Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0277
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Heft 20 (15. Februar 1909)
DOI article:Hellwag, Fritz: Dreßlers Kunstjahrbuch 1909
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0277
Die Werkstatt der Kunst
Organ für clie Interessen äer biläenäen Hünstier
Redakteur: ^ritz yell^vag.
VIII. Jakrg. Äk tzekt 20. 15. ^ebr. 1909.
6m kunstgexverblickes Plagiat? II.
Zu diesem Artikel in Heft 7 der „Werkstatt der Kunst"
bittet uns der Angegriffene, Herr Georg Hulbe in Ham-
burg, um die Bekanntgabe der beiden nachstehenden
Gutachten, die er sich erbeten hat:
I.
Der Teller L ist entschieden nicht als „Plagiat" von
zu bezeichnen, sondern als eine heraldische Richtigstellung,
dezw. stilistische Verbesserung. Selbstredend hat jeder das
Recht, das betr. Wappen in dem ihm gut erscheinenden
Stil darzustellen, ohne dadurch die Rechte eines anderen,
der das Wappen anders stilisiert hat, zu verletzen.
Hochachtungsvoll
gez. Prof. L. M. Hildebrandt,
Vorstand der Heraldischen Abteilung des Vereins „Herold".
II.
Der Teller zeigt das Hamburger Wappen in un-
schönen Verhältnissen, so ist der Schild zu lang und dem-
entsprechend zu schmal, der Helm zu klein und im Hals zu
eng, ein solcher Helm würde für den Gebrauch unmöglich
sein. Ferner stehen die Löwen auf einem regenbogenartigen
Gebilde, das hier nicht angebracht erscheint. Der Boden
für die beiden fchildhaltenden Löwen besteht beim Hamburger
Wappen offiziell aus einem Ornament, doch können auch
Zweige Verwendung finden. Das Wappen L hingegen
zeigt den Schild, Helm und Helmzier im richtigen Ver-
hältnis, wie auch vollständig anderen Formen. Nur bei
den Löwen scheint dem L als Vorbild gedient zu haben;
leider vermissen wir für dieselben hier den Boden.
Ls kann unseres Erachtens nach von einem Plagiat
nicht die Rede sein, im Gegenteil stellt das ganze ö eine
Verbesserung eines in den Verhältnissen unrichtigen Wappens
dar. Auch die Schrift ist nicht die gleiche, z. B.: L. R. 5.
Hochachtungsvoll
Der Vorstand des Heraldischen Vereins „Zum Kleeblatt".
I. A.: Heinr. Heizmann, I. Vorsitzender.
Indem wir diese vom heraldischen Standpunkte
aus gegebenen Gutachten hiermit veröffentlicht haben,
schließen wir die Diskussion und bemerken noch, daß auch
gegenteilige Gutachten vorliegen, mit deren Abdruck aber
das in Heft 7 bereits Gesagte wiederholt werden würde.
vreNers Runsljakrbuck 1909
Zum vierten Male erschien Dreßlers Kunstjahr-
buch, herausgegeben vom Maler-Architekt Willy D.
Dreßler. (Verlag Larl Hinftorffs Buchdruckerei in Rostock;
Preis in Leinen gebunden tO Mk.) Diesmal in der Aus-
stattung wesentlich vereinfacht, doch, wie ich gleich voraus-
schicken will, im Inhalt ganz bedeutend verbessert.
Das Buch wächst immer mehr zu einer „Institution", zu
einem Nachschlagewerk heran, ohne das keiner, der mit der
Kunst irgendwie in Beziehung steht, auskommen kann. Es
gewinnt auch im Ausland als authentische Ouelle
deutscher Kunstverhältnisse schnell Bedeutung; des-
halb war die Spekulation des neuen Verlegers, der die
Ausgabe für ^909 in Antiquaschrift setzen ließ, ganz richtig,
da die Ausländer bekanntlich unsere Fraktur nicht lesen
können. Auch die Künstler selbst merken endlich, daß es
für sie von Vorteil ist, in diesem Lexikon aufgeführt zu
sein; sie haben sich in größerer Zahl herbeigelassen, die un-
ermüdlich verschickten Fragebogen zu beantworten, so daß
auch die persönlichen Daten in größerer Vollständigkeit vor-
handen sind. Aufnahme in dieses Verzeichnis deutscher
bildender Künstler und Künstlerinnen der Gegenwart fanden
solche Personen, die einer anerkannten deutschen Künstler-
vereinigung angehören oder aber auf einer von Künstlern
jurierten Ausstellung ausgestellt haben. Es enthält: Namen,
Bernfsangabe, Titel und amtliche Stellung, Adresse, Ge-
burtsort nebst Datum, Auszeichnungen für Kunst, der
Geffentlichkeit zugängliche Werke (und zwar nur solche)
nebst Angabe der Galerie, in der sich das Werk befindet
(bei Buch- und Mappenwerken Angabe des Verlages) und
möglichst auch des Jahres, in dem es entstand; Angabe der
Vereinsangehörigkeit und etwa bestehender Schülerateliers.
