meldung von wohnungs-
bezw. Aufenthaltsrts-Aenderung der unterzeichneten
Geschäftsstelle mit anzugeben, ob diese Aenderung nur
für wenige Machen oder für längere Zeit beabsichtigt ist.
Unbestimmte Angaben wie z. B. auf kurze Zeit, zur Zeit,
bis auf weiteres, Widerruf usw. wolle man unterlassen.
Leipzig. Die Geschäftsstelle
der „Werkstatt der Aunst".