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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/​1909

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Heft 44 (30. August 1909)
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Geschäftsbericht der Ausstellung München 1908
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Hofbauer: Exotische Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0614

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606

Die Werkstatt der Kunst.

heft qq.

und Dokumente. Nach einer Einleitung, welche über die
eigenartigen und spezifisch Münchenerischen Grundprinzipien
der Organisation Auskunft gibt, sowie eine Liste aller im
Direktorium sowie in den Ausschüssen mitwirkenden Persön-
lichkeiten enthält, folgen die bei der Eröffnung am ;6. Mai
vorigen Jahres gehaltenen Festreden und sodann die Ge-
schäftsberichte der einzelnen Ausschüsse: Arbeitsausschuß
von Rechtsrat Dr. Rühles, Bauausschuß von Baurat
Rehlen, Angewandte Runst von Prof. E. Pfeifer, Or. p.
Wenz und G. v. Pechmann, Propaganda von R. Rosa,
Fest- und Vergnügungsausschuß von Kommerzienrat Joseph
pschorr, Grdnungsausschuß von Or. D. Bittinger, woh-
nnngsausschuß von Rat K. Loen; hieran schließen sich
Referate über das Beleuchtungswesen der Ausstellung von
Oberinspektor pöchtl, über den Sport aus der Ausstellung
von Or. I. Uebel, über den Wirtschaftsausschuß von
Kommerzienrat P. Lang, über den Vergnügungspark von
F. Neumüller, über die Geschäftsstelle von Direktor Grad-
mann sowie der Kassenbericht.
Ein besonderes Kapitel ist dem Münchener Künstler-
theater gewidmet, über dessen Künstlerschaft, Ziele und Er-
gebnisse der dramatische Leiter, Direktor Gg. Fuchs, be-
richtet, während Kommerzienrat Ls. Röckl eine Rechnungs-
übersicht folger: läßt. Den Schluß des Werkes bilden die
bei der Feier vom f8. Oktober sowie bei der Schlußsitzung
des Direktoriums gehaltenen Reden des Oberbürgermeisters
Or. v. Borscht sowie des zweiten Vorsitzenden des Direk-
toriums Kommerzienrat I. Schön und der Rechenschafts-
bericht des Schatzmeisters M. Bühler, der einen ins einzelne
gehenden Nachweis des hocherfreulichen Ueberschusses er-
bringt. In einem Schlußwort heißt es u. a.:
Die Ausstellung „München ;y08" bildet einen Mark-
stein in der Geschichte Münchens, peute, fast ein Jahr
nach ihrer Eröffnung, machen sich immer deutlicher die
Impulse geltend, welche sie der modernen Entwickelung
unseres Gemeinwesens gegeben hat, nicht nur in Fragen
des Geschmackes und der Kunst, sondern vor allein auch
in wirtschaftlicher und gewerblicher Pinsicht. Münchens
Entfaltung ist neu orientiert und schreitet nach allen Seiten
hin mit energischerem Tempo voran, neue Perspektiven
haben sich der alter: Wittelsbacher Residenz, der alten
Kunststadt erschlossen, und das von der Stadtgemeinde ge-
schaffene Ausstellungsareal wird die Stätte sein, wo sie
aus ihrem künftigen Entwicklungswege von Stativ:: zu
Station Zeugnis ablegt von ihrem Fortschritt.
Dies alles ist von fachmännischen Beurteiler:: fast ein-
mütig anerkannt worden.
Die Ausstellung hat aber auch gezeigt, daß München
eine Ausgabe hat, eine Mission, die keine andere Stadt in
Deutschland in gleicher Weise erfüllen kann. Und das
durch die Ausstellung wachgerusene Bewußtsein dieser
großen Mission als Mittelpunkt vitaler Kulturinterefsen
des deutschen Volkes, als ein Mittelpunkt, der den nivel-
lierenden Tendenzen des internationalen Getriebes und
der die Völker entnervenden Sensationssucht weniger aus-
gesetzt ist als jede andere Großstadt, legt München auch
große Pflichten auf. München ist sich dieser Pflichten wohl
bewußt! Die Ausstellung „München ;y08" legt dafür ein
klares Zeugnis ab. Nicht nur die geistig und künstlerisch
führenden Kreise: nein, die Vertreter aller Tätigkeitsgebiete
sind eingestanden für die große Sache. Und dafür sei ihnen
hier ganz in: besonderen noch gedankt! Wie gar mancher
hat, ohne daß es die breite Oeffentlichkeit erfuhr, im stillen
rastlos gewirkt und gearbeitet an den ausgedehnten, un-
gewöhnlich schwierigen und aufreibenden Ausgaben, welche
namentlich auch die technische und finanzielle Organisation
stellte!
Ihnen gebührt warmer Dank! Möge das erfreuliche
Ergebnis, welches die Ausstellung errang, ein Beweis sein,
daß dies Zusammenwirken dauernd Wertvolles geschaffen
hat, so daß auch künftige Unternehmungen dieser Art stets
auf ihre Teilnahme und Unterstützung werden rechnen
dürfen. Gilt es doch, das Errungene sestzuhalten, es im
scharfen Wettkampf unserer Zeit zu verteidigen und schöpfe-

