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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 15
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Metz, Peter: Alte Kunst am Mittelrhein, 1, Plastik und Kunstgewerbe: zur Ausstellung im Hessischen Landesmuseum Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0487

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Möglichkeit
Ausstellung nicht.

Abb. 5. Auferstehender Toter vom Westlettner des Mainzer
Doms. 1239 —1243.

treffenden Stilgruppen
einerseits mit ihren
außerinittelrheinischen
Typvertretern oder Ur-
sprungstypen und ande-
rerseits mit den gleich-
zeitigen, von ihnen ver-
schiedenen Typgemein-
schaften innerhalb des
Gebietes selbst zu kon-
frontieren. Die erste
bietet die
In-
dessen empfindet man
bei m Überblicken des lei-
der nicht;, immer nach
Typzusammengehörig-
keiten streng durchge-
ordneten Materials (dies
konnte nur im Katalog
einigermaßen durchge-
führt werden) selbst un-
ter den gegensätzl ich sten
Stilcharakteren die Einheit einer Art mittelrheinischer Rasse. — Von den
Zügen, die zunächst vielleicht nur erst subjektiv bemerkbar sind, mögen nur
einige der hauptsächlichsten aufgeführt werden. Wie keine andere deutsche
Kunst vermeidet die mittelrheinische ganz offenbar den starken, besser gesagt,
den undisziplinierten Ausdruck. Der Stärke der Gefühlserregung, die un-
leugbar vorhanden ist, hält ein nicht minder starker Wille zur vollendeten
Form, zur »Schönheit« das Gegengewicht. Als »mittelrheinischste« Schöpfung
in diesem Sinne ist vielleicht die Dernbacher Beweinung aus dem Limburger
Diözesanmuseum, wie die ganze mittelrheinische Tonplastik vom Anfang des
15. Jahrhunderts überhaupt zu bezeichnen. Die formal gebundene Expressivi-
tät, die das mittelrheinische Kunstempfinden dem der romanischen Länder,
dem Hang zum Pathos, zum »Leiden in Schönheit« naherückt, hat bisweilen
dazu geführt, gerade in der Tonplastik unmittelbare Beziehungen zur ursprüng-
lichsten romanischen Kunst, zu Italien anzunehmen. Des weiteren bemerkt man
in der formalen Haltung der Figuren sehr oft eine streng nach musikalisch-rhyth-
mischen Gesetzen durchgeführte Tektonik des inneren und äußeren Aufbaus, der
jedoch, besonders in der spätesten Gotik, eine extrem malerische Zersetzung jeg-
licher Konstruktivität des Körpergerüstes, des äußeren Massenzusammenhaltes
und des Umrisses als nicht minder typisch mittelrheinisch entgegensteht. Schließ-
lich sei noch auf die immer wieder zu konstatierende Vorliebe des Mittelrheins
für kunstgewerbliche Wirkungen hingewiesen, für die Köstlichkeit des Materials,
das Schmuckhafte und die technisch exquisiteste, bis in den letzten Nerv hin
vordringende Ausfeilung und Durchstilisierung auch des kleinsten Details.
Wir geben nun einen Überblick über das Material selbst. Die frühromanische
 
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