Dieses Künstlerverzeichnis nimmt aber nur drei
Achtel des Gesamtumfanges ein; ich erwähne aus dem
reichen Inhalt des Buches noch folgende Abteilungen:
t. Lin allgemeines Sachregister, nach Städten ge-
ordnet; bei allen größeren Städten sind wieder die
Bibliotheken, Lehrstätten, Museen, Privatsammlungen,
Vereine usw. übersichtlich und in alphabetischer Ord-
nung aufgeführt.
2. Lin alphabetisches Verzeichnis der Kunstgelehrten,
Kunstschriftsteller und -schriftstellerinnen, mit
allen wünschenswerten biographischen und literarischen
Angaben. Dies Verzeichnis ist erheblich erweitert
worden und die rege Beteiligung der vielen Kunst-
schriftsteller ist ein gutes Zeichen der literarischen
Wertschätzung des Dreßlerschen Buches.
3. Der Kunstunterricht an den Hochschulen:
u) Akademien, Technischen Hochschulen, Universitäten;
enthält recht eingehende Mitteilungen über die
Ziele der Schulen,, ihre Lehrkörper, die an ihnen
bestehenden Stipendien usw. in alphabetischer
Reihenfolge der Städte. Diese Abteilung ist ganz
bedeutend besser und brauchbarer geworden.
b) Kunst-, Kunstgewerbe- und Fachschulen, Zeichen-
lehrerbildungsanstalten; in gleicher Ausführlichkeit
wie a).
q> Die Museen, Galerien, Privatsammlungen,
Kirchenschätze, Bibliotheken und vorbildersammlungen
mit allen wünschenswerten Einzelheiten.
s. Die Interessenverbände, Künstlergemeinschaften
(Akademien, allgemeine Genossenschaften und Vereine,
lokale Vereine), Kunst- und kunstwissenschaftliche Ver-
eine, Kunstgewerbe- und Zeichenlehrervereine.
6. Verzeichnis der Schriften zur Kunst (Kunstzeit-
fchriften aller Art, periodische vereinsxublikatio-
nen usw.).
7. Mittler zur Kunstarbeit, das sind:
Organ für clie Interessen äer biläenäen Hünstier
Redakteur: ^ritz yell^vag.
VIII. Jakrg. Äk tzekt 20. 15. ^ebr. 1909.
6m kunstgexverblickes Plagiat? II.
Zu diesem Artikel in Heft 7 der „Werkstatt der Kunst"
bittet uns der Angegriffene, Herr Georg Hulbe in Ham-
burg, um die Bekanntgabe der beiden nachstehenden
Gutachten, die er sich erbeten hat:
I.
Der Teller L ist entschieden nicht als „Plagiat" von
zu bezeichnen, sondern als eine heraldische Richtigstellung,
dezw. stilistische Verbesserung. Selbstredend hat jeder das
Recht, das betr. Wappen in dem ihm gut erscheinenden
Stil darzustellen, ohne dadurch die Rechte eines anderen,
der das Wappen anders stilisiert hat, zu verletzen.
Hochachtungsvoll
gez. Prof. L. M. Hildebrandt,
Vorstand der Heraldischen Abteilung des Vereins „Herold".
II.
Der Teller zeigt das Hamburger Wappen in un-
schönen Verhältnissen, so ist der Schild zu lang und dem-
entsprechend zu schmal, der Helm zu klein und im Hals zu
eng, ein solcher Helm würde für den Gebrauch unmöglich
sein. Ferner stehen die Löwen auf einem regenbogenartigen
Gebilde, das hier nicht angebracht erscheint. Der Boden
für die beiden fchildhaltenden Löwen besteht beim Hamburger
Wappen offiziell aus einem Ornament, doch können auch
Zweige Verwendung finden. Das Wappen L hingegen
zeigt den Schild, Helm und Helmzier im richtigen Ver-
hältnis, wie auch vollständig anderen Formen. Nur bei
den Löwen scheint dem L als Vorbild gedient zu haben;
leider vermissen wir für dieselben hier den Boden.
Ls kann unseres Erachtens nach von einem Plagiat
nicht die Rede sein, im Gegenteil stellt das ganze ö eine
Verbesserung eines in den Verhältnissen unrichtigen Wappens
dar. Auch die Schrift ist nicht die gleiche, z. B.: L. R. 5.
Hochachtungsvoll
Der Vorstand des Heraldischen Vereins „Zum Kleeblatt".
