Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0417
DOI Heft:
Heft 30 (26. April 1909)
DOI Artikel:Das Kunstleben in Kassel
DOI Artikel:Förster, Hermann: Ueber bunte Entwürfe für Farbenreproduktionen
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Die Werkstatt der Kunst
Organ für äie Interessen äer bilctenclen Künstler
^eäaktem: ^ritz heUwag.
VIII. Jabrg. I)eft ao. 26. April 1909.
Vas Runltleben in Rassel
Der Runstverein Rassel ist seit dem Herbst vorigen
Jahres in ein neues, wesentlich reorganisiertes Stadium
getreten. Durch saft vollständige Neuwahl des Vorstandes,
der sich jetzt einesteils aus Künstlern und kunstwissenschaft-
lich gebildeten Herren, andernteils aus tüchtigen Juristen
und Männern der Finanzwelt zusammensetzt, ist es dem
Runstverein Rassel gelungen, qualitativ wie quantitativ
ungleich mehr zu leisten, als früher. Durch innigere
Fühlungnahme mit der Rünstlerschaft (Einladung Einzelner
und geschloffener Gruppen) einerseits, mit dem hiesigen
Publikum andererseits, ist das Interesse bei diesem an den
Ausstellungen reger und der Besuch ein größerer, die Rauf-
lust eine gegen früher bedeutend lebhaftere geworden. Frei-
willige Spenden zum Fonds des Runstvereins Rassel, nam-
hafte freiwillige Ankaufs Verpflichtungen seitens
der kapitalkräftigen Elemente Kassels und der
wilhelmshöhe setzten den Runstverein Rassel in den
Stand, sein äußeres Gewand dem jetzt gebotenen, wirklich
bedeutenden Inhalt würdiger anzupassen. Ja, es ist kaum
zu viel behauptet, daß durch diese Anstrengungen des Runst-
vereins Rassel das künstlerische Niveau Kassels in
der kurzen Zeit (seit September v. I.) bereits sicht-
lich gehoben und der Einfluß auch außerhalb unserer
vier pfähle sich durch höhere Ansprüche an künstlerische
Kultur fühlbar macht.
Man hat jedoch gegen einen starken Feind an-
zukämpfen! Das ist der mit Recht ungemein schlechte
Ruf, den Rassel als Kunststadt in Rünstlerkreisen sich von
früher mitgebracht hat und noch heute genießt! Diesen
Ruf auch nach außen hin zu korrigieren und auch bei den
auswärtigen Kollegen ein regeres Interesse an den Aus-
stellungen zu erwecken, sie von selbst kommen zu sehen,
geht natürlich nicht so leicht und schnell, wie in den eigenen
Mauern einen erträglichen Zustand zu schassen. Mögen
diese Zeilen dazu dienen und den eifrigen Bemühungen,
besonders der Herren L. Melville und Meyer-Rassel,
verdienten Erfolg vermitteln.
Kassel. (Runstverein, Ständexlatz Am 8. April
schloß die Ausstellung hessischer Künstler. Beteiligt
waren: Ad. Beyer-Darmstadt, Friedr. Fennel, Earl Heine-
Koblenz, Prof. Rich. Hölscher-Darmstadt, Rob. Hoffmann-
Lamp a. Rh., M. v. Hüllessem-Rassel, Rich. Jeschke-Rassel,
Prof. Herm. Rnackfuß-Rasfel, Ferd. Roch, Prof. Fritz Roch,
Fr. Roeppel, Egon Jos. Rossuth-Wiesbaden, Gtto Lang-
Wollin, Th. Matthei, Hans Meyer-Rassel, Heinr. Gtto,
Paul Scheffer, Gtto Ubbelohde-Goßfelden, Hans Völcker-
wiesbaden, Prof. Ad. Wagner; Plastik: Ad. Amberg, Prof.
Hugo Kaufmann, Jos. Limburg, PH. Modrow; Kunst-
gewerbe: Pros. Rud. Bosselt, Albert Rahlbrandt, R. und
B. Greans. — Angekauft wurden: Gemälde, Zeich-
nungen und Radierungen von: Fr. Fennel (2), Prof. Rich.
