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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 8.1908/​1909

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Heft 10 (7. Dezember 1908)
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Der "Ankauf von Entwürfen" bei Wettbewerben
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Das finanzielle Ergebnis der "Ausstellung München 1908"
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Polizeiliche Mißgriffe
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Hagn, Richard von: Eine praktische Bilderkiste
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Die neue Reichs-Reklamesteuer
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Ausstellungen / Preisausschreiben / Denkmäler / Staatliche Aufträge etc. / Staatliche Ankäufe etc. / Staatliche Kunstpflege / Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Vereine / Vermischtes / Kunsthandel und Versteigerungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52076#0140

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132

Die Werkstatt der Kunst.

Heft so.

2. war die Firma berechtigt, den Entwurf t5 Monate
lang zu behalten, ohne dem Künstler irgendeine Nach-
richt zu geben?
3. Durfte der Künstler in dieser langen Zeit nicht zur
Auffassung gelangen, daß die Firma seinen Entwurf
tatsächlich augekauft habe?
und diese Forderung:
Es müßte bei künftigen Wettbewerben unbedingt fest-
gesetzt werden, daß die Entscheidung der Preisrichter für
den Ausschreibenden des Wettbewerbes auch in bezug
ans den Ankauf von Entwürfen rechtsverbind-
lich sein soll. O. W. V. X.
(Der Syndikus der „Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschaft", Herr Rechtsanwalt Or. Rothe, hat sich
freundlichst bereit erklärt, in einem zweiten Artikel diese
Fragen und Forderungen vom juristischen Stand-
punkt zu beleuchten.)

Das finanzielle Ergebnis cler „Uus-
H! stellung München 1908" -

Nach einem Bericht des Oberbürgermeisters Or. v. Borscht.
wie wir unseren Lesern bereits mitteilten, hat die
„Ausstellung München t9O8" einen baren Reingewinn von
mindestens 400000 Mk. erzielt. Da ein großer Teil der
Ausstellungsgebäude dauernd stehen bleiben sollen, so kann
man den Aufwand für diese Bauobjekte, der wieder heraus-
gewirtschaftet worden ist, in der Höhe von 200000 Mk. zu
dem baren Gewinn hinzurechnen, so daß der Gesamtüberschuß
mit 600 000 Mk. anzunehmeu ist. Die Stadt München
hat außerdem aus der städtischen Trambahn usw. ungefähr
noch 400000 Mk. mehr eingenommen, so daß ihr Nutzen
mit rund einer Million Mark beziffert werden kann.
Außerdem können manche Ausstellungsobjekte, wie z. B. die
Kirche, die Frühstück-Stube von Riemerschmid usw. von der
Stadt weit unter dem Herstellungspreis erworben werden.
Die Finanzierung eines solchen Rieseuuuternehmens
war durchaus nicht leicht. Als außergewöhnlicher Er-
folg kennzeichnete sich aber von Anfang an die Be-
schaffung eines Garautiefonds in Höhe von H/2 Million
Mark, wie er bisher noch niemals erreicht worden war. Die
Terrainankäufe im Ausstellungsareal hatten 3^/.-. Millionen
Mark, die Gesamtausgaben des städtischen Ausstellungs-
gebietes Millionen Mark betragen.
Die Ausstellung war von rund 3 Millionen Menschen
besucht. Ls haben die Kontrolle dreimal mehr Personen
passiert, als jemals in einer anderen in München abge-
haltenen Ausstellung. Aus den Eintrittsgeldern wurden
PH Million Mark gelöst. Der Erlös aus den Pachtsummen
der Wirtschaftsbetriebe war verhältnismäßig gering, was
wohl der Ueberforderung der Gäste und dem mangelhaften
Betriebe zuzuschreiben ist. O.W. V. X.

polizeiliche Mißgriffe

Zn der Güntherschen Buchhandlung in Aschersleben
hat die Polizei mehrere Steinzeichnungen des in Rom
lebenden Künstlers Prof. Arthur Volkmann beschlag-
nahmt und zwar die Blätter „Nymphe", „Tiberbad",
„Lselwiese" und „Jüngling und Pferd". Ls ist kaum be-
greiflich, daß Kunstwerke von derart ernster und keuscher
Auffassung dem Denunziantentum der Sittlichkeitsschnüffler
zum Opfer fallen konnten. Und die Konsequenzen einer der-
artig beschränkten polizeilichen Kunstaussassuug sind gar
nicht auszudenken.
Auf einen energischen Protest des Buchhändlers gab
die Polizei die Blätter wieder zurück mit dem einfachen
Bemerken, sie seien „nicht anstößig". Non irgendeiner Ent-
schuldigung war natürlich keine Rede. O. W. v. X.


Eine praktische Riläerkilte


Auf eine seit Jahren von mir benutzte neue Art der
Bilderverpackung möchte ich meine Fachgenossen und -ge-
nossinnen wegen ihrer großen Bequemlichkeit aufmerksam
machen. Schon das Niederliegen der Kiste, wozu oft der
nötige Platz fehlen kann, wird dadurch vermieden. (Siehe
beifolgende Zeichnung.)



Das Bild wird von der Seite in die Kiste geschoben.
Einige Schrauben genügen zur Befestigung der Seitenwand,
die mittels Scharnier mit der Kiste verbunden ist. Dadurch
wird das Verschrauben und Ruinieren derselben verhindert.
Zum Herausziehen des Bildes ist ein Loch im Schntzrahmen
angebracht. Bilder, die kleiner sind als die Kiste, werden,
wie üblich, mit Schrauben befestigt. — wäre diese Art der
Bilderverpackuug allgemein eiugeführt, so würde das für
den Verpacker eine große Erleichterung sein.
Ganz besonders möchte ich die Ausstellungen und
Kunstvereine daraus aufmerksam machen und bitten,
daß ihre Packer diese Neuerung beachten. Fast regelmäßig
werden mir meine Kisten dadurch ruiniert, daß man den
genagelten Deckel ausbricht, anstatt, wie auf der Kiste
geschrieben steht, „von der Seite zu öffnen".
Dresden. Xiollurct V. Nuxn.

Vie neue Reichs-Reklam elteuer

Der Staatssekretär Sydow beabsichtigt, die Geschäfts-
reklame in so erdrückender Weise zu besteuern, daß die
Künstlerschast alle Ursache hat, energisch dagegen zu prote-
stieren. Man könnte gegen ihren Protest einwenden, daß
hochbesteuerte Geschäfte doppelt darauf sehen müßten, ihre
so sehr verteuerte Reklame künftig noch viel künstlerischer,
d. i. wirksamer zu gestalten.
wir halten dies Argument nicht für treffend, sondern
glauben eher, daß die Kaufleute zuerst an eine erhebliche
Beschränkung der Reklame denken werden, wodurch
qewiß oen Künstlern mancher Auftrag entgehen muß.
Denn Runst ist in diesen Kreisen immer noch Luxus,
wenn's an den Geldbeutel geht, und nur ganz allmählich
haben die glänzenden Erfolge einiger Firmen, die in ge-
schickter weise ihre Reklame künstlerisch aussührten, eine
Sinnesänderung Hervorrufen können.
Und dieser neue Zweig künstlerischer Betätigung, der
erst in den letzten Jahren nach sorgsamster pflege zu grünen
begonnen hatte, würde unter der neuen Steuer dem schnellen
verdorren unbarmherzig preisgegebcn werden.
 
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