Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/1909
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0445
DOI issue:
Heft 32 (10. Mai 1909)
DOI article:Die Eröffnung der Großen Berliner Kunstausstellung 1909
DOI article:Lebrecht: Die Haftung für Wettbewerb-Arbeiten
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0445
Die Werkstatt der Kunst
Organ für ckie Interessen äer bilctenclen Künstler
beclakteur: ^rilz Hettxvag.
VIII. Jabrg. Heft 32. io. Mai 1909.
Oie Eröffnung cler GroKen Verlmer KunftausfteUung 1909
Die Große Berliner Kunstausstellung ist am
Mai durch eine musikalische Feier eröffnet worden, der
als Ehrengäste unter anderem Minister v. Moltke, der
bayerische Gesandte Gras Lerchenfeld, der Präsident des
Herrenhauses von Manteuffel, Staatsminister lür. v. Studt,
Prinz Mied, die Hochschulrektoren Kahl und Borrmann
sowie der Direktor der Königsberger Kunstakademie Prof.
L. Dettmann-Königsberg beiwohnten. Dem Rundgange durch
die Ausstellung folgte nach H Ahr ein Bankett im Festsaal
des Ausstellungsparkes.
Pros. Pans Loo sch en, der Präsident der diesjährigen
Ausstellung, hielt bei der Eröffnungsfeier eine Ansprache,
aus der wir folgende Sätze hervorheben:
„An die heute zu eröffnende Große Berliner Kunst-
ausstellung knüpfen sich, wie an alle vorhergehenden, die
Hoffnungen der hier vertretenen heimischen und auslän-
dischen Künstler, die um den Lorbeer der Kunst gewett-
eifert haben. Das Gute und Beste von ihren Schöpfungen
hier zu zeigen, ist auch in diesem Jahre das Bestreben der
Ausstellung gewesen.
Sicherlich ist die Verschiedenheit der malerischen Aus-
drucksweise nirgends so groß wie bei uns in Deutschland,
und wenn inan darin einerseits einen Mangel an guter
Ueberlieferung erblicken könnte, so ist diese Verschieden-
heit andererseits sicherlich ein Zeichen von gesunder Kraft,
die unsere großen und eigenartigen Meister, wie Böcklin,
Leibl, Menzel usw., gezeitigt hat.
Weniger stark tritt diese Mannigfaltigkeit der Stil-
richtungen in der plastischen Kunst zutage, die ihrer
Natur nach fester an die Form gebunden ist und darum
von persönlichen Wesensverschiedenheiten der Künstler in
geringerem Maße berührt wird.
Außer Berlin haben die Städte Düsseldorf, München,
Karlsruhe und Wien unsere Ausstellung reich beschickt,
und wir erblicken in der Beteiligung der Künstlerschaften
dieser berühmten Stätten der Kunst eine erneute Gewähr
für ein einträchtiges Zusammenwirken der gesamten
deutschen Malerei und Bildnerei.
Einigen hervorragenden Malern haben wir Sonder-
ausstellungen gewährt, die in den vorderen Sälen Platz
gefunden haben.
Durch das dankenswerte Entgegenkommen einiger
Galerien und die Unterstützung verschiedener Kunstfreunde
wurde es uns ermöglicht, eine Sammlung von Künstler-
porträts zusammenzustellen, deren Darbietung den wünschen
vieler entsprechen dürfte.
Line Neugestaltung haben die beiden großen Säle,
die neben dem Kuppelsaal liegen, erfahren. Sie sind
intimer geworden und erleichtern durch die Dreiteilung des
Raumes wesentlich das Arrangement der Kunstwerke. Den
wünschen der Bildhauer ist besonders im Saal t? Rechnung
getragen worden.
Ferner haben wir versucht, einige Säle wohnlicher
herzurichten, um zu zeigen, wie gut Bilder in solchen
Räumen wirken. Für den Besucher der Ausstellung werden
diese dekorativ reicheren Säle eine angenehme Abwechselung
sein. Durch diese Maßnahmen hoffen wir das Gesamt-
bild vorteilhaft verändert und unseren Zwecken dien-
licher ausgestaltet zu haben. —- Freilich hat auch diesmal
eine erhebliche Zahl von eingesandten Arbeiten zurück-
gewiesen werden müssen, weil sie den künstlerischen An-
sprüchen nicht genügten.
Zu meiner großen Freude kann ich heute, am Tage
der Eröffnung unserer Ausstellung, mitteilen, daß die
Stadt Berlin Preise im Betrage von ^2 000 Mk. für
hervorragende Leistungen Berliner Künstler gestiftet hat.