Hölscher (P, Prof. Herm. Rnacksuß (P, Pros. Fr. Roch (P,
Hans Meyer-Rassel (2), Heinr. Gtto (P, Gtto Ubbelohde
(P, Pros. Ad. Wagner (2); Plastik: Prof. Aug. Gaul (0;
Runstgewerbe: Albert Rahlbrandt (qF
Kassel. (Runstverein, Ständeplatz tG/y.) Am April
d. I. begann eine Ausstellung des „Märkischen Künstler-
bundes" und speziell Kasseler Künstler mit etwa andert-
halbmonatlicher Dauer. — Im Juli und August findet
hier eine bedeutende Ausstellung moderner Franzosen
statt. Die Sammlung — Malerei und Plastik — geht nach-
her von hier nach Berlin, einen integrierenden Teil einer
dort geplanten französischen Ausstellung bildend.
Kassel. Plaketten von Prof. Herm. Hahn-München und
Prof. Georg Wrba-Dresden wurden kürzlich für das hie-
sige Museum Friede rieianum erworben.
Kleber bunte Entwürfe für ^arbenreprocluktionen
(Eine Entgegnung auf die Stellungnahme in Heft 25.)
Bei der Verfassung des Artikels in Nr. t8 bin ich von
dein Grundsatz ansgegangen, daß den Künstlern die unbe-
dingt nötigen Unterweisungen erteilt werden sollen, wie
sie sich bei den Malereien für die Farbenreproduktionen zu
verhalten haben, um den Reproduktionsanstalten einerseits
und den Druckereien andererseits die schwierigen Arbeiten
möglichst zu erleichtern. — Der vorurteilsfreie Leser wird
aus der ganzen Fassung des Artikels herausfinden, daß ich
mich befleißigte, möglichst alle wichtigen Punkte zu erörtern,
die den Künstlern zu wissen nötig sind, um ihnen eine
Handhabe zu geben, nach der sie schaffen und wirken können,
um zweckentsprechende Griginale für die Farbenreproduk-
tionen herzustellen, und zweitens, daß ich wohl vom Repro-
dnktionsfach mehr verstehen mag, als Herr Mielich anzu-
nehmen scheint. Denn wenn er den Artikel in seiner
Fassung verfolgt, dann muß ihm doch der Gedanke kommen,
daß ein Laie so nicht schreiben kann, und es möge Herrn
M. zu seiner Beruhigung dienen, daß ich fast 55 Jahre
den graphischen und den Reproduktionsfächern in praktischer
Tätigkeit angehöre, wenn ich nun auf Grund meiner
eigenen Erfahrungen, besonders aber unter der mir sehr
wertvollen Beihilfe einer der ersten und hervorragendsten
Dreifarbendruckfirmen Deutschlands (Förster 6c Borries,
Zwickau i. S.) einen anleitenden Artikel verfaßte, der der:
Künstlern möglichst volle Aufklärung geben soll, dann ist
der von Herrn M. angeschlagene Ton in Nr. 25 durchaus
nicht geeignet, meine Ausführungen zu entkräften, bezw.
der Sache so zu dienen, daß den Künstlern ein Nutzen er-
wüchse. Ist es nicht geradezu widersinnig, zu verlangen, daß
sich die Anstalten abmühen sollen, die Naturtreue der «Ori-
ginale „annähernd" zu erreichen, wo es ihnen bei richtiger
Würdigung der Sachlage seitens der Künstler wesentlich
leichter gemacht hätte werden können? wenn also die
Anstalten mit den verschiedenen von Herrn M. angeführten
Unzulänglichkeiten schwer kämpfen müssen, weshalb sollte
man dann nicht verlangen, daß die Griginale so beschaffen
sein müssen, um die originalgetreue Wiedergabe wenig-
stens in der von mir erläuterten Richtung möglichst zu er-
leichtern.
wenn Herr M. die Schwierigkeiten der Reproduktionen
und des Druckes kennen würde — was nach seinen Aus-
führungen zu urteilen nicht der Fall ist —, dann würde er
Organ für äie Interessen äer bilctenclen Künstler
^eäaktem: ^ritz heUwag.