I. A.: Heinr. Heizmann, I. Vorsitzender.
Indem wir diese vom heraldischen Standpunkte
aus gegebenen Gutachten hiermit veröffentlicht haben,
schließen wir die Diskussion und bemerken noch, daß auch
gegenteilige Gutachten vorliegen, mit deren Abdruck aber
das in Heft 7 bereits Gesagte wiederholt werden würde.
vreNers Runsljakrbuck 1909
Zum vierten Male erschien Dreßlers Kunstjahr-
buch, herausgegeben vom Maler-Architekt Willy D.
Dreßler. (Verlag Larl Hinftorffs Buchdruckerei in Rostock;
Preis in Leinen gebunden tO Mk.) Diesmal in der Aus-
stattung wesentlich vereinfacht, doch, wie ich gleich voraus-
schicken will, im Inhalt ganz bedeutend verbessert.
Das Buch wächst immer mehr zu einer „Institution", zu
einem Nachschlagewerk heran, ohne das keiner, der mit der
Kunst irgendwie in Beziehung steht, auskommen kann. Es
gewinnt auch im Ausland als authentische Ouelle
deutscher Kunstverhältnisse schnell Bedeutung; des-
halb war die Spekulation des neuen Verlegers, der die
Ausgabe für ^909 in Antiquaschrift setzen ließ, ganz richtig,
da die Ausländer bekanntlich unsere Fraktur nicht lesen
können. Auch die Künstler selbst merken endlich, daß es
für sie von Vorteil ist, in diesem Lexikon aufgeführt zu
sein; sie haben sich in größerer Zahl herbeigelassen, die un-
ermüdlich verschickten Fragebogen zu beantworten, so daß
auch die persönlichen Daten in größerer Vollständigkeit vor-
handen sind. Aufnahme in dieses Verzeichnis deutscher
bildender Künstler und Künstlerinnen der Gegenwart fanden
solche Personen, die einer anerkannten deutschen Künstler-
vereinigung angehören oder aber auf einer von Künstlern
jurierten Ausstellung ausgestellt haben. Es enthält: Namen,
Bernfsangabe, Titel und amtliche Stellung, Adresse, Ge-
burtsort nebst Datum, Auszeichnungen für Kunst, der
Geffentlichkeit zugängliche Werke (und zwar nur solche)
nebst Angabe der Galerie, in der sich das Werk befindet
(bei Buch- und Mappenwerken Angabe des Verlages) und
möglichst auch des Jahres, in dem es entstand; Angabe der
Vereinsangehörigkeit und etwa bestehender Schülerateliers.
Dieses Künstlerverzeichnis nimmt aber nur drei
Achtel des Gesamtumfanges ein; ich erwähne aus dem
reichen Inhalt des Buches noch folgende Abteilungen:
t. Lin allgemeines Sachregister, nach Städten ge-
ordnet; bei allen größeren Städten sind wieder die
Bibliotheken, Lehrstätten, Museen, Privatsammlungen,
Vereine usw. übersichtlich und in alphabetischer Ord-
nung aufgeführt.
2. Lin alphabetisches Verzeichnis der Kunstgelehrten,
Kunstschriftsteller und -schriftstellerinnen, mit
allen wünschenswerten biographischen und literarischen
Angaben. Dies Verzeichnis ist erheblich erweitert
worden und die rege Beteiligung der vielen Kunst-
schriftsteller ist ein gutes Zeichen der literarischen
Wertschätzung des Dreßlerschen Buches.
3. Der Kunstunterricht an den Hochschulen:
u) Akademien, Technischen Hochschulen, Universitäten;
enthält recht eingehende Mitteilungen über die
Ziele der Schulen,, ihre Lehrkörper, die an ihnen
bestehenden Stipendien usw. in alphabetischer
Reihenfolge der Städte. Diese Abteilung ist ganz
bedeutend besser und brauchbarer geworden.
b) Kunst-, Kunstgewerbe- und Fachschulen, Zeichen-
lehrerbildungsanstalten; in gleicher Ausführlichkeit
wie a).
q> Die Museen, Galerien, Privatsammlungen,
Kirchenschätze, Bibliotheken und vorbildersammlungen
mit allen wünschenswerten Einzelheiten.
s. Die Interessenverbände, Künstlergemeinschaften
(Akademien, allgemeine Genossenschaften und Vereine,
lokale Vereine), Kunst- und kunstwissenschaftliche Ver-
eine, Kunstgewerbe- und Zeichenlehrervereine.
6. Verzeichnis der Schriften zur Kunst (Kunstzeit-
fchriften aller Art, periodische vereinsxublikatio-
nen usw.).
7. Mittler zur Kunstarbeit, das sind: