Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler (8.1908/1909)

Heft H6.

Die Werkstatt der Kunst.

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Es darf nicht vorkommen, daß z. B. der Entwurf eines
fchönen Bündnerhauses in einem bernifchen Dorf ausge-
führt wird oder umgekehrt. Das Werk will vielmehr nur
Anregung geben, in welcher weise etwa ein Bau unter
Anlehnung an die Bauart der Gegend, für die er bestimmt
ist, ausgeführt werden kann.
„Meisterbilder fürs deutsche Daus." Neue Reihe. Heraus-
gegeben vom „Kunstwart". XXIX. Folge, Blatt 1Z9
bis 17H. München, Verlag von Georg D. w. Eallwey.
Preis eines jeden Blattes in Umschlag 25 Pf., des
Doppelblattes 50 Pf.
Die XXIX. Folge enthält: Blatt 169 Rembrandt,
Landschaft von 1638. — Blatt 170 Holbein, Bildnis eines
Unbekannten. — Blatt i?i Dürer, Lin Lngelskopf (Hand-
zeichnung). — Blatt 172/73 Grünewald, Lhristi Geburt
(Doxpelblatt). — Blatt 17-1 Millet, Der Säemann.
Matthias Duval, Grundrisse der Anatomie für Künstler.
Deutsche Bearbeitung von Or. L. Gaupp. 3. Auflage.
Stuttgart 1908, Verlag von Ferdinand Enke. Preis
7.50 Mk.
Obwohl wir in Deutschland keinen Mangel an guten
Künstleranatomien haben, hat sich der Grundriß der Ana-
tomie für Künstler von Matthias Duval in den Kreisen
der deutschen Künstler und Kunststudierenden doch gut ein-
gebürgert. Sein Vorzug liegt vor allem in der knappen
und präzisen Form, die trotzdem die sachliche Gründlichkeit
wohl bewahrt. Nun ist bereits die dritte Auflage der
deutschen Bearbeitung erschienen. Im großen ganzen ist
es derselbe Text der französischen Ausgabe in getreuer
Wiedergabe; die Aenderungen der deutschen Bearbeitung
beziehen sich besonders auf die Gelenk- und Muskelmechanik,
auf Bemerkungen über die Symmetrie und Asymmetrie,
ferner auf den allgemeinen Bau und die Einteilung der
Gelenke und vor allem auf ein besonderes neues Kapitel
über die Haut und ihre Gebilde. Or. Gauxp hat mit Hilfe
des akademischen Zeichners an der Freiburger Universität,
R. Schilling, eine ganze Reihe neuer Abbildungen direkt
nach Präparaten zeichnen lassen und auch sonst eine reiche
Anzahl photographischer Aufnahmen eingefügt, besonders
von Akten und bekannten antiken Statuen. Bei den Ab-
bildungen nach Präparaten ist es lobend hervorzuheben
und wird dem Lernenden das Verständnis wesentlich er-
leichtern, daß Knochen- und Muskeldarftellungen stets von
der gleichen und zwar von der rechten Seite genommen
worden find. Da eine Einigung auf deutsche anatomische
Bezeichnungen in der Gelehrtenwelt immer noch nicht er-
zielt worden ist, wurden auch hier stets die lateinischen
Namen aber durchaus nach der neuen Nomenklatur ge-
braucht. Das Buch scheint uns sehr geeignet zu sein,
neben praktischem Anschauungsunterricht dein Lernenden
als vorzügliches Hilfsmittel und zuverlässiges Nachschlage-
werk zu dienen.
Arthur Roeßler, Ferdinand Georg Waldmüller. Wien,
Verlag von Earl Gracser. Preis 5 Mk.
Die Iahrhundertausstellung hat uns den Künstler
Waldmüller wiedergeschenkt, der lange Jahre vollkommen
vergessen war. Schon zu seinen Lebzeiten befand er sich
im vollkommenen Gegensatz zu seiner Zeit und nahm oft
die Feder zu Streitschriften und Kritiken in die Hand.
Nun, da seit seinem Tode ungefähr 30 Jahre vergangen
waren, fand die Kunst Waldmüllers endlich wieder die
verdiente Geltung. Sowohl als Porträtist als auch Land-
schafter hat Waldmüller unserer Zeit viel zu bieten. Da
ist es sehr erfreulich, daß Arthur Roeßler in einer Mono-
graphie die besten Werke im Bilde zusammengestellt und
durch einen sachlichen Text begleitet hat. Das Buch wird
allen Freude machen, denen es eine Genugtuung bereitet,
daß auch in deutschen Landen die künstlerische Tradition
niemals abgebrochen war, wenn sie auch in seltsamer Ver-
blendung zeitweise vergessen oder nicht beachtet wurde. X/!
Schön und praktisch. Eine Einführung in die Aesthetik
der angewandten Künste. von Prof. Or. Konrad
Lange. Führer zur Kunst. Herausgegeben von Or.

