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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/​1909

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Heft 16 (18. Januar 1909)
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Rothe, Friedrich: Die Rechtsfrage beim Kampf um die Jankschen Bilder
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Eine Kundgebung für Angelo Jank
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0223

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Heft f6. Die Werkstatt der Kunst.2 Hst
saale des Reichstags zu belassen. Durch die Abnahme der Bilder wird das Deutsche Reich, ver-
treten durch den Reichstag, Eigentümer der Bilder. „Der Eigentümer einer Sache kann, soweit
nicht das Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen, mit der Sache nach Belieben verfahren", sagt das
Gesetz im K 9O0 BGB. Das Gesetz verbietet bei Kunstwerken nur die unbefugte Vervielfältigung,
Verbreitung und Schaustellung und schützt den Künstler in gewissem Umfange vor Veränderungen seines
Werkes, im übrigen aber gestattet es dem Eigentümer, mit dem Werke nach Belieben zu verfahren, das-
selbe zu verschenken, verborgen zu halten, ja zu vernichten. Auch ein vertragliches Recht Janks auf
die Anbringung der Gemälde im Sitzungssaal wird man nicht anerkennen können, falls er sich dasselbe
nicht ausdrücklich ausbedungen hat, da mit der Abnahme des Werkes und der Bezahlung die Verpflich-
tungen des Bestellers aus dem Werkverträge mangels anderer Vereinbarungen erschöpft sind.
Jank wird also sein Honorar aller Voraussicht nach erhalten, sich aber bei der im Reichstage
anscheinend herrschenden Stimmung dabei bescheiden müssen, daß sein Werk einen anderen als den be-
stimmungsmäßigen Platz erhält.
Rechtsanwalt Vr. Rotds, Syndikus der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft.