Ich habe die Ehre, im Namen der Berliner Künstler den
herzlichsten Dank dafür auszusprechen. Für die Gewährung
einer Lotterie auch für dieses Jahr haben wir dem hohen
Ministerium Dank abzustatten.
Nunmehr erlaube ich mir an Sie, hochgeehrter Herr
Geheimrat, die ergebenste Bitte zu richten, die Große Ber-
liner Kunstausstellung eröffnen zu wollen."
Hierauf nahm im Auftrage des Kultusministeriums
Herr wirkl. Geh. Mberregierungsrat Or. Schmidt das
Wort zu einer längeren Erwiderung.
Oie Haftung kür Mettbexverb-Arbeiten
Das Landgericht Leipzig hat als Berufungs-
instanz in der jüngsten Zeit eine Entscheidung er-
lassen, die für das Rechtsverhältnis zwischen dem
Veranstalter eines Wettbewerbes und dem daran
teilnehmenden Künstler in mehrfacher Hinsicht von
Interesse ist.
Die Stadt B. hatte einen Wettbewerb für ein
Denkmal ausgeschrieben. In den Bedingungen war
u. a. bestimmt, daß die eingegangenen Entwürfe nach
erfolgter Entscheidung des Preisgerichtes öffentlich
ausgestellt werden und sodann binnen Tagen
nach Schluß der Ausstellung durch die Verfasser oder
deren Bevollmächtigte abzuholen sind, und daß Ent-
würfe, die innerhalb dieser Frist nicht abgeholt sind,
den Eigentümern auf deren Kosten und Gefahr durch
die städtische Verwaltung übersendet werden. An dem
Wettbewerbe hatte sich u. a. der Bildhauer H. in
Leipzig beteiligt. Derselbe hatte seinen Entwurf nicht
innerhalb der obigen Frist abgeholt. Die Stadtver-
waltung ließ darauf das Modell durch einen Bild-
hauer nach dessen Atelier überführen, dort verpacken
und dem Eigentümer H. übersenden. Bei der An-
kunft zeigte sich, daß das Modell mit schwarzer Farbe
beschmutzt war und der miteingesandte Dekorations-
stoff sowie Beschreibung, Lageplan usw. fehlten. H.
bezahlte darauf zwar die Uebersendungskosten, ver-
weigerte aber die Erstattung der von der Stadtver-
waltung zu B. an den dortigen Bildhauer für
Organ für ckie Interessen äer bilctenclen Künstler
beclakteur: ^rilz Hettxvag.
VIII. Jabrg. Heft 32. io. Mai 1909.
Oie Eröffnung cler GroKen Verlmer KunftausfteUung 1909
Die Große Berliner Kunstausstellung ist am
Mai durch eine musikalische Feier eröffnet worden, der
als Ehrengäste unter anderem Minister v. Moltke, der
bayerische Gesandte Gras Lerchenfeld, der Präsident des
Herrenhauses von Manteuffel, Staatsminister lür. v. Studt,
Prinz Mied, die Hochschulrektoren Kahl und Borrmann
sowie der Direktor der Königsberger Kunstakademie Prof.
L. Dettmann-Königsberg beiwohnten. Dem Rundgange durch
die Ausstellung folgte nach H Ahr ein Bankett im Festsaal
des Ausstellungsparkes.
Pros. Pans Loo sch en, der Präsident der diesjährigen
Ausstellung, hielt bei der Eröffnungsfeier eine Ansprache,
aus der wir folgende Sätze hervorheben:
„An die heute zu eröffnende Große Berliner Kunst-
ausstellung knüpfen sich, wie an alle vorhergehenden, die
Hoffnungen der hier vertretenen heimischen und auslän-
dischen Künstler, die um den Lorbeer der Kunst gewett-
eifert haben. Das Gute und Beste von ihren Schöpfungen
hier zu zeigen, ist auch in diesem Jahre das Bestreben der
Ausstellung gewesen.
Sicherlich ist die Verschiedenheit der malerischen Aus-
drucksweise nirgends so groß wie bei uns in Deutschland,
und wenn inan darin einerseits einen Mangel an guter
Ueberlieferung erblicken könnte, so ist diese Verschieden-
heit andererseits sicherlich ein Zeichen von gesunder Kraft,
die unsere großen und eigenartigen Meister, wie Böcklin,
Leibl, Menzel usw., gezeitigt hat.
Weniger stark tritt diese Mannigfaltigkeit der Stil-
richtungen in der plastischen Kunst zutage, die ihrer
Natur nach fester an die Form gebunden ist und darum
von persönlichen Wesensverschiedenheiten der Künstler in
geringerem Maße berührt wird.