risch fortzubilden, nicht in einem überhasteten, lärmenden
Ausstellungsgetriebe, sondern in gediegenem Weiterbauen
und im bewußten Betonen unserer Münchener Eigenart,
wenn jetzt beim Rückblick auf ;y08 in allen werktätigen
Kreisen unserer Stadt der frohe Entschluß heranreifen
sollte, in diesem Sinne weiter zu arbeiten und stets ein-
mütig zusammenzustehen, wenn wieder der Rus ergeht,
Münchens neubegründete Stellung zu sichern, so wird dies
das schönste, segensreichste Ergebnis sein, das die Aus-
stellung „München lZ08" erzielt hat.
(Münchener Neueste Nachrichten.)

Cxotlscke Mettbexverbe

(vgl. die Artikel „Gefährdete wirtschaftliche Interessen im
Auslande" in den pesten 2 und ss).
Der „Deutschen Bauzeitung" entnehmen wir
folgende „Warnung vor ausländischen Wettbewer-
ben". Das internationale Preisausschreiben der Regie-
rung in Buenos Aires zur Erlangung von Ent-
würfen für ein Polyklinik-Gebäude daselbst gibt
mir Veranlassung, meine Erfahrungen mit genannter
Regierung hinsichtlich des Wettbewerbes betr. Entwürfe
für die technische Pochschule in Buenos Aires zu veröffent-
lichen.
f. Das Preisausschreiben wurde in Deutschland bei-
nahe pz Jahr erst nach dem Datum der Ausschreibung
amtlich bekannt gemacht.
2. Der Termin zur Einreichung der Entwürfe wurde
zweimal um je 3 Monate hinausgeschoben; die zweite
Terminverlängerung wurde in Deutschland amtlich bekannt
gemacht, nachdem der späteste Termin zur Absendung der
Entwürfe bereits verflossen, also mein Entwurf bereits
ein gereicht war.
3. Statt der spezialisierten Ouittung über die ein-
zelnen Zeichnungen und Aktenstücke, welche das Pro-
gramm zusicherte, erhielt ich nur eine solche über eine
„Kiste".
H. Der umfangreiche Briefwechsel zwischen der Argen-
tinischen Gesandtschaft Berlin und mir wurde seitens der
ersteren (also einer ausländischen Behörde im Perzen
Deutschlands an einen deutschen Staatsbürger) in spa-
nischer Sprache geführt. Erst nachdem ich die umständ-
lichen und kostspieligen Uebersetzungen satt und jedes
Schreiben in nichtdeutscher Sprache zurückgewiesen hatte,
bequemte sich die Argentinische Gesandtschaft dazu, mir in
deutscher Sprache zu schreiben.
5. Der Stand der Angelegenheit heute, 2 Jahre nach
dem Datum des Ausschreibens und ;5 Monate
nach Einsendung meines Entwurfes, ist folgender:
Die Argentinische Gesandtschaft in Berlin weigert sich,
das Rückporto (etwa 30 Mk.) von Berlin bis Köln zu
tragen, weil es im Wettbewerbsprogramm heißt, daß die
Entwürfe gegen Vorzeigung der Ouittung auf den betr.
Gesandtschaften in Empfang genommen werden
können. Da ich mich ebenfalls weigere, das Rückporto
zu zahlen, so hat die Argentinische Gesandtschaft Berlin
meinen Entwurf einem Spediteur in Berlin zur Auf-
bewahrunq auf meine Kosten übergeben und wird
allem Anschein nach einen Prozeß gegen mich auf Er-
stattung der bereits hoch angelausenen Lagerkosten an-
strengen.
Das ist das Endergebnis meiner Beteiligung an dem
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen zu einer tech-
nischen Hochschule in Buenos Aires, ausgeschrieben von
der Regierung dortselbst. Der umfangreiche Entwurf
(9 Blatt Zeichnungen bis H m Länge) hat mir eine drei-
monatliche Arbeit und etwa 600 Mk. Kosten für Zeichen-
hilfe, Kartons und Porto von Köln bis Berlin ver-
ursacht.
Köln, in: Juli fyOI. Architekt Nokbauer.
 
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