Sins RrmÄgebung kur Angelo Jank

Ueber hundert Münchener Künstler, Maler, Bildhauer, Architekten u. a., erließen folgende Kundgebung,
in der sie für die Bilder Janks für das Reichstagsgebäude eintreten und die unwürdigen Angriffe der Abge-
ordneten Vr. Arendt und Or. Pfeiffer energisch zurückweisen:
„Nach zweimaligem Wettbewerb sind Janks Entwürfe für die Ausschmückung des Sitzungssaales angenommen
worden. Der Künstler hat seine Arbeiten im Einverständnis mit der hierzu bestellten Kommission durchgeführt. Die
Bilder waren provisorisch im Sitzungssaal aufgehängt und es entwickelte sich eine Diskussion, welche zur Folge hatte,
daß sie noch vor dem Zusammentritt der Kommission wieder von ihren Plätzen entfernt wurden.
„Bei der Besprechung im Reichstag haben namentlich zwei Abgeordnete die Arbeiten Janks in unerhörter
weise behandelt, ohne daß von irgendeiner Seite Verwahrung dagegen eingelegt worden wäre.
„Durch dieses Vorgehen gegen einen anerkannten Meister wurde die Gesamtheit der deutschen Künstler gekränkt.
Es ist bedauerlich, daß kein Forum besteht, bei welchem sie für eine solche Verletzung ihrer Standesehre entsprechende
Sühne erwirken könnte.
„Man wird niemandem verübeln, in Kunstfragen seine besondere Meinung zu haben und sie zu äußern.
Etwas anderes aber ist es, wenn ein Volksvertreter im Parlament versucht, den wert künstlerischer Arbeit mit leicht
hingeworfenen Worten zu vernichten.
„Was würde man von einem Parlamentarier sagen, der sich erkühnte, das Lebenswerk eines ernsten und hervor-
ragenden Gelehrten öffentlich lächerlich zu machen ? Die Werke hervorragender Künstler müssen die gleiche Achtung beanspruchen.
„Die Unterzeichneten erblicken in der wegwerfenden Art der Behandlung der Iankschen Bilder einen bedauer-
lichen Mangel richtiger Empfindung und gerechter Einsicht und zugleich jenen Mangel an Achtung vor der Kultur der
eigenen Nation, welcher uns Deutschen immer noch anhaftet; sie sind davon überzeugt, daß dieses Verfahren nicht der
Gesinnung unserer gebildeten und kunstverständigen Kreise entspricht, und sie legen gegen ein Vorgehen, welches geeignet
ist, die deutsche Kunst und die deutsche Zusammengehörigkeit nach innen und außen zu schädigen, feierlich Verwahrung ein."
München, Anfang Januar t909.
Emil Adam, Kgl. Prof.; Julius Adam, Kgl. Prof.; Prof. Fritz Baer; Hans v. Bartels, Kgl. Prof., H. R. I., Ehren-
mitglied der Akademie der bildenden Künste zu München, ordentliches Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin;
Prof. Benno Becker; L. I. Becker-Gundahl; Frz. Bernauer, Kgl. Prof., Bildhauer; Prof. Karl Bios; Hans Borchardt;
Jakob Bradl, Kgl. Prof.; Joseph v. Brand, Kgl. Prof.; Richard Braungart, Kunstschriftsteller; G. Lairati, Kgl. Prof.,
Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste zu Mailand; Gilbert v. Lanal, Kgl. Prof.; Paul Erodel; Maxim.
Dasio, Kgl. Prof.; Prof. Franz v. Defregger; Prof. Julius Diez; Adolf Eberle, Kgl. Prof, und Kunstmaler; Aloys
Erdtelt, Kgl. Prof., Maler; Fritz Lrler, Kgl. Prof.; Julius Exter, Kgl. Prof., Ehrenmitglied der Akademie der bildenden
Künste; Max Feldbauer; A. Fink, Kgl. Prof, und Ehrenmitglied der Kgl. Akademie der bildenden Künste; Prof. Walter
Firle; Fr. Floßmann, Kgl. Prof.; Baurat Hans Grässel; Hermann Gröber; Prof. L. Grützner; H. Frhr. v. Habermann,
Vorsitzender des Vereins bildender Künstler Münchens „Secession", Kgl. Akademieprofessor; p. Salm,
Kgl. Prof.; G. v. Hauberrisser, Kgl. Prof., Architekt, Ehrenmitglied der Akademien in München und Wien; Aloys
Hauser, Prof, und Konservator; Ä. Hengeler, Kgl. Prof., Maler; Anton Heß, Bildhauer und Kgl. Prof, der Tech-
nischen Hochschule; Prof. Hubert v. Heyden; Hierl-Deronco, Kgl. Prof., Maler; Prof. Vr. Adolf Hildebrand;
Vr. Georg Hirth, Herausgeber der „Jugend"; Prof. Franz Hoch; Johann D. Holz, Kgl. Prof., Maler; Richard Kaiser;
F. A. v. Kaulbach; Prof. Hermann Kaulbach; Prof. Albert v. Keller; M. Kleiber, Kgl. Prof., Maler; Lugen Kirchner,
Maler; H. Knirr; Thomas Knorr, Verleger; Waldemar Kolmsperger, Kgl. Prof.; Prof. Erwin Kurz; Hermann Lang,
Bildhauer; L. v. Langenmantel, Kgl. Prof.; Franz Langheinrich, Redakteur; Ernst Liebermann, Kgl. Prof, und Kunst-
maler; Prof. Max Littmann; L. v. Lösftz; w. Löwith, Kgl. Prof., Kunstmaler, Vorsitzender der Allgemeiner!
Deutschen Knnstgenossenschaft; Prof. Vr. G. v. Max; P. F. Messerschmidt; Fr. Ant. Michel, Journalist;
Ferdinand v. Miller, Akademiedirektor; Fritz v. Miller, Kgl. Prof.; Prof. Peter Paul Müller; Adolf Münzer, Maler;
Hubert Netzer, Kgl. Prof.; Adalbert Niemeyer, Kgl. Prof.; Rudolf Nißl, Maler; Fritz Frhr. v. Gstini, Schriftsteller;
Direktor Vr. H. pallmann; Lharles I. palmiö, Kgl. Prof.; Prof. Hans v. Petersen, Präsident der Münchener
Künstlergenossenschaft; Georg Papxeritz; Prof. Paul Pfann; Walter Püttner; Leo Putz, Maler; Franz Rank;
Vr. v. Reber, Kgl. Galeriedirektor; Prof. Richard Riemerschmid; Prof. Leo Samberger; Rob. Schleich, Kgl. Prof.;
Joseph Ritter v. Schmädel, Kgl. wirk!. Rat; Albert Schmidt, Kgl. Prof, und Architekt, Ehrenmitglied der Akademie
der bildenden Künste; Balth. Schmitt; Prof. Rudolf Schramm-Zittau; Emanuel v. Seidl, Kgl. Prof, und Architekt,
Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste; G. Seidl; Prof. Gtto Seitz; Rudolf v. Seitz, Akademieprof.;
 
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