VIII. Jabrg. I)eft ao. 26. April 1909.
Vas Runltleben in Rassel
Der Runstverein Rassel ist seit dem Herbst vorigen
Jahres in ein neues, wesentlich reorganisiertes Stadium
getreten. Durch saft vollständige Neuwahl des Vorstandes,
der sich jetzt einesteils aus Künstlern und kunstwissenschaft-
lich gebildeten Herren, andernteils aus tüchtigen Juristen
und Männern der Finanzwelt zusammensetzt, ist es dem
Runstverein Rassel gelungen, qualitativ wie quantitativ
ungleich mehr zu leisten, als früher. Durch innigere
Fühlungnahme mit der Rünstlerschaft (Einladung Einzelner
und geschloffener Gruppen) einerseits, mit dem hiesigen
Publikum andererseits, ist das Interesse bei diesem an den
Ausstellungen reger und der Besuch ein größerer, die Rauf-
lust eine gegen früher bedeutend lebhaftere geworden. Frei-
willige Spenden zum Fonds des Runstvereins Rassel, nam-
hafte freiwillige Ankaufs Verpflichtungen seitens
der kapitalkräftigen Elemente Kassels und der
wilhelmshöhe setzten den Runstverein Rassel in den
Stand, sein äußeres Gewand dem jetzt gebotenen, wirklich
bedeutenden Inhalt würdiger anzupassen. Ja, es ist kaum
zu viel behauptet, daß durch diese Anstrengungen des Runst-
vereins Rassel das künstlerische Niveau Kassels in
der kurzen Zeit (seit September v. I.) bereits sicht-
lich gehoben und der Einfluß auch außerhalb unserer
vier pfähle sich durch höhere Ansprüche an künstlerische
Kultur fühlbar macht.
Man hat jedoch gegen einen starken Feind an-
zukämpfen! Das ist der mit Recht ungemein schlechte
Ruf, den Rassel als Kunststadt in Rünstlerkreisen sich von
früher mitgebracht hat und noch heute genießt! Diesen
Ruf auch nach außen hin zu korrigieren und auch bei den
auswärtigen Kollegen ein regeres Interesse an den Aus-
stellungen zu erwecken, sie von selbst kommen zu sehen,
geht natürlich nicht so leicht und schnell, wie in den eigenen
Mauern einen erträglichen Zustand zu schassen. Mögen
diese Zeilen dazu dienen und den eifrigen Bemühungen,
besonders der Herren L. Melville und Meyer-Rassel,
verdienten Erfolg vermitteln.
Kassel. (Runstverein, Ständexlatz Am 8. April
schloß die Ausstellung hessischer Künstler. Beteiligt
waren: Ad. Beyer-Darmstadt, Friedr. Fennel, Earl Heine-
Koblenz, Prof. Rich. Hölscher-Darmstadt, Rob. Hoffmann-
Lamp a. Rh., M. v. Hüllessem-Rassel, Rich. Jeschke-Rassel,
Prof. Herm. Rnackfuß-Rasfel, Ferd. Roch, Prof. Fritz Roch,
Fr. Roeppel, Egon Jos. Rossuth-Wiesbaden, Gtto Lang-
Wollin, Th. Matthei, Hans Meyer-Rassel, Heinr. Gtto,
Paul Scheffer, Gtto Ubbelohde-Goßfelden, Hans Völcker-
wiesbaden, Prof. Ad. Wagner; Plastik: Ad. Amberg, Prof.
Hugo Kaufmann, Jos. Limburg, PH. Modrow; Kunst-
gewerbe: Pros. Rud. Bosselt, Albert Rahlbrandt, R. und
B. Greans. — Angekauft wurden: Gemälde, Zeich-
nungen und Radierungen von: Fr. Fennel (2), Prof. Rich.