Außer Berlin haben die Städte Düsseldorf, München,
Karlsruhe und Wien unsere Ausstellung reich beschickt,
und wir erblicken in der Beteiligung der Künstlerschaften
dieser berühmten Stätten der Kunst eine erneute Gewähr
für ein einträchtiges Zusammenwirken der gesamten
deutschen Malerei und Bildnerei.
Einigen hervorragenden Malern haben wir Sonder-
ausstellungen gewährt, die in den vorderen Sälen Platz
gefunden haben.
Durch das dankenswerte Entgegenkommen einiger
Galerien und die Unterstützung verschiedener Kunstfreunde
wurde es uns ermöglicht, eine Sammlung von Künstler-
porträts zusammenzustellen, deren Darbietung den wünschen
vieler entsprechen dürfte.
Line Neugestaltung haben die beiden großen Säle,
die neben dem Kuppelsaal liegen, erfahren. Sie sind
intimer geworden und erleichtern durch die Dreiteilung des
Raumes wesentlich das Arrangement der Kunstwerke. Den
wünschen der Bildhauer ist besonders im Saal t? Rechnung
getragen worden.
Ferner haben wir versucht, einige Säle wohnlicher
herzurichten, um zu zeigen, wie gut Bilder in solchen
Räumen wirken. Für den Besucher der Ausstellung werden
diese dekorativ reicheren Säle eine angenehme Abwechselung
sein. Durch diese Maßnahmen hoffen wir das Gesamt-
bild vorteilhaft verändert und unseren Zwecken dien-
licher ausgestaltet zu haben. —- Freilich hat auch diesmal
eine erhebliche Zahl von eingesandten Arbeiten zurück-
gewiesen werden müssen, weil sie den künstlerischen An-
sprüchen nicht genügten.
Zu meiner großen Freude kann ich heute, am Tage
der Eröffnung unserer Ausstellung, mitteilen, daß die
Stadt Berlin Preise im Betrage von ^2 000 Mk. für
hervorragende Leistungen Berliner Künstler gestiftet hat.
Ich habe die Ehre, im Namen der Berliner Künstler den
herzlichsten Dank dafür auszusprechen. Für die Gewährung
einer Lotterie auch für dieses Jahr haben wir dem hohen
Ministerium Dank abzustatten.
Nunmehr erlaube ich mir an Sie, hochgeehrter Herr
Geheimrat, die ergebenste Bitte zu richten, die Große Ber-
liner Kunstausstellung eröffnen zu wollen."
Hierauf nahm im Auftrage des Kultusministeriums
Herr wirkl. Geh. Mberregierungsrat Or. Schmidt das
Wort zu einer längeren Erwiderung.
Oie Haftung kür Mettbexverb-Arbeiten
Das Landgericht Leipzig hat als Berufungs-
instanz in der jüngsten Zeit eine Entscheidung er-
lassen, die für das Rechtsverhältnis zwischen dem
Veranstalter eines Wettbewerbes und dem daran
teilnehmenden Künstler in mehrfacher Hinsicht von
Interesse ist.
Die Stadt B. hatte einen Wettbewerb für ein
Denkmal ausgeschrieben. In den Bedingungen war
u. a. bestimmt, daß die eingegangenen Entwürfe nach
erfolgter Entscheidung des Preisgerichtes öffentlich
ausgestellt werden und sodann binnen Tagen
nach Schluß der Ausstellung durch die Verfasser oder
deren Bevollmächtigte abzuholen sind, und daß Ent-
würfe, die innerhalb dieser Frist nicht abgeholt sind,
den Eigentümern auf deren Kosten und Gefahr durch
die städtische Verwaltung übersendet werden. An dem
Wettbewerbe hatte sich u. a. der Bildhauer H. in
Leipzig beteiligt. Derselbe hatte seinen Entwurf nicht
innerhalb der obigen Frist abgeholt. Die Stadtver-
waltung ließ darauf das Modell durch einen Bild-
hauer nach dessen Atelier überführen, dort verpacken
und dem Eigentümer H. übersenden. Bei der An-
kunft zeigte sich, daß das Modell mit schwarzer Farbe
beschmutzt war und der miteingesandte Dekorations-
stoff sowie Beschreibung, Lageplan usw. fehlten. H.
bezahlte darauf zwar die Uebersendungskosten, ver-
weigerte aber die Erstattung der von der Stadtver-
waltung zu B. an den dortigen Bildhauer für