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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 10
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Giedion, Sigfried: Zur Situation der französischen Architektur, 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0338

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Abb. 10. R. Beäuge 1926. Siedlung »pour traveilleurs intellectuels«. (Im Bau)
Große 50 x8 m. Trotzdem noch größerer Platz für gemeinsame Spiele. Die Terrassengärten
— wodurch weiterer Blick — entstehen ohne Mehraufwand durch Materialüberschuß eines
Nachbarhaus. An ihrem Kopf sitzen, wohltätig isoliert vom Haus, einzelne Bureaus

mätzchenlose Herbheit, Kühle. Die Phantasie ist vielfach noch gehemmt, sei es
aus Veranlagung oder durch das Unverständnis der Bauherren.
H. Boyer-Gdrante hat mit seinem Entwurf der »Ville de Curepipe« die Bahnen
Corbusiers betreten, was Auflockerung im Einzelhaus und Normalisierungs-
bestreben anlangt. (Veröffentlicht von van Doesburg im »Bouwbedrijf, 1927,
p. 88.) Seine im Bau befindliche Villa in I ly eres (Abb. 8, g), verstärkt diesen
Eindruck.
Der junge J. Beaugd, aus dem Atelier Corbusiers, zeigt in seinem Entwurf zu
einer »Cite Jardin« für intellektuelle Arbeiter (ausgestellt im Herbstsalon 1926)
einen sympathischen Zugriff in der Terraingestaltung und Durchdringung.

Die Bedeutung der neuen Architektur in Frankreich liegt nicht wie in Hol-
land in der Veränderung des ganzen Landes. Auch in Holland gibt es wenig
vorstoßende Erscheinungen. In Frankreich ist die Problemstellung vielfach
interessanter, da sie durchgehend auf der Tradition des Eisenbeton beruht.
Also nicht auf Handwerksraffinement, sondern auf Industrialisation. Was dem
neuen Bauen Frankreichs Fruchtbarkeit verbürgt, das ist, daß es sich in dem
glücklichen Stadium des Experiments befindet, dem einzigen, das uns
heute weiter bringen kann!
Die Avant-garde in Frankreich ist klein, aber zuversichtlich. Andre Lurcat
schrieb mir darüber: »Nos espoirs, ils sont immenses, car nous pensons bien un
jour gagner la partie et bien la gagner. Nous sommes tres peu d’architectes
convaincus. Nous avons cependant tous une teile volonte de reussir, que nos
idees feront lentement mais surement leur chemin. C’est uniquement une
question de temps.«
 
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