Hölscher (P, Prof. Herm. Rnacksuß (P, Pros. Fr. Roch (P,
Hans Meyer-Rassel (2), Heinr. Gtto (P, Gtto Ubbelohde
(P, Pros. Ad. Wagner (2); Plastik: Prof. Aug. Gaul (0;
Runstgewerbe: Albert Rahlbrandt (qF
Kassel. (Runstverein, Ständeplatz tG/y.) Am April
d. I. begann eine Ausstellung des „Märkischen Künstler-
bundes" und speziell Kasseler Künstler mit etwa andert-
halbmonatlicher Dauer. — Im Juli und August findet
hier eine bedeutende Ausstellung moderner Franzosen
statt. Die Sammlung — Malerei und Plastik — geht nach-
her von hier nach Berlin, einen integrierenden Teil einer
dort geplanten französischen Ausstellung bildend.
Kassel. Plaketten von Prof. Herm. Hahn-München und
Prof. Georg Wrba-Dresden wurden kürzlich für das hie-
sige Museum Friede rieianum erworben.
Kleber bunte Entwürfe für ^arbenreprocluktionen
(Eine Entgegnung auf die Stellungnahme in Heft 25.)
Bei der Verfassung des Artikels in Nr. t8 bin ich von
dein Grundsatz ansgegangen, daß den Künstlern die unbe-
dingt nötigen Unterweisungen erteilt werden sollen, wie
sie sich bei den Malereien für die Farbenreproduktionen zu
verhalten haben, um den Reproduktionsanstalten einerseits
und den Druckereien andererseits die schwierigen Arbeiten
möglichst zu erleichtern. — Der vorurteilsfreie Leser wird
aus der ganzen Fassung des Artikels herausfinden, daß ich
mich befleißigte, möglichst alle wichtigen Punkte zu erörtern,
die den Künstlern zu wissen nötig sind, um ihnen eine
Handhabe zu geben, nach der sie schaffen und wirken können,
um zweckentsprechende Griginale für die Farbenreproduk-
tionen herzustellen, und zweitens, daß ich wohl vom Repro-
dnktionsfach mehr verstehen mag, als Herr Mielich anzu-
nehmen scheint. Denn wenn er den Artikel in seiner
Fassung verfolgt, dann muß ihm doch der Gedanke kommen,
daß ein Laie so nicht schreiben kann, und es möge Herrn
M. zu seiner Beruhigung dienen, daß ich fast 55 Jahre
den graphischen und den Reproduktionsfächern in praktischer
Tätigkeit angehöre, wenn ich nun auf Grund meiner
eigenen Erfahrungen, besonders aber unter der mir sehr
wertvollen Beihilfe einer der ersten und hervorragendsten
Dreifarbendruckfirmen Deutschlands (Förster 6c Borries,
Zwickau i. S.) einen anleitenden Artikel verfaßte, der der:
Künstlern möglichst volle Aufklärung geben soll, dann ist
der von Herrn M. angeschlagene Ton in Nr. 25 durchaus
nicht geeignet, meine Ausführungen zu entkräften, bezw.
der Sache so zu dienen, daß den Künstlern ein Nutzen er-
wüchse. Ist es nicht geradezu widersinnig, zu verlangen, daß
sich die Anstalten abmühen sollen, die Naturtreue der «Ori-
ginale „annähernd" zu erreichen, wo es ihnen bei richtiger
Würdigung der Sachlage seitens der Künstler wesentlich
leichter gemacht hätte werden können? wenn also die
Anstalten mit den verschiedenen von Herrn M. angeführten
Unzulänglichkeiten schwer kämpfen müssen, weshalb sollte
man dann nicht verlangen, daß die Griginale so beschaffen
sein müssen, um die originalgetreue Wiedergabe wenig-
stens in der von mir erläuterten Richtung möglichst zu er-
leichtern.
wenn Herr M. die Schwierigkeiten der Reproduktionen
und des Druckes kennen würde — was nach seinen Aus-
führungen zu urteilen nicht der Fall ist —, dann würde er