Herm. Popp-München. Preis jedes Bändchens i Mk.
Eßlingen, Paul Neff Verlag (Max Schreiber).
Der bekannte Tübinger Kunstästhetiker, dessen größeres
Werk „Das Wesen der Kunst" überall hohe Beachtung ge-
funden hat, veröffentlicht hier eine gemeinverständliche Ab-
handlung über die Entstehung der dekorativen Kunstformen
und die Aesthetik der angewandten Künste, gleich interessant
für Kunstgelehrte, wie für Kunstgewerbler und Laien,
Alexander von Gleichen-Rußwurm, Sieg der Freude.
Eine Aesthetik des praktischen Lebens. Broschiert 6 Mk.,
in englische Leinwand geb. 7,50 Mk., in Pergament geb.
9 Mk., Luxusausgabe in 30 numerierten Exemplaren
auf Japan gedruckt und in Maroquin geb. 30 Mk.
Verlag von Julius Hostmann in Stuttgart.
Aus dem Inhalt: Das Sinnliche in der Aesthetik. Das
ästhetische Gewissen. Der wert des guten Geschmacks. Der
Reichtum als Ouelle. Behaglichkeit und Proportionen.
Die Auswahl der Sachen, von der Tracht. Vom schönen
Körper. Die Anmut der Rede. Der gute Ton. Heimat
und Fremde. Natur. Die schönen Künste. Die gedruckte
Welt, vom Zauber der Bühne. Erziehung. Wohltätig-
keit. Takt. Toleranz. Mauern der Ehrfurcht. — Der
Verfasser würdigt den Menschen als Individuum, als Mit-
glied der Gesellschaft, in seinem Verhältnis zur Natur,
zu den ihn umgebenden Institutionen und Gegenständen,
in feiner Arbeit, in feinem Denken und Fühlen. Er kämpft
für den Gedanken, daß wir den Werktag verklären müssen
durch Festhalten an unsern Idealen und daß wir in dem
zumeist kleinlichen Getriebe des Alltags den Ausblick auf
höhere Ziele nicht verlieren dürfen, immer unter dem Ge-
sichtspunkt, der am Schluffe des Buches nochmals treffend
zum Ausdruck kommt: wer die Pflicht zur Schönheit an-
erkennt und befolgt, hat sein Leben durch den Sieg der
Freude vergoldet.

Aus Akademien und Kunstschulen

Dresden. In der Akademie für Zeichnen, Malen
und Modellieren von Kgl. Hofrat Prof. Simon-
son-Lastelli, 5. Ostbahnstraße, welche staatlich ge-
nehmigt und dem Kgl. Sächs. Ministerium unterstellt ist,
hat den Unterricht wieder begonnen. Damen und Herren
erhalten künstlerische Ausbildung in allen der Kunst ein-
schlagenden Fächern.

Personalien

Danzig. Der Dozent an der Technischen Hochschule zu
Danzig, Kunstmaler Prof. Aug. von Brandts, ist als
etatsmäßiger Professor für Figuren- und Landschaftszeichnen
und Aquarellmalen an die Technische Hochschule in Aachen
berufen worden; er tritt hier an Stelle des in den Ruhe-
stand getretenen Prof. Alexander Frenz.

Literatur und Kunstblätter

Max Klingers neueste Schöpfung. Das gewaltige Wand-
gemälde für die Aula der Universität Leipzig ist von der
Verlagsbuchhandlung L. A. Seemann in Leipzig in einer
sehr schönen farbigen Reproduktion ausgegeben woröen, zu
der Prof. Vr. p. Schumann einen Aufsatz verfaßt hat, um
in das Verständnis und den Genuß dieser außerordentlichen
Schöpfung einzuführen. Die Broschüre mit dem großen
farbigen Kunstblatt kostet 1,50 Mk. Klingers Gemälde ist
eine Verkörperung griechischen Geistes, griechischer Kultur
und Lebensfreude; das Bild ist in der Schönheit seiner
Landschaft, der Pracht seiner Figuren und dem bezaubernden
Reiz der Farbe vielleicht die Krone von Klingers male-
rischem Schaffen.